Lehrbuch-BWL gegen Edelmetall-Freund

  • Hallo liebes Forum ;)


    gestern hatte ich eine längere Unterhaltung mit einem studierten BWLer zum Thema "Geldsystem". Unser System sei "gerecht" und "würde alle glücklich und zufrieden machen", die Zentralbank würde die "Währungsstabilität gewährleisten", der Systemtod durch Hyperinflation würde die "hoch verschuldeten Bürger alle entschulden und somit reicher machen" usw.


    Leider fehlten mir bei dem ganzen Geschwafel die Worte. Das Pyramidensystem grundsätzlich zu erklären ist gar nicht so einfach!



    Könntet ihr mir mal helfen, die Nachteile des Systems kurz und prägnant (am besten stichwort-artig) auf den Punkt zu bringen und darstellen wie dazu eine vernünftigere Alternative aussehen würde?


    Mir fallen spontan folgende Nachteile ein:
    1.) Zins- und Zinseszinseffekt, somit exponentieller Wachstum der Geldmenge und vorprogrammierter Währungs-Tod bzw. periodische Notwendigkeit einer Währungsreform - zudem MUSS die Wirtschaft ständig wachsen, auch wenn gerade KEINE neuen Technologien griffbereit sind oder die Anzahl und Bedürfnisse der Konsumenten NICHT steigen - einige Kreditnehmer sind systembedingt immer die Verlierer, weil sie zahlungsunfähig werden


    2.) kapitalbildende Eigenschaft des Geldes (wer es nicht ausgeben muss, wird immer reicher und bezieht Leistungen ohne dafür selbst eine Gegenleistung erbringen zu müssen, Umverteilung von unten nach oben, Verarmung und Enteignung der Massen)


    3.) Börse und Aktiengesellschaften (mit Mühe und Fleiß erwirtschafteter Gewinn wird nicht an dessen "Erzeuger" anteilsmäßig ausgeschüttet, sondern an Aktionäre verschleudert), Druck von Aktionären kann Unternehmen in den Ruin treiben - Vorschlag: für jede gehandelte Aktie einen Gebührenaufschlag einführen, der direkt an die AG ausgeschüttet wird (so profitiert diese nicht nur durch Neu-Emission von Wertpapieren)


    4.) die Bank bezieht durch Kreditvergabe Leistungen ohne selbst welche zu erbringen außer einen "Bucheintrag" zu schreiben


    5.) Gewinnausschüttungen der Zentralbanken gehen überwiegend an private! Anteilseigner


    6.) Ungedecktheit des Geldes macht beliebes Vermehren der Geldmenge möglich


    7.) Gewinne durch Währungs-Wechselkurse (Carry-Trades) aufgrund zu niedriger Wechselgebühren


    8.) Spekulanten treiben mit "Spiel- und Wettscheinen" (Optionen, Derivate, Anleihen etc.) Preise von realen Gütern in die Höhe (z.B. Öl, Milch etc.) - der Marktpreis sollte durch reine Bedarfs-Nachfrage und Angebot entstehen


    9.) Lobbyismus leitet Steuereinnahmen des Staates direkt an nur so vor Gewinn strotzende Konzerne und Banken weiter (z.B. in Form von Subventionen, Steuervergünstigungen etc.) und besticht Politiker durch Schaffung und Ausnutzung von Gesetzeslücken sowie Vergabe von Posten (z.B. in Aufsichtsrat, Berater etc.) nach der politischen Karriere


    Weitere?


    Ich bitte um zahlreiche "fruchtbare" Beiträge, aber fasst Euch bitte kurz. Danke! :)


    Habe ich welche vergessen? Helft mir, ich will nicht wie ein Idiot vor den studierten Schlaubergern dastehen. :D ;)

    Freigeld macht unfrei, Humanwirtschaft ist unmenschlich, die natürliche Wirtschaftsordnung ist unnatürlich.
    Zum "Wunder von Wörgl" => Merke: Stimuli erhöhen zwar die wirtschaftliche Aktivität, aber kaum die Produktivität.
    Der Staat beseitigt nicht die Mißstände, er erzeugt und vergrößert sie. :whistling:
    "Gold ist der Ausstieg aus dem Hamsterrad." :thumbup:
    Es gibt nur einen aufrichtigen Gold-Bug: Der, welcher sein Vermögen NICHT in Fiat-Monopoly-Währung bemißt. :evil:

    7 Mal editiert, zuletzt von Fr0stbeule ()

  • Zitat

    Original von EvilGenius
    Ich bin zwar auch studierter BWLer aber ich kenne die Sorte, die du beschreibst ganz gut...


