Der unsichtbare Crash: Trendwechsel bei Staatsanleihen

  • Eigentlich gehört es ja ein Stück weit zu dem Thema: „Piigs“-Euro in Gefahr.
    Aber derzeit geht es nicht mehr nur um die Piigs, deswegen mache ich mal einen neuen Thread auf. Der muss nicht lange laufen, aber ich denke der derzeit ablaufende, fast unsichtbare Bondcrash ist zu wichtig und sollte niemandem entgehen.


    Wenn in den vergangenen Monaten Anleihen von Griechenland, Irland oder Portugal unter die Räder kamen, dann gab es auch immer wieder Profiteure: Deutschland, Frankreich, USA.


    Deren vermeintlich sichere Staatsanleihen zogen in den Kursen an, die Bondbesitzer schichteten um: von Piigs-Anleihen in AAA-Anleihen.


    Anfang November gab es einen trendwechsel: alle Anleihen kamen in den Sog eines mittelfristigen Bärentrends: siehe Grafik:


    Irland, Portugal, aber auch Italien, Frankreich, Deutschland, USA.


    In den USA sanken die Anleihepreise, obwohl die FED pro Monat 105 Mrd Dollar an Staatsanleihen aufgekauft hat.

  • Spekulation wie im März/April?
    Britische Hedge Fonds, die erst griechische Anleihen leerverkaufen und dann den Managern bei den Ratingagenturen nette neue Verschuldungsstudien unter die Nase reiben und auf Bloomberg herzzereissende Interviews über schlimme Staatsschulden geben?


    Am Wochenende stand im Handelsblatt im Rahmen eines ausführlichen Artikels:


    „Es sind nicht so sehr die üblich verdächtigen Hedge-Fonds und Spekulanten, die sich von den Anleihen verabschieden, es sind vor allem Pensionsfonds, Privatanleger, Banken und Versicherungen. All jene, die über Jahrzehnte dachten, wer Europas Staaten Geld leihe, verliere nie sein Geld.“


    http://www.handelsblatt.com/fi…us-um-jeden-preis;2704664


    „An den Finanzmärkten hat ein tiefgreifender Wandel stattgefunden,“ erklärt Martin Gilles, Anlagestratege der WestLB im Handelsblatt. „ Jahrzehntelang galten Staatsanleihen als krisenfeste Anlage, als letzte Zuflucht in schwierigen Zeiten…Doch nun hat die Schuldenkrise das Vertrauen erschüttert. Anleihen hätten ihren Nimbus verloren.“


    http://www.welt.de/finanzen/ge…oest-Preisrallye-aus.html


    Staatsanleihen sind das Basis-Investment für Lebensversicherungen und Pensionsfonds. Die Finanzkrise begann 2007, weil in den mathematischen Bewertungsmodellen der Finanzindustrie sinkende Immobilienpreise überhaupt nicht vorsehen waren.


    Es ist schwer zu sagen, wie hoch der Wert eines „Nimbus“ sein kann.


    Aber es sieht ganz danach aus, als ob der Nimbus der Staatsanleihen genau jetzt zerbrochen ist.

  • Das bedeutet: Auftakt zum Endgame.



    Ich habe immer gesagt, dass sich zeitlich nicht genau sagen lässt, wann das Endgame beginnt. Mit einer halbwegs glaubwürdig intonierten Totalgarantie für alle Euro-Bonds hätte man sicher noch ein paar Monate, vielleicht auch Jahre gewinnen können.


    Ich habe den Eindruck, dass der Bondcrash genau jetzt beginnt.
    Ein Wunder, das es überhaupt noch Gold zu kaufen gibt.


    Vermutlich liegt es einfach daran, dass viele Bondinvestoren nur Bonds kaufen dürfen und jetzt auf Giralgeld-Bergen sitzen und etwas ratlos dreinblicken.


    Andere scheuen sich Rohstoffe , Gold und Aktien zu kaufen, weil sie ja extrem risikoscheu sind. Genau das war ja der Grund, Anleihen zu kaufen.



    In den mathematischen Modellen der Finanzindustrie gab es bis 2007 überhaupt nicht die Möglichkeit, dass Immobilienpreise sinken könnten.
    Als sie doch sanken, kam es zum Crash.


    Ähnlich ist es bei Bonds: sinkende Bondkurse sind schlichtweg nicht möglich, ohne dass sie Bilanzen zusammenbrechen.


