Diese Münze ist nun wirklich schwer zu bewerten, deswegen lege ich mich hier nicht fest, was eine Wertschätzung oder was den Erhaltungsgrad angeht. Das würde ich gerne euch überlassen.
Quarters und anderes US-Kleinsilber aus der Zeit ist extrem schwierig: Stempel wurden bis zur starken Abnutzung verwendet und auch der Prägedruck (SC1, Ziffer "0" des Jahres 1920) wurde an der absolut untersten Grenze gefahren (um Stempel und Maschinen zu schonen).
Das Stück weist einen gut sichtbaren Materialüberhang am Rand auf (SC2).
Wenn ich wissen will, wie eine Münze erhalten ist, schaue ich auf die höchsten Details. Fehlt es an Prägedruck, scheitert dieser Ansatz grandios.
Was bleibt dann noch?
Zum Beispiel so genannte "Bag marks", kleine Kerben vom Fallen der Stücke aufeinander bei Prägung, Transport, Umverpackung und Zirkulation. Bei einem "vz" findet man sehr viele kleine Bagmarks (siehe "Beispielbild 1", Ausschnitt einer alten Guldenmünze aus 945er Silber). Bei dem Quarter sind da deutlich weniger solche Kerben.
Eine zweite Möglichkeit sind Vergleiche der Farbe und des Glanzes der Vertiefungen zwischen den Buchstaben und in den freien Feldern - es gibt da keinerlei Übergänge.
Die dritte Möglichkeit ist dann der Randstab bei wirklich extremer Vergrößerung (USA-Quarter-1920-HK-AUS).
Wie stellt man überhaupt fest, ob ein Stück schwach ausgeprägt ist? Man kann es hier ganz gut am Materialfluss sehen, der nämlich ist ins Stocken geraten: Buchstaben und Ziffern werden zum Rand hin höcher und fallen zur Mitte hin ab. Ganz extrem zu erkennen bei der Ziffer "0" des Datums.
Flache Stellen (z.B. der Oberschenkel der Liberty) sind (das ist nur bei nicht abgenutzten Münzen erkennbar) zum Rand hin leicht höher, als zur Mitte hin. Vorsicht bei von innen und von außen gesehen bei zur Mitte hin einfallenden Buchstaben (Gussfälschungen oder durch schlechten Abdruck gefertigte Prägefälschungen). Bei Punkten passt auch auf (Gussperlen = Fälschung).
Vom "Handgefühl" und dem ersten Blick her ist es ein "schön bis sehr schön". Dieser Eindruck täuscht hier aber gewaltig.
"Geputzt", poliert (geglättet), berieben oder mit Säuren oder Ultraschall behandelt wurde sie zum Glück nicht. Über 90 % aller angebotenen Stücke dieses Jahrgangs sind derart malträtiert worden. Kein Kenner kauft solche Stücke.
Gut ausgeprägt, in echtem prägefrisch und unverschandelt (MS 67) ist sie unbezahlbar, das kostet dann mehr, als den Gegenwert von 250 Gramm Gold. Wenn man denn eine solche mit originalbelasener Münzhaut (gleichmäßig sanft-matter Silberglanz oder beim Erstabschlag auch flackernde/ spiegelnde Felder und matte, erhabene Details) übergaupt findet.
Vor ein paar Jahren wurde sie als Viertelunze in Gold in leicht modifiziertem und m.E. ziemlich geschmacklosem Stil (barbusig) geprägt. Im Original wirkt die Liberty deutlich wertiger / würdiger. Denn: schließlich steht sie ja für die Werte der Freiheit und nicht für Animation / Voyeurismus.
Kürzlich in der "Bucht" habe ich dieses Original für einen, wie ich meine, "sehr schmalen Euro" gekauft.
Ihr könnt ja mal auf Ebay oder auf der 2.Buchstaben-Plattform nach "Quarter 1920" suchen.