    Dito! :D


    "Das Silberkomplott" von R. Deutsch könnte sich auch als Augenöffner erweisen.


    Fr0stbeule


    Die in den letzten Jahren aufgetretenen extremen Geldmengenausweitungen sollte sogar ein BWLer kapieren. Was die Hyperinflation betrifft, solltest du ihn mal darauf hinweisen, dass jeder Schuldner zwangsläufig auch einen Gläubiger hat, der wohl eher nicht reicher wird.


    Das Geldschöpfen aus dem Nichts ist sicherlich auch interessant, wird er aber wahrscheinlich im Studium nicht gehabt haben, könnte also zu Verständnisproblemen führen.


    Was die Währungsstabilität betrifft, solltest du ihm einfach mal die Wertentwicklung anhand der Inflationszahlen der DM bzw. des Euros zeigen.


    ABER einen Rat an dich:


    Du wirst ihn wahrscheinlich nicht überzeugen. Das BWL/VWL-Studium ist in der Regel nicht auf kritisches Hinterfragen des Systems ausgelegt.


    Ich habe selbst schon mit drei Kollegen (zwei BWLer und eine promovierte VWLerin!!!) über EMs und das Geldsystem diskutiert und bin nur ausgelacht und ins Lächerliche gezogen worden, da das ja nicht sein könne.


    Mittlerweile denke ich mir meinen Teil und bin auf die Gesichter gespannt, wenn uns Euro oder Dollar mal wirklich um die Ohren fliegen - alle weiteren Aufklärungsversuche kosten nur unnötig Zeit und Nerven.


    Marty

  • Hallo Frostbeule,


    den Punkt 3 solltest du noch mal überdenken. Aktiengesellschaften gibt es um Firmen einfacher mit Eigenkapital auszustatten. Ohne dieses Eigenkapital sind Kredite nötig, die das Ganze wirtschaftlich riskanter machen oder die Firma wird gar nicht erst gegründet oder erweitert. Das kostet Arbeitsplätze, Wachstum, Wohlstand. Wenn die AG erst einmal existiert, müssen die Aktien auch handelbar sein sonst wäre das Geld in der AG gefangen und kaum einer würde investieren mit den gerade genannten Folgen. Ein Aktionär ist Eigentümer und trägt das wirtschaftliche Risiko eines Unternehmers auch wenn er nicht selber mitarbeitet. Dafür muß es Rendite geben. Sonst investiert keiner und wir haben die oben genannten Folgen.


    Gruß Deltafox

  • Ich bedanke mich schon mal für Eure Beiträge, ich schöpfe immer wieder geniale Anregungen durch Euch ab...


    deltafox: zu 3.) Eine AG hat m.E. nur am Anfang einen Vorteil, nach Emittierung der Aktien, wenn das Geschäft erst mal läuft, sehe ich nur noch Nachteile. Diese kosten dann Arbeitsplätze, entziehen investierbares Kapital und können das Unternehmen bis in die Insolvenz treiben. Man könnte also später von gestutzten Flügeln sprechen oder vom Fahren mit gezogener Handbremse. Natürlich soll und darf es Rendite geben für das Risiko einer Investition, aber bitteschön gemäßigter. Es werden schon AGs dazu getrieben Kredite aufzunehmen, nur um die Rendite bedienen zu können. Wichtige Neuinvestitionen werden weggespart und Strukturen ausgehöhlt, um Kurse zu halten oder zu erhöhen. Siehst Du das anders? Falls ja, warum?


    Robertino: zu 8.) [1] Für wieviel Liquidität sorgen denn die Spekulaten? Und wer profitiert von ihr? Wer bekommt sie? Wohin fließt sie? Kann sie nicht auch anders erzeugt werden? Kann es nicht sein, dass die Spekulaten Gelder zu Leuten umschaufeln, welche sie selbst gar nicht erwirtschaftet haben, also sozusagen "im Schweiße ihres Angesichts erarbeitet haben"?
    [2] Der Begriff "Volatilität" ist mehrdeutig. Was meinst Du damit genau? Gibt es dafür ein deutsches Wort?
    [3] Die Spekulanten profitieren von Marktmanipulationen, ja sie erzeugen sie. Glaubst Du wirklich, dass es noch viele gibt, die sich dagegen stämmen? Die suchen sich den Weg des geringsten Widerstands zur Rendite, weiter nichts.
    Man kann es drehen und wenden wie man möchte, Spekulanten sind Spieler im Casino. Ich bezahle doch auch nicht mehr für einen Topf roter Farbe, nur weil in Las Vegas häufiger beim Roulette Rot gefallen ist, oder?


