• .... Die Wirtschaftskrise 1923 ist somit ein Produkt einer Kette von Fehlentscheidungen welche zunächst zu einem Verschwinden des Warenangebots - dann zum Ausbleiben einer Nachkriegs-Erholung führten. (Ähm - also die Aktien kommen dann erst 1929 ins Spiel - ist aber eine Andere Baustelle bzw. Kontinent).


    Der Grundstein für die Inflation war somit bereits durch das fehlende Warenangebot gelegt. Ein geringes Warenangebot bei einem krigsbedingt enorm gewachsenen Nachholbedarf führt marktbedingt zu explodierenden Preisen - zumal dann wenn die Defizite der inländischen Produktion auf Grund des Fehlens von Devisen (Gold) auch nur bedingt durch Import kompensiert werden können.
    Die Hyperinflation schließt sich da als "drucktechnische Besonderheit" eher unter dem Gesichtspunkt "unfreiwillige Komik" an. ....


    Fehlendes Warenangebot als Grundstein für die Hyperinflation???
    Ich denke doch, daß die Kriegskosten + die nicht rückzahlfähigen Staatsschulden bei seinen Bürgern (Kriegsanleihen) + die Reparationsquetsche einen Druckzwang des Papiergeldes erzeugt haben ...


    http://www.dhm.de/lemo/html/we…itik/inflation/index.html


    Die Rentenmark wurde geradezu mit aller Gewalt stabil gehalten. Auch die Alleierten reagierten auf die Gefährdung der Rentenmark mit Entgegenkommen bei den Reparationszahlungen.


    Naja. Eigentlich wurde die Rentenmark schon am 30.August 1924 von der Reichsmark abgelöst, durfte aber noch bis 1948 parallel benutzt werden...


    http://de.wikipedia.org/wiki/Rentenmark


    mfG Fab

  • Ja also am fehlenden Wahrenangebot kann die Inflation 1923 nicht entstanden sein. Man bedenke, daß D damals überhaupt nicht zerstört war und alle Produktionsmittel wie auch vor dem Krieg oder sogar besser waren.


    Zu dem Hauskauf für 3 Oz. das kommt auf die wirtschaftliche Situation des Landes an, und wie hoch die Löhne umgerechnet in Gold sind. Auch heute kannst Du in Südamerika oder Asien für 3Oz ein Haus kaufen, und für 1Oz eine Dienstmagt für ein ganzes Jahr haben.
    Vor 20 Jahren sogar in (Ost)Deutschland.


    Ich habe heute in dem Buch "Der Laden" Band1 von Strittmatter gelesen wie es 1923 einer Ladenbesitzerfamilie erging. Sehr interessant. Die konnten am Ende der Woche keine neuen Waren kaufen weil das Geld wertlos geworden war. 1923 haben sie den Krämerladen dann für Monate ganz geschlossen.
    So ähnlich dürfte das überall bei Hyperinflation ablaufen. Vielleicht hat ja einer der Forenteilnehmer so was ähnliches schon erlebt und kann uns mal seine Erfahrungen berichten? Ich denke da an die Türkei, Italien, Polen oder so....

  • Zitat

    Original von Titus
    Zu dem Hauskauf für 3 Oz. das kommt auf die wirtschaftliche Situation des Landes an, und wie hoch die Löhne umgerechnet in Gold sind. Auch heute kannst Du in Südamerika oder Asien für 3Oz ein Haus kaufen, und für 1Oz eine Dienstmagt für ein ganzes Jahr haben.
    Vor 20 Jahren sogar in (Ost)Deutschland.


    Bei der Lohnfrage stimme ich 100% zu - das ist der Punkt an dem in Deutschland bekanntlich ein gewisser "Abrüstungsbedarf" deutlich wird.


    Letztendlich hat natürlich die Lohnseite auch Auswirkungen auf den Immobilienpreis. "Mittelstandsimmobilien" können langfristig natürlich nicht auf einem Preisniveau liegen welches niemand bezahlen kann. Hier muß sich die Anbieterseite auch dem Druck der Nachfrageseite beugen - ob sie will oder nicht.


