Was geht denn heute ab?(
Hat die Buba ihr Gold verscherbelt?
oder..........
Ein Foto mit Schröder ist in China Gold wert
Mittwoch 8 Dezember, 2004 13:30 CET
- von Daniela Vates -
Changchun (Reuters) - Mit seiner Routinereise nach China hat Bundeskanzler Gerhard Schröder gut 40 Unternehmer glücklich gemacht.
"Wir danken auf Knien für diese Reise", freut sich ein Mittelständler nach zwei Tagen im Schlepptau des Kanzlers. "Ein Bild mit dem Bundeskanzler an der Wand öffnet hier Türen. Das ist mit Geld nicht zu bezahlen." Klar hat die Bundesregierung die Pflege der Wirtschaftsbeziehungen in den Vordergrund der Kanzler-Reise gestellt: Schröder legt Grundsteine, eröffnet Fabriken und schüttelt bei Vertragsunterzeichnungen Hände. China gilt als interessantester neuer Markt: Günstige Arbeitskräfte gibt es hier, einen Modernisierungsboom mit lukrativen Großprojekten und mit 1,3 Milliarden Einwohnern viele potenzielle Kunden.
Noch ist Deutschland Chinas wichtigster Handelspartner in der EU. Doch ausländische Regierungsdelegationen geben sich in schnellem Takt die Klinke bei Regierungschef Wen Jiabao und Präsident Hu Jintao in die Hand, die ihre Besucher in der Großen Halle des Volkes am Platz des Himmlischen Friedens in Peking empfangen - mit einem stetigen Lächeln und vor Wandbildern mit chinesischen Landschaften unter rotem Himmel.
Die wachsende internationale Konkurrenz macht sich auch für die Unternehmen bemerkbar, die bereits seit Jahren in China Fuß gefasst haben. Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder machte dies bei der Einweihung einer neuen Produktionsstätte in Changchun im Nordosten des Landes deutlich: "Wir wollen unsere führende Position verteidigen, auch wenn der Wettbewerb in China inzwischen in gleicher Weise wie in anderen Märkten zu bestehen ist." Angriffe kommen nicht nur von ausländischen Konkurrenten, sondern auch aus China selbst: Als eines der größten Probleme bezeichnen deutsche Unternehmer den Technologie-Klau. Erst vergangene Woche hatte es Berichte über einen Spionageversuch chinesischer Ingenieure bei einer Transrapid-Wartungsstation in Schanghai gegeben. Der Schutz des geistigen Eigentums müsse gewährleistet werden, betonte daher Schröder.
Schröder hat auch ein politisches Interesse daran, die Beziehungen zu China zu pflegen: Er braucht Chinas Unterstützung als ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, damit Deutschland bei einer UN-Reform selbst in diese Position aufrücken kann. Der Einsatz des Kanzlers für die Aufhebung des EU-Waffenembargos sei von allen sonstigen Interessen unabhängig, wird in der Regierung betont. Das Embargo passe "einfach nicht mehr in die Zeit".
Um deutlich zu machen, wie umfassend das Interesse der Deutschen ist, fügte der Kanzler, der auf Reisen sonst meist von Konferenz zu Fabrikeröffnung zu Vertragsunterzeichnung jagt, dieses Mal auch kulturelle Programmpunkte ein: In einer Galerie auf einem ehemaligen Industriegelände besichtigte er Werke zeitgenössischer chinesischer und deutscher Künstler.
Auch nach Deutschland richtete der Kanzler eine Botschaft. Es sei "Ausdruck eines richtig verstandenen Patriotismus", wenn er sich im Ausland für die deutsche Wirtschaft einsetze, verkündete er in Richtung der über die deutsche Leitkultur debattierende CDU und CSU. Darüber hinaus seien Investitionen deutscher Unternehmen in China auch hilfreich für Deutschland. "Was hier an Möglichkeiten geschaffen wird, hilft Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern." Auch und gerade mittelständische Unternehmen müssten sich jetzt "internationalisieren, um weiter Erfolg zu haben".
Die Bedeutung von Fotos, die die Wirtschaft in China so zu schätzen gelernt hat, wurde dem Kanzler von Ministerpräsident Wen Jiabao persönlich nahe gebracht. Dessen Geschenk für den Gast aus Deutschland war ein Foto der beiden Politiker. "Das ist ein Familientreffen", freute sich Wen.