    Leider habe ich das Vorurteil bzw. die Erfahrung gemacht, dass Finanzbücher, welche viele "neu-deutsche" Fachwörter und modische Finanzbegriffe verwenden, nur wichtige Zusammenhänge verschleiern oder herunterspielen wollen, während andere Halbwahrheiten oder teils sogar Märchen herausgestellt werden, vergleichbar mit dogmatischen Gebetsmühlen oder Propaganda.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Fr0stbeule ()

  • Zitat

    deltafox: zu 3.) Eine AG hat m.E. nur am Anfang einen Vorteil, nach Emittierung der Aktien, wenn das Geschäft erst mal läuft, sehe ich nur noch Nachteile. Diese kosten dann Arbeitsplätze, entziehen investierbares Kapital und können das Unternehmen bis in die Insolvenz treiben. Man könnte also später von gestutzten Flügeln sprechen oder vom Fahren mit gezogener Handbremse. Natürlich soll und darf es Rendite geben für das Risiko einer Investition, aber bitteschön gemäßigter. Es werden schon AGs dazu getrieben Kredite aufzunehmen, nur um die Rendite bedienen zu können. Wichtige Neuinvestitionen werden weggespart und Strukturen ausgehöhlt, um Kurse zu halten oder zu erhöhen. Siehst Du das anders? Falls ja, warum?


    Es gibt ja auch extreme Fälle bei denen Firmen auf Kredit gekauft werden und diese Kredite dann aus der Substanz des übernommenen Unternehmens oder mit von der Firma aufzunehmenden Krediten zurückgezahlt werden. Später werden diese ausgeplünderten Firmen wieder verkauft und damit Kasse gemacht. Das ist mit Sicherheit nicht gesund und kostet Arbeitsplätze. Das sind aber auch keine Investoren sondern Geier.
    Wie man sowas verhindert, weiß ich auch nicht. Es würde sicherlich helfen, wenn es keine Zinsen geben würde. Dann gäbe es auch keine Kredite. Die Leute würden ihr Geld in Unternehmensbeteiligungen anlegen und an Stelle von wildem Finanzgezocke würde produziert werden. Die Firmen hätten ohne Zinsen weniger Kostendruck und würden auch in Krisenzeiten weniger Druck auf die Arbeitnehmer ausüben müssen.
    Ich glaube aber nicht, daß ich mal die Abschaffung des Zinseszinssystems erleben werde.

  • 1. Auch studierte und Abiturienten haben Köpfe, und in denen sind auch dumme Gedanken.


    2. Ich halte von BWL und VWL nicht viel. Erstmal ist dieses Pseudowissenschaftliche Geschwafel voll mit Theorien, nur Wissenschaftler schenken seit ein paar Jahren wohl jeder Theorie glauben bloß weil sie mal jemand in ein Buch geschrieben hat.
    Wenn solche Leute mal Entscheidungsgewalt bekommen braucht man sich ja nur die Großkonzerne ansehen mit ihren Gesundrechnungen samt ihrem Personalabbau und ihren Qualitätsverlusten in den Produkten. Und die Kohle die man dadurch auf Kosten der Substanz künstlich scheffelt wird nichtmal sinnvoll investiert sondern großteils ebenso wieder vernichtet und verzockt. Man braucht sich ja nur Daimler Chrysler ansehen was die Fusionen und der ganze Scheiss letztendlich alles gebracht haben. :rolleyes:


    Am Ende seiht die Wahrheit und das was unterm Strich rauskommt oft ganz anders aus. :P


    Selbstverständlich verstehen studierte BWL-ler also Buchhalter - oder Realschullehrer für Rechnungswasen :rolleyes: oft die Welt genausowenig wie der Rest.


    Wenn sie nicht gerade Warren Buffet heißen haben die nämlich auch nur Jobs, und sind wenn sie keinen Job mehr haben sind sie gerade mal 2-3 Monate von der Pleite entfernt.


    Zitat

    Unser System sei "gerecht" und "würde alle glücklich und zufrieden machen"


    Welches System meint der eigentlich? :D
    Der Typ ist ein Idiot der indoktriniert wurde. Die sogenannten Bildungsbürger müssen um welche zu werden sich unterordnen und wenn sie fertig gebacken sind stehen sie auch am strammsten auf der Mainstreamlinie wenn es um die Weltanschaulichen Grundlagen der Elitelooser geht.
    Ob nun BWL, Volljurist oder Lehrer. Wer hat denn die Parteibücher daheim? Ist nur eine Sorte Mensch.


