Oxydation und Anlaufen

  • Ich muss ehrlich gestehen, ich war in Chemie nicht unbedingt der Beste in meiner Klasse - und das ist jetzt sehr beschönigt :D


    Was passiert eigentlich wenn Silber der Luft ausgesetzt ist? Es läuft an, resp. es oxidiert. Dabei verbindet sich der Sauerstoff der Luft mit ... was? Mit den Verunreinigungen im Silber oder mit dem Silber selbst?


    Kann es eigentlich im Laufe der Zeit passieren, dass sich Silber (wie Eisen) komplett auflöst? Dürfte doch eigentlich nicht sein, Silberbarren im Meerwasser sind auch nach 300 Jahren "nur" schwarz (und krustig...). Was aber bedeutet dann der Begriff "Reduktion"?
    Geht das "Anlaufen" dann mit einem Gewichtsverlust einher??


    Ähem, sollte diese Frage wegen ihrer Dämlichkeit einen Lachkrampf auslösen - Sorry, gell!


    Würde mich freuen, wenn sich ein Chemiefreak äußern würde - aber bitte in laiengerechter Form. :D


    Tera

  • So blöd find ich die Frage nicht - hab noch `ne Zusatzfrage. Einige meiner maple sind etwas weiß angelaufen (Flecken). Offensichtlich sind die besonders an Fingerabdrücken angelaufen (die Muster sind deutlich zu sehen). Mir hat hier schon jemand den Tip mit einem Silberreinigungs-Bad gegeben (das Zeug ist ja sauteuer - ich will keinen Champagner, ich will nur das Kleingeld waschen 8o )


    Funktioniert das bei alten , weiß angelaufenen Fingerabdrücken wirklich ? Nicht daß ich das Zeug umsonst hole (Zitronensaft hab ich bereits versucht - die Münze erscheint zwar insgesamt heller und neuer, die Flecken bleiben aber)


    Hat jeamdn Erfahrung damit ?

  • Hallo,


    den gleichen Effekt wie mit einem Reinigungsbad erzielt man, indem in der Drogerie oder Apotheke Sodapulver kauft dieses in warmem Wasser auflöst, die Münze in diese Lösung taucht und dann ein Stück Alufolie an die Münze hält ( in der Lösung )


    Kein Witz - funktioniert wirklich und kostet fast nix - ein Tauchbad funktioniert nach dem gleichen Prinzip


    Gruss
    mcclane

  • Wenn Silber mit "Luft" reagiert dan in erster Linie mit Schwefeldioxid bzw mit Schwefelwasserstoff. Dies scheidet jeder Mensch aus, bei Rauchern um so mehr. Schwefel ist auch in jeder Eiweißverbindung also Haut vorhanden.


    Wenn sich also Silber dunkel verfärbt bildet es das Silbersulfid AgS2
    Die ist auch das häufigste Silbererz.


    Desweiteren oxidiert Silber (also die Verbindung mit Sauerstoff) nur hauchdünn. Es entsteht dadurch nur eine atomstarke Schicht die das Silber vor weiteren Einflüssen schützt. (sie wirkt gleichzeitig antibakteriell.)


    Ein weiße Anlauffarbe ist mir aber noch nicht untergekommen. Dabei wird es sich wohl um Beimengungen handeln


    Glück auf

  • Hallo DarkJedi,


    vielen Dank für Deine Antwort. Ich denke ich habe das nun bekapst.


    Da ein Anlaufen ja keine Gewichtsreduzierung mit sich bringt (wie ich erst dachte...; jedenfalls nicht in einer für das Gewicht spürbar reduzierenden Form) stellt sich für mich die Frage: warum reinigt ihr eure Silberstücke eigentlich? Wegen der Optik für euch oder weswegen?
    Sollte es einmal zu einem Verkauf kommen, kann man die Dinger ja immer noch reinigen, oder sehe ich da was falsch?


    Tera

  • Hallo zusammen,


    dumme Frage,
    aber weiss einer von euch wie die Industrie diese Oxidation verhindert, ich meine, wenn die Silber in den Handys, für was auch immer nutzen, darf es da doch auch nicht oxidieren,
    oder versteh ich da jetzt was völlig falsch ?


    Gruss, goldnase

  • Bei der Lebenszeit von Handys ~2Jahre ist das vollkommen vernachlässigbar! Man kann Silber vergolden oder rhodinierren also eine feine Schicht aufbringen um das Silber vor Umwelteinflüssen zu schützen.
    Die Industrie ist auch nicht an langlebige Güter interessiert.;)


    Übrigens find ich eine 300 Jahre alte Silbermünze mit einer feinen Patina wesentlich esthetischer als so ein blank gestanzter Eagle. Ist aber Geschmacksache.


