ZitatAlles anzeigenOriginal von traditional3
Hallo doedel,
keine Sorge, deine Überlegungen sind gold-richtig.
Es ist immer gut, wenn man schlüssig und folgerichtig denken kann. Mit geheimnisvollen Abgründen der "Makroökonomie" hat jedenfalls das (scheinbar Unerklärliche) nichts zu tun.
Die Frage "Inflation versus Deflation" ist m.E. nicht beantwortbar, da beide Szenarien eintreten können.
Ein Zusammenbruch der Märkte führt immer zur Vernichtung von "Vermögen". Erst nur Buchwerte, dann konkrete Schuldnerpleiten. Jede Schuldnerpleite ist eine Verringerung der "Geldmenge", d.h. Schulden und auch Guthaben (des Gläubigers) verschwinden. Wenn dies in großem Umfang auftritt und nur wenige Neuschuldner die Geldmenge wieder ausweiten, verringert sich die Gesamt-Geldmenge. Treten Schuldnerpleiten massenhaft auf, kann es zu einem sehr schnellen - branchenweit und international - übergreifenden Kollaps kommen.
Bei einem Massenkollaps der Assetwerte -> Anleger -> Banken -> Unternehmen -> Privatpersonen und Haushalte der Nationen ist das eine Deflation par excellence. Sollten die Notenbanken hier zu spät handeln (mit billigem Geld, d.h. Zinsen runter um die Verschuldungsbereitschaft wiederzubeleben), kann es zu dieser Spirale kommen.
Japan in den 90ern.
Japan hat über zehn Jahre versucht, mit billigem Geld (fast 0-Zinsen), aus der Deflationsfalle herauszukommen. Es wurden gigantische staatliche Maßnahmen aufgelegt, um die Wirtschaftsaktivität anzukurbeln und wieder zueiner sich ausweitenden Geldmenge zu gelangen. Ergebnis: Hyperverschuldung von Japan (m.W. betragen die Staatsschulden ca. 170 % des BIP) und unsinnige Infrastrukturinvestitionen (ich habe mal gelesen, dass massenhaft Sportanlagen gebaut wurden, die nicht genutzt werden, dass ein Großteil der Küsten mit sehr aufwendigen (unnötigen) Maueranlagen versehen wurden ...). Das alles, um sich aus dem Kontraktionsprozess wieder "heraus zu inflationieren".
Die Frage ist tatsächlich, wer (außer dem Staat) in einer Krisenzeit bereit ist, sich zu verschulden.
Private Equity scheint tot zu sein
Hedgefonds-Aktivitäten scheinen tot zu sein
Mergers wird sich momenan niemand trauen
wo sind die mutigen Firmengründer ?
wo die privaten Häuslebauer in unsicheren Zeiten am Arbeitsmarkt ?
wo neue, wirtschaftlich aufbauwillige Staaten, die sich verschulden wollen / können ?
Das Eintreten der (ehemaligen) kommunistischen Staaten in die Weltwirtschaft hat 1989 ff. nochmal eine schöne weltweite Wachstumswiese geschaffen. Wo gibt es das nochmal ?
Afrika industrialisieren ?
Momentan scheint mir eine deflationäre Entwicklung (schleichend oder als Kollaps) sehr wohl möglich.
Ein Herausinflationieren kann ich mir allerdings durch riesige staatliche Investitionen auch vorstellen. Dazu ist in den USA gerade rechtzeitig eine Brücke zusammengebrochen und hat deutlich gemacht, dass ca. 25 % der Brücken in den USA marode sind. Nur wenige Tage später wurde berichtet, dass auch in D ca. 20 % der Brücken "pflegebedürftig" sind.
Was in der EU-Region staatlichen Superinvestitionen allerdings im Weg steht, ist das Maastricht-Kriterium -> max 3 % Neuverschuldung, das müsste erst mal fallen.
Vielleicht wird EU-Brüssel dafür sorgen, dass diese Knebelung uns zu Boden zwingt.
In der ganzen Diskussion sollte man auf dem Boden bleiben. In einiger Zeit werden wir wissen, wie es gelaufen ist.
Im Moment ist es bestimmt kein Fehler, für beide Risiken Vorbereitungen getroffen zu haben.
sehr schön erklärt
und die zinssenkung spaltet die lager noch mehr
wie wir sehen
sind wir schon in einer rezesion und keiner hats gemerkt