    Nur hat dies (bei freiem) Handel letztendlich keine Auswirkung auf den Goldpreis bzw. dessen Überhang im Wert.
    Wenn sich in der Praxis (siehe Deine Beispiele! - die ich keineswegs in Frage stellen möchte!) hier erhebliche Disparitäten ergeben - so hat dies einerseits mit dem Fehlen freien Handels zu tun - und andererseits mit der Tatsache daß Immobilien allgemein ein Allokationsproblem haben.
    Mein Gold kann ich von vielleicht von Land A nach B bewegen - die Immobilie eher nicht. Ein weiterer Punkt ist der Rechtsstatus von Besitz.


    Wenn ich jetzt mal das Beispiel DDR herauspicke - so komme ich zu dem Ergebnis daß Immobilien strukturell nicht jene Sicherheit boten wie man sie in anderen Wirtschaftssystemen "gewohnt" ist. Das Damoklesschwert des Übergangs zur kommunistischen Gesellschaft schwebte mit der damit verbundenen Aufhebung jeden Privateigentums zumindest als ideologische Vision über dem Land. Enteignungen waren leichter möglich - Entschädigungen richteten sich nach dem Verkehrswert DDR - wenn sie überhaupt gezahlt wurden.
    Die Immobilien konnten zudem keinen Investoren aus dem Ausland angeboten werden - die ja vielleicht bereit gewesen wären zum entsprechenden Preis das Rchtsrisiko in Kauf zu nehmen.


    Will sagen - hier vergleicht man Äpfel mit Birnen - obwohl auf den ersten Blick von stinknormelan Häusern und stinknormalem Gold die Rede ist.


    Eine Farm in Botswana sollte derzeit sicher auch relativ günstig zu haben sein :)

  • Wenn in Wirtschaften mit kaum noch nennenswertem realen Wachstum immer mehr Geld in Umlauf gesetzt wird, dann muss Geld gegenüber Waren und Dienstleistungen irgendwann an Wert einbüßen.


    Private Sparguthaben und das Kapital, das sich neben dem Anlagevermögen in Unternehmen befindet verliert dann, gemessen in Waren und Löhnen an Wert.


    Beschleunigt sich dieser Prozess und werden Teuerungsraten erreicht, die sehr gut spürbar oder sogar schmerzhaft sind führt dies dazu, daß die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt, was bei großen Geldmengen zwangsläufig noch schnellere Preissteigerungen nach sich zieht, die wiederum den Geldumlauf beschleunigen.


    Jeder Geldbesitzer versucht sich anfangs diesem verhängnisvollen Kreislauf dadurch zu entziehen, indem er Geld, das er nicht benötigt ausgibt in einem späteren Stadium dann geziehlt in Dinge tauscht, die ihren Wert näherungsweise behalten bzw. lang- und mittelfristig betrachtet überhaupt einen Wert besitzen.


    Immer weniger Menschen sind dann noch bereit, Geld zu verleihen, weswegen immer neue Geldmengen gedruckt und verliehen werden müssen. Den sie bleiben - einmal gedruckt ja im Umlauf und werden nicht gespart, also nicht erstmalige oder wiederholte Hortung zum Verleihen recycelt.


    Am Ende dann, wenn der Betrug, also die immer schnellere AUSGABE immer HÖHERER neuer GELDBETRÄGE für jederman offensichtlich wird, werden nur noch Waren, Dienstleistungen oder Güter als Bezahlung für andere Waren, Dienstleistungen oder Güter akzeptiert.


    Niemand kann es sich dann mehr leisten, Kedite zu vergeben oder Sachwerte oder Leistungen an denen Sachwerte oder mit Nahrung erzeugte Arbeitskraft hängen umsonst, also für Null Gegenwert aus der Hand zu geben.


