Anlage in Rohstoffe für Krisenzeit keine gute Idee?

  • Es scheint Allgemeinwissen zu sein, dass eine Anlage in Rohstoffe die ultimative Idee sei, um sein Geld vor einer Finanzkrise möglichst gut zu schützen. Immerhin sind Rohstoffe reale Vermögenswerte.


    Ich hab da meine Bedenken. In Krisenzeiten wird aller Wahrscheinlichkeit auch die Wirtschaft einbrechen, d.h. die Nachfrage seitens der Konsumenten schwinden und damit auch die Rohstoffpreise.
    Hinzukommt, dass man in Rohstoffe im Allgemeinen nur über Zertifikate, Futures und Vehikel dessen investieren kann, was im Fall eines Finanzsystemzusammenbruchs keine gute Idee ist.


    Oder denke ich falsch?

  • Hi 852!


    Nachfolgend ein Text, den ich gerade in einem anderen Beitrag im Forum zu Rohstoffen in Krisenzeiten geschrieben habe. Deine Fragen sind darin beantwortet. Du hast Recht, Papierzertifikate/Futures etc. sind keine gute Idee. Physische Ware ist das Richtige. Da kann ich Dir folgende Firma empfehlen: www.metallkonto.de


    Nachfolgend mein Text:


    -Jeder reale Sachwert ist ein Inflationsschutz, also auch Industriemetalle.


    -Industriemetalle kann man vor allem anderen verkaufen, weil es dafür einen Bedarf gibt in der Industrie. Diese wird sich nach einem Wirtschaftscrash - das ist historisch erwiesen und jedem selbst bekannt und einleuchtend - immer wieder erholen. Meist wenige Monate(!) nach dem Crash. Es ist ja nur ein Crash keine Krieg. Die Maschinen in den Fabriken laufen ja weiter.


    -Gold ist ein Währungsmetall, aber eben (fast) nichts anderes. Für Gold kann man nicht immer einen Abnehmer finden. Konfiskation, Preisfestsetzung sind reale Risiken bei Gold (rechnet man die Goldvorkommen in Zentralbankbesitz auf die Menschen weltweit um, sind das verschwindend geringe Mengen von wenigen Unzen pro Person. Mit der Menge allein läßt sich kein goldgedecktes Währungsystem aufbauen. Nur über Konfiszierung/Preisfestsetzungen könnte diese Menge von den Zentralbanken beschafft/erworben werden.) Das ist doch ein reales Risiko, was zu berücksichtigen ist. Ich sehe Gold nicht als den einzigen und Besten Vermögensschutz.


    -In dem Forum geht es auch um Crashszenarien. Eine Call-Option auf Rohstoffe ist als Papier dann wertlos. An dem Rohstoffboom profitiert man am Besten mit physischer Ware. Genauso wie physisches Gold von den Meisten einem Goldzertifikat vorgezogen wird. Deutschland ist ein Rohstoffimportland und besitzt keine(!) Reserven. China und andere Länder
    kaufen uns weltweit alles vor der Nase weg und besitzen Reserven. Nicht umsonst bringt der Spiegel ein aktuelles Spezial Heft mit dem Titel "Kampf um die Rohstoffe - Die knappen Schätze der Erde" heraus.


    -Bei der Rohstoffnachfrage geht es um weltweite Nachfrage und Bedarf.


    -Industriemetalle sind kein Zahlungsmittel?! Kupfermünzen, Nickelmünzen, Bronzemünzen, Messingmünzen. Schau Dir die Euromünzen, die Du in der Tasche hast, mal genauer an. Die bestehen NUR(!!!) aus Industriemetallen. Denk mal darüber nach ;)
    Industriemetalle sind ein Zahlungsmittel im aller engsten Sinn. Du bezahlst JEDEN Tag in Form von Münzen damit. Das sollte sich jeder mal klar machen. Ohne Industriemetalle läuft in unserer Wirtschaft gar nichts mehr.


    -Die Metalle werden nicht daheim gelagert. Das regelt diese Firma. Wo soll ich mir zuhause denn mein Zink hinlegen? Außerdem wäre das wirtschaftlich unrentabel, da die Ware dann mit zusätzlichen Transportkosten belastet wird. Wie soll ich das Metall wieder verkaufen, wenn ich meine kleine Menge zuhause liegen habe? Kommt dann ein Sammel-LKW von KME oder anderen Metallverarbeitern und sammelt von den Privatpersonen die Metalle ein??? Ziemlich unrealistisch. Das soll jemand anders zentral organisieren. Das ist auch bequemer für mich.


