akt. Finanzkrise lässt Inflation zu Deflation kippen


  • Wie stellst du Dir eine Deflation aktuell vor? Das musst du schon makroöknomisch erläutern können, zumal wir andere Ausgangsverhältnisse als 1929 haben - mit Ehrlichkeit aber die gleiche zu erwartende Schwere der kommenden Krise, wenn nicht schlimmer.

  • http://www.geldcrash.de/artikel/art-waehrungsreform.htm



    Sein Fazit:


    "...Die Abfolge für eine Währungskatastrophe heißt also:


    Aufbau – Überschuldung, Währungsfestbindung – Krise – Deflation – Krieg – Hyperinflation – Währungsschnitt."



    Ich behaupte weder, dass es zur Deflation kommt, noch behaupte ich, dass eine Inflation nicht möglich sei, aber Fragen, die ich mir momentan öfters stelle sind:


    - Wo ist denn das ganze Geld hin, das momentan anscheinend überall abgezogen wird (Cash is King!)?
    - Was würde passieren ohne Schnelltender der Zentralbanken?
    - Wo werden die Otto-Normal-Verbraucher mit sinkenden Realeinkommen resp. höheren Hypothekarzinsen als erstes sparen (Ferien, Konsum etc. etc.)?


    Aber Du wirst schon recht behalten...... Helikopter-Ben wird's schon richten.

  • Zitat

    Original von Eulenspiegel
    Und ich stell mir die Frage:
    wenn die EZB dem System ein 24 Std. Tender zur Verfügung stellt, wo das Geld nach besagten 24 Std. herkommt um diesen zurückzuzahlen. Es war ja vorher auch nicht da.


    Gruß
    Eulenspiegel



    Ist schon klar, hat grundsätzlich keinen grossen Einfluss... bis auf den "kleinen" Zins. Aber was denkt sich der gemeine Bürger, wenn er vor'm Bankschalter steht und die Bank sagt, er solle doch morgen wieder kommen, weil gerade nicht genug Bares vorhanden ist.

  • Zitat

    Original von doedel
    Was hat diese kurzfristige Reaktion des Marktes mit der längerfristigen Möglichkeit einer Deflation, wie in dem von mir verlinkten Artikel zu tun?


    Ausser viel gelber Farbe auf meinem Bildschirm!


    Natürlich rein gar nichts, zumal die Deflationisten mit einer klaren Anhebung der Zinsen gerechnet haben. Ist es wirklich so schwer? ;(

  • Zitat

    Original von doedel
    Anscheinend schon, deshalb die Bitte es mir zu erklären.


    Wo ist denn das ganze Geld hin, das momentan anscheinend überall abgezogen wird (Cash is King!)?


    In Assets.


    Was würde passieren ohne Schnelltender der Zentralbanken?


    Dann wären die Banken schlichtweg nicht mehr operativ handlungsfähig.


    Wo werden die Otto-Normal-Verbraucher mit sinkenden Realeinkommen resp. höheren Hypothekarzinsen als erstes sparen (Ferien, Konsum etc. etc.)?


    Interessante Frage. Ich hoffe sie werden zu Grunde gerichtet, wenn sie variabel verzinste Kredite abgeschlossen haben - sowas machen IMHO nur Unternehmen (ohne Privathaftung) oder Privatpersonen mit langfristig hoher Bonität.

  • Hallo,


    ist nicht ein Crash wie in Japan in den 90ern am wahrschenilichsten.


