goldpreisszenarien

  • Zitat

    Original von musterknabe
    ...aber zum anstossen von diskussionen.
    und in diese rubrik gehören nunmal "inhalte von goldseiten"


    richtig - deswegen braucht es inhalte (kommentare) und keine inhaltslosen verlinkungen. ich denke das die besucher von goldseiten des lesens mächtig sind. darum wäre ein "zusätzlicher" eigener kommentar, gedanke, anregung etc. zum anstossen einer diskussion nützlich.



    grüsse

  • Ich bin etwas verwundert, daß die Resonanz auf Eichelburgs Artikel nahezu Null ist. Ist doch eine sehr übersichtliche und komprimierte Darstellung diverser Theorien, die gerade Neulingen in der Materie einen schnellen Überblick verschafft.


    Vielleicht ist Herr Eichelburg in "Ungnade" gefallen, weil er massiv einen sehr schnellen Krisenverlauf präferiert? - Ja, mit seinem Timing komme ich auch nicht mit, aber grundsätzlich halte ich sein favorisiertes 1970er Szenario für recht logisch durchdacht. Wie aber in kürzester Zeit aus einer allgemeinen weltweiten Dollar-Stützung ein massives Fluchtverhalten entstehen soll, bedarf schon einiger Phantasie.


    Andererseits überraschen mich Größen aus Politik und Wirtschaft bezüglich des Ausmaßes Ihrer dummen und dreisten Maßnahmen noch immer aufs Neue, obwohl ich diesbezüglich im Bekanntenkreis schon lange als Schwarzmaler gelte ... Dennoch glaube ich zur Zeit an ein noch mehrere Jahre währendes Siechtum des derzeitigen Finanzsystem mit weiter steigender Inflation und weiteren Bemühungen, diese zu verschleiern. In dieser Zeit werden die Politiker der westlichen Welt auch Ihren Ent-Demokratisierungsprozess verstärkt fortsetzen - wahrscheinlich in der Hoffnung, dann ohne die Hemmnisse eines Rechtsstaates mit diktatorischen Maßnahmen das System irgendwie am Leben zu erhalten.

  • hallo,


    ich möchte hier mal noch ein weiteres szenario vorstellen: ein deflationsszenario, in dem der goldpreis steigt!


    gemeinhin wird immer behauptet, dass der goldpreis bei einer deflation fallen würde, denn die leute wären ja gezwungen, alles zu geld zu machen. vordergründig mag das stimmen. aber man muss das schon etwas genauer betrachten. wenn es eine deflation z.b. in den usa gibt (also fallende preise sowie schrumpfende wirtschaft), dann heißt das ja noch lange nicht, dass das in anderen teilen der welt auch so ist, z.b. in asien muss es noch lange nicht so sein. selbst wenn es in den usa so sein würde, dass dermaßen wenig 'geld' da wäre, dass viele in liquiditätsschwierigkeiten sind, dann wäre 1. die frage ob das überhaupt die leute sind, die gold haben (die die gold haben sind wahrscheinlich doch etwas aufgeklärter und haben entsprechend vorgesorgt und werden vom crash weniger überraschend getroffen) und ob das in einer menge ist, die ausreichend ist um den goldpreis damit zum fallen zu bringen...2. gibt es ja genügend us-$ auf der welt. wenn die in den usa knapp sind, muss das noch lange nicht heißen, dass sie in asien auch knapp sind. und es ist ja bekannt, wie viele hunderte von milliarden dort rum liegen. es könnte also durchaus sein, dass die knappheit IN den usa durch die liquidität z.b. in asien ausgeglichen wird. so viel also zur liquitität als angebliche ursache.


