Hallo Pfannkuchen!
Zuerst mal willkommen im Forum! Ich äussere mich mal zu einigen Punkten:
Zitat
2) Daraufhin hat der Verfasser des zitierten Postings dort angerufen um den vermeintlichen Beweis der großen Verschwörung zu verifizieren: Es kam heraus, dass es sich um keine westlichen Notenbanken handelte, sondern um staatliche chinesische Geschäftsbanken, die den Nachfrageüberhang befriedigt haben. Also nicht unbedingt eine gezielte Manipulation.
Dass die westlichen Notenbanken kaum Silberbestände haben und deshalb diese logischerweise auch nicht verkaufen können ist klar (wahrscheinlich hat sich da ein Schreiberling von GFMS einen Faux-Pas geleistet und die übliche Begründung mit den Notenbanken, welche für den Goldmarkt oft genannt wird, auch kurzerhand für den Silberbericht übernommen).
Dass China in der letzten Dekade immer wieder als Silberverkäufer aufgetreten war, ist ebenfalls keine neue Erkenntnis. Es erschliesst sich für mich trotzdem nicht ganz, was uns Dr. Paul C. Martin damit sagen will. Dass keine Manipulation erfolgt? Eine allfällige Manipulation findet ja nicht mit physischem Silber statt (sonst wäre es ja gar keine Manipulation, sondern normale Verkäufe), sondern viel mehr auf dem Futures-Markt. Das chinesische Angebot hat eine allfällige Manipulation aber u.U. erst ermöglicht, indem der physische Markt beliefert werden und das physische Defizit ausgeglichen werdenkonnte. Wie Martin also diesem extrem aufschlussreichen Telefongespräch einen Beweis gegen die Manipulations-These entnehmen will, ist mir schleierhaft (man verzeihe mir den Sarkasmus... ).
Zitat
Der Verfasser ist immerhin Dr. Paul C. Martin, der im Elliott-Waves jede Menge fundierter Beiträge zu diesem Thema gepostet hat. Ich wünschte, ich wäre halb so gescheit wie der.
Ich kenne diesen werten Herrn nicht und kann sein sonstiges Wirken nicht beurteilen. Wenn ich aber jetzt nur mal das von Dir zitierte Posting beurteile, so komme ich unabhängig von seinem akademischen Titel (beim kurzen Check des Beitrages im E.-W.-Forum habe ich gesehen, dass er unter dem Nick "dottore" postet... ) und seinen sonstigen Meriten zu folgendem Schluss: Der Beitrag enthält keine neuen Erkenntnisse und erlaubt keinerlei Schlussfolgerung, weder für, noch gegen irgendwelche Manipualtions-Thesen. Dazu ist er in einem ruppigen, ja meines Empfindens sogar arroganten Tonfall geschrieben worden. Ich weiss nicht ob das ein "Ausrutscher" von Dottore Martin war; ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass wahre Könner fast immer frei von Dünkel und Arroganz sind und dafür ihre An- und Einsichten gut zu erläutern und begründen wissen. Und Sätze wie
Zitat
Beim nächsten solchen Link oder Hinweis (...) kann ich noch viel deutlicher werden.
, mit welchen er scheinbar Andersdenkende vom Posten abhalten will, machen ihn für mich nicht sonderlich sympathisch. Zumal es gerade auch in diesem Forum hervorragende Analysen von Leuten gibt, welche wohl keinerlei Hintergrund im Metallbusiness haben. Soviel zu "solche Analysen kommen immer aus der gleichen Ecke"...
Zitat
Wer die Geschichte des Goldmarkts kennt, kann eine Manipulation nicht völlig ausschließen. Aber das ist eben noch kein Beweis.
