Erhaltungsgrad - Münzen richtig beurteilen

  • Diese Münze ist nun wirklich schwer zu bewerten, deswegen lege ich mich hier nicht fest, was eine Wertschätzung oder was den Erhaltungsgrad angeht. Das würde ich gerne euch überlassen.


    Quarters und anderes US-Kleinsilber aus der Zeit ist extrem schwierig: Stempel wurden bis zur starken Abnutzung verwendet und auch der Prägedruck (SC1, Ziffer "0" des Jahres 1920) wurde an der absolut untersten Grenze gefahren (um Stempel und Maschinen zu schonen).
    Das Stück weist einen gut sichtbaren Materialüberhang am Rand auf (SC2).


    Wenn ich wissen will, wie eine Münze erhalten ist, schaue ich auf die höchsten Details. Fehlt es an Prägedruck, scheitert dieser Ansatz grandios.
    Was bleibt dann noch?


    Zum Beispiel so genannte "Bag marks", kleine Kerben vom Fallen der Stücke aufeinander bei Prägung, Transport, Umverpackung und Zirkulation. Bei einem "vz" findet man sehr viele kleine Bagmarks (siehe "Beispielbild 1", Ausschnitt einer alten Guldenmünze aus 945er Silber). Bei dem Quarter sind da deutlich weniger solche Kerben.


    Eine zweite Möglichkeit sind Vergleiche der Farbe und des Glanzes der Vertiefungen zwischen den Buchstaben und in den freien Feldern - es gibt da keinerlei Übergänge.


    Die dritte Möglichkeit ist dann der Randstab bei wirklich extremer Vergrößerung (USA-Quarter-1920-HK-AUS).


    Wie stellt man überhaupt fest, ob ein Stück schwach ausgeprägt ist? Man kann es hier ganz gut am Materialfluss sehen, der nämlich ist ins Stocken geraten: Buchstaben und Ziffern werden zum Rand hin höcher und fallen zur Mitte hin ab. Ganz extrem zu erkennen bei der Ziffer "0" des Datums.
    Flache Stellen (z.B. der Oberschenkel der Liberty) sind (das ist nur bei nicht abgenutzten Münzen erkennbar) zum Rand hin leicht höher, als zur Mitte hin. Vorsicht bei von innen und von außen gesehen bei zur Mitte hin einfallenden Buchstaben (Gussfälschungen oder durch schlechten Abdruck gefertigte Prägefälschungen). Bei Punkten passt auch auf (Gussperlen = Fälschung).


    Vom "Handgefühl" und dem ersten Blick her ist es ein "schön bis sehr schön". Dieser Eindruck täuscht hier aber gewaltig.


    "Geputzt", poliert (geglättet), berieben oder mit Säuren oder Ultraschall behandelt wurde sie zum Glück nicht. Über 90 % aller angebotenen Stücke dieses Jahrgangs sind derart malträtiert worden. Kein Kenner kauft solche Stücke.


    Gut ausgeprägt, in echtem prägefrisch und unverschandelt (MS 67) ist sie unbezahlbar, das kostet dann mehr, als den Gegenwert von 250 Gramm Gold. Wenn man denn eine solche mit originalbelasener Münzhaut (gleichmäßig sanft-matter Silberglanz oder beim Erstabschlag auch flackernde/ spiegelnde Felder und matte, erhabene Details) übergaupt findet.


    Vor ein paar Jahren wurde sie als Viertelunze in Gold in leicht modifiziertem und m.E. ziemlich geschmacklosem Stil (barbusig) geprägt. Im Original wirkt die Liberty deutlich wertiger / würdiger. Denn: schließlich steht sie ja für die Werte der Freiheit und nicht für Animation / Voyeurismus.


    Kürzlich in der "Bucht" habe ich dieses Original für einen, wie ich meine, "sehr schmalen Euro" gekauft.


    Ihr könnt ja mal auf Ebay oder auf der 2.Buchstaben-Plattform nach "Quarter 1920" suchen.

