Inflation 2 % oder doch schon 10 %

  • @ Knallsilber


    Mal davon abgesehen, daß Lebensmittel noch immer sehr billig sind und auch die Märchensteuererhöhung hier offiziell nicht zugeschlagen hat (7% wie bisher), ist mir in letzter Zeit auch aufgefallen, daß vor allem im Billigsegment die Preise anziehen. So kostet z.B. ein no-name Toastbrot bei ALDI und LIDL jetzt 45 statt 39 Cent. In absoluten Zahlen nicht der Rede wert (und daher auch nirgendwo ein Thema, falls es überhaupt groß aufgefallen ist) - aber der prozentuale Anstieg ist beachtlich. Und die vielen Cents summieren sich im Laufe eines Monats auch zu einem schönen Sümmchen.



    silver1st

    "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
    Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
    Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
    Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland."


    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

  • Hallo,


    ich wollte eben mal meinen Senf zu dieser Diskussion über die Teuerungsrate beitragen. Auch ich ärgere mich oftmals über gestiegene Preise, jedoch auch über die des öfteren hinkenden Preisbeispiele die als angebliche Beweise angeführt werden. :rolleyes:


    Ich möchte betonen, dass auch ich weiß, dass man das jetzt Folgende nicht verallgemeiner darf und die Teuerungsraten nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen, aber es sind halt die offiziellen Zahlen.


    Es werden sehr oft heutige Preise mit Preisen vor der EURO-Einführung verglichen und dazu noch im Verhältnis 2:1 umgerechnet. Wenn man die offiziellen durchschnittlichen Teuerungsraten (s.u.) zu Grunde legt, so ignoriert man eine objektive Teuerung von ca. 10-12% in den letzten 7 Jahren, sowie eine subjektive Teuerungsrate von ca. 2,3% durch das falsche Umrechnungsverhältnis.


    Rechnung:
    2000 minus 16% MwSt, Eurokonvertierung
    2001 2,0% ; 2002 1,4% ; 2003 1,1% ; 2004 1,6% ; 2005 2,0%; 2006 1,7%
    2007 plus 19% MwSt


    2000 100,00 DEM -> 86,21 DEM exkl. MwSt -> 44,08 EUR
    2001 44,96 EUR; 2002 45,59 EUR; 2003 46,09 EUR; 2004 46,83 EUR; 2005 47,77 EUR; 2006 48,58 EUR
    2007 57,80 EUR (inkl. MwSt)


    D.h, etwas das heute 57,80 EUR kostet hat Ende 2000 nicht 115,60 DEM gekostet (2:1), sondern nur 100,00 DEM.
    Viele jedoch rechnen 57,80 EUR, sind ja fast 60,00 EUR also 120,00 DEM, das ist ja 20 DEM teurer wie früher!
    Wer also für ein Produkt nur 50 EUR zahlen möchte, weil es früher 100 DEM gekostet hat, der sollte sich überlegen was ein Unternehmer wirtschaftlich gesehen tun muss, damit er dass auch kann. Insbesondere wenn er andere neue/höhere "durchlaufende Steuern" wie Ökösteuer, Mineralölsteuer, Kerosinsteuer, Maut, Tabaksteuer, ... oder technische Verbesserungen auch noch kompensieren soll. Dann wird die Differenz noch größer. :rolleyes:


    Ich habe in den Achzigern meine Eiskugel für 20 Pf gekauft und musste 2000 bis zu 1,50 DEM zahlen, hätte diese Teuerung aber nie nur auf die "schlechte" DEM geschoben. Heute wird das alles nur auf den Euro geschoben, wenn man für eine Kugel nun 90 ct (1,56 DEM) statt der erwartenten 75 ct (1,30 DEM) zahlen soll, also quasi "1,80 DEM"! Oh Gott, riesen Preissteigerung im Vergleich von vor 7 Jahren! 8o


    Wie eingangs erwähnt, es ist vieles teurer geworden als es die durchschnittliche Teuerungsrate glauben machen mag und das möchte ich auch nicht abstreiten, aber trotzdem sollte man, wenn man schon rückrechnet, richtig rechnen, damit man das Bild nicht noch zusätzlich verzerrt. Ich glaube im Jahre 2000 hatte keiner in Preisen von 1993 gerechnet und sich beschwert, weil diese niedriger waren.


