beginnende Lohn-Preis-Spirale?

  • seh da gerade beim Abfragen meiner Yahoo-Mail ne Schlagzeile:


    "Tarifverdienste im Januar gestiegen wie seit 1996 nicht mehr"


    (s. http://de.news.yahoo.com/afp/2…it-einkommen-c1b2fc3.html )


    setzt jetzt also auch die Rückkopplung einer Lohn-Preis-Spirale ein ...


    wenngleich:


    "Die nach Tarif bezahlten Arbeiter und Angestellten verdienten zu Beginn dieses Jahres 3,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor"


    das die Teuerung/Inflationsrate nicht wirklich kompensiert

  • Habe ich gestern auch gedacht, nachdem ich nacheinander die folgenden 2 Artikel gesehen habe.


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550028,00.html


    Deutsche trotz hoher Teuerung in Kauflaune


    Das Konsumklima in Deutschland hat sich überraschend verbessert. Trotz der starken Inflation und trotz Abschwung-Ängsten in der Wirtschaft stieg der GfK-Index um 1,1 Punkte auf den höchsten Stand seit Herbst. Einer der Gründe: die hohen Tarifabschlüsse.


    Berlin - In der Industrie machen sich Abschwung-Ängste breit, doch die Verbraucher sind zuversichtlich wie lange nicht mehr. Das geht zumindest aus einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung hervor. Demnach ist der GfK-Index im Mai um 1,1 auf 5,9 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Stand seit dem Herbst.


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550122,00.html


    EU rechnet mit stark steigenden Verbraucherpreisen


    Alles wird teurer - und kein Ende in Sicht: Die EU-Kommission erwartet, dass der drastische Preisanstieg für Öl und Nahrungsmittel die Inflation in Europa auf über drei Prozent treiben wird. Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist dennoch gut.


    Brüssel - Die EU-Kommission rechnet mit einem weiteren Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise. In ihrer am Montag veröffentlichten Frühjahrsprognose sagt die Brüsseler Behörde für das laufende Jahr eine durchschnittliche Inflationsrate von 3,6 Prozent in der EU und von 3,2 Prozent in der Eurozone voraus. Ihren Höhepunkt werde die Teuerung voraussichtlich im zweiten Quartal erreichen, um sich dann 2009 auf durchschnittlich 2,4 Prozent in der EU und 2,2 Prozent in der Eurozone abzuschwächen.

  • "Die nach Tarif bezahlten Arbeiter und Angestellten verdienten zu Beginn dieses Jahres 3,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor" -> Das betrifft nicht mehr soviele.

    Vielleicht liegt der Grund für die gestiegene Kauflust allerdings auch hier und man will uns mit den Tarifabschlüssen nur Sand in die Augen streuen:


    http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=19338

    massive Kreditausweitung in der Eurozone


    Kredite an den Privatsektor wachsen z. Zt. um +10.8% und die Ausweitung spitzt sich gleich einem sich verjüngenden Kegel zu: 2004 war die Kreditausweitung mit +5.5% nur halb so groß
    http://www.ecb.int/press/pdf/md/md0803.pdf

  • Vielleicht liegt der Grund für die gestiegene Kauflust ...


    ... ganz einfach darin, daß die Umsätz nicht in der Menge der gekauften Ware (z.B. Monatskarte der örtlichen Verkehrsbetriebe, wöchentlich 2 Liter Milch, 3 Pfund Nudeln, 1 Packerl Butter, 20 Semmeln, 10 l Benzin, 100 kWh Strom, ect.) gemessen werden, sondern in Euro?

  • ... ganz einfach darin, daß die Umsätz nicht in der Menge der gekauften Ware (z.B. Monatskarte der örtlichen Verkehrsbetriebe, wöchentlich 2 Liter Milch, 3 Pfund Nudeln, 1 Packerl Butter, 20 Semmeln, 10 l Benzin, 100 kWh Strom, ect.) gemessen werden, sondern in Euro?