    -"Gold, Silber & Platinmetalle kriege ich hingegen immer los." (Zitat) Als reiner Währungsersatz vieleicht ja. Aber dann braucht man kleine Einheiten. Aber dann sind die Spreadverlust zu groß. Jeder sollte jedoch Gold- und Silbermünzen (in der Höhe des täglichen Bedarfs) für die Zeit unmittelbar nach dem Crash haben. Dann schränkt man auch die Verluste bei Konfiskation/Preisfestsetzung ein. Alle anderen Vermögen (Sparbücher, Bausparverträge usw. - eben alles Buchgeld) sind besser mit Industriemetallen gesichert. Versuche außerdem mal in der Krise ein Kilo Gold zu verkaufen? Wer nimmt einem das ab?


    -"Wenn ich die Metalle stattdessen woanders für mich einlagern lasse, kommen laufende Kosten dazu & das Risiko, dass ich im Ernstfall übers Ohr gehauen werde." (Zitat) - Die Kosten sind wie gesagt gering. Lohnt sich, wenn man das durchrechnet. Wieso im Ernstfall übers Ohr gehauen werde. Ich vertraue lieber einem Unternehmer, als einer Bank. Vor allem, wenn die Geschäftsidee plausibel und gut ist. Man wird dort Eigentümer der Metalle und zahlt bei einer zweiten Firma nur Lagermiete. Wie in einem Schließfach. Wie sollen die einen übers Ohr hauen? Wenn die das Lager voll mit Metallen haben, wie sollen die damit abhauen? Die Volumen anderer Metalle sind nämlich im allgemeinen wesentlich größer als bei Gold. Die müssten mehrere hundert LKW oder ganze Schiffe voll laden. Die könnten den Lagerbestand auch nicht komplett verkaufen und mit dem Geldabhauen. Wie soll das gehen? Mir ist bisher nichts eingefallen, wie man da übers Ohr gehauen werden könnte. Für die Dauer der Lieferung gibt es vieleicht ein Risiko, aber wenn ich mir ein Auto kaufe, habe ich auch Lieferzeiten. Ich denke aber, das ist kalkulierbar. Man kann auch einen Notar/Treuhänder einschalten, der das Geld dann freigibt, wenn die Lieferung sichergestellt ist. Vorher können die dann an das Geld nicht ran. Aber das kostet dann ein Prozent (ich kleiner Geizkragen ;-).


    Außerdem fällt keine Mehrwertsteuer an, solange die Metalle das Lager nicht verlassen. Die Mehrwertsteuer wird dann gestundet. D.h. es muß keine Mehrwertsteuer finanziert werden (auch bei Silber nicht ;-). Mehrwertsteuer fällt erst an, wenn die Metalle abgeholt werden würden. Aber wozu? Ich kann die Metalle ja dort wieder verkaufen, ohne sie bewegen zu müssen (wieder keine Transportkosten/künstliche Verteuerung).


    -"Eher noch Basis-Metall-Minen, vor allem, wenn sie Dividenden auszahlen, oder einen hohen Hebel haben." (Zitat) - Bei Minenaktien ist man dem Management ausgesetzt, vertraut auf irgendein Mengen-Gutachten (eines leicht käuflichen Gutachters) und hält letztendlich wieder nur Papier in der Hand, einen Anteilsschein an einer Firma in einem fernen, fremden Land. Sich ins Auto oder den Zug setzen und nach Bremen fahren und sich sein Metall ansehen, kann jeder. Das Risiko ist deutlich geringer.


    Ich habe mich für Zink entschieden, weil das auf längere Sicht knapp ist. Im ersten halben Jahr dieses Jahres war der Bedarf wieder mal sehr viel höher als das Angebot, so daß die Lagerbestände der LME-Börse weiter deutlich reduziert wurden.


    Ich halte mittlerweile Industriemetalle für eine sehr gute Idee. Ich habe auch etwas gebraucht, mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, weil man Industriemetalle vorher nicht so im Visier hatte. Aber wenn man sich damit beschäftigt, ist das eine gute Sache. Vor allem seitdem ich weiß, das Deutschland keine Reserven hat und ich nur Industriemetalle im Geldbeutel habe.


