Fälschung 5-RM Garnisionskirche?

  • Vor einiger Zeit habe ich bei ebay eine 5-RM-Münze von 1934 gekauft (J 357, also die mit der Garnisionskirche). Diese Münze ist mir durch einige Merkwürdigkeiten aufgefallen:
    Die Rückseite sieht sehr abgegriffen aus im Gegensatz zur Vorderseite, die normal (also "ss") erhalten ist.
    Des weiteren ist der Perlkreis auf der Rückseite im oberen rechten Bereich (also da wo das Wort "Reich" steht) nicht voll ausgeprägt, d.h. er verschmilzt mit dem Rand.
    Besonders eigenartig ist der geringere Durchmesser von lediglich 28,85 mm statt normal 29,0 (Dieses Maß wird bei meinen anderen 5-Mark-Stücken immer exakt eingehalten).
    Nur der Vollständigkeit halber sei noch das leichte Untergewicht (ca. 13,81 g statt 13,889) erwähnt - das ließe sich aber auch mit Abnutzung erklären.
    Von der Farbe her ist die Münze unauffällig, Oberfläche sieht aus wie die mit der üblichen Patina und zahlreichen Kratzern, die ebenfalls "echt" wirken.


    Auch wenn im Jäger kein Hinweis auf Fälschungen bei dieser Münze erscheint, stellt sich bei mir nun doch die Frage, ob diese Münze echt ist.
    Sind irgendwem bei dieser Münze (zeitgenössische) Fälschungen bekannt??


    Leider bekomme ich mit meiner Kamera keine detaillierten Nahaufnahmen hin, so daß ich versucht habe, alles möglichst genau zu beschreiben.

    "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
    Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
    Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
    Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland."


    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

  • Fälschungen zum Schaden des Staates gab und gibt es zu allen Zeiten. Fälschungen zum Schaden der Sammler machen aus heutiger Sicht für diese Münze kaum Sinn. Deiner Berschreibung nach wäre eine Gussfälschung denkbar, neben den beschriebenen Konturen ist dabei besonders der kleinere Durchmesser typisch (Guss-Schwund beim Erkalten). Wie sieht denn die Randschrift im Vergleich mit Originalmünzen aus?
    sunny

  • Ich kann eigentlich nicht an eine Fälschung glauben. Einfach weil das Ist-Gewicht zu nahe dem Soll-Gewicht liegt. Im allgemeinen sind die Fälschungen von Silbermünzen erheblich leichter als Originale.


    Ausserdem handelt es sich bei den Fünfern bereits um Münzen die man sich damals etwas genauer ansah - ein Fälscher hätte also vergleichsweise viel Aufwand auf die Optik gelegt. (Das Auge ist was Fälschungen anbelangt empfindlicher als der Gewichtssinn! - Also ich sehe erst - und wiege dann.)


    Um ein ähnliches spz. Gewicht zu erzielen müßte man mit Metallen arbeiten die überhaupt nicht wie Silber aussehen und diese anschliessend galvanisch versilbern.


    Die Reichsfünfer waren für derartige Fälschungen auch zu kurz im Umlauf - Fälscher mit billigen Techniken sind meist darauf angewiesen dass bereits stark zirkulierte Originale unterwegs sind. Ansonsten fällt ein Guss einfach zu sehr auf.


    Ich würde hier der Beschreibung nach einfach an ein wie auch immer hoffnungslos aufgehutztes Stück denken.

  • Vielen Dank für Eure Antworten.


    Der Rand samt Inschrift sieht eigentlich völlig normal aus.
    Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Stück (beim stapeln) durch den etwas geringeren Durchmesser.


    Bei diesen Münzen habe ich bisher auch nicht mit Fälschungen gerechnet.
    Eine Sammlerfälschung kann ich mir nicht vorstellen, dafür ist die Auflage mit mehr als 4,8 Millionen (1934 F) viel zu hoch.


    Die Bißprobe hat ergeben: aus Blei ist die Münze auch nicht [Blockierte Grafik: http://www.goldseitenforum.de/images/icons/icon5.gif] - also vermutlich tatsächlich Silber. Vielleicht also wirklich einfach nur ein mißlungenes Stück - oder wie es heute so schön heißt: Fehlprägung?



    silver1st

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    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

  • Ich habe mir heute mal so eine Leuchtlupe gekauft und da hindurchfotografiert.
    Das Ergebnis ist viel besser als ich vorher vermutet hatte, so daß ich jetzt ein recht brauchbares Foto anbieten kann.
    Ganz gut zu erkennen ist dieser merkwürdige Perlkreis, der an einigen Stellen sehr deutlich mit dem Rand verschmilzt, einige Perlen sind nur andeutungsweise zu erkennen, vor allem im Bereich zwischen 12 Uhr und 3 Uhr.
    An dieser Stelle ist der Rand im übrigen _nicht_ abgefeilt oder eingedrückt, sondern hat augenscheinlich die gleiche Stärke wie der Rest der Münze.


