DIE WELTWIRTSCHAFTSKRISE VERSTEHEN - Wissenschaftliche Erklärungen

  • Hallo zusammen,


    nachdem wir nun schon fast alle Teilbereiche dieser wirtschaftlichen Herausforderung mehr oder weniger komplex in sehr vielen Teilbereichen durchdiskutieren, sei es wie es hierzu kam, was macht der Immobilienmarkt, was die Banken, drohende Staatsbankrotte, die Autofirmen und die Realwirtschaft, die Gold und Silberpreise, Geld und Währungen, Börsen, die Politik in den USA und Europa usw. usw., so sind diese Themen jedes für sich alleine nur ein Teil dessen, was derzeit global unter dem Thema Weltwirtschaftskrise zusammengefaßt werden könnte. Doch, wie funktioniert eigentlich dieses Gesamtgebilde Weltwirtschaftskrise ?


    Ich denke, es wäre gar nicht schlecht, hier einen thread mit anschaulichen Erklärungen zu dieser Krise mit Ursprung, Verlauf, Auswirkungen und Beendigung fundiert auf wisschenschaftlichen Modellen und Theorien zu eröffnen. Sie tauchten bislang mitunter vereinzelnd in den obigen Themen mehr oder meist weniger ausführlich auf und gehen dort natürlich unter.


    Wer hat z.B. eigentlich schon mal vom "Nil-Modell" gehört? Hier ein kleiner Auszug einer Ausarbeitung vom Karlsruher Institut für Wirtschaftsforschung:



    Aber auch Wikipedia hat bereits unter dem Thema "Finanzkrise2007" ein eindrucksvolles Werk erarbeitet, ein gute Faktensammlung, wenn auch keine Erklärung warum etwas wie und auch warum zusammenhängt.


    Zitat


    Da die Krise zu einem politischen Thema geworden ist, ergeben sich mehrere Probleme bei einer internationalen, gemeinsamen Lösungsfindung.


    • So wird unter anderem befürchtet, einzelne Staaten könnten durch ökonomischen Protektionismus ihre eigene Wirtschaft bevorteilen, was in Nachteilen für die ausländischen Mitbewerber resultieren würde. Dies hätte beispielsweise auf dem globalen Automobilmarkt weitreichende Folgen.


    • Die Unübersichtlichkeit der Finanzmärkte und deren Produkte haben es bislang unmöglich gemacht, die gesamten betriebs- und volkswirtschaftlichen Verluste der gesamten Krise zu beziffern. Das liegt vermutlich unter anderem daran, dass dies zur Zeit noch gar nicht möglich ist, weil der so genannte Dominoeffekt noch in Bewegung ist, und zukünftige Folgen noch nicht abschätzbar sind.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Finanzkrise_ab_2007


    Wer also weitere gute und anschauliche Erklärungen zu den derzeitigen Abläufen parat hat, bitte hier rein. Gleichfalls könnte man sich zudem fragen, ob die bisherigen wirtschaftlichen Erklärungsmodelle, die ja meist nach der Depression der 1930er entstanden waren, heute überhaupt noch gültig sind oder gar zwischenzeitlich als überholt anzusehen wären.


    Wünsche


    ...einen goldigen Tag


    Tut

  • Danke fuer den Link


    Interessant auch die Ratschlaege. Im Forum hier herrscht darueber schon seit Laengerem ein Konsens bis auf einen Ratschlag, der allerdings meine persoenliche Ansicht gut bestaetigt:


    Ratschläge für den Umgang mit der Weltwirtschaftskrise

    • Seien Sie mit Ihren wirtschaftlichen Prognosen sehr sehr vorsichtig!
    • Rechnen Sie mit einer Zunahme der Zahlungsausfälle von Seiten Ihrer Kunden!
    • Halten Sie auch Zahlungsschwierigkeiten und Insolvenz bei Ihrer Hausbank nicht mehr für unmöglich!
    • Gehen Sie keine großen Verbindlichkeiten ein, die Sie nur auf lange Sicht und bei stabiler Ertragslage erfüllen könnten!
    • Wenn Sie Kredite aufnehmen, so seien Sie nicht zu optimistisch. Nehmen Sie nur halb so viel Kredit auf, wie Sie glauben, heute „heben“ zu können! Halten Sie die Eigenkapitalquote hoch, versuchen Sie sie zu erhöhen.
    • Mit Inflation brauchen Sie nicht zu rechnen. Die Zentralbanken wissen die heute zu verhindern.
    • Und wenn es Ihnen möglich ist, beherzigen Sie folgende Weisheit: Wer sein Geld zu den Reichen trägt, schadet der Volkswirtschaft!