    Glück auf,

  • also als Goldschmied kann ich euch folgendes empfehlen:
    angelaufenes Silber erhitzen (Bunsenbrenner o.ä.) bis max. dunkelrotglühend,
    in Wasser abschrecken und dann in 10% Schwefelsäure legen (Batteriesäure).
    Dadurch ist es schonmal schön weiß (übrigens auch
    ein guter Anlaufschutz).
    Mit einer weichen, rotierenden Messingbürste bekommt man es dann im nu wieder blitzeblank.
    Anlaufschutz gibt es viel (zB ein Gemisch aus Petroleum, Glycerin und Spiritus),
    am Besten -sofern keinem Abrieb ausgesetzt- eignet sich aber Zapponlack.
    Ist nicht zu sehen, trocknet superschnell, lässt sich leicht
    wieder entfernen und dürfte -zumindest bei Münzen- ewig halten.

    "man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten" (J.W.Goethe 1828)

    Einmal editiert, zuletzt von Gnarf ()

  • Hi Gnarf,


    Zapponlack habe ich schon mal gehört. Das Zeug gibt es imho auch fertig, ich weiß nur den Hersteller nicht mehr.
    Wieviel Material wird denn bei einer Reinigung mit der Messingbürste abgeschliffen? Zerkratzt doch dann auch, oder?


    Tera

  • Zapponlack ist von keinem best. Hersteller, habe meinen mal vor Urzeiten
    bei einer Drogerieauflösung gekauft, Noname, 100ml, reicht ewig.
    "Zerkratzen" ist etwas übertrieben, deshalb ja auch eine WEICHE Messing-
    bürste, keinesfalls Stahl, das zerkratzt wirklich.
    Bei polierter Platte ist es nat. nicht zu empfehlen, aber bei Stempelglanz
    sieht man keinen Unterschied und gebrauchte Münzen gewinnen auf jeden
    Fall.
    Chem. Antioxidanzien nehmen übrigens auch Material ab, deshalb sollte
    man versilbertes Besteck auch nicht zu oft "tauchen".


    so, bin jetzt ´ne Woche weg,
    viel Spass beim Reinigen ;)

    "man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten" (J.W.Goethe 1828)

  • Hallo,


    du kennst dich ja offensichtlich ziemlich gut aus. Ich habe hier einen Glasfaserpinsel, mit dem ich beim Reinigen von Silberschmuck (ok, ist eher Tand:-) recht brauchbare Ergebnisse erzielt habe. Aber an Münzen traue ich mich damit nicht ran (schon gar nicht an PP). Gibt es dazu Erfahrungen?
    Nicht, dass erfahrene Münzsammler jetzt reihenweise Nervenzusammenbrüche bekommen, es geht hierbei nicht um das entfernen von Patina auf seltenen Sammelmünzen. :]
    Ich habe ein paar angelaufene kanadische Montreal-Münzen und ein 5DM-Stück von 1965 (also noch mit vieeel Silber ;) ). Die sind jedoch m.E. noch zu jung und unerfahren für eine gereifte Patina.


    Clarius

  • also Glasfaser ist keine gute Idee.
    Die benutze ich zB nur, wenn ich eine matte Oberfläche mit geschliffener
    Optik haben will.
    Aber wenn du´s inzw. probiert hast, wirst du das wohl auch schon bemerkt haben ;)
    Soda+Alu / Tauchbad und dann Zappon ist schon recht optimal.
    Messingbürste (bei hartnäckigeren Belägen .... erwärmen, beizen nicht vergessen) sollte bei Münzen auch schön groß / breit sein, nicht so´n kleines Dremel-Teil, dann gibt´s auch wieder schlieren.

    "man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten" (J.W.Goethe 1828)

  • Entschuldigung wenn ich mich da als Neuling einmische...:-)


    Ich habe einen kleinen Silberbarren, der nach einem Vierteljhdt. nicht mehr nur angelaufen, sondern pechschwarz ist.
    Wie kann man denn sowas wieder in einen verkaufsfähigen Zustand versetzen?


    Danke!
    Buran

  • Hallo,
    also an sich ist er schwarz ja auch nicht weniger wert. Mir wär´s auf jeden Fall egal.
    Ansonsten siehe mein Posting vom 27.6. weiter oben.
    Versetze mich mal Werkzeugmäßig mal in eure Lage ;) :
    Bunsenbrenner (oder zB diese Unkrautbrenner aus dem Baumarkt mit den roten Gasbuddeln),
    wenn keine geeignete Lötunterlage ein Ziegelstein, Barren drauf und mit (nicht zu scharfer Flamme) erhitzen.
    Wirst dabei sehen, wie sich die Oxidschicht erst verfärbt, dann verschwindet.
    Wenn er leicht anfängt zu glühen (also nicht draußen in praller Sonne machen, sonst sieht man´s nicht), so schnell wie möglich in kaltem Wasser abschrecken ( zB durch kippen in nebenstehendes Gefäß (kein Plastik) rutschen lassen).
    Dann das mit der 10-15%igen Schwefelsäure (mind. einige Minuten, länger schadet auch nicht), kurz abspülen und unter rotierender (Bohrmasch.) WEICHER Messingbürste den weißen Belag entfernen (dabei das Silber immer schön nass halten, in warme Seifenlauge tunken ist Optimal).
    Jetzt müßte er annähernd neuwertig aussehen.

    "man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten" (J.W.Goethe 1828)

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