Auch ganz passend zum Thema: Was tun mit den Dollars ? - Aktueller Text von Faber:
http://www.welt.de/data/2004/05/29/284341.html
Kolumne: Amerikas Reichtum fließt immer schneller nach Asien
von Marc Faber
Die höchst expansive Geldpolitik von US-Notenbankchef Alan Greenspan hatte zwar zur Folge, dass das Kreditvolumen in den USA stark expandierte und einen Refinanzierungsboom am Immobilienmarkt auslöste, der den Haushalten zusätzliche Kredite erlaubte und damit den Verbrauch stimulierte. Aber dieser künstlich erzeugte Konsumrausch führte ebenfalls zu einem wachsenden Handels- und Leistungsbilanzdefizit. Einfach ausgedrückt, in den Vereinigten Staaten wird massive Geld gedruckt, was zu einer Vermögenswertinflation am Immobilienmarkt führt und den Haushalten ermöglicht, neue Autos und andere Konsumgüter auf Kredit zu kaufen. Doch die Industrieproduktion und die Nettokapitalinvestitionen finden in China und anderen asiatischen Exportländer statt, die dann mit ihren Exporten den unersättlichen US-Konsumenten gern versorgen. Damit wird das wachsende Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten durch die Leistungsbilanzüberschüsse von den asiatischen Ländern ausgeglichen, wobei eine kontinuierliche Reichtumsverschiebung nach Asien stattfindet.
Bis jetzt haben die asiatischen Länder, deren Währungsreserven durch ihre Leistungsbilanzüberschüsse stark zugenommen haben, diese vorwiegend in Dollar und in US-Staatsobligationen investiert, aber es dürfte doch klar sein, dass sich damit die Vermögenslage der Vereinigten Staaten ständig verschlechtert. Ausländer horten derzeit Vermögenswerte über rund neun Billionen Dollar in den USA, während die Vereinigten Staaten "nur" Vermögenswerte im Ausland im Gegenwert von rund sechs Billionen Dollar besitzen. Mit anderen Worten, die USA hat zurzeit eine negative Nettovermögenslage von rund drei Billion Dollar. Das sind fast 30 Prozent des US-Bruttosozialproduktes. Weiterhin vergrößert sich diese negative Nettovermögenslage der USA jedes Jahr um das Leistungsbilanzdefizit, das knapp fünf Prozent des Bruttosozialproduktes ausmacht. Wie lange noch ausländische Anleger und Notenbanken gewillt sein werden, diese gewaltigen und wachsenden amerikanischen Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren, ist offen. Aber es dürfte doch klar sein, dass mit der Zeit der amerikanische Dollar sich auf Grund dieser Kapitalverschiebung eher gegenüber den asiatischen Währungen abschwächen sollte. Und dass, sobald die Asiaten weniger Appetit für amerikanische festverzinsliche Papiere haben werden, die Zinsen in den USA doch stark steigen könnten.
Weiter, glaube ich, dass durch die immer größere Verflechtung zwischen der dynamischen chinesischen und umliegenden Wirtschaften in Asien sowie durch die verheerende und ziellose amerikanische Außenpolitik die Asiaten mit der Zeit eine eigene Wirtschaftszone mit einer eigenen Währung, wie das in Europa mit der Eurozone geschehen ist, bilden werden. Zu diesem Zeitpunkt dürften die asiatischen Vermögenswerte und Währungen, die beide in Vergleich zu Vermögenswerten in den USA und in Europa unterbewertet sind, gegenüber dem amerikanischen Dollar stark an Wert zunehmen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass das weltweite Ungleichgewicht, das Alan Greenspan mit seiner verantwortungslosen Geldpolitik geschaffen hat, nur durch eine Weltwirtschaftskrise korrigiert werden kann und somit rate ich weiterhin bei allen Anlagen zur äußersten Vorsicht.
Artikel erschienen am 29. Mai 2004