Wirtschaftswachstum oder Inflation ???

  • Gestern ist für Deutschland im 3. Quartal ein Wachstum von 0,6 % gemeldet
    worden. So weit, so gut.
    Ich stelle mir aber angesichts dessen was ich so mitkriege die Frage:
    Kann die Statistik eigentlich zwischen Wachstum und Inflation unterscheiden ?


    Beispiel Wachstum: Es werden z.B. statt 1.000 Megawattstunden Strom
    jetzt 1006 Megawattstunden verbraucht. Das ist ein Wachstum von 0,6 %.


    Beispiel Inflation: Es werden weiterhin 1.000 Megawattstunden verbraucht,
    nun aber zu einem um 0,6 % höherem Preis.

  • Zitat

    Kalle
    Die Menschen sollte das Recht bekommen,die Infationsrate jährlich,von ihren zu zahlenden Steuern abzuziehen.


    Kalle guter Vorschlag, aber dann wird die Inflationsrate noch mehr manipuliert und sie rechnen dir eine Minus Inflation aus, und dann mußte Steuern nachzahlen.



    Silberwolf

  • Hallo Golddraht



    In jedem Lexikon kann man unter "Inflation" Definitionen wie etwa "Anstieg der Geldmenge pro Bruttosozialprodukt-Einheit" nachlesen, d.h. man berechnet die Inflation, indem man vom Geldmengenwachstum (M3) das Wachstum der Volkswirtschaft abzieht.


    Die Definition eines Warenkorbes zur Berechnung der Inflation ist volkswirtschaftlich falsch (Stichworte Zusammensetzung und Gewichtung der Waren, hedonische Bereinigungen, etc.).
    Die „wahre“ Inflation dürfte indes deutlich höher sein. Das Geldmengenwachstum in den USA und Europa (ca. 8%) steigt seit Jahren mit einem wesentlich höheren Tempo als die Gütermenge (ca2-3%).


    zur Zeit für Europa : + 7,30 % M3 - + 1,10 % BIP = + 6,20 % wahre Inflation


    Quellen:
    Wachstum €-Geldmenge M3: Europäische Zentralbank


    Realwachstum BIP in der Europäische Währungsunion (EWU):
    September Monatsbericht Deutsche Bundesbank, S. 99

  • Hallo Silberwolf,


    das Eingangsposting von Golddraht bleibt aber in der Sache richtig. Dem tut Deine Erklaerung zur Inflationsberechnung deswegen keinen Abbruch, weil sein Posting primaer das Problem auf der Wirtschaftswachstumsseite anspricht. Wirtschaftswachstum wird je nach Zweck definiert als das Wachstum des Produktes aus Guetermenge und zugehoerigem Preis oder als das Wachstum des Produktes aus Guetermenge und zugehoerigen Preis abzueglich Inflationsrate.


    Das Produkt aus Guetermenge und Preis kann aber, wie Golddraht beispielhaft gezeigt hat, sowohl durch die Guetermenge, als auch durch den Preis beeinflusst werden. Um die Beeinflussung des Wirtschaftswachstums durch den Preis zu relativieren, subtrahiert man ja auch die Inflationsrate von der Wachstumsrate. Problem dabei: Der Warenkorb fuer die Berechnung der Inflationsrate kann entsprechend "manipuliert" werden.


    Statistisch gesehen hast Du somit also die Moeglichkeit, das Wirtschaftswachstum sehr unterschiedlich auszuweisen, je nach Berechnung der "offiziellen Inflationsrate".



    Fazit: Wirtschaftswachstum wie es offiziell ausgewiesen wird muss nicht positiv sein.

  • Moin zusammen,


    ich hab mir gerade mal die Daten für die M3 Geldmenge und das GDP von der EZB gezogen:


    http://www.ecb.eu/press/pr/stats/md/html/index.en.html
    http://sdw.ecb.int/quickview.d…00.B1QG00.1000.TTTT.V.U.A


    Kann mir jemand sagen, was das für Daten für das GDP sind? In der Tabelle steht was von "Euro 12 - Gross domestic product at market price - Current prices - ECU/euro - Seasonally and partly working day adjusted, mixed method of adjustment
    (ESA95 National Accounts)".


    Wenn ich´s richtig verstanden habe, ist die wahre Inflation die Differenz aus M3-Geldmengenwachstum und GDP-Wachstum und müsste dann z.Zt. bei etwa 3,5% liegen.


    Das gilt aber wohl nur, wenn die GDP-Werte nicht die nominalen Werte sind (also nominaler Preis*Menge), sondern die um die Inflation bereinigten.


    Es grüßt
    Der Goldjunge

  • Das gereicht Ländern der III. Welt zur Ehre. Für einen angeblich stabilen Wirtschafts- und Währungsraum mit offiziell etwa 2 Prozent Wachstum (dürfte wohl ehr weniger sein) ist das eine Schande.


    Das sind faktisch in etwa 10 Prozent versteckte Geldentwertung.


