Zitat aus t-online:
333er-Gold darf sich bald nicht mehr Goldschmuck nennen
Die verhältnismäßig günstigen 333er-Glanzstücke werden oft als "Gold der Armen" verspottet, doch mit dem rasanten Anstieg der Goldpreise im Zuge der Finanz- und Schuldenkrise
zog die Nachfrage nach Schmuck mit niedrigen Goldanteilen in vielen
Ländern Europas an. Eine EU-Richtlinie könnte den Käufern des beliebten
Goldschmucks in Deutschland jedoch bald den Spaß verderben: Erst ab
9-karätigem Gold (375er) darf sich der Schmuck dann noch "Gold" nennen.
333er-Gold ist künftig "goldhaltiges Metall"
In Deutschland ist Goldschmuck
vor allem in drei verschiedenen Legierungen gebräuchlich: 333er, 585er
und 750er. Ersteres ist eine 8-karätige Legierung, bei der auf 1000
Gewichtsanteile 333 Anteile reines Gold kommen, 585er wird auch als
14-karätig bezeichnet und 750er-Gold als 18-karätig. Eine EU-Richtlinie
will den Mindestfeingehalt heraufsetzen und die Stempelung künftig
EU-weit einheitlich regeln. Demnach darf sich 333er-Goldschmuck nur noch
"goldhaltiges Metall" nennen, es darf dann nicht mehr als Gold
bezeichnet werden. Es soll abgelöst werden durch 375er-Legierungen.
Erst ab 585er kann von "Schmuckgold" bzw. "hochwertigem Schmuckgold"
(750er) gesprochen werden. Der internationale Standard werde 750 Teile
von 1000 Anteilen reines Gold.
EU strebt nach höherem Mindestfeingehalt
In
vielen Ländern gilt die EU-Richtlinie bereits, in Deutschland wird sie
noch nicht umgesetzt. Zu groß sind die nationalen Interessen. Besonders
das Streben nach einem höheren Mindestfeingehalt für Gold (375 Promille)
und die vorgesehenen Kontrollen der Stempel sorgt hierzulande für
Verstimmung. Das deutsche Stempelgesetz ("Punzierung") gilt im
internationalen Vergleich als recht großzügig für Hersteller und Handel.
Die neue Richtlinie bringt neben dem neuen Mindestfeingehalt noch eine
Reihe von weiteren Erschwernissen (u.a. Punzierung auch für Platin und
Palladium, Stempelzwang, registrierter Firmenstempel).
Niedriger Goldanteil ohne Goldeigenschaften
Goldschmied
Harald Braam erläutert auf seiner Internetseite, dass Schmuck mit
"333/ooo" gestempelt bereits jetzt kein Goldschmuck ist: Es sei gerade
in Deutschland schwierig, "den Kunden davon zu überzeugen, dass der sog.
333er-Goldschmuck keine Goldeigenschaften aufweist, der Schmuck schon
nach kurzer Zeit seine häufig galvanisch aufgebrachte Vergoldung
verliert, und somit dunkel anläuft". Das Metall könne durch
Umwelteinflüsse wie Schweiß und Salze brüchig werden, es korrodiere und
verschleiße leicht. "Dieser Schmuck lässt sich auch kaum mehr weiter
verkaufen", schreibt Braam. Reparaturen und Änderungen seien zudem nur
mit sehr großem Aufwand möglich.
Boom von 750er-Goldschmuck in Frankreich
In
der Schweiz bezeichnet man 333er-Legierungen mit acht Karat bereits als
goldhaltiges Metall oder gar als Imitat. In Frankreich gibt es 333/ooo
Legierungen nur in billigen Ramschgeschäften, in Fernost nur auf
Basaren. In Frankreich dominiert bereits das 18-karätige Gold, das auch
als 750er Gold bezeichnet wird. Im vergangenen Jahr hätten die Händler
Schmuck aus diesem Gold im Wert von 1,9 Milliarden Euro verkauft,
versichert Hubert Lapipe vom französischen Branchenverband Francéclat.
Hauptgrund für die Trendwende ist der rapide Anstieg der Goldpreise,
die im Zuge der Krise 2011 um 23 Prozent und 2012 noch einmal um 14
Prozent in die Höhe geklettert sind. Dies hat auch die Preise für
18-karätiges Gold hochgetrieben.
Aufstieg des 375er-Goldes
Doch überrascht hat die Branche
"Gold der Armen". 2012 wurden in Frankreich Schmuckstücke aus
9-karätigem Gold im Gesamtwert von 400 Millionen Euro verkauft. Das
375er Gold sei heute "die Referenz", versichert Lapipe. Einige besonders
renommierte Juweliere weigern sich zwar immer noch, die minderwertigere
Goldlegierung zu verarbeiten. Doch immer mehr Händler passen sich dem
neuen Trend an. "Der Erfolg des 375er Goldes ist einfach: der Preis",
sagt Guy Subra, Vorsitzender des französischen Juwelierverbandes. Heute
könne es sich die Branche nicht mehr leisten, auf dieses Metall zu
verzichten. "Der Verbraucher fordert oft die billigsten Produkte."
Auch
in Deutschland ist das 375er Gold im Kommen, bestätigt Thilo Brückner
vom Bundesverband Schmuck und Uhren in Pforzheim, der rund 180
Hersteller vertritt. Der steigenden Goldkurs zwinge die Branche zudem zu
mehr Kreativität: "Die Hersteller machen aus der Not eine Tugend und
suchen nach neuen Legierungen."