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

  • U.S. NATIONAL DEBT CLOCK
    The Outstanding Public Debt as of 19 May 2009 at 09:29:46 PM GMT is:




    [Blockierte Grafik: http://www.brillig.com/debt_clock/debtiv.gif]


    The estimated population of the United States is 306,211,911
    so each citizen's share of this debt is $36,870.95.

    The National Debt has continued to increase an average of
    $3.81 billion per day since September 28, 2007!
    Concerned? Then tell Congress and the White House!






    Die deutsche Schuldenuhr:


    http://www.miprox.de/Schuldenuhr.html




    Lieben Gruss


    lenca








































    27.09.09 Bundestagswahl!! Ich wähle keine Kriegstreiber, keine Volksverräter, die den Vertrag von Lissabon befürworten!! Ich wähle eine kleine Partei unter den "Sonstigen". Das schwächt die Etablierten und sie verlieren dadurch "Stimmgeld"

    2 Mal editiert, zuletzt von lenca ()

  • ... Ausarbeitung vom Karlsruher Institut für Wirtschaftsforschung


    was soll das für ein Institut sein :hae:


    kenn mich in KA (und der dortigen Forschungs-/Institutslandschaft) ja einigermaßen aus ... noch nie von gehört ...


    One-Man-Show? oder was soll das sein???

  • Diese Krise und all ihre Nebenwirkungen (fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker) ist bis heute wissenschaftlich noch nicht einstimmig ausgewertet. Fest steht jedoch eines:
    Es ist wie im Krieg, nur nicht auf dem Schlachtfeld Mann gegen Mann, sondern auf dem Schlachtfeld der Kreditinstitute, hier spielt sich der Krieg ab. Und das ist gut so!!!
    Es wurde allerhöchste Zeit, daß endlich ein großes Reinemachen begann, die Schwachen werden verschwinden un die Starken werden gestärkt aus der Krise herauskommen,
    so war es immer in der 5000jährigen Geschichte der Menschheit und so wird es auch weiterhin sein. Die einzelnen Länder (Regierungen) sind nichts anderes als Statisten in
    diesem Spiel, sie können nicht agieren, sondern nur reagiern und das ist das Dilemma. Und alle wissen es und können außer hilflosen Taten und Gesten garnichts tun.
    Ja glaubt ihr denn, daß eine Dr. Merkel oder ein Steinbrück auch nur annähernd verstehen, was da eigentlich abgeht ??? Wissenschaftlich erklärt ??? Absolut NICHT !!!!!!!!!
    Übrigens, ich verstehe längt auch nicht alles, aber eines steht fest: nach einem Tal kommt IMMER ein Berg und umgekehrt.


    zhuzhu99:hae::hae:

  • Auf der Seite von Egon W. Kreutzer (der Mann befasst sich recht massiv, fundiert und trotz allem anschaulich mit Geldtheorie) ist folgendes Dokument zum Download...


    Etwas umfangreich, aber in der Sache trifft es genau den Kern, nämlich die Geldhortung bei wenigen Reichen in Form von privater und staatlicher Verschuldung, bis hin zur Ver- bzw. Überschuldung des gesamten Wirtschaftskreislaufes, mit der Folge dass mittlerweile jedes Produkt und jede Leistung einen Kapitaldienst von 50% plus beinhaltet. Die Konsequenz ist, dass der Kaufkraftanteil des Zahlungsverkehrs stetig abnimmt während der Kapitaldienstanteil im Wirtschaftsverkehr immer mehr Raum fordert (wie ein Tumor!).

  • kenn mich in KA (und der dortigen Forschungs-/Institutslandschaft) ja einigermaßen aus ... noch nie von gehört ...


    One-Man-Show? oder was soll das sein???


    :hae: , gute Frage, mag sein, allerdings kann man über den Link unter Kontakt sehen wo sich dieses "Institut" befindet, kann eventuell auch ein Prof. sein, der dort wohnt. Wer weiß ? Vom Kern her, sprich des Erklärungsversuches ist dieser Ansatz auf jeden Fall durchaus interessant, da er zudem wesentliche Gesamtvorgänge berücksichtigt.


