Ein- und Zwei- Cent Muenzen abschaffen?

  • Zitat

    Original von Earnie
    @ Schwabenpfeil


    Da ich ein "Hobby-Ökonom" auf der Beginnerstufe bin, bin ich um Deine Klarstellungen sehr froh.


    Meiner Meinung nach sind die Zahlenverhältnisse doch etwas verzwickter, denn das BIP ist ja NICHT gleichzusetzen mit den Nettoeinnahmen aus den Steuern.


    Hallo Earnie,


    Bundesfinanzminister mit einer Heerschar von 1000enden Beamten sind wir hier alle nicht.


    Aber: Ich habe nie das BIP mit den Nettoeinnahmen aus den Steuern gleichgesetzt. Vielmehr habe ich, zugegebenermassen, einfach grob mit einer Staatsquote von ca. 50 % gerechnet.


    Die Abgabenquote beträgt 41,2 % (Steuer- und Sozialversicherung); die reine Steuerquote 22,6 %. Die Zinsausgaben betragen wohl 6,3 % der gesamten Ausgaben.


    Es könnte in der Tat eine lohnenswerte Aufgabe werden, hier gemeinsam noch etwas tiefer zu bohren.


    Der beste Link, denn ich auf Anhieb gefunden habe, ist folgender:



    http://www.bda-online.de/www/b…9B4D308AC1256E140040AA98/$file/FinanzwirtschaftlicheDaten.pdf



    Gruß
    Schwabenpfeil

    Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich,
    durch den Keller zu fahren.


    Man muss nur die Nerven bewahren !

  • @ Schwabenpfeil


    Gute Idee, tiefer zu bohren - bin dabei. Habe unter Deinem Link unter anderem gefunden:


    Staatsquote 48% (Wobei ich mir die Staatsquote immer noch am wenigsten Vorstellen kann, werde mich aber noch schlauer machen.)


    Steuer- und Abgabenquote 36%, (zum Vergleich Schweden 53%)


    Steuerquote 21% (scheinbar eine der niedrigsten Europas)


    Was ich nicht eindeutig feststellen konnte ist ob nun nur die Steuerquote vom Staat disponierbar ist oder auch sie Steuer- und Abgabenquote, weil nach meinem Verständnis die Einnahmen aus der Rubrik Abgabenquote in das Renten- und Gesundheitssystem fließen sollten.


    Das wiederum heißt dann aber doch, dass die Zinsen der Staatsanleihen mit 3% vom BIP 15% der disponierbaren Mittel binden.


    Dieser Zinsendienst steht dann auch diametral entgegen der Forderung nach tieferen Steuern (die ich im übrigen unterschreiben würde).


    Was mich jetzt aber aufschreckt, ist die Tatsache, dass der Staatshaushalt derzeit nur überleben kann, wenn er jährlich ca. 20% der disponierbaren Mittel neue Schulden macht. 4% vom BIP klingt da doch viel harmloser, oder nicht?


    Wenn wir das in unseren Firmen tun würden, würden wir das doch nicht lange tun dürfen, oder irre ich mich?


    Werde also ein bissl Zeit investieren und eine Zusammenstellung der verschiedenen Quoten der europäischen Länder machen. Da ich aber sonst auch noch was tun sollte, wird das ein wenig dauern.


    Mein Ziel wäre aber schon, eine Möglichkeit für einen möglischst schonenden chirurgischen Eingriff in das etwas in Schieflage geratene Geld- und Finanzsystem aufzuzeigen. Wahrscheinlich nützt das zwar niemandem, aber nur über den Euro jammern nützt doch noch weniger;-)


    Gruß


    earnie

  • Zitat

    Original von Earnie
    @ Schwabenpfeil



    Was ich nicht eindeutig feststellen konnte ist ob nun nur die Steuerquote vom Staat disponierbar ist oder auch die Steuer- und Abgabenquote,


    Nach meinem Verständnis ist eindeutig auch die Abgabenquote "vom Staat disponierbar". Ähnlich wie bei einer Steuer legt der Staat fest, wieviel % des Einkommens bis zu welcher Bemessungshöchstgrenze für welche Sozialversicherungsart abgezogen wird ...