    Seit wenigen Monaten muss ich ständig die Nörgelei meiner Frau ertragen, daß alle soviel teurer geworden ist. Die Jahre davor musste ich ihre ständige Kritik ertragen, daß Gold und Silber keine Zinsen abwerfen. Diese Platte habe ich zuletzt immer weniger gehört....


    ...mag sein, daß sie nicht das Zeug zum Evergreen hatte.


  • Lustig ist wenn dann VWL-Professoren alle ökonomischen Inflationstheorien in Frage stellen, nur weil die offizielle Inflationsrate so niedrig im Vergleich zu M3 ist und den BEAMTEN unterstellt wird, sie wären für Fälschungen zu unkreativ :D :D In was für einer Welt solche Leute, die das behaupten, leben, das möchte ich auch mal wissen :D :rolleyes: Naja solche Leute behaupten auch, dass man alle Theorien ohne MAthematik wegschmeißen sollte. Wie er allerdings dann naked short selling mathematisch ausrechnen will, ist mit schleierhaft. Naja egal, mittlerweile weiß ich, warum der größte Teil der VWL-Professoren an der Börse NICHT gewinnen ;)

    "Ess und trink so lang Dir´s schmeckt scho 2mal ist uns´s Geld verreckt!"; "Steuerbetrug ist der strafbare Versuch des Steuerpflichtigen den legalisierten Diebstahl durch die Herrschenden zu verhindern." "Goldpreis = Gold/Vertrauen in die Geldwertstabilität."

    Einmal editiert, zuletzt von Homm13 ()

  • Ein Realitycheck der offiziellen 2,xx% Inflation gibt es Hier.
    Besonders interessant finde ich, das der Preisanstieg von 2005 nach 2006 im Mittel deutlich geringer ist, wie der von 2006 nach 2007.


    Meine persönliche Schätzung der momentanen Inflation liegt bei 7%.
    Anleihen, Schatzbriefe und Festgeldzinsen können den Geldwert z.Zt. nicht erhalten.


    Und Hier noch eine Übersicht ab 1949. Sogar deutlich erkennbar ab wann Nixon den Dollar nicht mehr in Gold eingetauscht hat.

  • Zitat

    Original von PMChris
    Ein Realitycheck der offiziellen 2,xx% Inflation gibt es Hier.
    Besonders interessant finde ich, das der Preisanstieg von 2005 nach 2006 im Mittel deutlich geringer ist, wie der von 2006 nach 2007.


    Meine persönliche Schätzung der momentanen Inflation liegt bei 7%.
    Anleihen, Schatzbriefe und Festgeldzinsen können den Geldwert z.Zt. nicht erhalten.


    Und Hier noch eine Übersicht ab 1949. Sogar deutlich erkennbar ab wann Nixon den Dollar nicht mehr in Gold eingetauscht hat.


    Na ja, das ist zunächst mal nur ein (zugegebener Maßen witziges :) ) Einzelbeispiel. Im Gastronomiebereich sind die Steigerungen denke ich zum Teil deutlich höher als in anderen Bereichen.


    Beispiel: Ich habe mir vorhin mal aus alten Steuererklärungen Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr rausgesucht und verglichen. Da kostete ein Ticket im Jahr 2000 32,21 €, das gleiche liegt heute bei 40,10 €, was einer jährlichen Steigerung von 3,18 % entspricht und zur obigen Grafik eigentlich ganz gut passen würde. - Und meine Miete hat sich - wenn man mal von den Nebenkosten absieht - seit 7 Jahren nicht mehr erhöht ...


    Aber noch mal zur Frage:


    Was sind denn bei der EZB für Werte angegeben? Sind die schon inflationsbereinigt???


    Grüße vom
    Goldjungen

  • Zitat

    Original von goldjunge2006
    Aber noch mal zur Frage:


    Was sind denn bei der EZB für Werte angegeben? Sind die schon inflationsbereinigt???


    Ah, ich glaube, ich hab´s verstanden:


    Hier:


    http://sdw.ecb.int/quickview.d…00.B1QG00.1000.TTTT.Q.U.R


    sind die inflationsbereinigten Steigerungsraten (Constant prices - ECU/euro ). Die Werte für das GDP scheinen die nominalen Werte zu sein (Current prices - ECU/euro).


    Die wahre Inflation ist dann noch mal was höher ... - passt dann wieder alles zusammen 8)

  • ich finde ganz so genau sollte man die wahre inflation auch nicht nehmen. die frage ist ja was diese zahl eigentlich aussagt. sie sagt mitnichten etwas über den anstieg der verbraucherpreise aus. sondern wenn dann etwas über 'alle preise', aktien, renten, immobilien usw. alles mitgerechnet. außerdem gilt dies unter der annahme dass die umlaufgeschwindigkeit konstant bleibt.
    nun geht aber aus der wahren inflation nicht hervor welche assets nun steigen und welche nicht. es könnte theoretisch durchaus sein, dass die verbraucherpreise nur 2-3% steigen (auch wenn es mir anders vorkommt) und dafür steigen halt die aktien jedes jahr 30%.
    wichtig ist, dass dieses 'missverhältnis' nicht bis in alle ewigkeit weiter gehen kann. aktuell sehen wir dass sich die preise für die produzierenden objekte (aktien bzw. unternehmen) wesentlich schneller im preis nach oben bewegen als die produzierten güter (waren). der preis für produzierende güter gemessen in produzierten gütern steigt aktuell also sehr schnell. langfristig kann dieses verhältnis aber nicht schneller steigen als das BIP. wenn also über jahre hinweg das verhältnis jedes jahr 10, 20 oder 30% steigt muss es irgendwann wieder massiv fallen. in diesem fall entweder durch einen aktiencrash und/oder durch dann wirklich sehr stark steigende verbraucherpreise.