    Sicher mag es bessere Modelle und Erklärungen geben, von namhaften Autoren oder auch unbekannten. Entscheidend sollte daher sein, was inhaltlich besteht, so seh ich das zumindest.


    Wünsche


    ...einen goldigen Tag


    Tut

  • Hallo Tut,


    da hast Du einen schönen Faden gestiftet. Obwohl ich von Wirtschaftswissenschaft Null Ahnung habe und wie der Ochs vorm Berge stehe, wenn ich Edelmans Charts und Analyen anschaue, habe auch ich mir Gedanken über die Zusammenhänge gemacht. Ich bin ein hoffnungsloser Optimist. Auch wenn meine Beiträge oftmals eine düstere Lage beschreiben, so glaube ich doch, dass alles einen guten Sinn hat und dass alles nach der Maßgabe einer Gerechtigkeit abläuft, die niemand außer Kraft setzen kann.
    Meiner Ansicht nach ist unser Geld das Hauptproblem. Die alten Ägypter waren selig, weil sie es noch nicht kannten, wie Du weißt. Dieses Geld stinkt und verrottet leider nicht und sein Wachstum ist grenzenlos. Deshalb ist es gänzlich ungeeignet, Naturprozesse zu gestalten.
    Nun will ich das Geld nicht generell verteufeln. Es war ursprünglich einmal eine segensreiche Erfindung. Seine Funktion bestand einst darin, Vertrauen zu materialisieren und so anschaulich und übertragbar zu machen. Dieses Vertrauen, das eine menschliche Gemeinschaft konstituiert, ist die Grundlage jeden Geldes, nicht etwa dessen materieller Wert.
    Ich bin nur deshalb auf das Edelmetall gekommen, weil mir dieses Vertrauen in die Gemeinschaft abhanden gekommen ist. Ich vertraue deshalb, wie vermutlich die meisten von Euch, darauf, dass Gold und Silber wie seit Anbeginn der Zivilisation auch weiterhin von Menschen geschätzt und deshalb als Tauschmittel akzeptiert werden. Aber wir wissen alle, dass Edelmetalle nicht lebensnotwendig sind und dass sich deshalb auch dieses Vertrauen als trügerisch erweisen kann. Eine goldgedeckte Währung halte ich deshalb für einen Rückschritt. Wir sollten uns lieber überlegen, wie wir das Vertrauen in unsere Gemeinschaft wiederherstellen können. Denn dessen Verlust ist das eigentliche Problem, mit dem wir konfrontiert sind. Wie ist es nun dazu gekommen, dass wir uns selbst von „IN GOD WE TRUST“ zu „IN GOLD (L wie Luzifer) WE TRUST“ haben erniedrigen lassen? Fortsetzung folgt.


    Gruß von Tom

  • Wie ist es nun dazu gekommen, dass wir uns selbst von ?IN GOD WE TRUST? zu ?IN GOLD (L wie Luzifer) WE TRUST? haben erniedrigen lassen? Fortsetzung folgt.

    Früher hieß es auf den US-Banknoten, der aufgedruckte Betrag sei einlösbar in Gold, heute heißt es "Wir vertrauen auf Gott" (dass die Nummer mit der nicht durch einen relen Wert gedeckten Währung gutgeht ;) ).
    Nicht immer gleich Satan, Baal, Belzebub und den Teufel hinter allem sehen! Ich weiß, Du gibst allem gerne eine spirituelle Note, aber das Problem ist doch vielmehr dass sich die Spitze der (Finanz-)Wirtschaft von der Gesallschaft und Realität gelöst hat und sich selbst ausserhalb und über die Gesellschaft gestellt hat. Ob da für sie wie sich einige anmaßen der richtige Platz ist wird die (nächste) Zeit zeigen.

  • Fish,
    ich meine, dass Gold eben keinen realen Wert darstellt, es sei denn, es gibt Menschen, die ihm diesen Wert zubilligen. In der Tat halte ich es für wünschenswert, wenn wir uns auf spirituellere Werte besinnen könnten. Das "L wie Luzifer" ist nur ein gag, der mir gerade einfiel. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich die Zukunft aus den Sternen, irgendeiner "heiligen" Schrift oder von Hellsehern vorhersagen lasssen. Was Du aber zum Schluss geäußerst hast, damit stimme ich 100% überein.
    Was mit dem Gaunerstück auf Jekyll Island begonnen hat, trägt inzwischen Früchte, die niemand verdauen kann.


