Eigentlich sollte das ein Beitrag im Thread "Ersatzmaterial bei Silberknappheit" als Bezugnahme auf den Namen werden, aber ich denke, er macht sich als Eröffnungsbeitrag besser und passt besser in den sonstigen Bereich mit Edelmetallbezug..
Hier im Forum findet sich immer wieder der eine oder andere Beitrag, der sich – grob gesagt - mit schlechten Zeiten und dem Überleben in solchen beschäftigt. Es gibt andere Foren, die sich ausschließlich mit der Thematik beschäftigen, und wenn man Beiträge über Vorbereitungsmaßnahmen oder Spekulationen über mögliche Szenarien liest, schwingt zwischen den Zeilen immer eine gewisse Begeisterung mit.
Ich selbst habe keine schlechte Zeit erlebt, aber ich hatte als Kind 2 Kriegsgenerationen in meiner Familie und war immer an Geschichten aus der Vergangenheit interessiert.
Ich habe also als Kind eine Beziehung zur Thematik des (Über-)Lebens in einer Umgebung ohne funktionierende Infrastruktur aufgebaut. So kann ich gut verstehen, wenn Leute dazu neigen, das Thema zu romantisieren, auch wenn ich für mich persönlich solche Gefühle mit dem logischen Argument mir selbst gegenüber, dass es wohl kaum erstrebenswert sein kann, dass es einem dreckiger geht, in die Ecke mit den anderen (teilweise kitschigen) Phantasien, die nie erlebt werden wollen oder sollten, schiebe.
Ich denke, dass ein Grund, dass Spekulationen über und planerische Vorbereitung auf schlechte Zeiten romantische Gefühle auslösen können ist, dass sich beim Betrachten der kleinen Geschichte, also der Vergangenheit auf der menschlichen Ebene, abseits der großen Politiker und Schlachten, der Eindruck aufdrängt, dass die Menschen in Zeiten von Mangelversorgung oder niedrigem Wohlstandsniveau soziale Bindungen entwickelten, die in der heutigen Industriegesellschaft von vielen Individuen im Gesamtgefüge vermisst werden. Es scheint paradox, dass der Bedarf an einer sozialen Entanonymisierung da ist, dieser durch einfaches Zusammenschließen und praktizieren gedeckt werden könnte, aber es scheinbar schlechter Zeiten bedarf, dass die Menschen ihre sozialen Mechanismen tatsächlich aktivieren und zusammenrücken.
Ein weiterer Grund ist bestimmt auch, dass gerade in einer Gesellschaft, in der immer mehr Faktoren von immer komplizierter werdender Technik abhängen, das instinktive Streben von Menschen nach Unabhängigkeit auf unterschiedlichsten Ebenen, die Fähigkeit, sich auf technischer Ebene selbst helfen zu können, an emotionaler Bedeutung hat gewinnen lassen.
Seien die Gründe dahingestellt, warum es so interessant ist, über Szenarien zu spekulieren und wie man darin sich und seinen Nächsten ein erträgliches Überleben sichert, so gehört es nicht zu den lästigen Dingen, die unseren Alltag unerfreulich machen, sondern können auch eine nette Beschäftigung z.B. für die Pause zwischendurch sein.
Ich möchte daher anregen, die Phantasie mal richtig herumtoben zu lassen, und zu überlegen, was man in einer schlechten Zeit mit Silber alles anstellen kann, wenn man es nicht gerade als Tauschmittel verwendet.
Und bitte nicht “Nicht schon wieder ein Survival-Romantik Thread!“ moppern! Dieser hier hat die technische Verwendung von Silber mit einfach verfügbaren Mitteln zum Thema und die Verwendung der resultierenden Ideen in schlechten Zeiten ist quasi nur die Legitimation, weil es – rationell betrachtet – grober Unfug wäre und in vielen Fällen Zulassungsvorschriften verletzen würde oder sonst wie illegal wäre, in einer funktionierenden Infrastruktur Ersatzteile, die beim Händler um die Ecke oder evtl. schneller online verfügbar sind, aus Silber selbst zu fertigen.
Manchen macht es halt Spaß, und wen es nervt, der braucht nicht mitzulesen.
Silber bietet sich für die Eigenfertigung von verschiedensten Kleinteilen an, weil es trotz mechanischer Stabilität extrem gut zu bearbeiten ist und als Ersatzstoff für die meisten Metalle und einiger Nichtmetalle taugt.
Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, also versuche ich es mal so: Wäre ich irgendwie esoterisch oder mystisch angehaucht, würde ich aus eigener Erfahrung sagen, dass Silber eine Seele hat, die meine Gedanken zu lesen vermag, und es zwischen meinen Werkzeugen die Form anstrebt, die ich haben will. Das macht mir manchmal fast eine Gänsehaut und so ist sonst kein mir verfügbares Metall.
Das bedeutet nicht, dass andere Metalle und Materialien nicht auch mit einfach verfügbaren Mitteln bearbeitet werden können und für bestimmte Zwecke tauglich sind.
Bevor wir überlegen, was man mit Silber alles lustiges anstellen kann, um technische Probleme zu lösen, gibt es also vielleicht mehr Input für Ideen, zu überlegen, was alles so kaputt gehen kann, und in welchen Fällen und Szenarien das Original-Material nicht verfügbar wäre und Silber (bestimmt auch auf viele unorthodoxe Weisen) Verwendung finden kann.
Dabei gibt es natürlich Grauzonen und Grenzen dessen, was mit Silber, und was überhaupt machbar ist. Auch und besonders die sind diskutierenswert. Bremsbeläge sind z.B. ein kompliziertes und interessantes Thema, und was mir dazu einfällt, würde diesen viel zu langen Eingangsbeitrag endgültig sprengen, aber ich würde mich freuen, wenn dieses Thema später wieder aufgegriffen wird.
Gebrochene kleine Federn durch gehämmertes .8xx-er zu ersetzen, halte ich nur für begrenzt sinnvoll. Hier bietet sich eher der Versuch an, eine Feder aus Stahldraht zu schmieden, zu härten und anzulassen oder die Feder durch eine stärkere gehämmerte Messingfeder zu ersetzen.
Als Anregung (nicht als Einschränkung!) möchte ich stattdessen mal Dichtungen in den Raum stellen. Silber lässt sich nicht nur schön formen, sondern hat die Eigenschaft, durch Glühen weich zu werden, und durch Verformung und unter Belastung an Festigkeit zu gewinnen, was es bestimmt gut geeignet für Dichtringe aus Metall macht, wie ich sie bei jedem Einspritzpumpenwechsel austauschen muss.
Ich kann mir vorstellen, dass es viele technische Bereiche gibt, in denen solche Dichtungen Verwendung finden oder Dichtringe aus Silber welche aus anderen Materialien ersetzen könnten..
Ich würde mich über viele konstruktive Beiträge freuen. Hier ist weniger (aber auch) technisches Know-How gefragt, sondern vielmehr auch naive Kreativität. Hier soll niemandem eine Idee peinlich sein!
Euch allen einen schönen Wochenstart!
Faber