    Es kann auch nicht erzwungen werden, daß alle Menschen weiter arbeiten und weiter so tun, als wäre nichts geschehen. Besteht keine Möglichkeit überschüssige Leistung zu konservieren, dann leistet jede rnur noch das, was er zeitnah zum Überleben benötigt. Die Finanzstrukturen (Fiat-Bankensystem) sind dann schon längst zusammengebrochen. Steuern und Abgaben werden mangels Einkünften auch nicht mehr entrichtet. Es wäre auch sinnlos, diese in Form von Geld einzutreiben, das dann nicht mehr akzeptiert wird.


    Also bleibt dann nichts anderes mehr übrig, als Tauschnittel einzuführen, die eben nicht manipulierbar und beliebig vermehrbar sind. Egal, was das sein wird: es muß genügend davon geben, um soetwas wie geordnetes Wirtschaften zu ermöglichen und es muß vor allem einen breiten Konsenz bei denen haben, die Vorleistungen erbringen und arbeiten sollen.

  • Zitat

    Original von mesodor39


    Niemand kann es sich dann mehr leisten, Kedite zu vergeben oder Sachwerte oder Leistungen an denen Sachwerte oder mit Nahrung erzeugte Arbeitskraft hängen umsonst, also für Null Gegenwert aus der Hand zu geben.......


    Es kann auch nicht erzwungen werden, daß alle Menschen weiter arbeiten und weiter so tun, als wäre nichts geschehen. .......
    .


    Hier hat uns das Beispiel 1923 aber das Gegenteil bewiesen.
    Die Leute wurden dann 1923 erst wöchentlich, dann täglich bezahlt, am Ende brauchte ein Arbeiter 2 Rucksäcke für das Geld eines Tages. Das hat er dann gleich in Lebensmittel umgetauscht. Und hier liegt auch der Grund warum dieser Wahnsinn noch funktionierte: Leute in den Städten waren gezwungen arbeiten zu gehen weil sie was essen mußten. Ein Bauer hat einfach seinen Weizen nicht verkauft weil der sich einige Jahre lagern läßt. Aber der Arbeiter muß immer seine Arbeitskraft verkaufen, er muß essen.
    Für den Kapitalisten war die Situation nicht viel besser (es sei denn er verkauft ins Ausland) Er mußte irgendwie die nächsten Löhne und Kosten begleichen, also entweder Fabrik schließen oder den Irrsinn mitmachen.



    Cra$h


    Sinkende Löhne in D können nicht die Lösung aus der Geldkrise sein, denn wenn die Kaufkraft abnimmt (wie jetzt vor allem in Ostdeutschland) dann verlieren automatisch die Immobilien mit. Bis zum Punkt wo du für 3oz wieder ein Haus bekommst. Nur daß dann der Lebensstandart auch wieder auf Mittelalterniveau sein wird.
    Mit der Gefahr der Enteignung in instabilen Zeiten oder Gegenden hast Du vollkommen Recht. Jedoch tritt dies meist auf wo /wenn die ImmoPreise sehr niedrig sind, seltener bei Immoblasen.

  • Erstmal zum Bild! Sehr schönes historisches Dokument (wohl aber für 1929)


    100 (Gold)Dollar für den Gebrauchten - 5 Unzen - also 3.000 Euro wenn man so will. Würde ich unter Berücksichtigung der damaligen Neupreise für Autos (weis Jemand was das für eine Karre ist? - und hat den Neupreis zur hand?) sogar für einen ganz guten Gebrauchtpries betrachten. Naja wir wissen natürlich nicht wie neu der Wagen vielleicht ist - und auch nicht ob der Verkäufer den Preis jemals bekommen hat.
    Jedenfalls steht fest: Kein Traumpreis für Gold!



