Gut geklaut aus dem Privatverteiler eines Freundes - Hervorhebungen von mir:
Da ich in der vergangenen Woche einfach zu viel zu tun hatte, konnte ich mich leider überhaupt nicht um die Witzinfo der Woche kümmern: Die Veröffentlichung des „Wachstums“ des US-BIP (GDP) für das zweite Quartal 2008. Das ist nämlich um beeindruckende 3,3 % im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum gestiegen – jedenfalls dann, wenn man so rechnet wie die staatlichen US-Statistiker! Eigentlich liegt es nämlich sogar um etwa 4,5 % höher als vor einem Jahr – jedenfalls brutto, d.h. bei der Wertermittlung der im BIP enthaltenen Leistungen der verschiedensten Art zu aktuellen Preisen des 2. Quartal 2008! Soweit, so gut und so unerheblich , denn erst jetzt kommt der interessante Part.
Immerhin ist man ja - sogar in den USA (jedenfalls offiziell) – an der realen Entwicklung interessiert und nicht an der rein nominalen. Folglich muss die Inflationskomponente herausgerechnet werden – und hierfür ermitteln die Statistiker den sogenannten Deflator. Er gibt an um wie viel Prozentpunkte man den nominalen Zuwachs wieder nach unten korrigieren muss. Und siehe da: 1,2 % sollen es für die vergangenen 12 Monate gewesen sein . Je geringer der Deflator, desto höher der reale Zuwachs der produzierten Waren und Dienstleistungen.
Die US-Statistiker wollen tatsächlich der Öffentlich weismachen, dass zu einer Zeit, zu der die Inflationsrate (CPI) (sogar die offizielle!!) mit 5,6 % (anualisiert) den höchsten Wert seit über 15 Jahren erreicht, der Deflator für das BIP auf dem TIEFSTEN STAND SEIT 10 JAHREN abgerutscht ist.
Nun ist die Konsumenteninflationsrate (CPI) nicht identisch mit der Inflationsrate für die Ausbringung von Leistungen, die kann man eher an Hand des PPI, also der Großhandelspreisentwicklung vermuten – doch dann wird’s noch schlimmer, denn die Produzentenpreise stiegen zuletzt stärker als die Konsumentenpreise – was auch logisch ist, denn Preissteigerungen auf Produzentenebene lassen sich selten komplett auf den Endabnehmer überwälzen, vielmehr senken sie den Gewinn der Unternehmen, die auf einem Teil der höheren Einkaufspreise (Kosten) sitzen bleiben. Jeder Halbintelligente, der die Datensätze auf sich wirken lässt, merkt daher instinktiv, dass hier irgendetwas so gar nicht passt.
Genau: Es ist einfach real unmöglich (auch theoretisch extrem schwer zu konstruieren), dass die höchste Inflationsrate seit 15 Jahren den niedrigsten Deflator seit 10 Jahren möglich macht!
Realistisch betrachtet, liegt dieser irgendwo in der Nähe der Inflationsrate (PPI) und damit wäre das US-BIP real – wie kaum anders zu erwarten – (auch) im zweiten Quartal gesunken. Nun kann man ja die Motive für die Münchhausengeschichten der US-Administration zumindest verstehen, doch dass es tatsächlich gelingt diesen Hokuspokus auch den Wirtschaftsmedien unwidersprochen anzudrehen, ist glücklicherweise nicht nur mir ein Rätsel.
Die gleiche Erfahrung machte jüngst auch Peter Schiff [Edit Pauli: Artikel nicht so wichtig] als er einige Medien auf diesen Datenunsinn aufmerksam machte, von daher bitte unbedingt den folgenden Beitrag lesen. Er zeigt, dass Ignoranz und Dämlichkeit genauso eine Rolle spielen wie angepasstes Denken-nur selten findet man offene Ohren – und das, bei einer so offensichtlichen Falschinformation, so dass die Frage erlaubt sein muss: Was kapieren (Wirtschafts-)-Journalisten erst, wenn es etwas komplizierter wird….? Man sollte da besser nicht drüber nachdenken…