    Gruß
    Schwabenpfeil

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  • @ Earnie: Lies Dir mal den beiliegenden Artikel der Welt durch. Ich denke, er wird Dir Aufschluss geben, wie die "Elite" das Problem Staatsverschuldung formaljuristisch korrekt zu lösen gedenkt ;)


    Gruß
    Schwabenpfeil



    Bittere Rechnung
    Der demografische Wandel könnte angesichts der steigenden Staatsverschuldung zur Inflationsfalle werden
    von Thorsten Polleit


    Einmal im Jahr treffen führende Zentralbanker, Politiker und Wissenschaftler im beschaulichen Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming zusammen, um über drängende globale Probleme zu sprechen. Die Tagesordnung dieser Treffen ist meist ein guter Gradmesser dafür, was die Notenbanker besonders bedrückt. So auch am vergangenen Wochenende, als die Währungshüter ein besonders brisantes Thema erörterten: der globale demografische Wandel und seine Folgen.



    Die Zentralbanker sorgen sich zu Recht. Denn je weiter der demografische Wandel voranschreitet, desto größer wird angesichts der hohen Staatsschulden die Gefahr, dass der Konsens für stabiles Geld untergraben wird. Die USA, der Euro-Raum und Japan stehen vor ähnlichen Problemen: Die Zinszahlungen auf die aufgenommenen Staatskredite und die Zahlungen aus den staatlichen Vorsorgesystemen werden für die Steuerzahler immer erdrückender. Diese Misere dürften der anstehende Demografiewandel und seine möglichen Folgen noch verschärfen.



    Doch obwohl allen längst klar sein dürfte, dass umgelenkt werden muss, ist genau das den meisten Ländern bisher nicht gelungen. Staatliche Wohltaten zu kürzen oder Steuern zu erhöhen sind äußerst unpopuläre Maßnahmen für Politiker, die wieder gewählt werden wollen. Zudem veranlasst eine drohende Überschuldung die Regierungen meist nicht etwa dazu, die Ausgaben zurück zuführen. Stattdessen wird der Druck auf die Zentralbank verstärkt, mehr Inflation zuzulassen. Denn die "Inflationssteuer" reduziert die reale Staatsschuld. Dies funktioniert auch, wenn staatliche Verbindlichkeiten wie zum Beispiel Pensionen an die Inflation gekoppelt sind - und zwar dann, wenn der Inflationsausgleich mit Zeitverzögerung erfolgt. So eine Politik dürfte allerdings in ständig steigender Inflation enden.



    Inflation ist ein gesellschaftliches Übel. Die Kosten sind beträchtlich. Der Preismechanismus, das Nervenzentrum der Marktwirtschaft, büßt seine Leistungsfähigkeit ein. Es kommt zu Fehlentscheidungen, die Wachstum und Beschäftigung schwer schädigen. Willkürliche Umverteilungen zwischen Gläubigern und Schuldnern stellen sich ein: Erstere werden enteignet, letztere bereichert. Inflation zerrüttet so das Vertrauen und den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.



    Wenn also niedrige Inflation auch künftig gesichert bleiben soll, darf sich die öffentliche Meinung nicht dem Trugschluss hingeben, dass das Erheben der Inflationssteuer die billigste Form der Entschuldung sein könnte. Denn ohne den Rückhalt der breiten Bevölkerung wird eine Politik des stabilen Geldes nicht durchzuhalten sein. Und ist die Staatsverschuldung erst einmal vollends aus dem Ruder geraten, wird eine Inflationspolitik nahezu unausweichlich. Umso wichtiger ist es, zu verhindern, dass sich die Staaten sehenden Auges in eine Überschuldungssituation hinein manövrieren. Der nach wie vor ungehemmte Anstieg der Staatsschulden zeigt aber leider, dass die Aufklärung der Zentralbanken bislang noch nicht hinreichend gefruchtet hat. Doch je länger die daraus resultierenden Gefahren unterschätzt werden, desto bitterer wird am Ende die Rechnung für alle ausfallen.