    Zitat

    Original von Titus
    Hier hat uns das Beispiel 1923 aber das Gegenteil bewiesen.
    Die Leute wurden dann 1923 erst wöchentlich, dann täglich bezahlt, am Ende brauchte ein Arbeiter 2 Rucksäcke für das Geld eines Tages. Das hat er dann gleich in Lebensmittel umgetauscht. Und hier liegt auch der Grund warum dieser Wahnsinn noch funktionierte: Leute in den Städten waren gezwungen arbeiten zu gehen weil sie was essen mußten. Ein Bauer hat einfach seinen Weizen nicht verkauft weil der sich einige Jahre lagern läßt. Aber der Arbeiter muß immer seine Arbeitskraft verkaufen, er muß essen.
    Für den Kapitalisten war die Situation nicht viel besser (es sei denn er verkauft ins Ausland) Er mußte irgendwie die nächsten Löhne und Kosten begleichen, also entweder Fabrik schließen oder den Irrsinn mitmachen.


    Müssen&Müssen - Ich würde von einem Sachzwang sprechen so lange keiner mit dem Gewehr neben mir steht. .


    Wer sich vor der Krise auf diese eingstellt hat - wurde davon auch weniger hart rangenommen und war von vielen Sachzwängen befreit.
    In diesem Thread interessiert uns jedoch vor allem die Rolle von Gold als "Rettungsanker". Hierzu das Bild. Gold (oder der Dollar der damals noch mit Gold gleichgesetzt werden konnte) hat seine Kaufkraft behalten - diese jedoch nicht ins unermeßliche gesteigert (obwohl ich mir jetzt vorstellen könnte daß man in diesem Augenblick sehr günstig an einen schönen Gebrauchten gekommen wäre...)


    Ich denke dies beschreibt sehr schön die Problematik einer Krise. Sie ist eine in sich geschlossene Abwärtsspirale die sich schlimmstenfalls sogar noch selbst aufschaukelt.
    Die Lösung ist im Prinzip ganz einfach und humoristisch in dem Film "Dreizehn Koffer" (sehr sehenswert!!!) aus dieser Zeit beschrieben: Wenn alle einfach nicht mehr an die Krise glauben - gibt es sie einfach nicht - oder zumindest nicht in dieser ausgeprägten Form.
    Diesen Aspekt sollte man auch mit Blick auf die Gegenwart im Auge behalten. So lange die Leute an Fiat glauben - funktioniert Fiat einfach.


    Dieser Glaube ist erst dann erschüttert, wenn die Geschäfte (aus welchem Grund auch immer) leer bleiben oder die Preise förmlich explodieren (100% Pressteigerung - das lehrt der (überwiegend gefühlte - aber das würde ja in diesem Zusammenhang vollauf genügen!) Teuro - reichen noch nicht einmal (Der helle Wahnsinn wenn man sich das mal auf dem Taschenrechner zergehen läßt!!!)




    Zitat


    Sinkende Löhne in D können nicht die Lösung aus der Geldkrise sein, denn wenn die Kaufkraft abnimmt (wie jetzt vor allem in Ostdeutschland) dann verlieren automatisch die Immobilien mit. Bis zum Punkt wo du für 3oz wieder ein Haus bekommst. Nur daß dann der Lebensstandart auch wieder auf Mittelalterniveau sein wird.


    Es gibt exakt zwei Möglichkeiten: Entweder geht die Produktivität (qualitatiiv oder quantitativ) entsprechend hoch - oder die Löhne müssen entsprechend runter.
    Wie weit das ggf. gehen muß kann nur der Markt beantworten.
    In der Goldzeit wurden halt tatsächlich die Löhne entsprechend gesenkt. Heute auch - und das ist mit Blick auf das Geld sogar ein positives Zeichen. Schlimmer wäre es die Löhne "optisch" beizubehalten und kurzerhand das Geld zu entwerten. Dann hat nämlich der Arbeiter trotzdem mit der verminderten Kaufkraft zu kämpfen - aber gleichzeitig hat man auch all Jene behindert, die mit ihrer Kaufkraft den Karren wieder aus dem Dreck ziehen könnten. Das war sicher eine mit entscheidene Ursache für die Schwere der Krise der frühen 20iger Jahre. (1929ff ist ja eine andere Baustelle).