    Gruß von Tom

  • Meiner Meinung nach, ist nicht unbedingt das Geldsystem schuld an der Krise oder auch an vorangegangenen Krisen. (Die Weltwirtschaftskirse 1929 ging auch von einem Land aus, in dem es eine goldgedeckte Währung gab.) Ich denke, daß ein großes Problem des Systems, die Zins- und Kreditwirtschaft ist. Das heisst, daß der Ertrag den Kapital bringt bzw. die Kosten für Fremdkapital nicht in einem natürlichen Verhältnis steht. Diese Missverhältnisse werden über eine Anpassung der Geldmenge geregelt die von Zentralbanken vorgenommen wird, die sogar auch eine Gewinnerzielungsabsicht haben und z.T. sogar in privaten Händen sind. Diese unnatürlichen Eingriffe verursachen Blasen, da Kredite fehlgeleitet werden. Meines Erachtens wäre zumindest eine erprobenswerte Alternative das "Freigeld" ?!

  • nach einem Tal kommt IMMER ein Berg und umgekehrt.


    Manchmal allerdings auch lange Ebenen, Hügel, mitunter auch tiefere Seen oder gar Meere :whistling:


    Hier gibt es mal einen netten Vergleich zu den 1930ern aus Berliner Sicht:



    Demnach sind die Probleme auch in Berlin nicht unbekannt, klar Lösungen haben sie auch nicht. Die Zusammenhänge sind halt äußerst komplex.


    Ein netter Vergleich: Versuche einem lebenden Strichmännchen auf einem Blatt Papier, also einem zweidimensionalen Mänchen in seiner zweidimensionalen Welt auf dem Blatt Papier die Dritte Dimension zu erklären, sprich die Höhe/Tiefe und damit Räumlichkeit. Fast ebenso unmöglich, wie wir ohne Theorien diese komplexen Vorgänge verstehen können.


    Wünsche


    ...einen goldigen Tag


    Tut

  • Kaiserhans,


    Meines Erachtens wäre zumindest eine erprobenswerte Alternative das "Freigeld" ?!


    meine zielvorstellung wäre eine Gesellschaft des gegenseitigen Vertrauens frei von Geld. :P
    Die Einführung von Frei- oder Schwundgeld wäre ein Schritt in die richtige Richtung, weil es damit an das Schicksal der Naturwesen angepasst wäre.
    Aber viel wichtiger scheint es mir zu sein, dass wir allmählich das durch das Geld zerstörte Vertrauen in die menschliche Gesllschaft allmählich von unten (Familie) nach oben Nationalstaat wieder aufbauen und das Geld dementsprechend verschwinden lasssen.
    Wir haben uns einreden lassen, dass Geld unabhängig macht. So hat man unsere Aufmerksamkeit von dem Wesentlichen abgelenkt und auf Unwesentliches gerichtet. Wir jagen dem Geld nach und vernachlässigen die menschlichen Beziehungen. Ein hoher Betrag auf dem Bankkonto schützt uns in allen Lebenslagen. Der einmal erworbene Rentenanspruch macht mich unabhängig von dem gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft, die unter allen Umständen dazu verpflichtet ist, meinen Anspruch zu erfüllen. Ja, Ansprüche an die Zukunft haben wir jede Menge erworben und dabei vollkommen übersehen, dass diese nichts wert sind, wenn keiner sie mehr erfüllen kann. Jetzt setzt die große Dämmerung der Wahrheit ein, weil unsere Illusionen mit der Realität konfrontiert werden. Alles zittert vor Angst und möchte die Wahrheit verdrängen, die darin besteht, dass alle Ansprüche und durch das Geld erworbenen "Freiheiten" durch die Leistungskraft der Gesellschaft beschränkt sind. Diese tendiert aber leider zunehmend gegen Null, weil wir unsere Aufmerksamkeit und Kraft dem Unwesentlichen zugewendet haben.


