Edelmetalle - Bedeutung in der Welt

  • Edelmetallen werden in Gesellschaft und Kultur verschiedenen Eigenschaften nachgesagt, die den Umgang mit diesen stark beeinflussen (gesellschaftl. Werteprägung, 'Geld der Götter',...). In diesem Faden sollen Hintergünde und Umgang in verschiedenen Ländern beschrieben und diskutiert werden. Der Stellenwert beschreibt außerdem wie schnell in diese umgeschchtet wird (sparen) und unter welchen Bedingungen diese wieder angetastet werden (dürfen). Ein weiteres Kriterium sei der Zustand des Marktes, also Zugänglichkeit und Kontrollierbarkeit sowie Steuern.


    Interessant ist weiterhin, inwieweit sich durch aktuelle Geschehnisse die Einstellung zu dieser Anlageklasse ändert, um Tendenzen aufzuzeigen.
    Bitte um viele Erfahrungsberichte...


    statist

  • Da nicht erst seit kurzem auch der Sohn von Bill Bonner Japaner werden will,möchte ich die Einstellung der Japaner - so wie ich es kennengelernt habe - erläutern. Kernpunkt ist hier der Bezug zu EM; vom Kulturprogramm und dringend benötigtem Sarkasmus und Ironie (mmmhhh, gar nicht mal so lecker) mal abgesehn.


    1. Grundeinstellung
    Dieses Jahr habe ich mal wieder einen Japaner in D zu Besuch gehabt, und konnte auch privat einige Zeit offen mit ihm sprechen. In Richtung EM ließ sich nicht so gut unterhalten, er meinte das sei etwas für Frauen die europäisch heiraten wollen (Schmuck). Ansonsten ist das Zeigen von Reichtum nicht so beliebt, es gibt nicht einmal Urlaubs-Postkarten: man weiß ja nicht ob der Empfänger dieser sich auch so einen Urlaub leisten kann und möchte nicht aktiv darauf aufmerksam machen! Die meisten kulturellen Schmuckstücke enthalten wenig EM, buntes Papier in allen Farben ist sehr beliebt ?) Als Begüßungsgeschenk gabs ein 999-er Lesezeichen einer symbolischen Kriegsfigur, ansonsten im Alltag keine Metalle zu sehen.


    Wirtschaftskrise: Dann habe ich natürlich mal den Exporteinbruch von Japan erwähnt, worauf die Stimmung etwas eisiger wurde (für Europäer kaum merkenswert). Die Antwort war eindeutig das sich darüber nicht unterhalten wird, weder auf Arbeit noch zu Hause, und man kaisertreu den Anweisungen folgt ohne zu zweifeln (wie teilw. in D :huh: ).
    Das passt irgendwie so gar nicht zu dem Hang zu Glücksspielen, den ich bei Asiaten oft bemerken konnte. Vielleicht wird aber auch nur nicht darüber gesprochen; die Spielverluste zuzugeben dauert bei einem Japaner u.U. auch mehrer Jahre - zumindest bei dem mir Bekannten war es so.


    2. Edelmetallkauf in Japan
    Im Jahre 2006 habe ich ernsthaft versucht ein bischen Metall in Japan einzukaufen; eher Sammlerdinge zum Mitbringen als Erinnerung. Ort des Gescehens war Kyoto, später auch noch Tokio.
    Bei der Bank versucht: Nachdem ich dreimal Nummern gezogen hatte um an einen Barschalter zu kommen - persönlich begleitet vom Wachmann - brachte ich mein Anliegen vor. Die Dame am Schalter war etwas ratlos, was ich denn mit Gold und Silber anfangen wolle. Erst als ich meinte zum Sammeln wurde wieder gelächelt, aber helfen konnte an mir nicht. Also noch zwei andere Banken versucht und nichts... Die letzte Dame bei der Bank fing sofort an zu telefonieren wo man denn soetwas bekommen könnte, und fand für mich einen von 3 Händlern in Kyoto (!!) in einem Kaufhaus um die Ecke. Also noch schnell Geld tauschen - wie üblich verbunden mit dem Anruf im Hotel ob ich denn wirklich dort wohne und wieviel ich schon getauscht hätte.


