Dies ist ein Thread zum Ausblick von W. Wrzesniok-Roßbach auf die EM-Märkte. Der Thread ist zudem eine gute Gelegenheit zum Austausch über diesen (m.E.) sehr dubiosen "Goldexperten". Er ist zwar lange im Geschäft und bekommt (auch in der Mainstream-Presse) regelmäßig viel Raum. Diese Publizität kann aber nicht wirklich mit der Treffsicherheit seiner Prognosen in den letzten Jahren zusammenhängen.
Diese Prognosen laufen eigentlich immer nach folgendem Schema ab:
Situation A: EMs sind schlecht gelaufen.
W-R sagt: "Ich habe es ja schon immer gewusst - und übrigens sind die EMs zwar nun etwas überverkauft. Kann daher eine kleine Gegenbewegung geben - aber mittelfristig wird es wird für EM´e auch künftig nicht wirklich gut laufen."
Situation B: EMs sind sehr gut gelaufen.
W-R sagt: "KURZFRISTIG sieht es mal gut aus [aus meist falschem Grund x oder y] - nun sind Gold/Silber aber übergekauft! Kann noch eine Woche so weitergehen aber das ist irrational und es wird künftig nicht gut laufen."
So geht das nun eigentlich schon seit Jahren - und da die EM-Preise seit etwa 1999 Jahr für Jahr steigen, liegt W-R mehrheitlich falsch, zumindest wenn man KEIN Daytrader ist. Und W-R schreibt explizit nicht für kurzfristig orientierte Daytrader, sondern hat einen langfristigen, sogar FUNDAMENTAL analysierenden Anspruch!
Mit dieser (zugegebenermaßen subjektiven) Vorrede tauchen wir nun einmal in die aktuelle Jahresprognose des Herrn W-R ein :
A) allgemein
W-R lutscht zunächst sämtliche Negativa des EM-Marktes aus: Ölpreis ist tief gefallen, damit schlecht für EM; das (nominale) Zinsniveau in den USA ist gestiegen, damit schlecht für EM; der Dollar ist wieder gestiegen, damit schlecht für EM; Rückkäufe der Minen sind (angeblich) nun abgeschlossen, damit schlecht für EM; viel long-Spekulation ist im Markt; schlecht für EM wenn das aufhört...
Man kann dazu feststellen, dass all diese Faktoren natürlich in den letzten Monaten NICHT einmal bewirkt haben, dass es einen echten Abverkauf der Metalle gegeben hat. Zudem sind sie nun längst eingepreist und wirken künftig daher eher kursstützend. Die verbleibenden Argumente sind Spekulation bzw. nicht belegbar. Auch W-R kann die Szene so gut nicht kennen, weil die "Spekulanten" ihm kaum sagen dürften, was sie 2007 machen werden. [Man darf übrigens auch mal die Frage stellen, warum sich ein W-R bei Heraeus verdingt, wenn er den EM-Märkten gegenüber so negativ eingestellt ist].
b) Gold
Für Gold sieht W-R 2007 eine Spannbreite von $730 (Höchst) bis $585 (Tiefst) - bei einem Jahresdurchschnitt von $645 pro Unze. Angesichts des aktuellen Niveaus von bereits über $630 wäre dies eine Jahresrendite unter Sparbuchniveau. Nicht gerade eine mutige bzw. zuversichtliche Prognose. Nun denn. Stellen wir die Bewertung dieser Aussage bis Jahresende zurück, um zu sehen, ob die Goldbugs oder W-R ein mea culpa sprechen müssen.
c) Silber
Richtig abenteuerlich werden nun die Silberanalysen im neuen W-R-Artikel: Zunächst kommt W-R (offenbar zähneknirschend, da von ihm natürlich in allen Kommentaren 2005/6 niemals vorhergesehen) nicht umhin, die überragende Jahresperformance von Silber (2006: +45%) in einem Nebensatz zu konzedieren. Diese Erkenntnis wird jedoch gleich wieder eingeschränkt durch die Erwähnung der hohen Vola des Metalls (o Gott - Vola = Risiko=Gefahr - hat ja schon Markowitz gesagt) in 2006 sowie durch die hohe Investmentnachfrage, was nach W-R ja schon wieder nah an der Spekulation zu sein scheint und damit "verdächtig" und zudem für 2007 negativ zu werten. Zudem sei ja der (weitere) Einbruch der Industrienachfrage vor allem aus dem Fotobereich noch immer nicht abgeschlossen (das Argument ist längst widerlegt - Stichwort Recycling des Fotosilbers), was nichts gutes für 2007 erwarten lasse.
Dementsprechend bearish ist die W-R-Jahresprognose 2007 für Silber: Spannbreite von $14,20 (Höchst) bis $9,95 (Tiefst) - bei einem Jahresdurchschnitt von $11,95 pro Unze. Ausgehend vom Jahresanfangsstand wird somit eine Negativperformance von fast -10% prognostiziert. Aber auch hier stellen wir die Bewertung dieser Prognose zunächst einmal 12 Monate zurück. Wunder geschehen immer wieder...
Übrigens sind die Prognosen von W-R für das Jahr 2008 NOCH negativer für Gold und Silber. Aber das bewerten wir dann Ende 2008 (falls dieser Thread solange lebt). Zudem bekommt W-R per Jahresende 2007 in seinem Jahresausblick 2008 ja vorher noch eine Chance auf Revision
PS: Das ist hier nichts Persönliches. Aber manche Pseudo-Gurus muss man einfach mal anhand objektiver Daten als solche outen.