Trichet sieht Inflationsrisiken und betont Wachsamkeit der EZB
Donnerstag 2 Dezember, 2004 15:09 CET
Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zwar noch immer keinen grundlegenden Inflationsdruck in der Euro-Zone ausgemacht, bleibt aber höchst wachsam über Gefahren für die Preisstabilität.
Kurzfristig sei die Aussicht für die Preisstabilität bedenklich, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag vor der Presse in Frankfurt. Die Ölpreise ließen die Jahresteuerung noch eine Weile über zwei Prozent verharren, im Lauf des nächsten Jahres sei aber ein Rückgang unter diese Schwelle zu erwarten. Dennoch werde die EZB die Risiken für die Preisstabilität weiter wachsam beobachten. Trichet wies zudem auf die Abschwächung des Wachstums im zweiten Halbjahr hin, gab sich aber zuversichtlich, dass die schrittweise Konjunkturerholung anhalten werde.
Die EZB ließ den Leitzins in der Euro-Zone wie erwartet angesichts wachsender Unsicherheit über die Konjunkturaussichten und des begrenzten Preisauftriebs erneut unverändert bei 2,00 Prozent. Die meisten Volkswirte rechnen frühestens im zweiten Halbjahr 2005 mit einer ersten Zinserhöhung. Noch vor einem Monat hatten viele auf das erste Halbjahr getippt. Seither sind jedoch einige Konjunkturdaten schwach ausgefallen, und der erneute starke Anstieg des Euro auf Rekordkurse über 1,33 Dollar könnte die Exportwirtschaft belasten. Auch der hohe Ölpreis bremst die Wirtschaft, auch wenn er sich gegenüber seinem Rekordhoch inzwischen um rund zehn auf 41 Dollar je Barrel verbilligt hat. Im dritten Quartal war die Wirtschaft im Euro-Raum nur noch um 0,3 Prozent gewachsen nach 0,7 und 0,5 Prozent in den beiden Vorquartalen.