    Gruß von Tom

  • Heute ein gut passender Artikel von Heinsohn zum Thema.


    siehe FAZ 20.5.09 FAZ Online (http://www.faz.net/IN/INtempla…on/zwischenseite.asp&dx1={B9266A23-F413-40BE-668D-737D4F17FBD6}&rub={01345753-1D51-4A28-9550-C982F21BCDBF}) bietet nur einen kurzen Auszug unter dem Titel:
    Die nächste Blase schwillt schon an


    einige Auszüge oder Zusammenfassungen(mit 'von mir' gekennzeichnet):
    von mir: es kommt bei der Kreditvergabe nicht auf den Besitz eines Gutes an, sondern auf das Eigentum. Hierfür wird ein Zins gezahlt oder verlangt.


    Zitat: 'Geld und Kredit haben mit dem physischen Besitz von Sachen nicht das geringste zu tun, ........ Es ist das Eigentum an ihnen, auf das es ankommt, ein nichtphysisches Merkmal also, das man weder sehen noch anfassen, ein reines Rechtskonstrukt: aus ihm werden Geld und Kredit geschöpft. Der strengen unterscheidung zwischen Eigentum und Besitz, in der bisherigen Ökonomie sträflich vernachlässigt, kommt beim Verständnis von Krisen die alle entscheidende Bedeutung zu. Wenn eine Bank einem Kunden Kredit gewährt und damit gleichzeitig neues Geld an ihn emittiert, als Schuldschein gegen ihr Eigentum (wie dies früher häufige Praxis war) dann verliert sie physisch überhaupt nichts, auch nicht zeitweilig. Aber: Ihr Eigenkapital kann sie bis zur vollen Höhe natürlich nur einmal belasten, ..............'


    von mir: Er schreibt dies um Aufzuzeigen warum eine Niedrigzinspolitik der Zentralbanken nicht hilfreich ist, denn gerade in Krisenzeiten bekommt nur der von den Geschäftbanken Kredit, der
    1. Eigentum als Sicherheit verpfänden kann.
    2. Gerade diese Sicherheiten werden im Laufe der Krise abgewertet (z.B. Immobilien), so dass sich die die Kreditsumme schon allein dadurch reduziert.
    3. Seiner Meinung nach nutzt die Nullzinspolitik nichts für die Realwirtschaft, da diese nur Kredite erhalten wird, wenn sie Eigentum 'verpfänden' kann. Selbst gegen 100 % Zins gibt es andernfalls keinen Kredit.
    4. durch die Handlungsweise der Geschäftsbanken wird der Niedrigzinskredit sogar zum Bumerang, da die Geschäftsbanken mit den Niedrigkrediten in sämtliche Anlageklassen investieren die eine verzinsung versprechen.


    von mir: Als Resultat halten die Geschäftsbanken 2007 in den USA - die ja weder produzieren und auch nur 5 % aller Angestellten haben - 40 % aller Schulden. 1980 lag das bei noch bei 10 %. Zudem vereinigen sie 50 % aller Gewinne auf sich.


    Also, heute mal FAZ kaufen! Wahrscheinlich wird http://www.weissgarnix.de auf seiner Homepage auf den Artikel eingehen.

    Delphin
    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    "Whee! This investing stuff is easy!"
    (Mogambo Guru)

    Einmal editiert, zuletzt von Delphin ()

  • Fest steht jedoch eines:
    Es ist wie im Krieg, nur nicht auf dem Schlachtfeld Mann gegen Mann, sondern auf dem Schlachtfeld der Kreditinstitute, hier spielt sich der Krieg ab.


    gutes Gleichnis 8)
    auf dem militärischen Schlachtfeld schlagen sich die Soldaten Mann gegen Mann die Köpfe ein (zumindest war dies bis zum 1. Weltkrieg so üblich)
    dahinter steht aber das "staatsmännische" Spiel um Macht und Ehre
    was die Frage aufwirft, wer hier (in der Schlacht der Finanzen und Währungen) die Feldherren hinter dem Gemetzel sind :!:


    Ja glaubt ihr denn, daß ... ein Steinbrück auch nur annähernd verstehen, was da eigentlich abgeht ???


    bei Steinbrück habe ich das Gefühl, dass ihnm schwant, in welche Klippen der Kahn (dessen Konkursverwalter er ist) treibt ...
    nur was soll er tun? außer poltern und pöbeln?