    Also bleibt uns nur eines übrig: Mit dem FIAT seine täglichen Besorgungen machen und statt sich zu ärgern sich freuen, dass man zuhause einen SILBERpfeil (o.ä.) in der Garage hat, den man dann vorholen kann, wenn alle FIATs zu Schrott gefahren sind. :D :D :D


    LG

  • All diese Preisvergleiche zeigen ganz deutlich, wie sehr wir (alle?) in unserem Denken noch im Fiat Money stecken. Jeder Preis, jeder Kurs wird in Dollar oder Euro ausgedrückt. Zwar sagt der Verstand, daß diese Währungen früher oder später beinahe wertlos verfallen sein werden und auch jetzt schon kontinuierlich an Wert verlieren, aber das Gefühl hängt nach wie vor am Papier (jedenfalls ist es bei mir so).


    Der gedankliche Umstieg von Papier auf EM ist ein langer, mühevoller und nicht zuletzt schmerzhafter Weg. Wer sich auf diesen Weg begibt, muß sich von der Illusion seines Papiervermögens trennen. In diesem Moment realisiert man meist hohe Verluste, was manch schlaflose Nacht bereiten kann.


    Nur Verluste sind wirklich real und diese Verluste sind das einzig reale am Fiat Money.

  • Zitat

    Original von S 04


    Nein, Politiker lügen nicht. Du bist nur zu unflexibel. Stelle deine Ernährung um und du kannst wirklich richtig sparen. Seit ich jede Woche 2 Videorekorder esse statt Brot ,Wurst oder Käse komme ich mit den Inflationszahlen ganz gut hin. Außerdem habe ich das heizen eigestellt und kaufe mir dafür in der kalten Jahreszeit täglich eine Digetaluhr.
    (Als die auf den Markt kamen waren sie noch Sau-teuer) ;)


    Na, ein solches Verhalten wärmt doch das Herz der Hohenpriester des ewigen Wachstums. Im Komsumkorb steckt allerhand Ramsch drin, den man nur alle paar Jahre kauft.


    Übrigens: die Gehälter der Eliten sind gut um 19 % p.a. gestiegen, während Otto Normalangestellter mit 1,7 % auskommen musste.


    Und selbst das ist gelogen, weil viele schon lange keine Lohn-/ Gehaltserhöhung gesehen haben oder mit Billigarbeitsplätzen oder Hartz abgespeist werden.


    So wie ich zum Bleistift , dem der Chef immer erklärt, dass der Verzicht unabdingbar für den Erhalt der Arbeitsplätze ist.


    Sicher, der neue Porsche muss ja irgendwie finanziert werden.

  • Zitat

    Original von Gaudibursch
    So wie ich zum Bleistift , dem der Chef immer erklärt, dass der Verzicht unabdingbar für den Erhalt der Arbeitsplätze ist.
    Sicher, der neue Porsche muss ja irgendwie finanziert werden.


    Ich verstehe, was du meinst.Vom Grundsatz her hast du auch Recht, dass z.B. die Kapitalgeber stets eine hohe Rendite (10%+) verlangen, der Arbeitnehmer aber mit geringfügigen bis gar keinen Steigerungen auskommen soll.


    Allerdings muss man im Einzelfall unterscheiden: wenn dein Chef Unternehmer ist, steht dem Porsche auch ein unternehmerisches Riskio entgegen. Das vergessen leider viele.


    Anders sieht es bei Konzernmanagern aus: die tragen wenig bis gar kein Risiko, hantieren mit fremden Geld und spucken dabei noch große Töne.


    Wird leider zu oft beides über einen Kamm geschert, aber auch bei den Arbeitgebern gibt es eben solche und solche.

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