    Zitat

    die Zentralbank würde die "Währungsstabilität gewährleisten"


    Welche oder wessen Zentralbank denn? Die EZB? Funktioniert das wirklich? - Liest der Mann keine Zeitung? :rolleyes:


    Jeder BWLer weiß was Giralgeld ist und hat zumindest davon gehört, aber was es bedeutet das hat ihm keiner erklärt, das wurde nicht gefragt, und nachgedacht hat er drüber auch nicht.
    An den Unis bekommt er Dinge erzählt wo allen ernstes von Geldkreisläufen als Modellen ausgegangen wird und bei Profit wird die Vorstellung eingebläut Profit wäre "Lohn für Risiko". Bei dem Thema bekommt man Diagramme vorgesetzt die nicht erklären sondern ablenken sollen, und dazu moralische(!) Vorstellungen, Ideologie mit Rechtfertigungscharakter damit die Blödis später auf Linie mitlaufen.


    Zitat

    Habe ich welche vergessen? Helft mir, ich will nicht wie ein Idiot vor den studierten Schlaubergern dastehen.


    Du lieferst auch nur bei deinen Punkten moralische ab, du wirst sowieso wie ein Idiot dastehen, schließlich gehörst du ja nicht zum Club.


    Was deine Punkte angeht.

    Zitat

    1.) Zins- und Zinseszinseffekt, somit exponentieller Wachstum der Geldmenge und vorprogrammierter Währungs-Tod bzw. periodische Notwendigkeit einer Währungsreform - zudem MUSS die Wirtschaft ständig wachsen, auch wenn gerade KEINE neuen Technologien griffbereit sind oder die Anzahl und Bedürfnisse der Konsumenten NICHT steigen - einige Kreditnehmer sind systembedingt immer die Verlierer, weil sie zahlungsunfähig werden



    Seh ich ganz anders - die Wirtschaft muss überhaupt nicht ständig wachsen - das muss sie nur nach Marx. Wer Gewinn macht und seine Schulden (wenn er welche hat) bedienen kann, braucht kein Wachstum um jeden Preis und kann auch so ganz gut klar kommen - über Jahrzehnte wenn es sein muss.

    Leute die Zahlungsunfähig werden sind sowieso immer verlierer, ob nun mit Zins oder ohne Zins.


    Zitat

    2.) kapitalbildende Eigenschaft des Geldes (wer es nicht ausgeben muss, wird immer reicher und bezieht Leistungen ohne dafür selbst eine Gegenleistung erbringen zu müssen, Umverteilung von unten nach oben, Verarmung und Enteignung der Massen)


    Das hat mit Umverteilung aber nix zu tun, staatliche Umverteilung läuft umgekehrt. - Wer spart hat mehr Geld, wer nicht spart hat kein Geld, daran würde sich auch ohne Zins nix ändern und ohne Dividenden etc. würde sich da grundsätzlich auch gar nix dran ändern. - Die Verarmung und Enteignung der Massen geschieht über die Steuergelder und die Inflation. Das Geld geht zum Staat. Und zwar zu mehr als zu zwei Dritteln. Das sorgt dafür das dir kaum was zum sparen übrig bleibt und du durch normale Arbeit sehr geringe Chancen hast reich zu werden, soviel Einkommen das genug dafür übrig bleibt und du alle deine Ausgaben und Steuerlasten tragen kannst bekommt man nämlich nur mit nem Vorstandsgehalt. Für den Arbeiter ist es immer zuwenig, ob mit 1300 Euro Brutto oder 3500 Euro Brutto.

  • @ Anzugspunk


    Dass sich soviele BWLer nicht auskennen, liegt aber ganz einfach an der Fülle des Lernstoffes. Wenn ich mal überlege, wieviel ich in meinem Studium lernen musste, kriege ich manchmal wirklich die Krise. Ob das jetzt Marketing, Steuerlehre, Organisation, Prüfungswesen, Wirtschaftsrecht, Statistik, VWL, Informatik etc. ist..... Im Endeffekt ist jeder Akademiker ein Fachidiot, der sich aber schnell in fremde Dinge einarbeiten kann. Mein Schwager studiert Wirtschaftsmathematik; frag nicht was die für einen abgehoben Käse pauken... Ich war immer gut bis sehr gut in Mathematik (Inkl. LK), doch teilweise check ich das wirklich nichts mehr. Klar, BWLer werden immer dafür verantwortlich gemacht, dass Leute rausgeschmissen werden um die Bilanz zu verschönern, aber das ist ihr JOb... Wenns sie es nicht machen, rückt ihnen der Vorstand auf die Pelle und sie müssen gehen... einfache Evolution - der stärkere überlebt.