    jetzt zu einem weiteren punkt: dem preis. mal angenommen es gibt in den usa neben preisverfall auch einen verfall der wirtschaftsleistung. dann ist es für ausländer relativ unattraktiv in den usa investiert zu sein, weder in aktien noch in anleihen. also werden vor allem die asiaten doch tendenziell aussteigen aus dem dollar. wenn aber nun wie vermutet wird, der goldpreis gegen dollar fallen würde, dann würde das bedeuten: 1. die asiaten können mit ihren dollarbeständen immer mehr gold kaufen...es wird also immer lukrativer. und gerechnet in heimischer währung würde der goldpreis sogar doppelt fallen. wenn z.b. der goldpreis in $ um 30% fiele und der dollar gerechnet in einer asiatischen währung um 30% dann würde der goldpreis in der asiatischen währung um ca. 50% fallen. wäre somit also eigentlich spottbillig. sollten in diesem fall die asiaten nicht so viel gold kaufen, dass der preis zumindest in heimatwährung etwa gleich bliebe? das würde aber zwangsläufig bedeuten, dass er in $ gerechnet steigen müsste.
    und nun zum 3. punkt: dem ölpreis. das gold/öl-verhältnis ist aktuell mit ca. 8 auf einem historisch neidrigen level. mal sehen was passiert wenn es die deflation gibt. es ist ja bekannt, dass auch in einer deflation nicht alle preise fallen. die für energie und lebensmittel wohl eher nicht, da die leute diese güter kaufen MÜSSEN. ergo könnte man annehmen dass auch der ölpreis tendenziell eher weniger fällt oder gleich bleibt. würde nun der goldpreis fallen, dann würde das verhältnis gold zu öl noch mal weiter fallen und je weiter das fällt desto attraktiver wäre es doch öl gegen gold zu tauschen. für russland z.b. käme das in frage. am einfachsten wäre es, wenn sie verlangen würden, ihr öl nur noch gegen gold abzugeben. die amerikaner wären in diesem fall gezwungen gold zu kaufen um damit ihr öl bezahlen zu können. das würde den goldpreis ebenfalls zumindest gegen öl nicht oder nur leicht fallen lassen was auch dagegen spricht, dass gold gegen $ fällt. vermutlich würde es aber in dem fall dass öl gegen gold geliefert wird, relatriv stark ansteigen.


    nun noch zu einer bewertung des szenarios. ich könnte mir gut votstellen, dass der langsame schleichende prozess bei dem die amerikaner ständig güter aus asien importieren, mit ihren dollars bezahlen, die immer wertloser werden, sich möglicherweise umkrehn könnte. d.h. die realgüter, um die die amerikaner die asiaten gebracht haben, könnten wieder zurückfließen. dann nämlich wenn in den usa geldknappheit herrscht und die leute ihre realgüter u.U. billig abgeben müssen, würden die asiaten doch in $ schwimmen. sie könnten hier also dann wenn die preise für diese realgüter drastisch eingebrochen und viele häuser und unternehmen verramscht und zwangsversteigert werden/wurden billig einsteigen und sich die filetstücke unter den nagel reißen. natürlich nicht alles auf einmal...damit würden sie billig wieder an reale güter dran kommen.


    doch die amerikaner würden in diesem fall logischerweise nicht tatenlos zusehen. denn sonst wären sie am ende relativ arm dran. nix mehr zu importieren, industrie demontiert...der wohlstand würde eherfallen als steigen. also müssen die amis versuchen das zu verhindern. wenn also die asiaten über das geldvermögen verfügen mit dem sie die usa aufkaufen könnten, dann ist die einzige lösung, dieses geldvermögen zu zerstören. und hier gibt es eigentlich nur eine einzige antwort: DER HELICOPTER!! die frage ist dann was höher steigt: der ben mit seinem hubschrab schrab oder der goldpreis.


    naja das waren meine überlegungen. vll. findet jemand einen denkfehler? z.b. die folgen einer depression in den usa auf europa und asien was deren BIP wachstum angeht ist da noch nicht berücksichtigt...

  • Hallo Hlghtekki,


    habe Deinen interessanten Beitrag erstmal schnell gelesen und keinen offensichtlichen Denkfehler gefunden. Aber wie gesagt: Schnelldurchgang und es ist jetzt 2.40 Uhr ... Werde morgen mal genauer lesen.


    Ich halte ein weltweites Deflationsszenario für sehr unwahrscheinlich und oft geführte Verweise auf das Beispiel Japan für absurd, wenn man eine weltweite Deflation begründen will. Deswegen gefallen mir auch Deine Gedanken zum erstgenannten "Deflationsszenario, in dem der Goldpreis steigt". Ich glaube, Du schätzt den i.d.R. unterschätzten Faktor "Asien excl. Japan" richtig ein. Aber meines Erachtens bedeutet das beschriebene Szenario nicht nur, daß der Goldpreis nicht fallen muß, sondern auch, daß in Asien nicht zwingend ebenfalls eine Deflation entstehen muß. Ist das für Dich auch vorstellbar - Deflation in USA und Europa und keine Deflation in Asien?


    Soviel erstmal für heute Nacht und morgen vielleicht mehr.