  • Der Vergleich mit einer stark abgenutzten, aber ehemals gut ausgeprägten Münze von 1930 bringt Unterschiede an den Tag. Achtet auf den Randstab, da sind bei dem 1930er Stück Kratzer drauf. Und die Verzierung um den Rand ist beim 1930er völlig abgenutzt.


    Aber was heißt "stark abgenutzt"? So schlecht ist der 1930er nicht (bis auf die heftigen Randdellen/Randschäden). Da gibt es noch viel mehr abgenutzte. Ich hatte da August 2020 mal billig etwas Junk-Silber auf Ebay gekauft, den 1930 habe ich behalten, weil der am dekorativsten / am besten erhalten war, der Rest ist an einen Freund zum Materialwert weg gegangen.


    Interessant sind die sehr ähnlichen Ansätze bei der Patina.


    Und die Unterschiede zum 1920er.

  • Das würde ich gerne euch überlassen.

    Nun, ich sammle bzw. beschäftige mich mit Münzen seit über 50 Jahren.
    Ausserdem bin ich "Erhaltungsfanatiker".
    Meine These, Münzen des 20. Jhd. in einer Erhaltung unter vz haben in einer gepflegten Sammlung nichts verloren. Seltenheit hin oder her. Wer will schon gerne einen Schrubber anschauen?
    Wenn der Geldbeutel zu schmal ist, sollte man sich auf einzelne "Perlen" konzentrieren oder es gleich bleiben lassen.
    Natürlich bleibt es Jedem selbst überlassen. Hab schon Sammlungen gesehen, mit durch aus seltenen Stücken, aber bei den Erhaltungen stellte sich ein Würgereiz ein.
    Und was den evtl. Wiederverkauf betrifft, Prunkstücke auch von etwas häufigeren Stücken sind eher Wertstabil als irgendwelche Leichen.
    Randdellen bei Münzen des 19.-20. Jhd. sind für mich ein Ausschlusskriterium.
    Um es auf den Punkt zu bringen, ich möchte in dieser Erhaltung keine von beiden. Da muß man nicht lange zwischen s und ss unterscheiden. Selbst bei der Antike oder Mittelalter bzw. früher Neuzeit sieht es nicht viel anders aus, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein müder Stempel ist halt kein Erstabschlag, der richtig Geld bringt.
    N.

  • Der 1930er ist "sge", also noch unterhalb von "schön". Bei dem ist ja die gesamte Randverzierung weg und nur grobe Details sind noch erkennbar.


    Der 1920er hingegen zeigt noch den Materialüberhand am äußeren Randstab. Der ist nach einer kurzen Zeit der Zirkulation meist weg. Mit bloßem Auge und in der Hand wirkt der 1920er wie ein s-ss, weil ja auch die Hahreszahl "verwischt" wirkt. Die Vergrüßerung zeigt, dass si elediglich schwach ausgeprägt ist.

  • wertlos wird es erst wenn der Blinde, die Munte nicht mehr ertastet :D


    mit "SchallWellen" kann man , selbst abgeschliffene Munten wieder erkennen auf dem BildSchirm,


    die UrKonturen, durch die unterschiedliche Pressdichten die bei der HerStellung, mal drauf gedrückt :D


    Gruss
    alibaba :D

    " Wo ich willkommen bin' lass ich mich nieder ,ansonsten geh ich wieder " ;)


    " jeden Morgen steht die Lüge als erste auf ,bis die Wahrheit ausgeschlafen hat " :D


    "Ich bin für mein Textinhalt verantwortlich ,nicht für das was du verstehst" 8o

  • Ich hänge hier einen niederländischen Golden von 1847 an. (Gewicht: 10 g 945er Silber) Die Münze war viele Jahrzehnte kursgültig, hat keinerlei Randfehler, ist vorzüglich erhalten und hat noch echten, flackernden Prägeglanz in den Feldern. Es ist vollständig ausgeprägt. Ein besseres Stück wirst Du unter 200 Euro auf der MA-Plattform nicht finden, egal was sie für ihre Stücke für einen Erghaltngsgrad angeben. Auch diese Münze hat auf der Vorderseite einen Materialüberhang (von 5 bis 7 Uhr). Genau wie der Quarterdollar (6,25 g 900er Silber). Jedoch hat der Gulden viel mehr und größere Einkerbungen, als der Vierteldollar. Speziell bei diesem Vierteldollar gibt es bei hohen MS-Graden den Zusatz "FH = Full Head = voll ausgeprägter Kopf. Weil genau das /vollständig ausgeprägte Münzen) bei diesem Typ nur selten vorkommt.


