Der Artikel von Heraeus hat mir heute ziemlich geholfen, meine Informationen zur derzeitigen Angebots-Nachfrage-Situation zu komplettieren:
1. die Gold-und Silber-Futures fallen, während die physische Nachfrage der Goldbugs in Europa steigt
2. GFMS.co.uk (deren Wort hat scheinbar Gewicht) hat einen starken Rückgang der Schmucknachfrage für "dieses Jahr" (auch für 2007?) prognostizitiefikiriert (also vorhergesagt).
3. die EZB hat für die vergangene Woche "etwas höhere Abgaben" <an Zentralbankgold> bekanntgegeben
4. Die Gold/Silber-Futures könnten zudem, falls ich den Future-Handel bisher richtig durchschaut habe (es gibt da für mich noch einige Mysterien zu klären), theoretisch durch Angst oder Manipulation (durch shorties) soweit fallen, bis die physischen Märkte komplett leergekauft sind und die Großhändler gezwungen sind, ihr Gold tatsächlich an der Börse zu kaufen, anstatt direkt bei den Produzenten (Scheideanstalten und Minen).
Meine Vermutungen und Schlußfolgerungen daraus:
Ich glaube nicht, dass die physischen Märkte am "austrocknen" sind und alles die Schuld von Shorties und Manipulateuren ist, auch wenn die Goldbugs privat wie verrückt kaufen.
Denn der bei weitem größte Goldkäufer ist immer noch die Schmuckindustrie. Und hier haben wir einen starken Rückgang der Nachfrage.
Um 19% Rückgang der Schmucknachfrage zu kompensieren, müsste sich die Nachfrage der Goldbugs weltweit um gute 150% erhöhen (80% Nachfrage durch Schmuckindustrie und 10% Nachfrage durch Goldanleger unterstellt).
Die selben Faktoren, die die Nachfrage der Goldbugs erhöhen -nämlich Geldentwertung und Wirtschaftsrückgang- sind im Gegenzug für den Nachfragerückgang der Schmuckindustrie verantwortlich.
Denn bei drohender Arbeitslosigkeit werden sich immer weniger Leute Schmuck zu Weihnachten schenken, sondern statt dessen möglicherweise sogar Schmuck bei ebay oder Scheideanstalten verkaufen.
Diese beiden Faktoren könnten sich so lange in etwa neutralisieren, bis sich ein großes Land entschließt, Goldbug zu werden und Devisenreserven ernsthaft in Goldreserven umzutauschen.
Bis dahin überraschen mich noch so niedrige Gold-und Silberkurse kein bisschen. Ich halte mich deshalb für Nachkäufe einfach an die Chartsignale.
Außerdem wäre es möglich, dass einige Goldbugs physisch verkaufen (bei den hohen Spreads allerdings ein riskantes Unterfangen), in der Hoffnung, bald viel tiefer wieder einsteigen zu können, während andere Goldbugs (ich z.B.) lethargisch abwarten, bis eine eindeutige Bodenbildung erkennbar ist -und damit ebenfalls keine sehr große Hilfe für einen oben bleibenden Gold/Silber-Kurs sind.