Der russische Präsident Putin hielt wie jedes Jahr auf dem Valdai-Forum eine Grundsatzrede über Russlands Sicht auf die weltpolitische Lage und die Ziele der russischen Außenpolitik. Im Zeitalter der entstellend und verlogen berichtenden Mainstream-Medien ist es außerordentlich wichtig, das, was Putin am 2. Oktober 2025 wirklich gesagt hat und wie er die Lage aus russischer Sicht beurteilt, im Original nachlesen zu können. Wir übernehmen daher die von Thomas Röper ins Deutsche übersetzte und auf Anti-Spiegel veröffentlichte ganze Rede des russischen Präsidenten.
Auszug:
Lassen Sie mich hier einen kurzen historischen Exkurs machen. Unser Land, das die Grundlagen für Blockkonfrontationen beseitigen und einen gemeinsamen Sicherheitsraum schaffen wollte, erklärte sogar zweimal seine Bereitschaft, der NATO beizutreten. Das erste Mal 1954, noch zu Zeiten der UdSSR. Und das zweite Mal, das habe ich schon erzählt, während des Moskau-Besuchs von US-Präsident Clinton im Jahr 2000, als auch mit ihm über dieses Thema gesprochen habe.
Und beide Male sind wir von Anfang an auf grundsätzliche Ablehnung gestoßen. Ich wiederhole: Wir waren bereit, zusammenzuarbeiten und nicht-lineare Schritte im Bereich der Sicherheit und der globalen Stabilität zu unternehmen, doch unsere westlichen Kollegen waren nicht bereit, sich von den Fesseln geopolitischer und historischer Stereotypen, von einem vereinfachten, schematischen Weltbild zu befreien.
Ich habe das auch öffentlich erzählt, wie Herr Clinton, Präsident Clinton und ich uns unterhielten. Er sagte: „Wissen Sie, das ist interessant, ich halte es für möglich.“ Und dann sagte er am Abend: „Ich habe mich mit meinen Leuten beraten, es ist unrealistisch, es ist im Moment unrealistisch.“
Aber wann ist es realistisch? Das alles ist vorbei.
Kurz gesagt, wir alle hatten eine echte Chance auf eine andere, positive Richtung in der Entwicklung der internationalen Beziehungen. Doch leider setzte sich ein anderer Ansatz durch. Die westlichen Länder erlagen der Versuchung der absoluten Macht. Das ist eine ernste Versuchung. Um dieser Versuchung zu widerstehen, brauchte man eine historische Perspektive und ein gutes Maß an Vorbereitung, auch intellektuell und historisch. Denen, die damals die Entscheidungen trafen, fehlte es offenbar einfach an einer solchen Vorbereitung.
Ja, die Macht der USA und ihrer Verbündeten erreichte Ende des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Aber es gibt und wird nie eine Macht geben, die in der Lage ist, die Welt zu beherrschen und jedem vorzuschreiben, was er wie zu hat und as er denken soll. Es gab Versuche, aber sie sind alle gescheitert.