Ein Beweis ist es nicht. Im Gegensatz zu Dottores Beitrag, welcher auch keinen Beweis gegen die Manipulation enthält, gibt es aber sehr viele Indizien, welche für das Vorhandensein von Manipulationen sprechen. In diesem Forum wurden viele solche besprochen. Z.B. die gerade besprochenen "6$-Regel": Als ich meinen vorletzten Beitrag in diesem Thread schrieb, stand Gold gerade mit etwa 6 USD im Plus. Von da an ging es stark bergab, bis zum Schluss blieben noch 2.50 Preisanstieg (noch extremer war der Kursverlauf beim Silber, dessen Preis von + 16 Cts. her sogar in den roten Bereich lief). Nota bene obwohl der Euro gegenüber dem Dollar kaum verlor und immer noch tüchtig über dem Schlusskurs vom Freitag notierte. Zufall? Tatsächlich hat Thaiguru recht, dass in den letzten Jahren die Preisanstiege beim Gold oft bei 6$ ins Stocken gerieten und diese Grenze selten überschritten wurde, während zweistellige Preisrückgänge verhältnismässig häufig auftraten.
Nein, ein Beweis ist das nicht, aber ein Indiz unter vielen...
Zitat
So reflektiert der Einbruch des Goldpreises in letzter Zeit m. E. einfach den gestiegenen Dollarkurs, nicht eine Manipulation.
Einmal abgesehen von solchen eigenartigen "Abkoppelungsphänomenen", wie beim vorherigen, aktuellen Beispiel: Beim Dollarkurs sprechen nicht nur noch viel mehr Indizien für Manipulationen, tatsächlich müssen verschiedene Zentralbanken diese ja sogar zugeben (ich weiss, man nennt es dann "Interventionen" und "Kursstabilisierungen" und nicht "Manipulationene", das hört sich besser an... ). Was spricht dagegen, dass man dem Goldpreis auch über den Dollar versucht, eines auszuwischen? Zumal ja viele Händler diese inverse Korrelation des Dollars mit dem Goldpreis noch als gegeben hinnehmen und ihre Goldpositionen bei steigendem Dollarkurs brav verkaufen... (Ich wiederhole mich: Händler sind oft Zwangsneurotiker ).
Zitat
5) Das Posting von Martin weist zurecht darauf hin, dass es natürlich auch so etwas wie eine Verschwörung auf der Long-Seite gibt....wer sagt mir eigentlich, dass all die hier zitierten Experten wirklich unabhängig sind? In den 70er-Jahren ist der Siilberkurs von den Huntbrüdern gepusht worden und auch hinter dem Goldpreisanstieg standen starke Interessen, genauso wie heute. Nur steigt der Goldpreis heute (noch) nicht...
Klar sind "Experten" nicht immer unabhängig, meist sind sie sogar in irgendeiner Form abhängig oder involviert. Das ist normal und ein Grund, weshalb man sich selbst so seine Gedanken machen muss und nicht blindlings selbsternannten Experten hinterherrennen soll, auch wenn diese einen Titel vor sich hertragen und vorgeben, hinter die Kulissen zu sehen.
Nur: Sowohl für den Dollarverfall, wie auch für den Anstieg der Edelmetalle gibt es im Moment einige sehr gute fundamentale Argumente. Hinter Preisbewegungen von Investitionsgütern stehen immer irgendwelche Interessen, das ist auch legitim. Mit Manipulationen muss das deswegen noch nichts zu tun haben und was das Interesse an steigenden Edelmetallpreisen mit einer Verschwörung auf der Long-Seite zu tun haben soll, kann ich nicht sehen. Oder glaubst Du an ein Szenario, wie es Martin Armstrong (auch so ein "Experte", siehe Thread "Silberpreis - was passiert wenn Buffet und Co. ...") beschreibt?
Das Thema "Hunt-Brothers" lasse ich jetzt mal, sonst wäre ich wohl noch länger am schreiben... nur soviel: die Meinungen bezüglich dem damaligen Geschehen gehen auseinander und es gibt verschiedene Versionen davon. Die "offizielle Version" muss nicht notwendigerweise die richtige sein (und die Art und Weise, wie das Vorhaben der Hunts von interessierter Seite bekämpft wurde, indem u.a. z.B. von der Comex im Nachhinein die "Spielregeln" geändert wurden, dürfte wohl auch noch einige Fragen aufwerfen).