    Der Autor ist Chefökonom Deutschland bei Barclays Capital, und Professor an der Hochschule für Bankwirtschaft, Frankfurt



    Artikel erschienen am Mi, 1. September 2004

    Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich,
    durch den Keller zu fahren.


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  • Schwabenpfeil


    Vielen Dank für den Artikel - den kann man sich glatt einrahmen und aufhängen - so wie er ist. Aber genau das, was in dem Artikel zum Ausdruck kommt, fühle ich schon lange.


    "Denn ohne den Rückhalt der breiten Bevölkerung wird eine Politik des stabilen Geldes nicht durchzuhalten sein"


    Dieser Satz gefällt mir gut, denn er beinhaltet das Anerkennen der Tatsache, dass zur Bewältigung der Schuldenfalle purer Egoismus im Anlagedenken nicht fruchten wird. Um Inflation zu vermeiden, müssen mehrere Maßnahmen im Zusammenspiel gesetzt werden:


    Ausgabenseite : Da ist sicherlich was drin - vor allem beim Militär;-)
    Natürlich auch beim Sozialsystem und beim Gesundheitswesen. Nach meinem Verständnis liegt da auch viel drin (Prävention, Information, Raucher- und Fettprämien, Sportbonus und vieles mehr)


    Aber es braucht eben auch die Entschuldung. Die Gläubiger müssen da ein paar Federn lassen - auch wenn es ungerecht ist. Es ist eben wichtig, dass ALLE gut über die Runden kommen.


    Bin diese Woche ein bissl im Stress. Also mit der Zusammenstellung der Daten wird es wohl noch ein paar Tage dauern. aber ich bin schon gespannt, was dabei herauskommt.


    Gruß


    Earnie

  • Zitat

    Original von Earnie


    Aber es braucht eben auch die Entschuldung. Die Gläubiger müssen da ein paar Federn lassen - auch wenn es ungerecht ist. Es ist eben wichtig, dass ALLE gut über die Runden kommen.


    Ungerecht ??? Gerechtigkeit ist vor allem in Deutschland eines der am häufigsten missbrauchten Wörter ...


    Gruß
    Schwabenpfeil

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    durch den Keller zu fahren.


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  • Ost-Renten werden immer kostspieliger


    Eichel sieht wachsenden Zuschussbedarf der gesetzlichen Alterskassen



    KARL DOEMENS HANDELSBLATT, 2.9.2004 BERLIN. Ein immer größeres Defizit der Rentenkassen in Ostdeutschland muss aus Steuern gedeckt werden. Für Finanzminister Hans Eichel (SPD) verschlechtern sich damit die Chancen, durch eine Kürzung des Bundeszuschusses mittelfristig mehr Handlungsspielraum zu bekommen. Dies ergibt sich aus einer gestern in Berlin bekannt gewordenen Vorlage des Finanzministeriums für den Haushaltsausschuss.


    Bereits im November 2003 hatten die Parlamentarier die Bundesregierung um Aufklärung gebeten, wie sich die versicherungsfremden Leistungen der Rentenkassen und die Leistungen des Bundes entwickeln. Dahinter steckte die Vermutung, dass der Staat die gesamtgesellschaftlichen Lasten überkompensiert. Hinter den Kulissen rangelten das Sozial- und das Finanzministerium lange um die Antwort.


    Auf den ersten Blick scheint der nach Angaben der Verfasser "mit erheblichen Unsicherheiten" behaftete Bericht den Kritikern der Steuersubvention Recht zu geben: Die Bundeszuschüsse dürften von 53,9 Mrd. Euro (2003) auf 76,5 Mrd. Euro im Jahr 2017 klettern. Hinzu kommen noch Sonderleistungen des Bundes unter anderem zur Finanzierung der Rentenansprüche bei Kindererziehung, die sich derzeit auf 23,4 Mrd. Euro summieren und ebenfalls steigen dürften.