    Gruß
    freeminder

  • Zitat

    Original von freeminder
    Ich bin etwas verwundert, daß die Resonanz auf Eichelburgs Artikel nahezu Null ist. Ist doch eine sehr übersichtliche und komprimierte Darstellung diverser Theorien, die gerade Neulingen in der Materie einen schnellen Überblick verschafft.


    Hallo freeminder,


    wird zum Wochenende bestimmt mehr, wirst sehen.



    Zitat

    (...) grundsätzlich halte ich sein favorisiertes 1970er Szenario für recht logisch durchdacht. Wie aber in kürzester Zeit aus einer allgemeinen weltweiten Dollar-Stützung ein massives Fluchtverhalten entstehen soll, bedarf schon einiger Phantasie.


    Sehe ich auch so, bezüglich des Szenarios muss ich mir das auch nochmal genauer ansehen, habe mich da noch nicht festgelegt, was ich glauben soll.


    *********************


    Hallo HighTekki,


    Dein Text ist sehr gut, erst mal, weil er sich in sich stimmig liest.


    Zitat

    Ich halte ein weltweites Deflationsszenario für sehr unwahrscheinlich und oft geführte Verweise auf das Beispiel Japan für absurd, wenn man eine weltweite Deflation begründen will. Deswegen gefallen mir auch Deine Gedanken zum erstgenannten "Deflationsszenario, in dem der Goldpreis steigt".


    Ich schliesse mich freeminder an in diesen Punkten.


    Das einzige, was mich beim letztendlichen Zustimmen, ob es denn wirklich so kommen mag, etwas zögern lässt, ist mein Gefühl, dass die Amerikaner das offenen Auges so einfach nicht mitspielen werden.


    Eher werden sie die gigantische Geldmenge per Einschnitt / Währungsschnitt eindampfen & an Gold binden (oder einen Korb von Rohmaterialien). Das wäre eine faktische Enteignung der meisten Dollarbesitzer. Aber für mich ist es eine plausible Möglichkeit.
    Dies dürfte NACH einem Irankrieg passieren, & parallel zum Rückzug aus dem Irak, da sie dann vorläufig nicht mehr auf die Bezahlung ihrer Rohstoff-Kriege per Inflation angewiesen sein werden, wenn das Gröbste erledigt ist!


    Um zu verstehen, was ich meine (und ich gebe zu, es ist unscharf, nur wage) poste ich mal ein paar Eckpunkte zur Ergänzung Deiner Gedanken, zwischen denen meine Überlegungen auch immer pendeln.
    Die Antworten auf diese Fragen sind diese jeweiligen Eckpunkte.


    1) Wo wird Gold in der Masse gehandelt & in welcher Währung hauptsächlich, warum ist dies so & wird es voraussichtlich so bleiben (Wenn Ja / Nein - mit welchem Einfluss auf den Goldpreis ... und rückwirkend auf den Dollar)?


    2) Sind die Länder, die noch Restbestände an Gold haben, abhängig oder unabhängig von Amerika & der amerikanischen Wirtschaft?
    Wie gross ist somit Amerikas potentieller Zugriff auf diese Bestände?


    3) Welches sind die Hauptförderländer für Gold & in welchem Verhältnis stehen sie zu den Amerikanern (ist eine Analogie zu den Vorgängen beim Öl denkbar, also Finanzfeldzüge, Annektierungen, oder "anderweitige freundschaftliche Umarmungen")?


    Diese drei Fragen stehen für mich erst mal im Vordergrund, wenn ich darüber nachdenke, ob eine Währungsreform mit Goldhinterlegung in den USA bzw. im Angloamerikanischen Währungsraum theoretisch praktiziert werden könnte, denn, wie gesagt, ich denke nicht, dass Tatenlosigkeit praktiziert werden dürfte.
    (Obwohl gerade natürlich sehr viel aus dem Ruder läuft, wohlgemerkt. ...)
    Da inzwischen vieles in der mittelfristigen Entwicklung in Asien von China abhängt, möchte ich noch folgende Punkte anfügen:


    4) Sind die Amerikaner in mittlerer Zukunft die besseren (gewiefteren) Marktplayer oder die Chinesen (man denke an die desaströse chinesische Kupferspekulation als Beispiel, aber auf der anderen Seite, an die Unfähigkeit der Amerikaner, ihr Geldproblem zu lösen)?


    Will sagen: ich habe nur diese Eckpunkte, kein Szenario.