    http://www.lycos.de/startseite…boerse/geschichte/10.html


    Zitat


    Seifenblase zerplatze - allerdings nicht auf einmal sondern langsam und in kleinen Schritten. Kurz nach dem Ende der Hausse kamen erste Gerüchte über Probleme im Finanzsektor an die Öffentlichkeit. So war es bis dato oft an der Tagesordnung bevorzugten Kunden Kredite ohne große Überprüfungen zu gewähren. Ungedeckte Kredite waren dabei durch fantasievolle Buchführungen verschleiert worden. Als diese Machenschaften in der Öffentlichkeit bekannt wurden, sackte der Nikkei, von 37.400 Punkten (Ende Februar) bis Anfang April um fast 10.000 Punkte auf einen Stand von 28.002. Doch das war erst der Anfang der Baisse. Banken sperrten die Kreditvergabe und verweigerten den Firmen damit dringend benötigte finanzielle Mittel. Immer mehr Firmen mussten dadurch Insolvenz anmelden und verursachten damit einen erneuten Kreditausfall bei den Banken. Zudem belasteten weitere Zinserhöhungen Ende März 1990 (auf 5,25%) und Ende August 1990 auf 6 Prozent die Anleger.


    Auch Immobilienmarkt bricht ein
    Die fallende Börse schlug auch auf den Immobilienmarkt durch. Zum einen wurde das Transaktionsvolumen durch die schwindenden finanziellen Geldmittel immer geringer und zum anderen kamen die Unternehmen, die vorher ihre Grundstücke als Kreditsicherheit verpfändet hatten, in Schwierigkeiten und mussten dadurch Grundstücke veräußern. Im Gegensatz zu den Aktienkursen ging der Verfall zunächst aber noch wesentlich langsamer als an der Börse vonstatten. Japan schlitterte unaufhaltsam in eine Rezession. Am Jahresende notierte der Nikkei-225 nur noch bei 23.849 und ein Ende der Baisse war nicht abzusehen. Immer mehr Horrormeldungen schockten die Börse und so konnte auch die Bank of Japan mit einer Senkung der Leitzinsen ab Mitte 1991 keine Wirkung erzielen. Die Grundstückspreise fielen dramatisch und lagen 1996 in den Städten über 50 Prozent unter den Höchstmarken.


    Zitat Ende


    Sollte es so wie in Japan kommen, wäre doch nicht ganz so schlimm wie in den 30ern in USA?


    Konnte man nicht in beiden Fällen sein Vermögen mit "Bargeld" retten?


  • Danke für die Erklärung erst mal aber ganz begriffen hab ich immer noch nicht, warum Du ein Deflation kategorisch ausschliesst.


    Assets sind doch Geldanlagen, sehe ich das richtig so??? Dabei gibt es eine Menge unterschiedlicher Formen, die von Bargeld über Wertschriften bis hin zu Kunstgegenständen reichen. Darin enthalten sind meines Wissens auch Hedgefonds und all die anderen strukturierten Produkte, die uns die Banken verkaufen. Nach meinem Verständnis ist Asset somit ein Überbegriff und die abgezogenen Gelder waren bereits vorher in Assets? Aber vermutlich mach ich da einen Überlegungsfehler.


    Ohne Tender wären also alle Banken handlungsunfähig gewesen? Gut zu wissen. Dann hätte ich ja ohne Beihilfe des Staates in den letzten Tagen wahrscheinlich kein Geld am Automaten ziehen können. Ich war bisher der Meinung, dass sich die Banken untereinander keine Kredite mehr gewähren wollten, zumal keine von der anderen wusste, wie sie im Subprime-Markt engagiert sind. Durch die Pleiten der letzten Tag schien anscheinend das Kreditausfallrisiko unter den Banken gestiegen zu sein.


    Mir ist irgendwo zu Ohren gekommen, das haupsächlich der amerikanische Otto-Normal-Verbraucher solche Subprime Mortgages bezogen haben soll und diese seien normalerweise variabel verzinst. Wenn jetzt ein grosser Teil von denen den Bach runtergeht, sprich das Fussvolk irgendwo sparen muss, wer konsumiert dann noch? Das bei Luxusgegenständen seit Jahren inflationiert wird ist ein alter Hut.


    Bei variablen oder fixen Zinsen sehe ich eigentlich nur den Unterschied, dass sie fix oder variabel sind (natürlich mit den logischen Vor- und Nachteilen). Was die langfristige Bonität darauf für einen Einfluss hat, kann ich nicht beurteilen. Ich weiss auch gar nicht, wie man die beurteilen kann.


