Welcher Prozentsatz des eigenen Vermögens sollte insgesamt (direkt und indirekt) in Edelmetallen investiert sein? Diese Frage mache ich hiermit zum Thema. (Dabei bedeutet 'direkt': physisch, 'indirekt': Aktien, Zertifikate etc.)
Über eine lebhafte Diskussion würde ich mich freuen, weil ich meine Portfolio-Zusammensetzung regelmäßig überprüfe und dabei neue Erkenntnisse von Praktikern (nicht von Theoretikern wie z.B. Banken-Analysten) mit einfließen lassen möchte.
Zu Beginn bringe ich eine kurze Zusammenfassung meiner persönlichen Ansichten, die ich dann später kurz begründen werde. Um das ganze nicht ausufern zu lassen, werde ich im Telegeramm-Stil schreiben. Wenn jemand Fragen zu einzelnen Punkten hat, dann kann er diese hier gern stellen; ich werde dann später darauf eingehen.
Meine Meinung:
- bis zu 25% insgesamt in Edelmetallen (physicher Anteil individuell)
- bis zu 75% in Aktien (größtenteils USA)
- Rest Cash/Tagesgeld (falls 100% nicht durch Edelmetalle und Aktien ausgeschöpft)
Zu den Edelmetallen:
- Gründe für Investition: Unterbewertung einerseits, krasse Überschuldung der Industrie-Nationen andererseits (woraus irgendwann ein Crash/Zusammenbruch der Währungen und daraus resultierend möglicherweise wieder ein Goldstandard eingeführt werden könnte).
- Gründe für Deckelung durch 25%: Niemand weiß genau, wann der o.g. Crash kommen wird. Denn die Schuldenspirale lässt sich theoretisch noch viele Jahre weiterdrehen, und die Notenbanken sind mächtig. Möglicherweise werden wir diesen Crash gar nicht mehr erleben. Außerdem wird der Gold-Preis (angeblich oder tatsächlich?) manipuliert, so dass natürlich auch der Edelmetall-Markt - trotz meiner Einschätzung Edelmetalle seien unterbewertet - ein erhebliches Risiko birgt. Daher gilt auch hier: Diversifikation in andere Märkte. In diesem Zusammenhang nicht vergessen: Eigentlich sind die Industrie-Nationen bereits seit vielen Jahren pleite - trotzdem ist z.B. der Goldpreis lange Zeit gefallen.
Zu den Aktien:
- Gründe für den Kauf von Aktien: Im Gegensatz zum passiven Edelmetall-Markt verdienen die Menschen in der realen Wirtschaftswelt aktiv ihren Lebensunterhalt. Dies wird immer so bleiben, weshalb viele gesunde Aktiengesellschaften auch schwerste Krisen überleben werden. Da außerdem der Zeitpunkt eines möglichen Crash kaum einzuschätzen ist, sollte man daher auch in Aktien investiert sein. Hinzu kommt, dass Notenbanken die Gelschleusen geöffnet haben - die Kapazitätsauslastung der Wirtschaft ist aber noch recht gering, so dass viel Geld zunächst am Aktienmarkt investiert werden wird. Anleihen dagegen stellen wegen der Crash-Gefahr der Währungs-Systeme keine ernsthafte Alternative dar.
- Zur Bewertung der Aktien: Die Bewertung ist nominal (KGV) extrem hoch. Real jedoch (im Verhältnis zu Anleihen-Renditen) relativiert sich diese Bewertung - zumal mittel- und langfristige Anleihen mit einem Anziehen der Zinsen aufgrund der zu erwartenden Kursverluste sehr unattraktiv sind (wer möchte sich schon über viele Jahre mit der Geldmarkt-Rendite zufriedengeben?). Nicht zu vergessen die mögichen Gewinnsteigerungen, die aus einem Anziehen der Konjunktur in den USA verbunden mit den Kostensenkungen entstehen - dieser Effekt ist bisher kaum einzuschätzen, erfolgreiche Unternehmen können aber noch sehr hohes Kurspotential haben. Daher dürfte man mit ausgewählten Aktien auch weiterhin gewinnen können.
- Zur US-Konjunktur: Der Begriff 'Kondratieff-Zyklus' dürfte allgemein bekannt sein. Ich habe nicht unbedingt den Eindruck, dass die aktuelle Welle (TMT) bereits beendet ist. Nach meiner Einschätzung ist hier noch extrem viel Potential vorhanden. Und die Theorie von Kondratieff ist ca. 200 Jahre alt - man kann kaum davon ausgehen, dass die Märkte noch heute (unter dem Einfluss z.B. der Notenbanken) genau den gleichen Bedingungen und Zyklen unterliegen wie damals.
- Zu US-Aktien: In den USA gelten strende Regeln für börsennotierte Unternehmen. Dies hat u.a. den Vorteil, dass man sich viel besser über US-Gesellschaften informieren kann als z.B. über deutsche. Außerdem sind die Firmen in den USA nach meiner Einschätzung aufgrund geringerer staatlicher Vorgaben viel flexilbler (z.B. in sachen Kostensenkungen) und auch viel innovativer, so dass neue Märkte auch zukünftig am ehesten von US-Unternehmen erobert bzw. ausgebaut werden sollten. Da ich persönlich aufgrund ihrer Dynamik eher in Mid- und Small-Caps investiere, sehe ich deshalb zum US-Aktienmarkt (hier: Nasdaq) kaum eine Alternative. Auch Asien (China, Indien) stellen wegen der mangelhaften Informations-Möglichkeit keine ernsthafte Alternative dar. (Auch Fonds bieten hier keine Alternative, da ich von sog. 'Experten' nicht viel halte. Außerdem unterliegen diese Leute auch den mangelhaften Informationsmöglichkeiten in sachen China/Indien-Aktien.)
- Fazit Aktien: Möglicherweise wird also die Verschuldungs-Spirale mit Unterstützung eines weiteren Konjunktur-Zyklus noch viel weiter gedreht als wir uns dies heute vorstellen können, so dass man am (manipulierten?) Edelmetall-Markt eventuell deutlich im Abseits steht, wenn man diesen übergewichtet.
So, das wärs fürs erste gewesen. Ich hoffe, dass ich verständlich geschrieben habe.
Gruß
Karl