    Dann auf zum Luxuskaufhaus (Daimaru Kyoto) mit Händler. Mehr als 15m² Laden war nicht vorhanden, Platz ist halt kostbar. Anlageunzen waren nicht zu finden, dafür aber Standarddinge wie Lunar Au und AG sowie Expo Japan usw. Der 2oz Drache war mit ca. 30,50Euro nicht gerade ein Schnäppchen, zumindest zu diesem Zeitpunkt. 1/10 Lunar gabs für 58 Euro. Also es war möglich etwas zu kaufen, aber nicht primär als Anlage.


    Insgesamt wundere ich mich immer wieder über die Mengen an Material die dort laut Statistiken rumliegen sollen; die Privathaushalte tragen dies meist weder als Schmuck noch haben diese viele religiöse Gegenstände aus EM. Wer kann helfen das zu erklären?


    Dieser Beitrag basiert auf persönlichen Erfahrungen, die nie vollständig sein können.
    statist

  • Thailand und Gold:
    Die Liebe der Thais zu Gold ist tief verwurzelt. Gold wird in Thailand - anders als hier - nicht nur als Schmuck sondern auch als Geld gesehen. Überall sieht man Gold-Shops, die Ketten, Ringe, aber auch Münzen anbieten und aufkaufen. (keine Ahnung wie hoch der Spread ist) Thai Gold ist 23karätiges Gold, weshalb auch "100% Thai-Gold" keineswegs 999 Feingold ist. Die in Thailand übliche Gewichtseinheit ist das Baht (ja, wie die Währung). Ein Baht Gold entspricht 15,244g 23karätigem Gold. Es wird vor allem gerne in Schmuckform gekauft, entsprechende Ketten o.ä. werden oft in praktischen Gewichtseinheiten (1/2, 1, 2, 3, 5, 10 Baht) verkauft. Zu sehen beispielsweise hier: http://www.thaibahtgold.com/ Ich denke Gold kann in Thailand durchaus als Ersatzwährung bezeichnet werden. Durch die schlechten Erfahrungen mit ihrem Fiat-Geld haben die Thais wohl die Wertschutzfunktion von Gold schätzen gelernt. Ich würde soweit gehen zu behaupten dass so ziemlich jede einigermaßen wohlhabende Famile in Thailand einen nicht unerheblichen Teil ihres Vermögens in Gold angelegt hat. Man sollte auch bedenken dass die meisten Thais nicht krankenversichert sind. Gold wird also z.B. um medizinische Kosten im Krankheitsfall zahlen zu können gespart, also auch gerade von den ärmeren Schichten (sofern sie denn überhaupt sparen können, der Nordosten des Landes ist ziemlich arm). Ich bin ziemlich sicher, dass es in thailändischen Krankenhäusern möglich ist, direkt mit Goldschmuck zu zahlen (werde das mal recherchieren).
    Alles in allem sind die Thais für mich die Goldbugs der Welt, was sie mir direkt sympathisch macht :thumbup:


    EDIT: Treffe gleich einen thailändischen Freund, werde ihn nochmal bezüglich Gold befragen.

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.”
    Mahatma Gandhi

    Einmal editiert, zuletzt von Precious ()

  • Früher warn die Franzosen die größten Goldbugs europas:
    Das, was für die deutschen die Inflation von 1923 war, war für die Franzosen das papiergeld der Französischen revolution.


    In Frankreich gab es im 19. Jh einen Bi-Metallismus, d.h. dass sowohl Gold als auch Silber eine geldfunktion hatten.


    Nach dem zweiten WK war Gold in Frankreich verboten. Für Gold-Napoleons wurden 100% Aufpreis über dem Spotpreis von Tanger und Zürich gezahlt.
    Gold wurde von Zürich in die Schweiz geschmuggelt.


    Heute sind die Franzosen offenbar nicht mehr so starke Goldbugs. Während Deutsche,Schweizer und Ukrainer in Q1 2009 nennenswerte Tonnen Gold absorbiert haben, habe ich von Frankreich nichts gehört.
    Während in den 90er Jahre in D-Land manchen Banken noch Goldmünzen verkauft wurden, habe ich in Frankreich nie was vergleichbare gesehen.


    Da es in Frankreich keine breite vermögende Schicht wie in Deutschland gibt, kann es auch sein, dass die Franzosen ihr Gold gleich in der Schweiz kaufen und dort lagern.

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