    Naja, der Spiegel-Artikel oben bezieht sich nicht auf gestiegene Umsätze (in dem Fall hättest du Recht), sondern auf den GfK-Index zum Verbraucherklima, der per Umfrage ermittelt wird. Die Leute sind also in "Kauflaune", aus welchen Gründen auch immer.

  • mir ging es hier eigentlich primär um den Punkt, daß ich hier (wie in den regen Streik-Aktivitäten der letzten Zeit) den Übergang von einer ersten Phase, in der nur die von den Zentralbanken in die Finanzmärkte gepumpte Liquidität und die Öl-/Rohstoffpreise die Teuerung getrieben haben in eine zweite Phase, in der auch die Rückkopplung einer Lohn-Preis-Spirale einsetzt, sehe ...

  • Die Tarifabschlüsse in Deutschland haben zunächst mal nur den Kaufkraftverlust der letzten Nullrunden aufgeholt. Ob das der Auftakt für eine Lohn-/Preis-Spirale ist, muss man beobachten. Die Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln und Energie sind aus meiner Sicht zumindest keine Reaktionen auf die gesehenen Lohnerhöhung, sondern rein spekulationsgetrieben.



  • Ja, und die viele sind gar nicht mehr im Tarif angestellt, sondern die Firmen unterlaufen die Tarifvereinbarungen wo sie können, durch Billigjobs, 400,- Euro und 1,- Euro-Löhne. Das Gefasel von einer Lohn-Preisspirale ist vollkommen lächerlich angesichts der Situation.


    Ich weiß aus absolut sicherer Quelle, dass mehrere große Unternehmen bereits überlegen, komplett aus dem Flächentarifvertrag auszusteigen. Das bedeutet nicht nur sinkende Löhne für die Beschäftigten, sondern vor allem eine Reduzierung des Urlaubsanspruchs auf die gesetzlich vorgeschriebenen 20 Tage im Jahr (24 Tage basieren auf einer 6-Tage-Woche: kommt auch wieder!). Begründet wird dies damit, dass "Arbeitsplätze aus Asien und Osteuropa zurückverlagert werden" und dies nur ginge wenn die Beschäftigten "Entgegenkommen zeigen" (die Globalisierung wird hier also schon rückabgewickelt: aufgrund von Qualitätsproblemen, der unsicheren Lieferkette und den hohen Beständen / Kapitalbindung; so schnell kann das gehen!).


    Ich kann angesichts dessen nicht oft genug wiederholen:


    1. Zuerst kommt die Teuerung: haben wir jetzt. Mangel an essentiellen Gütern führt zu überproportionalen Preissteigerungen und zu völlig veränderten Kaufkraftströmen. Zweifelsfrei die noch angenehmste Phase. Dies führt dann schnell zur Phase 2:


    2. Dann kommt die Deflation: wenn sogar die Monopolgüter liegen bleiben aus Kapitalmangel. Mit Staatsmaßnahmen bis hin zum Wirtschaftssicherungsgesetz. Verstaatlichung/Dirigismus (wohl eher, denn bei Verstaatlichung müssten die Beamten die Arbeit selber tun, und das wollen sie nicht) vor allem der Landwirtschaft, der Lebensmittelbranche und des Energie- und Chemiesektors. Spätestens hier wird sich die Eichelburgsche Phantasie der Wandlung von Gold in Firmen in Luft auflösen, da es nichts mehr zum Wandeln gibt: der eine Teil ist verstaatlicht, der andere bankrott und ausgeschlachtet.


    3. Und erst dann die Hyperinflation: die Lohn-Preisspirale beginnt auf sehr niedrigem Niveau zu drehen bzw. es werden die Schulden der Staaten, Banken und Monopolkonzerne weginflationiert kurz vor dem absoluten deflationärem Zusammenbruch. Ich bin mir mittlerweile allerdings nicht mehr sicher, ob diese Phase noch kommen wird, oder ob man vorher die Maske fallen lässt und sagt: Schluss, Aus - Ihr seid angeschissen und damit basta (man verzichtet auf den Versuch der Gesichtswahrung).