    Zum Gulden:
    MA-ID: 5838400276 Angabe vz, 99 Euro (vormals: 129), meine Meinung dazu: ss+ bis ss-vz, Der Rand über der Jahreszahl sieht seltsam aus,
    MA-ID: 6415402010 Angabe vz-unc, 190 Euro, meine Meinung dazu: vz und die Zusätze "Randdelle" "getaucht" und "VS minimal berieben" fehlen.
    MA-ID: 6828802010, 210 Euro, vz-unc, meine Meinung dazu: fast vz und der Zusatz "gereinigt" fehlt
    MA-ID: 2035402282, AU 50, cleaned, meine Meinung dazu: fast vz und deutliche Schramme (Prüfspur?) links vom Kopf. Da wollte jemand sehen, ob unter einer angenommenen Versilberung Kupfer oder anderes Metall war. 225 Euro.


    Mir hat mein Gulden auf Ebay, Sofortkauf bei einem (seriösen) Kölner Händler mit langwieriger, vorheriger Preisverhandlung, das Stück lag während der Zeit über 10 Tage in der Bucht) 56 Euro gekostet. Der Händler wollte ursprünglich 64,99 Euro haben. Kann ich durchaus verstehen, bei den Preisen auf der 2-Buchstabenb-Plattform. Aber glaub mal: wenn die Münze 100 oder 120 oder 190 wert gewesen wäre, hätte sie mir ein anderer schon am ersten Tag weggeschnappt.....


    In der Qualität (vz) kaufe ich normalerweise nicht, jedoch habe ich noch kein besseres, direkt zum Verkauf stehendes, Stück gesehen. Und geschätzte 750 bis 1.500 Euro für ein echtes (ungetauchtes, ungereinigtes) original belassenes Stempelglanzstück zu zahlen, das ist viel zu viel, zumal der Markt real völllig eingebrochen ist. Das zeigen solche Preise, wie der Angebotspreis des Händlers..... Den Differenzbetrag lege ich lieber in Silbermünzen an, die ich um den Silberwert herum erwerbe. Da ist mehr Luft nach oben, als bei einem gehypten Stempelglanzstück von 1.500 Euro. Egal ob es nun ein EA oder eine gute Normalprägung ist. Die Massenkaufkraft gibt solche Preise nicht her. Ebenso die Relationen zu den Preisen von Gütern des täglichen Bedarfs. Und wenn zwischen einem echten VZ und einem St der Faktor 30 liegt, dann stimmt was ganz gewaltig nicht. Die Gewinne der Verkäufer dürfen gerne andere bezahlen.


    Der "platt" wirkende Quarter von 1920 hingegen ist (wenn man nach den Bagmarks und nach den Randstäben geht), deutlich besser erhallten, als mein Gulden. Aber eben schwach ausgeprägt und von nicht mehr neuen Stempeln.


    PS: ich hänge, als krasses Beispiel, noch einen alten Römer (Mitte 3. Jahrhundert) an. Die Vorseite ist prägefrisch bzw. "unzirkuliert" und mit einem niegelnagelneuen Stempel geprägt und der Rückseitenstempel hatt es wohl schon fast hinter sich. Eine Erhaltungsgradangabe St/s ist natürlich Schwachsinn. Das leuchtet jedem ein. Dass so eine Münze in der Erhaltung mit beidseitig neuen Stempeln hundertmal seltener und drei bis fünfmal teuerer ist, weiß ich. Das ist dann, was der Markt draus macht.

  • PS: ich hänge, als krasses Beispiel, noch einen alten Römer (Mitte 3. Jahrhundert) an.

