Dollarzwang

  • Hallo zusammen,


    in vielen Artikeln (auch hier)
    lese ich immer wieder vom Dollarzwang und die Vorteile die USA aus der Verkauf von Rohstoffe in Dollar zieht. Dabei gibt es kein Zwang. Die Käufer bzw. Verkäufer von Rohstoffen müssen ihre Dollarbestände nicht halten. Sie können es jederzeit in einer anderen Währung wieder umtauschen (von Gebühren mal abgesehen). Selbst wenn die neue Börse in Iran Öl in € oder Yen handelt, was soll da nachteilig für den Dollar sein ? Man kann die € wieder in $ und in Staatsanleihen wieder umtauschen. Solange die Welt bereit is in USA Geld anzulegen ändert sich für den Dollar nichts.


    Der Dollarraum profitiert nur wenn Devisen an der NY Börse oder in $ Staatsanleihen angelegt werden. Dabei spielt es keine Rolle ob Öl, Metalle und andere Rohstoffe in $ oder € gehandelt werden.


    Oder habe ich was übersehen ?


    Gruss
    yoyo

  • yoyo,
    mE. liegt der Trick im USD-Handel darin, dass auf Käuferseite erstmal USD gekauft werden müssen, bevor irgendwas anderes gekauft werden kann; da ist also schon mal ein steter Nachfragefluss nach USD.


    Wenn ich was importieren will, muss ich konventionell in USD abrechnen, wenn ich keine Bartergeschäfte mache. Grundlage dieses "Zwanges" ist ein bilaterales Abkommen aus den siebziger jahren der USA mit Saudi-Arabien bzw. Vereinbarungen mit der OPEC, ÖL prinzipiell nur in USD abzurechnen.


    Hier kommt es jetzt also ganz darauf an, ob das entsprechende Land über eine mehr oder weniger gut entwickelte Binnenstruktur des Marktes und eine diversifizierte Angebotstruktur für den Weltmarkt verfügt, denn je nachdem unterschiedlich hoch werden die expliziten und impliziten Kosten für den USD-Import sein und evtl. weitere Zwänge zu Aktivitäten in USD per WTO und Weltbank mit sich bringen.
    Also auch hier Nachfragegarantie.


    Für die Verkäuferseite lohnt sich die chose richtig in USD natürlich nur solange profitbringende invests im USD-Raum möglich sind. Wenn nicht oder nicht mehr, fliesst das geld wie Du richtig schriebst in andere Währungen/Investments.


    gruss
    -nemo otherguy-

  • Hallo yoyo.


    In einer sehr stark vereinfachten Sichtweise kann man eine Währung als Rohstoff betrachten:
    Wenn die Käufer bzw. Verkäufer den Dollar nicht mehr für ihre Geschäfte benötigen, dann werden sie die Dollar verkaufen. Auf dem Markt entsteht ein Überangebot, die Preise fallen. Der Dollar verliert gegen die anderen Währungen an Wert. Für die ausländischen Anleger bedeutet das sie bei den Dollaranlagen einen Währungsverlust hinnehmen müssen. Und wer möchte schon Verluste machen? Daher werden die ausländischen Anleger vorsichtiger werden und weniger Staatsanleihen in Dollar kaufen. Die Folge:
    - die USA müssen die Zinsen erhöhen um die Währungsrisiken zu kompensieren,
    - oder in die Notenpresse schneller laufen lassen um die benötigten Dollars selber zu machen, das ist dann die Inflation,
    - oder Konkurs erklären.


    Wie schon gesagt stark vereinfacht.


    Gruß
    Silbernadel

  • ok, über diesen geheimen Abkommen nur mit den Saudis hab ich auch schon mal gelesen


    http://ist-socrates.berkeley.edu/~pdscott/iraq.html


    Aber faktisch gibt es kein Zwang. Der Irakkrieg wird nicht ums Öl selbst geführt, sondern um der OPEC Druck zu machen (falls sie die Produktion in den Irak stark erhöhen könnten) ihre Petrodollars wieder in den USA zu recyclen.


    Und wieso sollten die Japaner und Chinesen ihre Reserven tauschen ? Damit ihre Wirtschaft zusammenbricht ? Das macht doch kein Sinn. Selbst wenn die Zinsen steigen (also Anleihen fallen) werden sie nicht verkaufen, denn sie handeln nicht spekulativ sondern zum Wohl ihrer Wirtschaft. Und jede Regierung will wieder gewählt werden.


    Den einzigen Grund zu verkaufen haben private Investoren wenn die Anleihen fallen. Aber keine grössere Banken da sie auch Abkommen mit der FED haben und ihren "Beitrag" leisten müssen.


    Wenn einige ZBs das Verhältniss ihrer Reserven €/$ wieder normalisiert haben, wird sich der Dollar wieder beruhigen. Dann wird wieder das daily business mit der Zockerei an der Börse die Normalität bringen. Aber mehr auch nicht.


    Ganz anders wenn PO eintritt. Dann wird der Dollar untergehen da die Blase nicht mehr genährt werden kann. Aber jetzt profitiert USA vom hohen Ölpreis wenn die Dollars wieder dort angelegt werden. Das erkennt man das die Börsen trotz dem hohen Ölpreis gut gelaufen sind.


    Gruss
    yoyo

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