    Eigentlich ist es fast zweitrangig, ob erst Versicherungen und Banken krachen, deren Bilanzen unter den sinkenden Bondkursen irgendwann kollabieren oder ob die Notenbanken mehr Geld drucken, um Bonds zu kaufen.


    Derzeit flieht Kapital aus den Bonds in das „Bargeld“. Wenn Bargeld weiter gedruckt wird, flieht es aus dem Bargeld in alternative Währungen, Edelmetalle, Rohstoffe und Sachwerte.


    Ich dachte immer, wenn das letzte Kapitel beginnt, dann bleibt keine Zeit, noch Gold zu kaufen und dass der Goldpreis dann mit täglichen Sprüngen um 50-100 Dollar/Euro jeden Normalanleger abschüttelt.


    Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der Bondanleger, zumindestens die privaten, nach ihre Ausstieg aus den Bonds nun in Edelmetall gehen, d.h. in wenigen Tagen oder Wochen könnte, möglicherweise unterstützt durch zusätzliche Schocks, der exponentielle Anstieg des Goldpreises beginnen.


    Für die kommenden Tage dürften die frischen Staatsanleihekäufe der EZB und QE-Diskussionen in den USA für ein Umfeld sorgen, in dem der Euro noch halbwegs was wert ist und man noch mal Edelmetalle nachkaufen kann.


    Morgen (Dienstag) ist im irischen Parlament Abstimmung über die Annahme des Bailout-Pakets. Die Stimmung ist so geladen, dass ohne weiteres es möglich ist, dass das Parlament den Bailout ausschlägt und die Banken pleite gehen lässt.


    Die einflussreiche irische Zeitung „Independent“ schrieb heute;
    “.... force the ECB to account for its own monumental culpability in allowing out-of-control German and French banks to lend recklessly to Irish banks, the Irish negotiators turned sides and acted as debt collecting agents of foreign banks.”


    “…die EZB zu zwingen, für ihre eigene monumentale Schild einzustehen, den außer Kontrolle geratenen deutschen und französischen Banken hemmungslosen Verleihungen an irische Banken erlaubt zu haben. Die irische Verhandlungsdelegation hat die Seiten gewechselt und agiert als Schuldeintreiber für ausländische Banken“.


    Die Stimmung, die aus diesen Zeilen spricht, ist offensichtlich.

  • Ich hätte früher gedacht, dass bei einem beginnenden Bondcrash französischer Anleihen Gold und Silber praktisch nicht mehr zu kaufen sind. Wer immer gezögert hat und an die Lösungsfähigkeit der Politik geglaubt hat, der hat nun handfeste Beweise, dass sich auch im Kern des Systems Risse zeigen.


    Die Panik an den Bondmärkten ist praktisch geräuschlos, aber sie ist da. (siehe Artikel Handelsblatt)


    Kann sein, dass die EZB sich auf ganz große Käufe verpflichtet: dann sehen wir statt eines Bondcrashs die klassische Weimarer Finanzierung aus der Druckerpresse – und eine vorübergehende Stabilisierung, bis irgendwann die Akzeptanz des Papiergeldes sinkt.


    Was jetzt passiert, ist nicht das Ende der Welt. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat für eine Studie aus den letzten vierzig Jahren einmal 100 oder 200 Währungscrash untersucht. Sowas passiert dauernd und ist eigentlich auch nicht besonders schlimm, außer für die Leute, die glaubten dass Papiergeld und Staatsanleihen etwas sind, mit dem man Wert speichern kann. In der Mehrzahl der Länder gab es nach einem Währungscrash sogar intensives Wirtschsftswachstum.


    Wer immer mitgelesen, aber nie den Arsch hochgekriegt hat, sollte mal darüber nachdenken, in welche Papiere seine private Krankenversicherung und Riesterrente investiert haben und aus welchen Papieren sich die monatlichen Auszahlungen der Allianz Privatrente speisen.


    Ich würde derzeit nicht mehr lange nachdenken, sondern jetzt handeln.
    Da die Abstimmung über das Bailout Paket morgen in Irland zu 10-20% fehlschlagen wird, würde ich noch vor morgen Mittag letzte Änderungen in der Vermögensaufstellung machen:
    Wenn es erstmal eine ausgewachsene Panik an den Märkten gibt und sich Preise für Assets im Sekundentakt ändern, kann kein Mensch mehr vernünftig handeln. Auch wenn die Abstimmung morgen in Irland durchgeht, bleibt eine sehr größe Gefahr für eine plötzliche Beschleunigung durch Rückkopplungen.