    Bei den Antoninianen des 3. Jhds. ist das eher die Regel. Gute Vs. und müder Rs-Stempel.
    Zum Glück sind die Soldatenkaiser nebst ihren Frauen i.d.R. nicht sonderlich teuer, so dass man auf ein perfektes Stück warten kann. Die Preisfindung steht auf einem anderen Blatt.
    Zur Preisfindung:
    Sofortkaufpreise in der Bucht sind Preise am oberen Limit. Beim MA-Shop nimmt man von den aufgerufenen Preisen die Hälfte bis maximal zwei Drittel um einen realistischen Preis zu ermitteln. Da wird nach dem Motto agiert, jeden Tag steht ein Dummer auf, man muß ihn nur finden.
    Denke, sammeln ohne einen wirklich kompetenten und fairen Händler kostet nur unnötig Geld.
    Persönlich bin ich seit Jahrzehnten mit einer Münzhandlung (erst der Vater, nun der Sohn) in geschäftlichen Kontakt. Dort kann man auch mal über Münzen, Erhaltungen, Besonderheiten usw. sich informieren ohne gleich kaufen zu müssen.
    Hab mir letztens ein 3 Markstück Baden 1915 (vz) für stolze 120,-€ zugelegt. Woanders in ss für kaum 100,-€ zu haben.
    Also, warum nicht 20,-€ mehr für ein Stück bei dem es nichts zu meckern gibt?
    Geiz ist nicht immer geil!!!


    Zum Gulden:

    Kann ich nur sagen:"Sammelwürdig, der ist keine Schande für eine gepflegte Sammlung".
    N.

  • Für den Quarter habe ich in einer offenen Auktion ohne Fake-Bieter ohne Versand 21 Euro bezahlt (Ebay Nr. 145113224277). Und den Halbdollar gab es für 17,78 Euro dazu. Der ist auch sehr, sehr weit überm Durchschnitt und beim Halbdollar erkennt man das sehr viel besser, als beim Quarter. Versand (von NL nach D) für beide zusammen: 5,50 Euro. Auch günstig.


    Etwas zum Thema Erstabschlag:
    Ich habe irgendwo noch einen echten erstabschlag einer deutschen 50-Cent-Münze 2002A herumliegen. Der ist mindestens so schwach, wie der Quarter ausgeprägt, aber mit spiegelglänzenden Feldern. Was die meisten Sammler nicht wissen: ein Erstabschlag ist einer der ersten 100 mit einem neuen Stempelpaar geprägten Münzen. Wenn man heute aber Umlaufmünzen prägt, dann fährt man den Prägeautomaten mit anfangs bewusst leichtem Druck so hoch, bis ein sich ein annehmbares Prägebild einstellt, was die Ausprägung der Münze angeht. Und weil so ein moderner Automat schnell prägt, sind die 100 Stücke in etwa 30 Sekunden durch...... Das, was mit scharfen Details und spiegelnden Feldern Sammlern als Erstabschlag verkauft wird, ist bereits optimal eingestellt, also allerbestenfalls irgendetwas ab Münze Nr. 200 bis vielleicht 1000. Früher (zu Kaisers Zeiten) mag das noch anders gewesen sein.


    Was anderes ist es, wenn EA bewusst mit Automaten (Einzelhub) gefertigt werden, die beispielsweise für PP-Prägungen verwendet werden. Da kann man dann sagen: EA, handgehoben.

  • Der ist so schwarz mit leicht bläulich-grünen Verfärbungen in den Vertiefungen, dass ich hier eine echte, antike Patina und keine Tönung vermute. Die ist so schwarz, dass man nichts drauf erkennt, wenn ich sie senkrecht von oben fotogrrafiere.


    Für mich ist es wichtig, dass eine Münze möglichst nicht gereinigt wurde, denn nur bei solchen Stücken kann man alle Spuren der Prägung zu 100 % erkennen. Eine gute Erhaltung ist dabei Grundvoraussetzung.


    Die Münze ( Imp. Caes. M. Ant. Gordianus) wurde mit der Legende, wenn sie denn echt ist (was ich vermute), nur wenige Monate lang geprägt.