    Gruss,
    vanHarten

  • ignorieren wir mal die Tatsache, das mir der Artikel ein bisschen zu sehr nach Reklame riecht ..


    Argumente gegen solche Konstrukte:


    1 . die Lagerkosten müssten wohl erheblich sein, besonders bei Indstriemetallen ... längerfristig glaube ich nicht an Wertsteigerungen deutlich über der Inflation, daher machen sich die Lagerkosten dann wohl erheblich bemerkbar.


    2. Was ist der MWSt Vorteil gegenüber der vollen Erfassung aller Gewinne für Finanzamt ? X( - dann kann man auch gleich in reine Finanzmarktinstrumente umsatteln .. spart dann Hebeleffekt den Grossteil des Kapitaleinsatzes. Übrigens ist die MWst bei Silber keineswegs verlorgen, wie die An/Verkaufspreis der Händler suggerieren: der tatsächliche Marktpreis, zu dem ich jederzeite verkaufen kann (die Privat-Nachfrage ist ja da), honoriert die Steuer, Silber in D ausgeliefert erzielt Preis, die sich am VK incl Steuer orientieren. (Gilt für andere Güter ja auch: Autos, Kameras etc. Vergleichspreis für neue oder gebrauchte Artikel ist der Endkundenpreis)


    3. Selbst wenn ich Eigentum an dem Blecht habe, also Konkurs mich nicht betreffen würde, und selbst wenn ich den Unsinn von Goldverbot und Revolution des Proletariats nicht glaube: In einer ganz normalen Rezession gehen die Rohstoffpreise zurück ! Keiner hat dann Geld für Gold, und erst recht muss keiner Stahl oder Kupfer kaufen, wenn die Produktion stark zurückgeht.


    DAS IST DER RIESENIRRTUM: Edelmetalle laufen nicht prinzpiell konträr zu den Finanzmärkten, die Positive Korrelation zu den Aktienmärkten, die, habe ich neulich wieder gelesen, Experten wie Bergold für atypisch ansehen und langfristig das Gegenteil erwarten, die halte ich für völlig logisch:



    Hier ein Text, den ich an anderer Stelle mal geschrieben habe:


    .... Tatsächlich scheinen mir ALLE Sachwerte positiv zu korrelieren, es geht doch hauptsächlich um den Inflationären Werteverfall der Währungen, der hat zur Folge, dass das Preisschild (in Dollar oder Euro), beim Fass Öl, bei der Goldunze und beim Haus oder der Fabrik, oder dem Coca-Cola Patent, zunächst mal gleichläufig ist.

    Sekundäre Effekte sind einzelne Assets: eine Branche und die entsprechenden Aktien können Probleme bekommen, ein Rohstoff kann durch Krieg und Spekulation knapp werden. Zu teurer Rohstoffe bremsen natürlich die Weltwirtschaft - daher könnte man vermuten, dass Öl negativ zu Aktien korreliert, was aber nur ganz begrenzt der Fall ist, es gibt auch Werte, die vom steigenden Preis profitieren. Und die steigenden Ölpreise sind ja in erster Linie eine Folge hoher Nachfrage, d.h. Firmen verdienen blendend, Kurse steigen, Nachfrage steigt, Ölpreis steigt.


    Und Gold ... ? Wenn die anderen Sachwerte teurer werden, steigt das offenbar automatisch mit, auch wenn keine direkte industrielle Nachfrage wie bei Pd, Ag und Pt besteht. Ich vermute auch mal folgendes: wenn ich 50000 Gewinn am Aktienmarkt gemacht habe, dann investiere ich das wieder: z.B. neues Haus, neues Auto, oder auch Gold .. Nachfrage, Steigende Preise !
    Nach einem Börsenchrash hat aber kaum jemand Geld .. also werden in Folge der sinkenden Preise für den Sachwert Aktie auch die anderen Assets, Immobilien, Gold, Öl runtergehen, oder zumindest stagnieren.


    In Krisenzeiten leidet daher JEDER !! .. zu vermuten ist, dass Gold dann gerade vielleicht mal den Werterhalt sicherstellt, Industriemetalle aber richtig einbrechen werden. Aber sicher ist nichts: wenn du Hunger hast, wirst du feststellen, dass man es nicht (fr)essen kann :baby:

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