  • Du kannst einfach von keinem hier erwarten, dass er die makroökonomischen Zusammenhänge so erklären kann, dass man sie "locker" versteht. Die Komplexität der Zusammenhänge ermöglicht keine "einfachen" Erklärungen und für konkrete Erläuterungen habe ich - ganz ehrlich - keine Lust mehr hier. Ehrlicher wird es nicht.

  • Du hast recht, es ist schwer einem der ständig zwischen Makro- und Mikroökonomie hin- und herschwankt solch komplexe Abläufe zu erklären.


    Da Du aber makroökonomisch öfters verwendest, gehe ich mal davon aus, dass Du der Meinung bist, dass die Politik besorgt sein wird, keine Deflation entstehen zu lassen (Danke Ben) und das mikroökonomisch die Haushalte mit ihrem kleinlichen Generieren von Angebot und Nachfrage keinen grossen Einfluss darauf haben werden.


    Wenn man die ganze Sache jetzt mesoökonomisch betrachten würde, könnte man sich die Frage stellen, ob den nicht sowohl Makro- als auch Mikroökonomie einen gewissen Anteil an den zukünftigen Entwicklungen haben könnten.


    Nur schade, dass Du zu weiteren Erklärungen keine Lust hast. Ich würde wirklich gerne verstehen, warum es keine Deflation geben kann.

  • Hallo doedel,


    keine Sorge, deine Überlegungen sind gold-richtig.


    Es ist immer gut, wenn man schlüssig und folgerichtig denken kann. Mit geheimnisvollen Abgründen der "Makroökonomie" hat jedenfalls das (scheinbar Unerklärliche) nichts zu tun.


    Die Frage "Inflation versus Deflation" ist m.E. nicht beantwortbar, da beide Szenarien eintreten können.


    Ein Zusammenbruch der Märkte führt immer zur Vernichtung von "Vermögen". Erst nur Buchwerte, dann konkrete Schuldnerpleiten. Jede Schuldnerpleite ist eine Verringerung der "Geldmenge", d.h. Schulden und auch Guthaben (des Gläubigers) verschwinden. Wenn dies in großem Umfang auftritt und nur wenige Neuschuldner die Geldmenge wieder ausweiten, verringert sich die Gesamt-Geldmenge. Treten Schuldnerpleiten massenhaft auf, kann es zu einem sehr schnellen - branchenweit und international - übergreifenden Kollaps kommen.


    Bei einem Massenkollaps der Assetwerte -> Anleger -> Banken -> Unternehmen -> Privatpersonen und Haushalte der Nationen ist das eine Deflation par excellence. Sollten die Notenbanken hier zu spät handeln (mit billigem Geld, d.h. Zinsen runter um die Verschuldungsbereitschaft wiederzubeleben), kann es zu dieser Spirale kommen.


    Japan in den 90ern.


    Japan hat über zehn Jahre versucht, mit billigem Geld (fast 0-Zinsen), aus der Deflationsfalle herauszukommen. Es wurden gigantische staatliche Maßnahmen aufgelegt, um die Wirtschaftsaktivität anzukurbeln und wieder zueiner sich ausweitenden Geldmenge zu gelangen. Ergebnis: Hyperverschuldung von Japan (m.W. betragen die Staatsschulden ca. 170 % des BIP) und unsinnige Infrastrukturinvestitionen (ich habe mal gelesen, dass massenhaft Sportanlagen gebaut wurden, die nicht genutzt werden, dass ein Großteil der Küsten mit sehr aufwendigen (unnötigen) Maueranlagen versehen wurden ...). Das alles, um sich aus dem Kontraktionsprozess wieder "heraus zu inflationieren".


    Die Frage ist tatsächlich, wer (außer dem Staat) in einer Krisenzeit bereit ist, sich zu verschulden.