    Es sind keine frischen Stempel, aber immer noch welche, die wesentliche Details klar zeigen. Der Randstab der Vorderseite hat sich in großen Teilen bereits ermüdungsbedingt (Bronzestempel) verabschiedet.



    Was meint denn der Experte dazu?

  • wenn sie denn echt ist (was ich vermute)

    An der Echtheit hab ich keine keine Zweifel (obwohl Ferndiagnosen schwierig sind)
    Die Münze ist vorzüglich erhalten und die Patina ist wertsteigernd.
    Leider ist der Gordian als Augustus absolute Massenware, die immer wieder in Großfunden oft zu tausenden auftauchen und dementsprechend günstig sind. In ss unter 10,-€.
    Beim Gordian als Cäsar sieht es schon anders aus.
    Hab einen Zehner "aufgelesen" (Fichtenwald, saurer Boden) den nur unter fließend Wasser abgespühlt habe. Im sauren Boden konnte sich keine Patina bilden und trotz dem will ich nicht maulen. (Handyfoto ist nicht so prickelnd)

    N.

  • Hier noch die bereits in anderem Kontext beschriebene, extrem schwach ausgeprägte 50-Cent-Münze 2002 A von brandneuen Stempeln. Wenn man so will wahrscheinlich ein Erstabschlag, denn: nachdem neue oder gereinigte Stempel in den Automaten eingebaut sind, wird der Prägedruck beim Prägen langsam soweit hochgefahren, bis eine gute Prägung erreicht ist. Dies geschieht, um Automat und Stempel vor Überbeanspruchung und damit vor Schäden zu schützen. Das Stück selbst ist bankfrisch (also fast Stempelglanz).


    Wenn man solche und andere Prägungen als Referenzobjekte hat, kann man schon sehr genau zwischen abnutzungsbedingter und prägedruckbedingter Detailarmut unterscheiden und auch erkennen, ob ein nagelneuer oder bereits länger in Gebrauch befindlicher Stempel eine Münze geprägt hat.


    Bei dem Quarter von 1920 konnte ich mir dieses Wissen butzbar machen.

  • Beim Prägen von Münzen, aber auch bei der Herstellung der Vorprodukte, der Rohlinge und der Ronden auf die die spätere Münze geprägt wird, kann einiges schief gehen. Diese 5-Cent-Münze wurde auf einer nicht verkupferten Ronde geprägt. Echtheuitsmerkmale sind das niedrigere Gewicht und die Schräfe der Prägung (nachträglich entkupferte Münzen zeigen nur flaue Details und weisen eine porige Oberfläche auf. Dieses bankfrische Stück hier ist scharf ausgeprägt und völlig rostfrei. Dafür war es 2003 mit 44 Euro (damaliger Gegenwert: 4 Gramm Gold) auch recht teuer - Die allermeisten Stücke weisen mehr oder weniger starke Rostschäden auf. Cést la vie!

  • Wenn der Stanzautomat zu gierig ist und übers Blechle hinaus stanzt entstehen... ....Zainenden.


    Alles, was gebogen ist (also über 95 % dessen was bei den Euromünzen als Zainende angebioten wird), sind Mehrfachstanzungen. Echte Zainenden sind immer gerade. Sie sind selten und werden daher sehr oft gefälscht.
    Es gibt ein immer zuverlässiges Echtheitsmerkmal und in Abhängigkeit von der Größe der Ausbuchtung und der Stempelstellung mindestens zwei weitere, mir bekannte Echtheitsmerkmale, von denen die meisten Fälscher nichts wissen. Und das soll auch so bleiben.


    Demnächst gibt es dann auch wieder "ganze" Münzen in exzellenter Qualität.

  • Martia Theresia, 1 Krezuer 1762 K


    sowas in vorzüglich mit einer alten Patina, also ene gut erhaltene, unverpfuschte Münze zu finden, das ist schon extrem schwer. Ein Stück in echter Stempelglanzqualität hingegen ist ein Glücksfall. So, wie der hier.


    Bei Silber ist das viel einfacher. Kupfermünzen aus dieser Zeit sind meist irgendwo korrodiert (Materialabtrag, Lochfraß, rauhe Stellen).