    Ich bin mittlerweile der Auffassung, dass man Gold bereits zu Ende der Teuerung los werden und in eine autarke, nicht zu große Landwirtschaft wandeln sollte; 1 Tagwerk müsste für eine Familie bei intensiver Gartenbewirtschaftung locker ausreichen, wahrscheinlich sogar ein halbes. Den Rest investiert man in Geräte, Sämereien, Medikamente und sonstigen Notfallbedarf. Der noch zur Verfügung stehende Zeithorizont beträgt in meinen Augen ca. 2 Jahre. Sollten wir allerdings bereits in der Deflation sein, dann sollte man den Beginn der Hyperinflation tatsächlich abwarten und mit viel Risiko versuchen einen deutlich größeren Gegenwert zu erwerben als dies in meinem Szenario möglich ist; das Zeitfenster hierfür dürfte aber so eng sein, dass nur wenige Goldbesitzer dies nutzen können. Der Rest kann aussitzen.

  • Allesklar
    Zu deinem Szenario:
    Hmm. Hyperinflation nach der Deflation gibt es nach gängiger Lehre nicht. Was willst du hyperinflationieren, wenn die Assets alle durch Deflation auf ihren inneren Wert reduziert wurden? Hyperinflation tritt in der Endzeit einer Fiat-Geldwirtschaft auf und auch nur dann, wenn der Staat bzw. die Zentralbanken die "normale", systembedingte Inflation nicht regelmäßig durch Phasen der Deflation ausgleicht. Tut sie das nicht (wie derzeit in den USA zu beobachten) dann folgt die "galoppierende Inflation", schließlich die Hyperinflation. Die Deflation folgt stets der Inflation, kann aber auch zeitgleich mit der Hyperinfla einsetzen.

  • Gfk erfaßt Stimmungen. Die Realität wird von destatis veröffentlicht (mal angenommen, die Warenkörbe und Inflationszahlen zur Preisbereinigung sind korrekt - worüber man natürlich diskutieren kann ;) ).

    Ja, das hat aber primär nix mit Realität und Stimmungen zu tun. destatis protokolliert die (meintewegen reale) Vergangenheit mit einer gewissen Verzögerung, GfK versucht mit seinen Umfragen die Gegenwart/Zukunft zu prognostizieren. Über die Qualität solcher Prognosen kann man sicher streiten.


    Das meint die Zeitung mit den vier Buchstaben dazu:

    Zitat

    Löhne steigen so stark wie seit 12 Jahren nicht
    ...aber die Inflation frisst alles auf


    Zu Jahresbeginn lagen die Tarifgehälter der Angestellten und Arbeiter im Schnitt 3,3 % höher als Anfang 2007 – die stärkste Erhöhung seit 12 Jahren, so das Statistische Bundesamt.
    Das größte Plus verzeichnet der Schiffbau: Dort bekommen die Angestellten 7,1 % mehr als 2007.
    Allerdings: Die anhaltend hohe Teuerungsrate (Inflation) frisst die Gehaltssteigerungen bei den meisten Arbeitnehmern wieder auf!

    Also mit anderen Worten: die Löhne steigen. Und die Preise steigen (allerdings stärker als die Löhne). :huh:


    Wikipedia - Lohn-Preis-Spirale : Als Lohn-Preis-Spirale bezeichnet man einen Aufschaukelungseffekt zwischen Lohnerhöhungen auf der einen Seite und Preiserhöhungen auf der anderen Seite aufgrund dauernder Anpassungsreaktionen von Haushalten und Unternehmen auf eine inflationäre Entwicklung (Quelle: Postbank Akademie)

  • Definition:


    Inflation ist Leben mit den Preisen des nächsten und dem Gehalt des letzten Jahres.

    Grüße
    Silberfuchs


    ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    "Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet."
    (Kommentar zum Bundesreisekostengesetz)

  • Dass die Inflation, deren Name schon alles aussagt, ihre Verursachung einer "Lohn-Preis-Spirale" zu verdanken hat,


    wurde uns durch ihre Medien und ihren unterstellten Schulsystemen anscheinend schon zu oft und lange eingetrichtert.



