Offener Brief
HSH Nordbank steht zu Nonnenmacher
von Meike Schreiber (Frankfurt)
Die norddeutsche Landesbank könnte den Steuerzahler Milliarden kosten. Seitdem Vorstandschef Nonnenmacher einen Millionenbonus herausholte, hagelt es Kritik. Jetzt wehrt sich der Betriebsrat des Kreditinstituts - und wirft der Politik vor, der Bank mit unsachlichen Äußerungen enorm zu schaden.
Im Streit um die angeschlagene HSH Nordbank haben sich nun die Mitarbeiter zu Wort gemeldet. In einem offenen Brief an Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) kritisiert HSH-Betriebsratschef Olaf Behm die "ständigen, teilweise von fehlender Sachkenntnis geprägten Äußerungen", durch die der Bank, den Mitarbeitern sowie den Kunden ein "erheblicher Schaden" entstünde. Der begonnene Restrukturierungskurs werde hierdurch erheblich gestört. "Alle Beteiligten vernichten - mitunter in vollem Bewusstsein ihres Handels - das Geld des Steuerzahlers", schreibt Behm in dem Brief, der der FTD vorliegt.
In den vergangenen Tagen hatten sich in Hamburg und Schleswig-Holstein erneut zahlreiche Politiker und Beobachter kritisch zur Lage der HSH Nordbank geäußert. Ausgelöst hatte die Flut von Wortmeldungen HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher, der sich für 2008 einen umstrittenen Bonus in Höhe von 2,9 Mio. Euro herausgehandelt hat - obwohl die Bank gerade von den Bundesländern gerettet werden musste. Der Sonderbonus hatte mit zum Bruch der Großen Koalition in Schleswig-Holstein beigetragen.
Nicht als Wahlkampfthema missbrauchen
Unter anderem hatte sich der ehemalige Wirtschaftsminister Werner Marnette zu Wort gemeldet, der im März aus Protest gegen den Kurs der Landesregierung bei der Bank zurückgetreten war. Er prophezeite der Landesbank neue Risiken im "hohen zweistelligen Milliardenbereich" und neue Belastungen für die Haushalte von Schleswig-Holstein und Hamburg.
Auch der sozialdemokratische Justizminister Uwe Döring, der im Zuge des Koalitionsbruchs gerade seinen Schreibtisch geräumt hat, hatte sich öffentlich Sorgen über die Zukunft der Bank gemacht und von "erheblichen Turbulenzen" gesprochen. Bereits Ende des Jahres, so Döring, könnte die Kernkapitalquote der Bank unter die von der Bankenaufsicht geforderte 4-Prozent-Marke sinken und das Haus erneut in eine existentielle Krise geraten.
Wie Behm in seinem Brief weiter schreibt, begrüßt der HSH-Betriebsrat ausdrücklich, dass "unabhängige Gremien derzeit die Vergangenheit aufarbeiten". Gleichwohl solle die HSH Nordbank nicht in den bevorstehenden Wahlkämpfen für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein und die Bundestagswahl als Wahlkampfthema missbraucht werden. Ein gleichlautendes Schreiben sei an den Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Peter-Harry Carstensen (CDU), die Fraktionsführer der Hamburger Bürgerschaft und des Landtages in Schleswig-Holstein sowie den ehemaligen Minister Werner Marnette gegangen.
http://www.ftd.de/unternehmen/…-Nonnenmacher/544486.html