  • 2020 für über 1.000 Pfund verkauft:


    https://en.numista.com/catalogue/pieces17886.html


    Das ende der Fahnenstange ist, was die Qualität angeht, damit noch lange nicht erreicht:


    meiner ist noch etwas besser und hat Spiegelglanz in den Feldern. Also: Probe oder Erstabschlag, soweit man das bei einer Münze des 18. Jahrhunderts überhaupt beurteilen kann. Als ich ihn Ende der 90er Jahre für 280 DM kaufte, war die Patina von Albenlagerung aufgeweicht. Ich habe ihn so, wie er war aus dem Rähmchen genommen und in Flüssigparaffin gelegt - nach einem Tag war der Weichmacher herausgelöst die vom Weichmacher ursprünglich aufgewichte Patina wieder fest. Mit diesem Kunstgriff habe ich als Jugendlicher ordentlich Kohle gemacht :)
    Und später das eine oder andere historisch wertvolle Stück vor Tauchbad und sonstiger Verhundsung / entstellung gerettet. Einmal getaucht und der Spiegelglanz ist weg. Und damit auch die feinsten Prägedetails.

  • Victoria, Penny 1847


    An den Halfpenny der Isle of Man kommt dieses Stück nicht ran, dennoch ist es von der Erhaltung her interessant. In der Hand und auch noch unter einer guten Lupe ist es ein 1-A-Stück. Mit partiellem, leicht flackerndem Glanz in den Feldern. Gegen einen EA sprechen die Stempelbrüche. Möglicher Weise wurde es irgendwann einmal schonend gereinigt und ist dann nachgedunkelt. Ein besseres zu finden, ist gewiss keine leichte Aufgabe. Und ganz gewiss kein preiswertes Vergnügen. Sowas kann man nur kaufen, wenn man nicht danach sucht.

  • Liberia 1 Cent 1890, hergestellt als PP im Stoßglanzverfahren, siehe Ausschnitt.
    Die Erhaltung selbst ist PP- oder klassisch: vz ex PP.


    Der Fleck auf der Vorderseite stört auf dem Foto. In der Hand fällt er kaum auf und auch unter einer guten Lupe ist er nicht derart störend, als wenn man sich das Foro auf 50 cm breite und 25 cm Höhe hochzieht.


    Allerdings muss man auch heutzutage eine solche Qualität nicht sehr lange suchen, nur sehr viel dafür bezahlen.....


    der kommt, selbst ohne Fleck, schon mal nicht ran:
    https://www.ma-shops.de/schwarz/item.php?id=3901

  • Duit - Do it! Wenn nicht der, welcher sonst?


    Und noch zwei Kupferne Niederländer aus West-Indien; einmal ein Duit des frühen 18. und ein Viertelstüber des frühen 19. Jahrhunderts. An den beiden kann man viel über alte Kupfermünzen lernen


    Vor gut 30 Tagen erworben. Ein weißer Untergrund geht hier einfach nicht, daher ist hier schwarz die bessere Wahl.


    Ja, was macht man, wenn man eine schöne Kupfermünze der VOC haben will?


    Genau: man kauft sich einen Silberabschlag davon und gibt sich damit zu frieden. Das ist auch schon schwierig genug, geht aber am schnellsten und kostet, wenn man seine Zeit und Nerven rechnet, am Wenigsten.


    Nur wäre das haarscharf am Thema vorbei, wenn man eine Münze so haben will, wie sie wirklich zirkulierte.


    Bodenfunde kann man vergessen, die sind bei dem Klima dort, wo die VOC ihre Münzen verausgabte, sofort zerfressen. Und genau so sieht 95 % des angebotenen Materials auch aus. Längere Zirkulation macht den Rest (5 %) großteils so "platt" / "flach", dass man oft nur mehr grobe Umrisse erkennt.


    Was bleibt? Genau zwei Möglichkeiten: Ein Stück aus einem Münzkabinett oder ein Schrank- oder Gebäudefund.