    Was hat das zu bedeuten[Blockierte Grafik: http://www.goldseitenforum.de/images/icons/icon4.gif]
    fragt sich
    silver1st

  • Ritterwacht liegt hier völlig richtig.


    Auch ich halte die Münze für echt.


    Begründung: einzig und alleine eine Fälschung als Umlaufgeld käme bei dieser Münze in Betracht, denn das Stück ist häufig und schlecht erhalten.


    Eine Umlauffälschung aber könnte man dann anhand der Parameter Gewicht und Klang durch Vergleich leicht als solche überführen.


    Die Randschrift bzw. deren beschreibene Perfektion spricht auch ehr gegen eine Umlauffälschung als für eine solche.


    Man muss die Sache hier ganz anders angehen. Man stelle sich vor, was eine solche Münze alles mitgemacht haben könnte: z.B. Brand und Bombardierung. Da kann es schon mal heiss werden, auch so heiss, daß Metall beginnt zu fließen und zu schmelzen bzw. sich strukturen beginnen aufzulösen und innere Spannungen und Materialverdichtung (Prägevorgang) abbauen. Stichwort: Brandschuttexemplare.


    Dumm nur, daß hier die Unterschiede zwischen Original und Fälschung regelrecht verwischen können. Sämtliche Spuren der Prägung wie unterschiedliche Materialpressung im Bereich erhabener und vertiefter Bereiche werden durch Hitze abgebaut.


    Ein super Beispiel dafür, wie sich Material bei Hitze verändert habe ich mal im Fernsehen gesehen. Es gibt da einen Betrieb, der schweisst Glocken. Eine Glocke aus dem 16. Jahrhundert wurde bereits zu DDR-Zeiten saniert, durfte allerdings die DDR aus politischen Gründen nicht verlassen, sodaß durch den "westbetrieb" vor Ort gearbeitet werden musste. Die Sanierung erwies sich daher als nur temporär. Nach der Wende dann wurde die dann noch stärker beeinträchtigte Glocke erneut aufgeschnitten und dann in einem mehrere hundert grad heissen Umfeld mit Bornze geschweisst und anschließend nachbearbeitet, sodaß man optisch kaum was erkennen konnte.


    Bedingt durch ihr hohes Alter und ihren jahrhunderte langen Betrieb war die Bronze vor der Sanierung ermüdet. Durch die Hitze konnten sich betriebsbedingt eingebrachte Materialspannungen abbauen (Vorgang ist vergleichbar mit dem Anlassen von Stahl beim Schmieden bzw. bnach selbigem) bei dem schädliche Eigenspannungen durch Erwärmung abgebaut werden. Die Glocke hatte danach völlig unerwartet gute Klangeigenschaften die weit über das hinausgingen, was bei einer Sanierung zu erwarten gewesen wäre. Dies wurde damit erklärt, daß durch die Erwärmung der Materials die Materialalterung rückgängig gemacht wurde.


    Bei Silbermünzen gibt es die sog. Chloridkorosion. Selbst Münzen mit Silbergehalten von 99 Prozent können betroffen sein: Kupfer und andere Spuren werden durch elektrochemische Vorgänge ausgelöst, das Metallgitter wird gestört, die Münze klingt nicht mehr und wirkt optisch porös und ist sogar brüchig. Dies ist ein ultimativer Echtheitsbeweis, denn diese Alterung kann (nach meinem Kenntnisstand) bislang noch nicht binnen kurzer Zeit simuliert werden. Ein Glühen der Münze bei bestimmten Temperaturen ggf. in Verbindun gmit einem reduzierenden Umfeld kann dazu führen, das Metallgitter an der Oberfläche optisch wieder herzustellen. Die Münze klingt dann in manchen Fällen auch wieder.

  • mesodor39


    Danke für die ausführliche und interessante Antwort.
    Die Erklärung klingt wirklich sehr plausibel.



    silver1st

    "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
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    (Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

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