Eurosklerose - Geht es jetzt erst richtig los?
Vielfach wird befürchtet, dass bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich (23. April mit Stichwahl am 7. Mai 2017), den Parlamentswahlen in den Niederlanden (15. März 2017) und einer noch im Frühjahr stattfindenden Nationalwahl in Italien insgesamt Parteien an Zustimmung gewinnen, deren erklärtes Ziel es bei Regierungsübernahme ist, den Austritt ihrer Länder aus der Eurozone einzuleiten. In diesen Fällen wäre die Eurozone in ihrem Bestand gefährdet. Die Folgen für Real- und Finanzwirtschaft wären drastisch.
Ein Wahlsieg der Euro-kritischen Parteien ist aus heutiger Sicht jedoch unwahrscheinlich. Sicherlich muss man nach den Erfahrungen in puncto Brexit und einer Präsidentschaft Trumps Umfragen kritisch sehen. Dort haben offensichtlich Befragte zumindest teilweise nicht ihre wirklichen Meinungen kundgetan.
In Frankreich wird Marine Le Pen mit dem sozialistischen Kandidaten vermutlich in die Stichwahl um das Präsidentenamt gelangen. In diesem Fall werden die Konservativen jedoch ihre Wähler aufrufen, für den Sozialisten zu stimmen, was sie mit Fäusten in der Tasche mehrheitlich auch tun dürften, um eine Präsidentin Le Pen zu verhindern. Und in den Niederlanden wird die Euro-kritische Partei PVV um Geert Wilders durch eine Mehrparteienkoalition wohl auch verhindert. Kritischer ist die Lage in Italien. Hier wird die „Sozialpolitik“ der EZB wieder greifen müssen. Die zinsgünstige italienische Schuldenfinanzierung soll gesichert bleiben, damit Italiens Wähler angesichts einer Beibehaltung von Transferleistungen und staatlicher Konjunkturstützung ihre Wahlkreuze möglichst Euro-freundlich setzen. In Griechenland wird man einmal mehr einen typischen "Klüngelkompromiss" finden, der die griechischen Haushaltsprobleme zwar auf Wiedervorlage 2018 setzt, das Land aber zumindest über das Jahr und die Bundestagswahl rettet. Euro-Politiker wissen, dass ein heutiger Grexit das Signal auch für weitere Euro-Austritte sein würde. Also wird er mit aller Macht verhindert.