Ich kenne mich überhaupt nicht mit Leihzinsen aus. Aber so um den 7. oder 8. August ist etwas Unglaubliches passiert. Ich bitte Euch um die Interpretation dieses Ereignisses!
Zur Definition von Leihzinsen verwende ich mal folgende Erklärung:
Grundsätzlich gilt bei den „lease rates“ (Leihzinsen), wie auch bei allen anderen Märkten auch, das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ist ein Markt, z.B. der Silbermarkt mit physischer Ware überversorgt, so sind die Leihzinsen prinzipiell niedrig, bei einem Unterangebot gilt das Umgekehrte. Doch das kann man nicht pauschalisieren – denn selbst wenn am Spotmarkt ein Überangebot herrscht, können die Leihzinsen hoch sein. Wie kommt das? Die Höhe der "lease rates" hat im Prinzip nichts mit dem Spotmarkt zu tun. Es kommt hier vielmehr darauf an, wie viel an Gold bzw. Silber zur Verleihung zur Verfügung steht. Wobei wir wieder beim Prinzip von Angebot und Nachfrage wären – die "lease rates" bilden praktisch die Entwicklung eines „eigenen Marktes“ ab. Sie zeigen, wie hoch der Umfang an physischer Ware ist, die zur Verleihung zur Verfügung steht. Dieses „Leihangebot“ kann sowohl von Verkäufen aus Lagerbeständen, als auch in Form von Vorwärtsverkäufen zur Verfügung gestellt werden. Zusammenfassend kann man sagen: Übersteigt die Nachfrage am „Leihmarkt“ das Angebot an physischer Ware, so sind die Leihzinsen hoch – herrscht ein Überangebot, so sind die lease rates niedrig. Die "lease rates" werden für die folgenden Zeiträume ausgewiesen: 1 Monat, 2 Monate, 3 monate, 6 Monate und 12 Monate. Beim Prozentsatz handelt es sich um Jahreszinsen.
Quelle: http://www.silberinfo.com/cms/front_content.php?idcat=257
Das heißt: Unsere Leihzinsen symbolisieren den Willen, Edelmetall zu verleihen. Sind die Leihzinsen hoch, will jemand viel verleihen. Sind die Leihzinsen niedrieg, will kaum jemand etwas verleihen. Sind sie sogar negativ (unter Null %), muss man für das Ausleihen von Edelmetall mehr zahlen, als für das Ausleihen von Fiat-Money (teurer als gewöhnlicher Kredit).
Was passiert ist:
Am 7. oder 8. August sollte plötzlich unglaublich viel Edelmetall verliehen werden. Vor allem für das Kurzfristige Ausleihen (auf 1 Monat) gab es plötzlich viel Aktivität. Während vorher die Kurse immer tiefer gingen und für kurzfristiges Silber-Ausleihen (auf 1 Monat) mehr als für Fiat-Kredit gezahlt werden musste, wurde plötzlich viel Edelmetall zur Verfügung gestellt. Ich hätte erwartet, dass nach so viel Verleihungen die Kurse der Edelmetalle total in den Keller gehen. Mir war aber auch klar, dass bei so auffälligen Anstiegen der Leihzinsen „irgendwas Großes“ los ist und die Zentralbanken offenbar ihr letztes Pulver verschießen.
Doch dann passiert es: Der Goldkurs geht nicht in den Keller, sondern steigt phänomenal an! Silber geht zwar kurz runter, steigt dann aber ebenfalls.
Seit dem 20. September sind die Leihzinsen für Silber tiefer unter Null als je zuvor. Seit Ende Oktober gehen sogar die Goldleihzinsen dick ins Negative. Haben wir auf dem Goldleihmarkt schon eine Knappheit?
Was kann das heißen?
Mir fallen jetzt nur zwei Erklärungen ein: Entweder niemand hat das Edelmetall leihen wollen, weil alle schon wussten, dass die Kurse bald ansteigen. Aber das wäre irgendwie unlogisch (Woher hätte man das wissen können angesichts des starken Willens, Edelmetall zu verleihen?) Oder aber: Es wurden zwar Unmengen an Edelmetall ausgeliehen und auch verkauft, aber aus irgendeinem Grund haben einfach noch mehr Leute gekauft als verkauft. Und zwar im ganz großen Stil! Aber warum gerade von diesem Datum an?
Was ist am 7. oder 8. August passiert? Was hat die Zentralbanken bewogen, soviel Edelmetall verleihen zu wollen? Warum sind die Kurse trotzdem angestiegen? Wo liegt mein Denkfehler? Was erleben wir hier eigentlich? Und was wird nun nach Ende Oktober passieren – werden sich die Goldleihzinsen genauso tief unter Null verschieben wie bei Silber schon geschehen?
Planwandler
P.S: Das sieht mir alles so fundamental bullisch aus, dass ich fast glaube, die Preise für Edelmetalle werden jetzt ohne Korrektur zum Mond gehen...