    Wenn Gold ein unpolitisches Gut wäre würde ich HIghTekki & freeminder wohl voll zustimmen, so lasse ich mir das lieber ein wenig offener. 8)


    Aber Gold ist Geld. Und hin & wieder will die Politik per Dekret entscheiden, was Geld ist & wer es zu haben hat.


    Grüsse,
    gutso


    PPS: Ich bin ein Silber- & Palladiumbug, Gold bietet für mich langfristig Sicherheit, aber mittelfristig kann es in diesem Markt schon auch mal zu - nennen wir es einmal "Herzrhythmusstörungen" bzw "Handelsaussetzern" - kommen. ...

  • Zitat

    Original von HIghtekki
    .... für russland z.b. käme das in frage. am einfachsten wäre es, wenn sie verlangen würden, ihr öl nur noch gegen gold abzugeben. die amerikaner wären in diesem fall gezwungen gold zu kaufen um damit ihr öl bezahlen zu können. ...


    Hallo Hightekki, hier sehe ich das etwas anders: Falls sich OPEC oder Rußland entschließen sollten Öl nur gegen Gold herzugeben, dann wären die Amis trozdem fein raus. Erstens haben sie das meiste Gold der Industrieländer was dann als Gegenmaßnahme eingefroren wird damit es NICHT in die Ölländer fließt. Und zweitens greifen dann die US auf ihr eigenes Öl zurück, womit die länger als alle anderen überleben werden. Amerika könnte auch bei völliger wirtschaftlicher Isolierung (Dollarcrash) am längsten von allen Ländern überleben.

  • Mex


    Ich hatte ja mit "überleben" gemeint, daß dann die Sozialhilfeempfänger dort kein Auto mehr fahren und der normale Arbeiter mit einer kleinen 2.5 Liter Kiste rumfährt. Und daß die Klimaanlagen vielleicht nachts abgeschaltet werden müssen und lauter so schlimme Einschränkungen.

  • Von den alten V8 fahren da nicht mehr viele. Die Schickimickis da drüben setzen auf BMW und son Zeuch. Ansonsten japanische Kisten überall und auch GM und Co bauen kleinere Autos als früher. Die alten Chevys rosten so still vor sich hin. Hin und wieder sieht man noch welche in den nicht so feinen Gegenden.


    Und Klimaanlagen gibt es natürlich nur in den immerwarmen Gegenden am Gulf of Mexico und in den Wüsten und Savannen des Westens überall. Der Rest ist ähnlich klimatisiert wie hier und in Skandinavien. Die können auch ohne ihre Klimaanlage leben, so es denn sein muss.


    Im Grunde läuft vieles in Amiland nicht anders als in Europa. Wenn man irgendwo an der Ostküste ist, dann könnte man meinen, man sei in Europa. Mentalität, Hektik, Bürokratie, Klein-klein im Städtebau und bei den Autos sind ähnlich. Nehmen wir den Moloch NY mal aus, versteht sich. Und FL als Karibikstaat ist davon dann auch ausgenommen.


    So wie die meisten ihr Amiland ja nur aus Hollywood-Schinken kennen, das gibt es eher weiter westlich, wo die Gebiete deutlich dünner besiedelt sind, Gebirgsmassive wie die Sierra Nevada und weite Wüsten und Steppen das Land zerschneiden. Sieht man mal von CA an der Westküste ab, was ähnlich dicht besiedelt wie Deutschland ist.


    Um die Amis mach ich mir jedenfalls keine Sorgen - die kommen schon klar. Die sind da an ständige Naturkatastrophen angepasst, seien es Earthquakes über dem San-Andreas Graben, "Eiszeiten" im Nordwesten, Tornados in New Mexico oder Hurricanes am Gulf. Die verhalten sich da relativ zivilisiert. Das werden sie auch, wenn sie ihren Sprit rationieren müssten. Außerdem bin ich mir sicher, dass nicht nur die ersten bleifreien Sprits in den USA kamen, sondern dass auch die ersten E-Autos dort in größeren Stückzahlen produziert werden, wenn es soweit ist. 300 Millionen Amis sprechen die gleiche Sprache, da stellen sie schnell was auf die Beine.


    Was hier wird, mit dem bissel Öl aus der Nordsee, unserem zusammengequetschten Europa und den Haufen ungelöster Integrations- und Bildungsprobleme, unserem babylonischen Sprachwirrwarr das sieht dann schon wieder ganz anders aus. Was in Kultur und Kunst eine Bereicherung darstellt, bedeutet leider in der Wirtschaft Nachteile.

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

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