    Zugleich zeigt der Bericht jedoch, dass der Anteil des Bundeszuschusses an den Rentenausgaben, die 2017 etwa 280 Mrd. Euro erreichen dürften, mittelfristig bei 27 bis 28 Prozent stabil bleibt. Noch wichtiger ist die Gegenüberstellung mit den versicherungsfremden Leistungen, für die keine Beiträge gezahlt werden. Den größten Zuschussbedarf weist traditionell die Frührente auf. Bis 1997 konnte das Altersgeld abschlagsfrei auch schon vor dem 65. Lebensjahr in Anspruch genommen werden. Ebenfalls als versicherungsfremd gelten unter anderem die Anrechnung von Ausbildungszeiten, die Rente nach Mindesteinkommen und die Altersgelder für Aussiedler. Diese Posten summierten sich 2003 auf 57 Mrd. Euro. Der Betrag liegt leicht über den Bundeszuschüssen: "Damit erfolgt zur Zeit der solidarische Ausgleich gesamtgesellschaftlicher Aufgaben in der Rentenversicherung aus Steuermitteln", resümiert das Finanzministerium.


    Auf Grund zahlreicher Rechtsänderungen etwa bei der Frühverrentung und den Ausbildungszeiten schrumpft dieser Kostenblock bis 2017 deutlich auf 42,9 Mrd. Euro. Der Bericht argumentiert jedoch, die Definition der versicherungsfremden Leistungen müsse erweitert werden. Ebenfalls in die "gesamtgesellschaftliche Verantwortung" fielen insbesondere Teile der Witwenrente und der West-Ost- Transfer. Weil die Einnahmen in den neuen Ländern die Ausgaben bei weitem nicht decken, fährt die Rentenversicherung dort ein wachsendes Defizit ein. Hatte der Fehlbetrag 1992 noch 2,4 Mrd. Euro betragen, so waren es im vergangenen Jahr schon 13,6 Mrd. Euro. Bis 2017 erwartet die Bundesregierung einen Ausgleichsbedarf von 17,5 Mrd. Euro.


    Rechnet man diese versicherungsfremden Leistungen im weiteren Sinne zusammen, dann ergibt sich für 2017 ein wert von 77,9 Mrd. Euro, der etwa den Bundeszuschüssen entspricht. Damit sei "der Diskussion um angeblich überhöhte Bundeszuschüsse die Grundlage entzogen", heißt es beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) zufrieden.

    Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich,
    durch den Keller zu fahren.


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  • @ Schwabenpfeil


    Wenn ich den Artikel richtig interpretiere ist die Kernaussage, dass es schon ein Erfolg sei, wenn die Bundeszuschüsse in die gesetzliche Altersvorsorge stabil bleiben. Allerdings werden dabei auch für mich komplizierte klingende Rechnungen angestellt werden.


    In Italien ist das Problem ein wenig anderes gelagert. Hier sind die gesetzlichen Pensionen infolge der im Schnitt wesentlich höheren Inflationsrate zur Zeiten der LIT heute schlicht und ergreifend zum Leben zuviel und zum Sterben zuwenig. Aber auch in Italien wird - etwas Zeitverzögert vielleicht - die demografische Entwicklung zum Problem, denn niergendwo in Europa ist die Geburtenrate niedriger.


    Von außen betrachtet scheint Deutschland trotz dem Gejammer recht gut dazustehen - so im Verhältnis. Und was auch immer über die Konjunktur in den USA gesagt wird, kann nicht über die unvorstellbar vielen desolaten und fast nicht heizbaren Vorortewohnungen in Boston, Detroit, Chicaco und was weiß ich sonst noch wo hinwegtäuschen - das ist auch eine Hypothek, die natürlich auch eine Chance ist. Wer jedenfalls die USA gut kennt und vor allem dort, wo die Touristen nicht hinkommen, der lässt sich von Zahlen nicht so leicht blenden.


    Gruß


    Earnie

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