    Private Equity scheint tot zu sein
    Hedgefonds-Aktivitäten scheinen tot zu sein
    Mergers wird sich momenan niemand trauen
    wo sind die mutigen Firmengründer ?
    wo die privaten Häuslebauer in unsicheren Zeiten am Arbeitsmarkt ?
    wo neue, wirtschaftlich aufbauwillige Staaten, die sich verschulden wollen / können ?


    Das Eintreten der (ehemaligen) kommunistischen Staaten in die Weltwirtschaft hat 1989 ff. nochmal eine schöne weltweite Wachstumswiese geschaffen. Wo gibt es das nochmal ?


    Afrika industrialisieren ?


    Momentan scheint mir eine deflationäre Entwicklung (schleichend oder als Kollaps) sehr wohl möglich.


    Ein Herausinflationieren kann ich mir allerdings durch riesige staatliche Investitionen auch vorstellen. Dazu ist in den USA gerade rechtzeitig eine Brücke zusammengebrochen und hat deutlich gemacht, dass ca. 25 % der Brücken in den USA marode sind. Nur wenige Tage später wurde berichtet, dass auch in D ca. 20 % der Brücken "pflegebedürftig" sind.


    Was in der EU-Region staatlichen Superinvestitionen allerdings im Weg steht, ist das Maastricht-Kriterium -> max 3 % Neuverschuldung, das müsste erst mal fallen.


    Vielleicht wird EU-Brüssel dafür sorgen, dass diese Knebelung uns zu Boden zwingt.


    In der ganzen Diskussion sollte man auf dem Boden bleiben. In einiger Zeit werden wir wissen, wie es gelaufen ist.


    Im Moment ist es bestimmt kein Fehler, für beide Risiken Vorbereitungen getroffen zu haben.

  • traditional3


    Ich dachte schon ich hätte das Kapitel "Woran Sie erkennen, dass eine Inflation bevorsteht und nichts anderes als eine Inflation!" in meinen VWL-Unterlagen überlesen und war schon dabei die Autoren über ihre unvollständigen Lehrmittel zu informieren. ;)


    Trotzdem würden mich die Gedankengänge von GB interessieren aber das beruht offensichtlich nicht auf Gegenseitigkeit.

  • Dieser Thread, sachlich geführt, ist doch gar nicht verkehrt.


    Ich denke, die Reihenfolge, nicht zuletzt, durch jüngste Staats-Ansagen, lautet:



    Inflationieren-Blasenbildung bei "echten" Assets-Währungsschnitt!




    Jedes deflationäres Szenario, wäre für das Denken, der führenden Notenbanken tödlich. Wie heute gesehen, je nach Marktlage, behutsam oder offensiv, es wird Geld zu den Primary-Dealers geblasen.


    Der Zusammenbruch des System`s, er muß kommen, geht mathematisch gar nicht anders. Bis dahin kann aber noch reichlich Eis, auf Grönland tauen.


    Bis jetzt ist die große Verbraucherpreisinflation nicht in Sicht, die breite Masse hat kein Geld. Die wirklich große Kohle, jagt in diesen Minuten, ziemlich hilflos um den Globus. Der smarte (Groß-) Investor wird sich jetzt schärfer, denn je fragen, wohin mit dem Geld?


    Die ganz nahe Zukunft wird keine Stunde von Zertifikaten und Derivaten. Allein die chinesische Staatskohle, unglaubliche Mengen Geld, werden "echte" Asset`s suchen.


    Unternehmen, Rohstoffe und Lagerstätten, Immobilien



    Wenn diese dann weltweit hochgeblasen werden und die notgeilen, hochgehebelten Derivathaie, erneut zuschlagen. Dann, ja dann ist es erst vorbei.


    Was auch passiert, während diesen oder ähnlichen Vorgängen werden Gold und Silber real steigen, dennechterkann kein Asset sein.


  • sehr schön erklärt


    und die zinssenkung spaltet die lager noch mehr


    wie wir sehen


    sind wir schon in einer rezesion und keiner hats gemerkt =)

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