    Staatsanleihen sind Basisinvestments:
    http://www.comdirect.de/inf/an…TION=32415752&timeSpan=6M
    Bei jedem Punkt, den so eine französische Anleihe weiter nach unten geht, kann irgendein unbeherrschbarer Zweitrundeneffekt ausgelöst werden.


    Vermutlich wird die EZB irgendwann die Notbremse ziehen und Geld drucken: aber ich bin mir nicht sicher, ob eine QE-Maßnahme im Billionenbereich nicht zur sofortigen Auflösung der Eurozone durch den Austritt von Mitgliedern führt.


    Bei der Bundesbank spricht man intern übrigens nicht mehr von den Piigs, sondern von Gipsi!
    Das sind die Staaten in der Reihenfolge ihres Bankrotts:
    Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien.

  • Dr. Meyer, ich möchte doch mal im Namen Aller hier ein rückhaltloses + ehrliches Lob aussprechen... :thumbup:


    Hut ab - lerne viel aus Ihren Beiträgen... 8o


    Danke bf 8)

    Gute Deals mit: Goldleser, petraDD, hollaender, Ghost2675, Der_Kaktus, bubi, speedsnail, Fischer, KROESUS, Heinrich V, jürgen1228, mauersgold, "absolut beginner", Silberdachs, ROKKO, eifelmünze, smartsurfer, suesse, konterbande, neptun, cyberworky, blaucater, John Ruskin, megane26, rockcrawler, schuchris, goldmeier, n.n., HoLo, reusssammler, helmut75. :thumbup:

  • Auch von mir ein herzliches Dankeschön für die tiefgründige und schlüssige Analyse. Hervorragende Arbeit!


    Eine kleine, vielleicht triviale Frage hätte ich aber dennoch:


    In dem beschriebenen Szenario gehen wir von weiter sinkenden Bondkursen aus. Als Konsequenz werden massiv steigende Rohstoffpreise erwartet.
    Könnte es stattdessen aber nicht auch, wie eben 2008, zeitgeleich zu einem massiven Abverkauf aller Assets kommen (inkl. Rohstoffe), um Verluste in anderen Bereichen glattzustellen?


    Diese Möglichkeit sollte man meiner Meinung nach nicht ganz verdrängen.

  • Toller Beitrag und man kann sagen,langsam wird es eng.


    Ich glaube,das die Leute abgestumpft sind.
    Andauernd Krise,Panikmodus und Weltuntergang.
    Im Mai war dagegen eine andere Stimmung.


    Aber wenn Niemand sonst die Anleihen kauft,wird es halt die EZB tun.
    Auch ganz leise.
    Und kaum Jemand wird es interessieren.


    Für einige wird das Wachwerden echt hart werden :D

  • Man sollte auch nicht vergessen das grade die Pigs noch über grössere Goldbestände verfügen die vor einem Bondcrash noch auf den Markt geworfen werden um die Pleite nicht sichtbar werden zu lassen bzw um die Märkte wieder in die vermeintlich sicheren Bons zu bewegen.
    Langfristig hätten solche Aktionen allerdings nur die Wirkung das die Länder weiter ausverkauft werden,und sich das Publikum nochmals mit günstigerm Gold eindecken kann(privatisierung)
    Meine persönliche Meinung ist aber das der Zug schon abgefahren ist und die nächste Goldrakete in kürze abhebt :D

  • Es kracht auch an der Ostfront -Österreichs Banken unter Beschuss:


    Budapest (Reuters) - Die umstrittene Wirtschafts- und Haushaltspolitik der ungarischen Regierung schwächt die Kreditwürdigkeit des Landes.


    Die Ratingagentur Moody's verpasste dem osteuropäischen Staat am Montag eine schlechtere Bonitätsnote: Mit "Baa3" liegt das Land nur noch knapp über dem "Ramsch-Status". "Die Herabstufung hat vor allem mit dem zwar langsamen, aber deutlichen Verlust an Finanzkraft der ungarischen Regierung zu tun", erklärte die Agentur. Auch sei Ungarn in mehrfacher Hinsicht anfällig für Risiken. Sollte die Regierung es versäumen, ihre Finanzkraft wiederherzustellen, könnten weitere Herabstufungen folgen.


