Den folgenden Beitrag habe ich auf http://www.ariva.de gefunden (Autor: ALDY). Es handelt sich wiederum um den Auszug aus einem anderen Forum.
Ich denke, der Inhalt dürfte für all diejenigen besonders interessant sein, die davon ausgehen, dass die USA den Goldmarkt manipulieren.
Hier der Link auf das Ursprungsposting: http://www.ariva.de/board/1876…backurl=index.m&a=all&824
Hier der Beitrag:
[ Fundsache, ziemlich lang, aber auch ziemlich interessant ]
Hallo,
ich habe hier eine sehr gute Analyse gefunden über die eher langfristige Strategie der amerikanischen Wirtschafts- und Außenpolitik, die Diskussion lief auf Telepolis und wollte sie keinem hier vorenthalten, das ganze entbehrt jedenfalls nicht einer gewissen Logik.
US-Dollar, Schulden, Euro, China
cui bono (27. November 2003 16:54)
Also, in der Volkswirtschaftlehre betrachtet man das wirtschaftliche Geschehen in einem Staat (einer "Volkswirtschaft") anhand von fünf sogenannten Polen (oder Aggregaten, d.h. Zusammenfassungen von in sich gleichartig am Wirtschaftsprozeß teilnehmenden Subjekten), erstes Semester:
- Unternehmen
- private Haushalte
- Staat
- "Vermögensänderungspol" (Banken, Versicherungen etc.)
- Außenhandel
Die USA steht in allen fünf Bereichen in der Kreide, und speziell den Schulden des Staates stehen im wesentlichen ein Haufen Rüstungsgüter, aber wenig -im ursprünglichen Sinne- wirtschaftlich nutzbares staatliches Vermögen gegenüber: Infrastruktur, öffentliche Bildung etc. nähern sich dem Standard eines sog. Dritte-Welt-Landes. In diesen Bereichen hat Deutschland (noch!) deutlich mehr vorzuweisen. Außerdem steht hier den rund 1.500 Mrd. € Gesamtverschuldung des Staates (Bund, Länder, Gemeinden, incl. sog. "Sondervermögen" wie z.B. die Schulden der -rechtlich- privatisierten Bahn) ein Geldvermögen der privaten Haushalte in rund doppelter Höhe gegenüber!!!
THEORETISCH (s. unten) könnte man in Deutschland also die gesamten öffentlichen Schulden mit einem Schlage komplett loswerden, indem man die Geldvermögen der privaten Haushalte von heute auf morgen auf die ca. Hälfte abwertet (sonstiges Vermögen -z.B. Immobilien- der privaten Haushalte, Produktivvermögen und alle laufenden Posten würden unangetastet bleiben).
Ich kann nicht sicher sagen, ob es diese Möglichkeit auch für den Euro-Raum insgesamt bestünde. Aber ich bin absolut sicher, daß der Euro in dieser Hinsicht erheblich besser dasteht, als der US-Dollar. Ich bitte um Korrektur, falls jemand Gegenbelege liefern kann. Jedenfalls legen sich viele Länder inzwischen Euros zur Absicherung ihrer heimischen Währungen zu.
Als ich erfuhr, daß die Zeitung Le Figaro einmal die Einführung des ECU (hieß noch nicht Euro, damals) als "für Deutschland ein Versailles ohne Krieg" bezeichnet hatte, habe ich versucht, mich schlau zu machen und kam auf dieses günstige Verhältnis in Deutschland (das Geldvermögen der privaten Haushalte war auch damals etwa doppelt so hoch, wie die Staatsverschuldung). Dann wollte ich natürlich wissen, wie das bei den anderen ECU-Ländern aussähe: Fehlanzeige! Von Eurostat in Luxemburg erfuhr ich, daß schlicht das statistische Know-how (und erst recht die tatsächliche Erfassung der Daten) derart unterschiedlich sei [@Frajo: Griechenland wurde mir als praktisch totaler Ausfall genannt], auch dort, wo methodisch und ordentlich erfaßt würde, würden wiederum einzelne Kenngrößen anders definiert als in Deutschland, was die Vergleichbarkeit hinsichtlich meiner Fragestellung letztlich unmöglich mache. In Frankreich z.B. würde das Eigentum an Immobilien, sofern sie vom Eigentümer selbst gewerblich -z.B. das eigene Ladengeschäft eines selbständigen Händlers- genutzt würden, zum Geldvermögen der privaten Haushalte gezählt; wohl weil, wäre der Händler nicht Eigentümer, er ja Miete für seinen Laden zahlen müßte - aber als Gewerbetreibender müßte er nach deutscher Definition eigentlich zu "Unternehmen" gezählt werden,und nur das Geldvermögen, was er als Privatmann sein eigen nennt, dürfte überhaupt beim "Geldvermögen der privaten Haushalte" berücksichtigt werden...
Im Rahmen meiner damaligen Recherchen habe ich auch ca. zwei Stunden mit einem Volkswirt bei der Deutschen Bundesbank telefoniert, der mir zu diesem Deckungsverhältnis der anderen ECU-Staaten auch nichts sagen konnte. Er hat sich wie die Zicke am Strick gewehrt, aber am Ende zuzugeben, daß mit der entsprechenden Abwertung der Geldvermögen der privaten Haushalte schon die Staatsverschuldung _theoretisch_ in einem Rutsch getilgt werden könnte - legte aber extremen Wert darauf, daß daran _praktisch_ nie und nimmermehr auch nur gedacht würde. Mußte er ja auch sagen, sonst würde ja jeder dreimal rechnen, ob er noch Staatsanleihen (z.B. Bundesschatzbriefe) kaufen soll.