    Was ein Haus dann kostet richtet sich sicher auch nach den Löhnen - einmal weil ein Haus ja auch mit Arbeit erzeugt wird (niedrigere Löhne machen es ja auch billiger) - einmal weil unbezahlbare Häuser auch nicht entsprechend nachgefragt werden können.



    Zitat

    Mit der Gefahr der Enteignung in instabilen Zeiten oder Gegenden hast Du vollkommen Recht. Jedoch tritt dies meist auf wo /wenn die ImmoPreise sehr niedrig sind, seltener bei Immoblasen.


    Huhn oder Ei? Ich würde sagen die Preise werden dadurch niedrig daß das Eigentumsrecht nicht gesichert ist. Wenn ich wüßte daß der Staat ohne Probleme mal einfach kommen kann und mich aus meinem Häuschenr rausschmeissen könnte - dann würde ich doch kein Haus kaufen? Ein Haus das ich nicht nur kaufen muss - sondern ständig Geld und Arbeit reinstecken darf...
    So komme ich auch auf reale Mini-Immo-Preise in der DDR. Wenn ich eine moderne 3-Raum-Wohnung für 50 Mark (ich habe die Preise nicht im Kopf - ggf. bitte korrigieren!) mieten kann - Warum in aller welt sollte ich dann "so blöd sein" und überhaupt noch Geld dafür bezahlen daß ich in einem "assligen Altbau" wohnen darf und mich obendrein um die Organisation von jedem Furz Baumaterial selber kümmern darf? (Perspektive DDR-Bürger vor 1989).


    mesodor39
    Den Goldgeldbesitzer und der Papiergeldbsitzer haben eine Gemeinsamkeit: Ihr Geld kann sich auf den Marktwert des Materials reduzieren.
    Also Marktpreis für Gold - oder Marktpreis=Heizwert für Papier.


    Aber beide Marktpreise sagen nichts über den Marktpreis zum Zeiptunkt des Erwerbs des Geldes aus.

  • Zitat

    Original von LeFabrizio
    Fehlendes Warenangebot als Grundstein für die Hyperinflation???
    Ich denke doch, daß die Kriegskosten + die nicht rückzahlfähigen Staatsschulden bei seinen Bürgern (Kriegsanleihen) + die Reparationsquetsche einen Druckzwang des Papiergeldes erzeugt haben ...


    Ich habe bewußt von Grundstein einer Inflation geschrieben... war vielleicht nicht deutlich genug.


    1918 lag der Dollarkurs bei 6,00 Mark (im Vergleich zu 4,20 in Gold von 1913). Die unmittelbar kriegsbedingte Inflation kann man also mit rund 40-50% beziffern.
    Der Krieg war in der Tat ja nicht mit einer vollkommenen Zerstörung der wirtschaftlichen Infrastruktur verbunden.


    Das Problem der Nachfolgezeit für die Wirtschaft lag darin, daß sie beim Import von Investitionsgütern und Rohstoffen mit der privatren Konsumgüternachfrage konkurrierte. Die inländischen Waren verteuerten sich dadurch fast in gleichem Maße wie Importwaren - obwohl die Löhne bereits tendentiell rückläufig waren - bzw. die Arbeitslosenzahl anwuchs.
    Dies ist nur dadurch zu erklären, daß die inländische Wirtschaft nicht in der lage war sich hinreichend schnell auf das veränderte Marktumfeld einzustellen.


    Das Vermögen der Konsumenten hatte jedoch nicht nur den kriegsbedingten Abschlag von 50% erlitten - die Meisten vermögenderen Leute hatten im nationalen Überschwang von 1914 ihr gesamtes Kapital in lukrativ erscheindene Staatsanleihen investiert (nach 1870/71 war man überzeugt dieser Krieg könne quasi nur gewonnen werden).
    Dieses Vermögen war aber trotzdem verloren.
    Damit fehlte es augenscheinlich an Geld um die Konsumgüternachfrage/und Produktion wieder in Schwung zu bringen.