    Die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban reagierte gelassen und erwartet langfristig wieder eine bessere Bonitätsnote. Orbans Sprecher sagte, der Regierungschef selbst habe ein schlechteres Rating bereits vor einem halben Jahr vorhergesagt. "Es kam zur Herabstufung wegen Maßnahmen, die die Interessen von internationalem Kapital kurzfristig schädigen", ergänzte der Sprecher.


    Allerdings zeigt die Herabstufung, dass die Finanzmärkte mit der zum Teil als unorthodox wahrgenommenen Wirtschaftspolitik der Regierung nicht zufrieden sind. Mit diesem Denkzettel verteuert sich die Refinanzierung des Landes an den Kapitalmärkten weiter. Auch Standard & Poor's hatte vor kurzem sein vergleichsweise schlechtes Rating für Ungarn bestätigt, Rivale Fitch hat einen negativen Ausblick in Aussicht gestellt.


    UMSTRITTENE PLÄNE


    Analysten zeigten sich deshalb wenig überrascht von der Herabstufung durch Moody's. "Dies stimmt mit unserem Bild überein, dass die jüngsten wirtschaftspolitischen Entscheidungen in Ungarn zu einer Verschlechterung des mittelfristigen fiskalischen Ausblicks und einem weniger vorhersehbaren Geschäftsumfeld geführt haben", sagte Citigroup-Experte Piotr Kalisz. Die Mischung aus Rating-Herabstufungen, einer enttäuschenden Steuerpolitik und einer hohen Anfälligkeit für externe Risiken könnten in den nächsten Wochen zu mehr Schwankungen am Devisenmarkt führen - "vor allem, wenn sich die Krise der europäischen Staatsanleihen ausweitet".


    Ungarn hat zuletzt mit seiner geplanten Rentenreform die EU und die privaten Pensionsfonds gegen sich aufgebracht. Für heftigen Protest sorgt insbesondere das Vorhaben, mit Vermögenswerten aus der privaten Altersvorsorge die staatliche Schuldenlast zu drücken.

  • vor genau einer woche hatte ich im pigs-faden dasselbe bemerkt.


    während bislang nur die risiko-klasse innerhalb einer anlageklasse gewechselt wurde (also raus aus pigs und rein in deutsche anleihen und umgekehrt) dreht der übergeordnete trend bei allen nach unten. das ist das endspiel für diese anlageklasse. danach kommt nichts mehr, was im finanzsystem bestand hat.

  • ""In der vergangenen Woche erwarben die Währungshüter für
    insgesamt 1,965 Milliarden Euro Staatsanleihen nach einem Volumen von 1,348
    Milliarden Euro eine Woche zuvor, wie die EZB am Montag in Frankfurt mitteilte.""


    Knapp 2 Milliarden in der Woche ist doch ganz schön viel :thumbdown:

  • ""In der vergangenen Woche erwarben die Währungshüter für
    insgesamt 1,965 Milliarden Euro Staatsanleihen nach einem Volumen von 1,348
    Milliarden Euro eine Woche zuvor, wie die EZB am Montag in Frankfurt mitteilte.""


    Knapp 2 Milliarden in der Woche ist doch ganz schön viel :thumbdown:


    das wären aufs jahr gerechnet gerade mal 100 mrd euro. das sind eigentlich peanuts bei den derzeit kursierenden zahlen allüberall.

  • Man muss aber bedenken das nächstes Jahr noch viel viel mehr neuer Anleihen(Billionen) an den Mann gebracht werden müssen... dann werden aus den 2 Milliarden vielleicht 20 je Woche,


    das macht aufs jahr gerechnet dann eine billion. immer noch nicht so richtig dramatisch. das machen die amis schon länger.


    200 mrd. jede woche sind aber auch drin, wenn die staatsanleihen inklusive der deutschen auf den markt geschmissen werden.

  • Dankeschön für deine Informativen Beiträge. [smilie_blume] Ist immer wieder eine Freude,durch deine Beiträge hier auch auf Goldsuper........ einiges zu lernen. Ich oute mich als Dr.Meyer Fan :thumbup:

    "Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf entscheiden, was es zu Essen gibt" (Thomas Jefferson)

  • Ich bin gespannt, was die bevorstehende Begebung von EUR-Anleihen für eine Auswirkung auf die Entwicklung der Risiko-Spreads haben wird und wie lange diese damit auf einem erträglichen Niveau gehalten werden können. Auch wenn Merkel diese Option aktuell noch ausschließt, ist es doch nur eine Frage der Zeit, wann Deutschland dem Druck der EU Nehmerstaaten nachgibt. War doch bisher immer so.