    Meiner Meinung nach, ist nicht unbedingt das Geldsystem schuld an der Krise oder auch an vorangegangenen Krisen. (Die Weltwirtschaftskirse 1929 ging auch von einem Land aus, in dem es eine goldgedeckte Währung gab.)


    und 1929 ff. war ja auch nicht die erste große/lange Depression ...
    das HEUTIGE Geldsystem hat es den Notenbanken m.E. nur ermöglicht, den Abschwung (seit den 1990er Jahren bzw. spätestens dem Platzen der New-Economy-Bubble 2000) eine bis höchsten zwei Konjunkturperioden hinauszuzögern

  • Gelernt und zusammengeklaubt habe ich mir in den letzten paar Jahren die folgenden Kenntnisse:


    1. Geld entsteht nur an einer Stelle im System. Bei der Vergabe eines Kredites einer Geschäftsbank an einen Schuldner. (Privatpersonen, Firmen, Öffentliche Hand, usw.).
    (siehe Debitisten (Dottore, Weissgarnix, ....))


    2. Rückzahlbar sind Kredite nur wenn die Höhe der Neuschulden (Nachschulden) die Höhe der Kredite + Zinsen erreicht oder übersteigt. Ist dies nicht der Fall, sind - in Summe - alle Kredite die die Höhe der Neuverschuldung überschreiten, automatisch notleidend.
    (siehe Beispiel-1)


    3. Dieses Szenario muss - ich sehe jedenfalls keinen Ausweg - logischerweise alle paar Jahrzehnte zu einer massiven Rezession/Deflation führen. Hierbei bauen sich sowohl die Vermögen als auch die Schulden (eventuell mit Zeitverzögerung (Privatinsolvenz) massiv ab. Kommt es zu Krieg oder Aufständen auch die Menge der Sachgüter, von Verlusten bei den Menschen ganz zu schweigen.
    Dieses Szenario vernichtet in wenigen Jahren alles was sich Millionen von Menschen in Jahrzehnten mühsam erarbeitet haben. Und schlimmer noch, die Älteren unter ihnen haben keine Chance sich aus dieser Lage wieder heraus zu arbeiten.


    4. Danach kann der Kreislauf wieder von vorne beginnen und nach Jahrzehnten des ‚Wirtschaftwunderdarseins‘ wird das System in die nächste Krise schlittern. Es sei denn, die Menschheit schafft es irgendwann doch noch ihren Planungshorizont etwas zu erweitern.
    (siehe auch Kontradieff Zyklus).




    Beispiel-1 : (erstmals gelesen bei Weissgarnix)
    ----------------------
    Eine Geschäftsbank
    Ein Kunde
    Ein Kredit wird vergeben über 1 Jahr in Höhe von 100 €. Der Kunde muss nach einem Jahr 105 € zurückzahlen.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Frage : woher kommen die 5 € wenn es keinen Nachschuldner gibt?
    Antwort: Sie existieren nicht einmal, es gibt nur 100 € im System, der Schuldner ist pleite.
    Natürlich, gibt es das Beispiel in der Realität nicht in diese Einfachheit, aber letzlich ist egal ob es 2 Mio andere Schuldner gibt oder nicht, in dem Moment, in dem die Neuverschuldung zurück geht, trifft unser Beispiel für einige Schuldner sofort zu. Und zwar nicht weil sie dusselig sind oder schlechte Geschäfte machen, sondern weil schlicht das Geld (der Neukredit) nicht 'existiert'.



    5. Zentralbanken greifen in das System unter Punkt 1 nur indirekt ein, sie versuchen die Kredithöhe zu beeinflussen (Zinsniveau, Höhe der Rücklagen der Geschäftsbanken), ansonsten werden sie über Geschäftsbanken tätig (teilweise natürlich massiv).


    6. Es gibt keinen freien Markt, sobald Staatsinteressen betroffen sind.


    7. Es gibt keinen freien Markt, sobald Monopole an einem Markt existieren.


    8. Gegenläufig zu der Debitistischen Theorie herrscht der Ansatz von Keynes, der u.a. davon aus gegangen ist, dass eine leichte Inflationierung der Wirtschaftssysteme ein optimales Wirtschaften ermöglicht. Diese Theorie fiel bei unseren Politikern auf fruchtbaren Boden, erlaubt er Ihnen doch das vermehrte Verschulden der Staatsfinanzen und somit ein erhöhtes Budget für die Vergabe von Aufträgen, Subventionen, Unterstützungen für die jeweiligen Anhänger. Außerdem darf man die Inflation als eine Art ständige und versteckte Steuer betrachten die das Vermögen der Bürger aufzehrt und vor allem ihre Forderungen an den Staat verringert. Und zwar massiv. (Gängigster Lösungsansatz zur Rentensanierung).


