Gogh hält zwar nichts von Bendigo ( Martin Siegel auch nicht ), aber ich denke, es ist einen eigenen Faden wert.
Die Renaissance des goldenen Dreiecks
von Jens Meyer, Bendigo
Der australische Bundesstaaat Victoria birgt riesige Goldvorkommen. Kleine Minen nutzen dies aus - während die Marktführer abwarten.
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Arbeiter in einer Goldmine
Australien profitiert derzeit enorm vom Rohstoffhunger Asiens. Eisenerz-, Kohle- oder Kupferexporte brechen alle Rekorde. Das rohstoffreiche Land ist neben Südafrika und den USA auch einer der weltgrößten Goldförderer. Da auf Grund des schwächelnden US-Dollar sowie robuster Goldnachfrage mit einem anhaltend hohen Preis gerechnet wird, läuft quer durch den Kontinent die Suche nach neuen Vorkommen auf Hochtouren. Nirgends sind die Bemühungen der modernen Goldschürfer konzentrierter als im südlichen Bundesstaat Victoria, Ort des ersten australischen Goldrausches Mitte des 19. Jahrhunderts.
Lange ahnte man, dass im "goldenen Dreieck" in Zentralvictoria noch viel Gold unter der abgeschürften Oberfläche liegt, doch es lohnte sich nicht, das Edelmetall zu fördern. Neue Technologien haben die Vermutungen bestätigt und machen nun, zusammen mit dem gestiegenen Goldpreis, den Abbau lohnend. Schon Ende 2007 könnte die Goldproduktion im Bundesstaat auf bis zu eine Million Unzen verzehnfacht werden, schätzt Theo Theophanus, Victorias Minister für Rohstoffe: "Wir stehen vor einem zweiten Goldrausch."
800 Meter unter dem Zentrum des historischen Goldschürferstädtchens Bendigo wird an der nötigen Infrastruktur für einen modernen Goldrausch gearbeitet. Bagger beißen einen etwa fünf Meter hohen und zehn Meter breiten Tunnel in das Gestein, groß genug für die Lkw, die jeweils 50 Tonnen goldhaltigen Materials abtransportieren. Der Tunnel bewegt sich in einer großen Spirale immer tiefer ins Erdinnere, um möglichst viele der bislang nachgewiesenen Goldflöze zu streifen.
Mittelfristig geringe Förderkosten
Dabei liegt das Gold nicht etwa in großen Brocken vor. Bendigo-Mining-Geologe Rod Fraser deutet an der Tunnelwand auf eine markierte Fläche Quarzgestein. Im Licht der Kopflampen funkeln ein paar stecknadelkopfgroße Flecken gelblich - Gold! "An dieser Stelle liegt der Goldgehalt bei etwa vier Gramm je Tonne Gestein", sagt Fraser. Das sind gerade mal 200 Gramm pro Lkw-Ladung Steine. An anderen Stellen Bendigos ist das Gold konzentrierter - Doug Buerger, Vorstandschef von Bendigo Mining, geht bei Vollbetrieb der Mine ab 2011 von einem Schnitt von zwölf Gramm je Tonne und 1,6 Millionen Goldunzen im Jahr aus.
Das wäre im 19. Jahrhundert immer noch nicht genug gewesen, um Tausende über Nacht in Bewegung zu setzen, doch heute ist das eine achtbare Menge. Viele Minen werden bereits ab Konzentrationen von zwei Gramm je Tonne in Betrieb genommen. Auch wegen des relativ hohen Goldgehalts rechnet Buerger mit mittelfristigen Förderkosten von nur 200 Australischen Dollar (157 $ je Unze) - sehr lukrativ bei einem Goldpreis von rund 425 $ je Unze (31,1 Gramm). Zum Vergleich: In Südafrika lagen die Produktionskosten 2004 bei durchschnittlich 348 $ je Unze. Die Förderkosten sind ein Grund, warum Investoren wie die US-Bank Merrill Lynch oder Kerry Packer, reichster Australier, bei Bendigo eingestiegen sind.
Doch noch ist die Investition eine Spekulation, denn das Unternehmen produziert bislang kein Gold. Im Gegenteil, erst vor einigen Wochen hat Bendigo die Produktionsaufnahme um ein halbes Jahr nach hinten auf Mitte 2006 verschoben. "Dafür wollen wir die anfängliche Produktionsmenge auf 120.000 Unzen pro Jahr verdoppeln", verspricht Buerger. Die Verschiebung ist ein typisches Risiko der kleineren Goldproduzenten, weswegen der Markt trotz nachgewiesener Reserven gewöhnlich nie den vollen Wert dieser Vorkommen in den Aktienkurs einpreist, ehe die Produktion beginnt.
Facharbeitermangel treibt Personalkosten
Zudem bringen sprunghaft gestiegene Preise für Geräte und ein Mangel an qualifiziertem Personal quer durch die Branche Termine und Kostenkalkulationen durcheinander. Anfang des Jahres schockte Newcrest Mining, Australiens größter Goldproduzent, die Märkte mit der Ankündigung, dass die Startkosten für die riesige Telfer-Mine in Westaustralien vor allem wegen Personalmangels um 17 Prozent höher liegen würden als geplant. Mittlerweile sind 100.000 Australische Dollar Jahresgehalt für einen Lkw-Fahrer in einer Goldmine nichts Ungewöhnliches - das ist rund das Doppelte des australischen Durchschnittslohns.
Auch Perseverance Corp., das 20 Kilometer östlich von Bendigo die Fosterville-Mine betreibt, leidet unter dem Facharbeitermangel. Das Unternehmen musste deshalb Ende März den Produktionsstart verschieben und konnte erst Ende April das erste Gold gießen.
Die meisten victorianischen Goldschürfer sitzen auf erheblichen Ressourcen, der noch nicht offiziell testierten Vorstufe einer Reserve, und gelten angesichts des enormen Potenzials als günstig bewertet. Die bislang gefundenen Vorkommen machen die victorianischen Goldsucher aber noch aus einem anderen Grund attraktiv: Läuft erst mal die Produktion und werden die entdeckten Goldressourcen zumindest teilweise als Reserven bestätigt, werden diese Firmen zu Übernahmeobjekten für die größeren Minen, die zwar die hohen Explorationskosten und -risiken oft scheuen, aber auf nachgewiesene Reserven in ihren Bilanzen angewiesen sind. "Die Industrie gibt immer noch nicht genug für Exploration aus", sagt David Baker von Baker Steel Capital Managers. "Wenn die großen Gesellschaften wachsen wollen, dann müssen sie übernehmen. Hier sind vor allem die kleinen Unternehmen aus Victoria attraktiv."
ftd.de, 10:00 Uhr
© 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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