Gerade auf Goldseiten gesehen:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/277304/
16.6.2004
Schmutziges Gold
Umweltschäden durch den Bergbau in Peru
Von Britta Fecke
Hier ist von Umweltschäden durch den Bergbau noch nichts zu sehen: die Inka-Stadt Machu Picchu (Foto: AP)
Um Gold und Silber zu gewinnen, wird Zyanid und Quecksilber eingesetzt. Mit diesen giftigen Chemikalien wird das glänzende Metall ausgewaschen. In Peru wird auf diese Weise in 239 Minen Gold, Silber und Kupfer geschürt. Tausende Menschen und Tiere erkranken in den Bergbau-Regionen Perus an Nervenkrankheiten und Hautverätzungen. Viele Kinder kommen behindert und mit Missbildungen auf die Welt. In der nördlichsten Provinz Perus in Cajamarka greift der Bergbau ebenso zerstörerisch um sich wie in anderen Bergbau-Gebieten. Prof. Nilton Deza ist Umweltwissenschaftler an der Universität Cajamarka:
Die Minen haben unglaublich negative Auswirkungen auf die Umwelt um Cajamarka, aber nicht nur dort, sondern überall, wo diese Goldminen sind. Die Produktion des Goldes lässt die Flüsse umkippen, das heißt die Flüsse sind völlig tot, mit Schwermetallen verseucht, mit Arsen und Quecksilber. Das macht alle krank, Menschen und Tiere, die an den Flüssen leben. Und zerstört die Natur in der ganzen Umgebung.
Cajamarka wird auch das Tschernobyl Perus genannt, nur dass die Menschen hier nicht durch Strahlen, sondern durch toxische Gifte wie Zyanid und Quecksilber erkranken. An besonders schlimmen Tagen kommt das Quecksilber sogar direkt aus dem Wasserhahn. Doch was hier zählt, ist nicht die Gesundheit der einheimischen Bevölkerung, sondern der Gewinn meist ausländischer Investoren. Hans Drolshagen, Geschäftsführer für Entwicklungshilfe des Kolpingwerks:
Es gibt in Peru nur fünf internationale Multis, fünf Bergwerksorganisationen, die dort tätig sind, die gründen peruanische Aktiengesellschaften, in denen sie die Mehrheit haben. Die internationalen Multis haben immer das Sagen und den größten Einfluss auf die Politik und schaffen es immer wieder, selbst in sensiblen Bereichen Schürfrechte zu bekommen.
51 Prozent der Exporterträge Perus kommen aus dem Bergbausektor. Allein im letzten Jahr brachte der Export von Gold, Silber und anderen Erzen 4.600 Millionen US Dollar Gewinn:
Beim Gold gehört Peru zum fünftgrößten Goldproduzenten der Welt, bei den anderen Mineralien rangiert Peru um den zehnten Platz.
Doch trotz der hohen Exporte ist es nicht gelungen, die peruanische Wirtschaft anzukurbeln. Nur 0,5 Prozent des gesamten Arbeitsplatzangebots ist in den Goldminen. Die ausländischen Investoren bringen ihre eigenen Ingenieure mit und brauchen nur noch wenige Hilfsarbeiter vor Ort, die nur tageweise beschäftigt werden. Früher waren die Menschen in Cajamarka Bauern, sie betrieben Milchwirtschaft, aber das Land wurde ihnen für wenig Geld entzogen. Nun ist aus dem Weideland eine Abraumhalde geworden. Allein um ein Gramm Gold zu gewinnen, muss eine Tonne Erde bewegt werden. Was bleibt, ist ein giftiger Schutthaufen. Hans Drolshagen:
Wer das nicht gekannt hat, das ist heute einfach eine unglaublich tote Landschaft bar jeden Lebens, eine Mondlandschaft, wo die Minen schürfen bzw. schon geschürft haben.
Ein Umweltministerium gibt es in Peru nicht, lediglich ein Ministerium für Bergbau, das sich ausschließlich an den Gewinnen orientiert und den Schaden für Mensch und Natur negiert.
Mit der Informations- Kampagne vom Kolpingwerk, der Menschenrechtorganisation Misereor und der Caritas soll international auf die Missstände im Perus Minen aufmerksam gemacht werden. Denn nur wenn auf internationaler Ebene politischer Druck ausgeübt wird, könnte sich die Situation für Mensch und Umwelt verbessern. Nilton Deza:
Es gäbe selbstverständlich Möglichkeiten und Techniken, um die Auswirkungen des Goldabbaus zu reduzieren. Als Beispiel sei die Gesetzgebung in den Vereinigten Staaten oder Europa genannt, dort sind die Minengesellschaften gezwungen zu renaturieren, dort sind sie auch gezwungen, das Wasser wieder zu reinigen. In Peru gibt es diese Auflage nicht, das heißt also die Produktion ist dort billiger. Man geht in die Länder der dritten Welt, weil man weiß, dort kann man so produzieren wie es in den Industrieländern nicht mehr möglich ist. Hier kann man mit der Natur noch Schindluder treiben. //