    Der entscheidende Fehler dieser Zeit lag in dem Irrtum dieses Geld nach der Methode "Helicopter Ben" unter die Leute bringen zu können um die Nachfrage anzuheizen.


    Natürlich taten die Reparationszahlungen ihr Übriges... wobei man hier jedoch auch im Vergleich mit dem II.WK erkennen muß daß die Kriegslasten/schäden für den Staat ansonsten nicht so groß waren.
    Ich neige in diesem Zusammehnang folglich doch dazu ein Fragezeichen hinter die Reparationszahlungen als "DIE" entscheidende Ursache für die Hochinflation zu setzen. Die Popularität dieser Erklärung ist wohl darin zu sehen daß die Verantwortlichen für den Pfusch sich so leicht aus ihrer Verantwortung entlassen konnten - und auch den späteren Machthabern war eher daran gelegen den "Erbfeind" als Hauptschuldigen für die Misere bennen zu können.


    Aber gab es eine Alternative? Geholfen hätte nur eine rigorose Abschottung des Konsumgütermarktes gegen Importe. Diese war international wohl kaum denkbar - wäre aber auch am eklatanten inländischen Mangel gescheitert.
    Das eientliche Problem war somit die Unterschätzung des Krieges - der binnen dreier Jahrzehnte ein vollkommen anderer war als der "drole de guerre" von 70/71.

  • Zitat

    Original von freefly
    [Blockierte Grafik: http://wiwi.uni-goettingen.de/wsg/Bildelemente/WSGinBildern/13.jpg]
    Interessantes Bild


    [Blockierte Grafik: http://board.mofapower.de/images/style_4/smilies/b15.gif]
    Bezieht sich auf das weiter oben stehende Bild!!!! - Was macht denn der Typ auf dem Bild gerade? Telephonieren!?!
    Böser Fake!


    p.s. Das andere Bild habe ich nicht reinbekommen... Aber auch schon wieder interessant: Das Motiv existiert in mehreren Aufnahmen!!!
    Ist es also wirklich authentisch? Hat hier - worauf auch der Erklärungstext mit dem Crash hindeutet - jemand einfach nur die Gunst der Stunde für ein kleines Nebeneinkommen als Fotomodell genutzt?
    Ist es vielleicht doch ein "Gulliangler" - jedenfalls scheint es nicht sehr viele Börsenmakler gegeben zu haben die ihren fahbaren Unersatz für nen Hunni verkauften... Vielleicht aber auch nur Zufall...

  • Zitat

    Original von Cra$h


    Ich habe bewußt von Grundstein einer Inflation geschrieben... war vielleicht nicht deutlich genug.


    1918 lag der Dollarkurs bei 6,00 Mark (im Vergleich zu 4,20 in Gold von 1913). Die unmittelbar kriegsbedingte Inflation kann man also mit rund 40-50% beziffern....


    FALSCH: die Reichsmark, damals bereits nicht goldgedeckt, war - in völliger Fehleinschätzung der wirtschaftlichen Situation und in völliger Unberücksichtigung der Zins- und Reparationslast, die auf dem Deutschen Reich lag nur eines: Unverschämt überbewertet.


    Der Währungsschnitt hätte - eine ehrliche Politik vorausgesetzt - bereits direkt nach Kriegsende in Verbindung mit der Erklärung des Staatsbankrottes gegenüber den deutschen Bürgern erfolgen müssen.


    Meine Meinung ist:
    (1) Die beiden angeführten Schritte - Währungsschnitt und Staatsbankrotte vieler Teilnehmerländer - hätten streng genommen auch spätestens mit der Währungsunion (Euroumstellung) erfolgen müssen, hätte der Euro eine echte Chance haben sollen.