    Die Ursache der Inflation bzw. dessen Definition, ist die Entwertung der Masse, sprich: weniger Qualität durch mehr Quantität,


    da diese zusätzliche Quantität an Geld von den Welt-Geld-Mächtigen und sinngemäß exklusiv für sie erzeugt wird.


    Jeder "Vorteil" außenstehender Personen oder Körperschaften, die bspw. dieses frische Geld als erstes "erhalten" bzw. als erstes weiterreichen können,


    ist nur ein weniger an Nachteil gegenüber den anderen (Außenstehenden), und besonders dem gegenüber, der diese Bombe als Letzter weiterzugeben versucht.



    Der Begriff "Lohn-Preis-Schere" beschriebe die Realität schon eher.

    Zitat

    Bonus Maimonides: "Aber grundsätzlich würde ich es natürlich immer begrüssen, wenn ihr euch vor dem Kampf gegen den Zionismus gegenseitig entsorgt :D ."


    "Auf lange Sicht bieten radikaler Individualismus unter Nichtjuden und die Zersplitterung der [jeweiligen] nichtjüdischen Kultur[en] ein besseres Umfeld für den Judaismus als gruppenevolutionäre Strategie, und dies ist tatsächlich eine bedeutende Richtung der gegenwärtigen jüdischen intellektuellen und politischen Aktivität."

  • FTD : Bundesbank und Trichet warnen vor Inflation und Lohn-Preis-Spirale
    Auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet warnte davor, dass sich höhere Preise und Löhne gegenseitig nach oben schaukeln können. Die Fehler der siebziger Jahre - als der Ölpreisschock eine solche Lohn-Preis-Spirale auslöste - dürften nicht wiederholt werden, sagte Trichet im BBC-Rundfunk. Dieses Verhalten habe „ein hohes Inflationsniveau auf lange Zeit zementiert“ und zu Massenarbeitslosigkeit in Europa geführt. Preisstabilität sei die beste Voraussetzung, um nachhaltiges Wachstum und einen soliden Stellenaufbau zu erreichen.

  • Dass die Inflation, deren Name schon alles aussagt, ihre Verursachung einer "Lohn-Preis-Spirale" zu verdanken hat, ...



    ... oder umgekehrt?


    wenn sich die steigenden Preise in Lohnforderungen/-abschlüssen widerspiegeln ... die wiederum in die Kalkulation der Preise einfließen ... was zur nächsten Tarifverhandlungsrunde ... ... ... und so weiter und so fort ...

  • Zitat


    ... oder umgekehrt?

    Nein, zuerst kommt die Inflation, also die Ausweitung der Geldmenge. Es folgt eine Steigerung bei den Preisen als Folge des wertloser gewordenen "Geldes". Erst zum Schluß werden die Löhne entsprechend angepaßt.


    Eine andere Reihenfolge würde auch gar keinen Sinn ergeben.


    silver1st

    "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
    Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
    Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
    Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland."


    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)


  • Eine andere Reihenfolge würde auch gar keinen Sinn ergeben.

    Herrjeh, wenn es eine Spirale ist, ist es doch das gleiche wie mit der Henne und dem Ei, da das eine jeweils das andere hervorruft oder?


    Wenn immer nur aus der Inflation die Lohnsteigerung stattfindet, aber niemals aus der Lohnsteigerung die Inflation, wie sollte denn dann eine Spirale entstehen?

  • Wir sollten hier schon darauf achten, daß Ursache und Wirkung nicht durcheinander gebracht werden. Ein Währungsverfall - und einen solchen haben wir ja zur Zeit - beginnt immer mit einer Ausweitung der Geldmenge und einer damit einhergehenden Entwertung des umlaufenden Geldes. Das war schon bei den Römern so, als neue Münzen mit geringerem Edelmetallanteil, aber gleichem Nennwert in Umlauf gebracht wurden.


    Der Vergleich mit Henne und Ei paßt hier also nicht, denn im Fall der Geldentwertung ist eindeutig klar, was zuerst da war. Und eine Spirale ist es auch nicht, denn es wird einfach immer mehr immer wertloseres Geld in Umlauf gebracht.


    silver1st

    "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
    Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
    Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
    Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland."


    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

Schriftgröße:  A A A A A