    Der "Gebäudefund" ist schnell erklärt: entweder aus einem in einem Bauwerk versteckten Kleinmünzenhort oder ein Einzelfund (durch die Dielen des Bodens gefallen oder zwischen den Ritzen von Fensterbrettern gerutscht und später entdeckt oder so was in der Art). Oder eben ein Stück, dass irgendwie in einem Schrank oder einer Kommode gelangte und dort die Zeit überdauerte, bis es gefunden wurde.


    Eine dritte, weniger appetitliche Möglichkeit kommt auch noch in Betracht, aber das lassen wir hier aus Gründen der Pietät mal besser sein..... Und da würde die Patina auch anders aussehen.


    Zum "Kabinettstück": da gehen, mit Herkunftsbezeichnung schnell viele Hundert Teuronetten über dem Tisch. Und meist hat irgendein Besserwisser doch noch dran herumgepfuscht.....


    Zum, sagen wir dazu mal "Gebäudefund": Pures Glück und dann muss man (in dem zuvor erworbenen Wissen über die Beschaffungsproblematik) entschlossen zugreifen, wenn sich eine Gelegenheit bietet.


    "Perfekt" sind auch solche Stücke bei dem Klima dort nicht. Zu den Zirkulationsspuren kommt mit der Zeit der Substanzverlust durch das Klima dort. Das ist so. Daran kommt man auch bei "Gebäudefunden" nicht vorbei:
    War so eine Münze beispielsweise durch einen Spalt im Holzboden gefallen, kam mit der Zeit Staub und Streusand vom Kehren drauf und bei Feuchtigkeit verbinden sich diese Ingredienzen irgendwann mit der Patina des Metalls. Ich weiß nicht, wie es gemacht wurde, anhand der Fotos ist aber ersichtlich, dass irgendjemand das wieder halbwegs getrennt bekam, ohne die Münzen zu versaubeuteln und ziemlich genau den Punkt kannte, an dem er aufhören musste.....


    Man kann froh sein, wenn die Patina hablwegs ebenmäßig und weit überwiegend fest ist. Man muss es dann irgendwann einfach tun, denn vom Schauen und Vergleichen wird man nicht satt; also: - Do it!


    Gelegenheit ist immer dann, wenn eine komplette Sammlung auf den Markt kommt und der Verkäufer bereits zuvor einen stattlichen Bestand dieser Münzen hatte. Das war hier der Fall. Zusammen mit einem weiteren durchaus für den Typ dekorativen Stück habe ich diese, deutlich aus den anderen Stücken dieses Typs (VOC), der auf dem Markt geworfenen Sammlung, herausragenden Münze in einem Lot erworben. ca. 13,50 Euro für alles. Der Viertelstüber war teurer, ca. 25 Euro. Aber in einem solchen Zustand ist das OK. Das war mit Abstand das beste Stück, einer ehemals über 100 Kupfermünzen des 18. und 19. Jahrhunderts umfassenden Sammlung.


    Der Connaisseur wird noch abgenutztes Prägewerkzeug und eine - bei dem Typ grundsätzlich häufig vorkommende - so genannte "Lichtenrader Prägung" oder auch "clash-die-error" genannte Fehlprägung feststellen.....


    Zum Viertelstuiver (vz bis gutes vz) und zum Duit (mindestens "fast vz") ist noch ganz einfach zu sagen, dass die Münzen in Holzfässern, Sächken oder Truhen per Segelschiff von Holland aus um den halben Globus gebracht werden mussten, den Suez-Kanal gab es damalls ja noch nicht..... Die paar in den Niederlanden für Sammler und Münzkabinette "abgezweigten" Stücke mal ausgelassen....

  • Niederlande: die letzten silbernen Gulden- und 2,5-Gulden-Münzen.


    Ursprünglich aus 945er Silber, ab den 1920-ern aus 720 Silber, ab Mitte der 50er (19549 deutlich gewichtsreduziert und dann im Jahr 1967, mitten in der Produktion der Wechsel von 720er Silber auf Kupfernickel.....


    Doe Münze von 1955 ist eine PP mit einem kleinen Kratzer; sie gab es zu Beginn des Jahres für 7 Euro in der Bucht....


    Mit Ausnahme des Guldens von 1955 sind die Münzen meiner Ansicht nach fast bankftisch.

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