  • Ich bin gespannt, was die bevorstehende Begebung von EUR-Anleihen für eine Auswirkung auf die Entwicklung der Risiko-Spreads haben wird und wie lange diese damit auf einem erträglichen Niveau gehalten werden können. Auch wenn Merkel diese Option aktuell noch ausschließt, ist es doch nur eine Frage der Zeit, wann Deutschland dem Druck der EU Nehmerstaaten nachgibt. War doch bisher immer so.


    Ja,da hast Du leider sicher Recht.


    Merkel ist einfach Teflon.
    Hat ja auch schon gesagt,Das die Euro Anleihen im Moment nicht nötig sind.


    Was das heisst,kann sich ja Jeder selbst einen Reim drauf machen.


    Schade,das Wir nicht einen anderen BK haben,jemanden,auf dessen Wort man sich zumindest etwas verlassen kann.


    Bei Teflon-Merkel heisst es ja immer,Nein,und dann,Alternativlos-Aber Wir gehen gestärkt daraus hervor.

  • mit dem Artikel „Warum Europa den Schuldenschritt braucht“ http://www.spiegel.de/wirtscha…les/0,1518,732697,00.html
    spricht der Autor wahrhaft Wahres aus.
    Selten habe ich einen so guten, ja inhaltlich so richtigen Kommentar zu diesem Thema gelesen.

    Gegen Ende des Textes jedoch, als die richtigen Schlussfolgerung aus den aktuellen Ereignissen in die Antizipation der richtigen zukünftigen Maßnahmen übergeht, scheint es als ob dem Autor der Glaube an das einzig Richtige, den Haircut, verloren geht. Und leider wird es auch so sein. Ich bin kein Pessimist, aber in dieser Sache, wäre die Politik nicht die Politik, wenn es nicht wie immer laufen würde. Im Amerikanischem sagt man: „To kick the can down the road“, was soviel heißt, das Problem wird immer weiter aufgeschoben und an die Nachfolger weitergegeben. Bis irgendwann es nicht mehr weiter geht, einer den Schwarzen Peter hat und „die Bombe“ endgültig platzt. Vorher geht man den Weg des geringsten Widerstandes. Hofft dass das Unvermeidbare nicht passiert. Vertagt und vertagt, weil man die jetzt schon gigantischen Folgen fürchtet. Die Politiker in der EU, hier spezielle der PIIGS-Staaten werden einem Haircut nicht zustimmen. Sie alle fürchten den Aufstand, die Nicht-Wiederwahl. Nachvollziehbar, wenn man jetzt schon sieht was allein die Fluglotsen in Spanien anstellen können. Da müssen nur ein paar LKW-Fahrer, Tankstellenbetreiber, Hafenwärter usw. dazu kommen. Auch die deutschen Politiker, die bisher noch am strengsten, aber auch am liebsten erst in der weit entfernten Zukunft die Gläubiger an Ausfällen beteiligen wollen, fürchten die Auswirkungen, wenn unsere Versicherer Milliarden abschreiben müssen, weil diese ihr –haltnein UNSER GELD- in irischen und portugisieschen Staatsanleihen gesteckt haben.

    Die gewählte Alternative unserer Eurokraten wird nicht viel anders wie die der USA sein: Quantitive Easening till Infinity. Gelddruckmaschine an.
    Und die EZB druckt ja schon eifrig: http://www.manager-magazin.de/…hte/0,2828,732669,00.html
    Dort steht: …“ EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny bekräftigte am Freitag noch einmal, dass das Kaufprogramm der Zentralbank weitergeht: "Wir haben das Programm diese Woche lebhaft genutzt", sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Wien.
    Laut Anleihehändlern griff die EZB auch am Freitag am Sekundärmarkt für Anleihen zu. "Viele Anleger werden versuchen, ihre Papiere an die EZB zu verkaufen", sagte ein Börsianer. Denn die Notenbank sei derzeit der einzige Interessent.“

    Helmut Schmidt: "Dabei ist das Wort Investmentbanker nur ein Synonym für den Typus Finanzmanager, der uns alle, fast die ganze Welt, in die Scheiße geritten hat [...]".

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