    9. Die Inflationierung ist auch ein geeigneter Ansatz um den nominellen Wert aller Vermögen zu erhöhen, was sich sehr förderlich für das Bruttosozialprodukt auswirkt, vor allem wenn man die Inflation etwas herunter rechnet. Was sind da schon +- 2 %. Hat man sich schnell zurecht interpretiert.


    10. So bildet man echte Blasen und falsche Vermögen. Bleiben die Nachschuldner weg oder wird einem die Lage zu prekär und hat man erstklassige Mathematiker und Rechtsanwälte zur Hand, kann man die Kredite bündeln, mischen, waschen und weiterverkaufen. So wird man vom Kreditgeber zum Kredithändler. Wo keine Neuschuldner sind schafft man eben welche, wird das Risiko zu gross und man bekommt die Papiere nicht rechtzeitig verkauft, kann man sie immer noch versichern oder shorten. 400 Seiten Verträge wollen erst mal durchblickt sein. Wer liest das schon, bei einem AAA Rating, 'die' wissen ja schon was sie tun. Wussten ‚sie‘ auch.


    11. Je grösser die Luftnummern sind, umso heftiger wird die Rezession zuschlagen müssen. Hält man die Vermögensvernichtungsmaschinerie auf baut sie erneut Wucht auf. - Irgendwann!


    12. Die klassische Betriebswirtschaftlehre und Volkswirtschaftslehre scheitert, vor allem weil sie die Punkte 1., 6. und 7. negiert, ignoriert oder als unwichtig erachtet. Deshalb haben ihre Vertreter auch keine Erklärung für diese Krise. Weil sie keine Erklärung haben, haben sie auch keine Lösung, jedenfalls keine die über ein 'Spielen auf Zeit' hinaus gehen würde.



    Nachsatz: Ich bin weder Betriebswirt, noch Volkswirt, was dem Einen oder Anderen mindestens am mangelhaften Fachjargon aufgefallen sein wird. Ich sah mich gezwungen mich mit dieser Thematik beschäftigen, weil Fachleute, vom Bankberater bis zum Wirtschaftsjournalisten, vom Politiker (Linke) bis zum Politiker (CDU/CSU) bei dieser Thematik komplett versagt haben und bis auf wenige Ausnahmen auch erneut versagen werden.


  • 12. Die klassische Betriebswirtschaftlehre und Volkswirtschaftslehre scheitert, vor allem weil sie die Punkte 1., 6. und 7. negiert, ignoriert oder als unwichtig erachtet. Deshalb haben ihre Vertreter auch keine Erklärung für diese Krise. Weil sie keine Erklärung haben, haben sie auch keine Lösung, jedenfalls keine die über ein 'Spielen auf Zeit' hinaus gehen würde.

    Was heißt "klassische" Lehre scheitert? Vielleicht mal die Österreicher studieren. Deine Punkte 1,6 und 7 werden z.B. von Mises sehr schön abgehandelt und erläutert. Der zeigte auch schon vor 70 Jahren die Ergebnisse und Entwicklungen auf, vor denen wir heute stehen. Scheitern müssen da nur die Vertreter von Keynes, die allgegenwärtig immer noch die Politik, die Medien und leider auch sehr stark die Lehre beherrschen.

  • @TomAHawk, Oskar


    danke für die Begrüssung und die Resonanz und auch danke für die Korrektur von Oskar. Ich habe den Punkt 12 falsch formuliert. Gemeint war nicht 'klassisch', sondern 'herrschende' Lehre. Also der derzeit vorherrschenden Mainstream, die VWL-, BWL-Theorie die unsere derzeitige Wirtschaft bestimmt und ihre Richtung vorgibt. Was immer das ist, Keynes sei ja auch schon wieder veraltet, bzw. seine Ableger und Nachfolger seien 'en Vogue' hörte ich. Und diese Richtung ignoriert und leugnet die von mir genannten Punkte auf jeden Fall, zumindest solange die Türen geöffnet sind.


    Auch wusste ich nicht dass Mieses auf die Punkte 1, 6, 7, bereits eingegangen ist. Ich kenne 'von Mises' nur durch seine Berechnung der Inflationserwartung. Gut zu wissen.

Schriftgröße:  A A A A A