    (2) Der Euro, der hat sein Jahr 1918 schon bei seiner Geburt gesehen. Die Eurozone ist nichts anderes als eine Art "Auffanggemeinschaft" vieler abgewirtschaftter und substanziell bankrotter Einzelstaaten und einiger weniger bei denen das nicht der Fall ist. Diese "Auffanggemeinschaft" wird - das ist wiederum meine Meinung und keine Tatsachenbehauptung - irgendwann gegenübe rihren Bürgern und in der Eurozone ansässigen Gläubigern Anschlusskonkurs erklären müssen.

  • Zitat

    Original von mesodor39
    FALSCH: die Reichsmark, damals bereits nicht goldgedeckt, war - in völliger Fehleinschätzung der wirtschaftlichen Situation und in völliger Unberücksichtigung der Zins- und Reparationslast, die auf dem Deutschen Reich lag nur eines: Unverschämt überbewertet.


    Der Währungsschnitt hätte - eine ehrliche Politik vorausgesetzt - bereits direkt nach Kriegsende in Verbindung mit der Erklärung des Staatsbankrottes gegenüber den deutschen Bürgern erfolgen müssen.


    Also jetzt verstehe ich nicht was ich FALSCH gemacht haben soll.
    Also meines Wissens nach war die Reichsmark 1913 noch Goldgedeckt - zumindest legt der Wechselkurs zum Dollar dies nahe.


    1918 war sie freilich nicht mehr Goldgedeckt - was sich die Reparationsfrage mal aussen vor lassend auch schon aus dem Wechselkurs zum Dollar ergibt.


    Im Übrigen stimme ich vollkommen überein - was aber mit Blick auf den Thread dahingestellt bleiben darf. Es geht schließlich primär um 1923 - auch wenn hier immer wieder Elemente von 1929 hereingespukt werden.

  • Zitat

    Original von LeFabrizio
    Ich denke doch, daß die Kriegskosten + die nicht rückzahlfähigen Staatsschulden bei seinen Bürgern (Kriegsanleihen) + die Reparationsquetsche einen Druckzwang des Papiergeldes erzeugt haben ...


    [mfG Fab


    Zum Beginn der Inflation steht im Briefmarkenkatalog sinngemäß:


    die begann 1916 weil da erstmalig alle Portokosten verdoppelt wurden.


    Eigentlich begann sie wohl um 1914 weil da der Krieg angefangen wurde. Hätte Deutschland gewonnen, dann wäre die Hyperinflation in Frankreich gekommen weil F dann die Reparationszahlungen in Gold hätte bezahlen müssen.
    Ich glaube, das Problem lag an der von Mesodor genannten und nicht erfolgten Währungsumstellung. Der Staat brauchte das Goldgeld um den Krieg und später Reparation zu zahlen.
    Frankreich hat übrigens auch seine Hyperinflation in den 50gern gehabt, diese hat sich aber über mehrere Jahre hingezogen und war nicht so extrem wie die deutsche 1923 Am Ende wurde der Franc 100:1 abgewertet. Die Türkei hat auch letztens erst ein paar Nullen von den Geldscheinen gestrichen.


    Nun frage ich euch, wie kann man so eine Hyperinflation über Jahre überleben ohne zu verarmen.

  • Zitat

    Original von Titus
    Ich glaube, das Problem lag an der von Mesodor genannten und nicht erfolgten Währungsumstellung.


    Die Umstellung bringt alleine gar nichts - Außer ich habe es mit Leuten zu tun die ernsthaft gleuben eine papierene Eins sei mehr wert als eine Papierende Billion.


    Wenn die Währungsreform nicht mit sturkturellen Änderungen einhergeht - ist sie salopp gesagt für den Arsch.