  • Nach dem Motto, glaube keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast. habe ich mal ausgerechnet, wieviel Maß Bier man sich für den Bruttomonatslohn in dern Metallindustrie kaufen konnte.
    Metallarbeiter Monatslöhne
    Jahr Maßkrüge für 1 Bruttomonatslohn


    1949 135,30
    1950 144,71
    1951 162,36
    1952 169,41
    1953 181,77
    1954 191,76
    1955 208,83
    1956 211,77
    1957 211,77
    1958 224,70
    1959 200,52
    1960 236,84
    1961 248,95
    1962 263,69
    1963 238,64
    1964 239,09
    1965 265,91
    1966 282,27
    1967 287,28
    1968 285,84
    1969 294,16
    1970 330,94
    1971 322,42
    1972 334,40
    1973 333,22
    1974 339,11
    1975 340,88
    1976 340,31
    1977 333,34
    1978 345,97
    1979 331,09
    1980 335,46
    1981 340,04
    1982 328,05
    1983 319,30
    1984 323,17
    1985 317,38
    1986 320,79
    1987 322,62
    1988 318,30
    1989 315,68
    1990 320,83
    1991 312,20
    1992 310,69
    1993 295,39
    1994 292,34
    1995 285,53
    1996 289,95
    1997 283,13
    1998 282,21
    1999 280,89
    2000 273,53
    2001 271,26
    2002 267,43
    2003 272,86
    2004 265,53
    2005 265,05
    2006 267,29
    2007 265,75


    Und das sind Bruttolöhne, die steigende Abgabenlast (Steuern, Renten, Krankenversicherung, Soli..) nicht eingerechnet
    Peak war 1978 und von da an Bergab. Über den Maßkrug kann man denken wie man will, der ist aber garantiert ein ehrlicheres Maß wie die hedonistischen Warenkorbschiebereien irgendwelcher Statistischen Landesämter. 2007 ist mit geschätzten 4% Bruttolohnsteigerung gerechnet.

  • @PM Chris


    man sollte nicht unbedingt das oktoberfest als maß!!-stab nehmen ;)


    nach den zahlen der wiesn ist der bierpreis zwischen 1995 und 2004 um jährlich ca. 3,5% gestiegen.


    laut dieser quelle hier:
    http://www.occstrategy.de/uplo…utschen_Biermarkt_Web.pdf


    (folie 12)


    waren es für das 'normale bier' (nicht beim oktoberfest) aber nur ca. 1-1,2% p.a. vielleicht haben die gaststätten einfach extrem aufgeschlagen ohne dass der bierpreis an sich daran schuld ist. wenn so ein arbeiter sein bier beim oktoberfest holt statt beim discounter: selbst schuld :D

  • @Hlghtekki,


    der Biereinkaufspreis spielt sicher die kleinste Rolle beim Verkaufspreis. Überwiegen tun Löhne, und andere Kosten. Aber genau darum geht es mir. Wieviel Kaufkraft für vergleichbare Wirtschaftsleistung habe ich heute. Und da ist das durchaus realistisch. Ohne Steuern und Abgaben haben wir 2007 wieder einen Wohlstandsniveau von 1965. Mit Steuern und Abgaben ein Niveau von 1955 erreicht. Sicher haben wir mehr in der Zwischenzeit erwirtschaftetes Zeug um uns herumstehen, aber ob heute mit einem Facharbeitergehalt eine Familie mehrere Kinder durch die Ausbildung bringen kann, wie es in den 60ern und 70ern noch ging?


    Den ersten Knick gab es um 1971 den zweiten um 1981 und den dritten 1991. Knicks sind nicht die Minima sondern erkennbare Wendepunkte der Entwicklung.

  • Ein Kollege von mir und sein Vater sind vergiftete Bayern-München-Fans. Die fahren schon seit Jahren fast zu jedem Heimspiel nach München. Gemäss ihren Angaben ist seit der Euro-Einführung praktisch alles um rund 50 % teurer geworden; ihre Verwandten, die in München wohnen, sagen dasselbe. Auf die Grafik von Goldjunge2006 gerechnet, würde das ziemlich genau passen. Aber ist halt nur die "gefühlte Inflation" von irgendwelchen Dummsülzern, die keine Anhnung haben ........ Die sollen endlich eine offizielle Statistik zur Hand nehmen und sich überzeugen, dass das alles nur abstruse Verschwörungstheorien sind! :D

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