Zurück zur USA: dort besteht nun überhaupt keine Möglichkeit innerhalb der US-Wirtschaftspole irgendwas auszugleichen, weil eben alle fünf unterm Strich verschuldet bzw. mit immensen Luftbuchungen schöngerechnet sind. [Beim Vermögensänderungspol schlummern Ausfallrisiken in Höhe von ca. 60 (europäischen!) Billionen US-Dollar, wie hier schon einmal berichtete! Lächerlich wirkt dagegen die publizierte Verschuldung des Staates in Höhe von "nur" knapp 7 Billionen ( http://www.publicdebt.treas.gov/opd/opdpenny.htm) oder das Außenhandelsdefizit in Höhe von -allerdings jüngst rasant steigenden- ein paar Hundert Milliarden jährlich.]
Die einzige Möglichkeit der USA, wenigstens die laufenden Geschäfte in Gang zu halten, besteht darin, daß aus anderen Ländern "Tag für Tag 1,5 Milliarden US-Dollar ins Land strömen", wie es im Artikel heißt. Die anderen Länder geben ihr gutes (jedenfalls in Mengen: besseres) Geld für US-Dollar aus, weil sie damit -relativ wenig- in USA produzierte Produkte einkaufen, hauptsächlich aber, weil nicht nur Öl, sondern viele andere Rohstoffe aus allen möglichen Ländern außerhalb der USA auf den internationalen Märkten auch in US-Dollar gehandelt werden. Somit ist durch den -und in Höhe des- laufenden Welthandel(s) mit REALEN Gütern (Rohstoffen) eine beständige Nachfrage nach US-Dollars aus aller Welt gesichert (was, wie oben gesagt, eben die laufenden Ausgaben der USA sichert) --- solange die Länder, aus denen die Rohstoffe stammen, nicht dazu übergehen, für eine andere Währung zu verkaufen!
[Wie Saddam Hussein, der seit November 2000 das bißchen legal verkaufte irakische Öl aus dem UN-"food for oil"-Programm für Euro verkaufte und später auch noch die Guthaben des Irak aus diesen Verkäufen, die sich bei der UNO angehäuft hatten (weil USA und manchmal auch die Briten die Einkaufswünsche des Iraks wegen angeblicher "dual-use"-Gefahr immer wieder ablehnten) von US-Dollar in Euro eintauschen ließ. Oder wie Putin, , der diesen Oktober -öffentlich- nicht ausschloß, russisches Öl an Europa für Euro zu verkaufen.]
Anders als mit dem umlaufenden Geld sieht es aber mit Geld-ANLAGEN aus. Wenn man sich fragt, warum -bisher- so vielen andere Staaten den US-Dollar zur sog. Absicherung ihrer eigenen Währungen horten ("Devisenreserven"), dann sicherlich auch, weil man eben -bisher- alles Mögliche in aller Welt für US-Dollars kaufen kann. Aber auch weil die USA das viele Geld, das ihr im Laufe der letzten Jahrzehnte von aller Welt geliehen wurde (Devisenreserven anderer Länder), in ein ungeheures Rüstungspotential gesteckt hat. [Statt in die heimische Infrastruktur oder Bildung; letztere konnte man nach Bedarf -bisher- billig im Ausland einkaufen, Stichwort: Computer-Inder, die praktischerweise auch schon englisch können.]
Dieses Rüstungspotential nutzt die USA, um zunächst einmal die Abrechnung des internationalen Handels mit realen Gütern in US-Dollar aufrecht zu erhalten, also die laufenden Geschäfte in Gang zu halten (Öl für Euro aus Irak ---> regime change). Das bestärkt das "Vertrauen", daß auch zukünftig wichtige Rohstoffe nur für US-Dollars zu haben sein werden.
Wenn nun aber die angehäuften Schulden der USA (=Devisenreserven auf Seiten der Gläubiger) ein solches Ausmaß angenommen haben, daß die auf der Welt vorhandenen Rohstoffe zu den -bisher- üblichen Preisen gar nicht mehr so viel wert sind, dann kommen eben Bedenken auf, daß die gehorteten US-Dollars gar nicht soviel wert sein könnten, um noch eine "Absicherung" der heimischen Währung der Gläubigerländer darzustellen, wie man dort -bisher- annahm. Die USA könnte deshalb auf den Gedanken gekommen sein, ihr Rüstungspotential so zu nutzen, daß sie die Kontrolle über alle Rohstoffe selbst an sich reißt, um dann die Preise so ansteigen lassen zu können, daß die Rechnung wieder aufgeht. Diese US-Absichten werden aber die Gläubigerländer durchaus durchschaut haben und kapieren, was das für sie bedeuten wird: nämlich eine drastische Abwertung ihrer US-Dollar-Devisenreserven, weshalb sie dieser Absicht der USA extrem ablehnend gegenüberstehen - und -bisher- zumindest erreicht haben, daß die USA dies Unterfangen nicht auch noch mit dem Segen der UNO beginnen konnte.
Nun zeigt sich aber im Falle des Irak, daß es nicht wirklich eine einträgliche Investition der USA gewesen ist, all das geliehene Geld in Rüstung zu stecken: der "return on investment" fehlt, weil dauernd Pipelines explodieren, von "Kontrolle an sich reißen" eben nicht die Rede sein kann.