    Diese Änderungen waren in Deutschland dann mit einem Namen wie Brüning verbunden... Sprich "der Staat" hatte dann begriffen daß man Werte nicht einfach drucken kann.
    Man kann nur ausgeben was man zuvor eingenommen hat - und wenn man nicht genug einnimmt - muß man sparen!
    Fand der weise Souverän Volk übrigends nicht so gut. Die hätten sich eine Geldverteilung wie in den frühen 20igern gewünscht - aber mit einem Geldwert der Gold- oder Rentenmark.
    Haben wir doch heute so ähnlich wieder! "Wir müssen bei den Sozialausgaben und Löhnen sparen" - aber um Gottes Willen nicht bei den Sozialausgaben und den Löhnen! :)

  • [quote]Original von Titus
    [Frankreich hat übrigens auch seine Hyperinflation in den 50gern gehabt, diese hat sich aber über mehrere Jahre hingezogen und war nicht so extrem wie die deutsche 1923 Am Ende wurde der Franc 100:1 abgewertet. Die Türkei hat auch letztens erst ein paar Nullen von den Geldscheinen gestrichen.
    Nun frage ich euch, wie kann man so eine Hyperinflation über Jahre überleben ohne zu verarmen




    Titus


    Vielleicht liegt der Unterschied darin,das ein Franc eine türkische oder italienische
    Lira zu "unbedeutend" in der globalen Welt sind.Doch wie siehts mit dem Dollar
    oder Euro welche die Märkte überschwemmen aus.Ob ich beim Dollar ein paar
    Nullen streiche oder bei der Lira ist doch ein Unterschied.Der $ trifft die ganze Welt.
    Um eine Hyperinflation zu überleben brauchst Du genug Nahrungsmittel,viel Gold,Cash
    Medikamente und ein Eigenheim oder Wohnmobil! :D


    mexx

  • Zitat

    Original von mexx
    Frankreich hat übrigens auch seine Hyperinflation in den 50gern gehabt, diese hat sich aber über mehrere Jahre hingezogen und war nicht so extrem wie die deutsche 1923 Am Ende wurde der Franc 100:1 abgewertet. Die Türkei hat auch letztens erst ein paar Nullen von den Geldscheinen gestrichen.


    Hier sollte man aber auch differenzieren - in den genannten Fällen erfolgte ja keine Währungsreform im näheren Sinne. Das Geld blieb sich ja gleich - es wurden lediglich zur besseren Übersicht die Nullen gestrichen.


    Vor und nach der Ausgabe neuer Noten war Jeder Bürger _exakt_ so reich wie unmittelbar zuvor. Viele Leute rechneten in F noch lange nach der Nullenstreichaktion in alten Franc.


    Hier liegt also etwas grundsätzlich anderes vor als z.B. bei der Umstellung der M der DDR auf DM!

  • Die Hyperinflation dient doch dazu die Sparguthaben zu vernichten. Natürlich wird nur ein Papierschein gegen einen anderen getauscht, mit weniger Nullen. Das war aber überall so. Im Falle 1923 eben 1 Billion gegen 1 Reichsmark, in F "nur" 1:100. Das Ergebnis für den kleinen Mann war doch das gleiche, - Alles weg.

  • [quote]Original von Cra$h
    [Hier sollte man aber auch differenzieren - in den genannten Fällen erfolgte ja keine Währungsreform im näheren Sinne. Das Geld blieb sich ja gleich - es wurden lediglich zur besseren Übersicht die Nullen gestrichen.


    crash


    Ob ich nun Nullen streiche oder gleich einen neuen Papierfetzen drucke da sehe ich
    keinen Unterschied.



    mexx

  • Beitrag von vor fast 3 Jahren:

    D.h. 42% der Werte der US-Banken sind Hypotheken, weitere 14,4% sind hypothekengestützte Anleihen, zusammen also 56,4% - weit über die Hälfte. Ein Platzen der Immobilienblase hätte verheerende Folgen für das Bankensystem.

    Und das Bundesferkel sagt, man hätte das ja alles nicht ahnen können.

    "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" W. Ulbricht
    "... gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit, mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“ U. Barschel
    "Es gibt kein Treffen in Luxemburg", sagte Guy Schuller, Sprecher des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Freitag der dpa. "Das sind Gerüchte ohne Substanz."

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