    Ob das BWL-Studium jetzt relativ einfach ist oder nicht soll jedem selber überlassen bleiben... Ich kenne viele andere Studiengänge, die entspannter zu studieren sind...

  • Anzugpunk: Danke für Deinen Beitrag, da sind wir ja einer Meinung ;)


    zu 1.) Was ist denn Gewinn? Was bedeutet denn Schulden zurückzahlen? Wie willst Du Gewinn machen, wenn das Geld vernichtet wird ? Durch Zurückzahlen von Schulden wird Geld vernichtet. Die Privatbanken müssen also immer wieder neue Kredite bei der Zentralbank beantragen, damit neues Geld in den Umlauf kommt, damit die alten laufenden Kredite wieder bedient werden können. Das ist das Problem am Kreislauf, es hilft nichts hier zu sagen "ich habe ja keinen Kredit" oder "ich bin mit meinem Status Quo und Gewinn zufrieden und zahle brav meine Schulden". Die Banken werden gezwungen, immer mehr Geld als Kredit zu vergeben (natürlich fließt auch wieder mehr zurück). Ein Teufelskreislauf! Außerdem übersiehst Du, dass Du ja mehr zurückzahlen musst, als Du geliehen hast - wo soll das "mehr" herkommen ohne neues Geld unter die Leute zu werfen und somit ohne "Wachstum"? Das war zu eindimensional gedacht (leider).


    zu 2.) Ohne Zins hätte Geld keine kapitalbildene Eigenschaft. Soll heissen: Der gehortete Berg auf dem "der dicke Otto" sitzt wird wieder kleiner, weil er Geld davon zum Leben ausgeben musst. In unserem System läuft es aber umgekehrt, der Hort wächst und wächst ohne groß einen Finger krumm machen zu müssen. Du schreibst die Enteignung geschehe nur durch Inflation und Steuern - hier meinen wir das gleiche drücken uns nur anders aus. Inflation kann ja auch den Effekt haben, dass "der Hanswurst von der Strasse" nicht mehr Lohn bekommt, während der "der dicke Otto" immer noch saftigere Gewinne einstreicht. Ich denke wir meinen das gleiche. Mit Umverteilung wollte ich die Pyramide verdeutlichen, dass das Geld immer von der Breite zur Spitze fliesst.


    Weitere Anregungen, Meinungen... ? :)

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  • Hier kommt Anzugpunks VWL.


    Der "Kapitalismus" braucht auch gar kein ständiges Wachstum, in ihm gibts es die 7 guten Jahre, und die 7 schlechten Jahre. Ständiges Wachstum ist eine Illusion und nicht möglich.


    Ist kein Bedarf mehr da - steckt man in Überproduktionen - und überproduktion ist wenn der Markt total übersättigt ist wirtschaftlich dumm denn sie schadet dem Erzeuger, der kann seine Waren - welche Produktionskosten und Aufwand erzeugen unter Umständen - wegwerfen - und das macht ihn ärmer als wenn er sie nur nicht herstellen, also auch nicht verkaufen würde. Das ist der Unterschied zwischen der grünen Null, und den Roten Zahlen.


    "Aber der Zins!! Der Zins zwingt einen dazu." - Einen Scheißdreck tut der Zins. Nur weil die Zinsansprüche wachsen, heißt das noch lange nicht das sie auch erfüllt werden (oder gar werden müssten), und wenn nix zu erfüllen da ist haben die Leute halt Pech gehabt! Das wollen sie nur nicht akzeptieren.
    Kommen neue Erfindungen kann der Markt nicht schnell genug versorgt werden und alles sprießt aus dem Boden, das was sich zuweit auf dem Fenster gelehnt hat bricht das unnötige zusammen und der Rest arbeitet auf normalen Niveau weiter und es wird wieder ruhiger.


    Wie war das denn Ende der 80er mit den PC? Einige Jahre alles voll mit Produktion, jeder brauchte plötzlich einen Rechner, die Lagergebäude und Wolkenkratzer sprießen nach oben. - hochgeschoben und verlagert, und dann plötzlich Zack-Bum. Die Hälfte über den Jordan.
    Mobilfunkbranche das gleiche, oder die ganzen privaten Telefongesellschafen die aus dem Boden geschossen und von denen viele schon wieder Konkurs sind. - Gab und gibt genug Firmen wo der Laden zwar läuft aber die Leute das Geld auch mit beiden Händen raushauen und die Arbeiter sich ihr Gehalt aussuchen könenn. - Wusch. alle wieder weg. Das Geld was sie hatten, haben nun eben wieder andere.


    - Booms sind gemacht um zusammenzukrachen.


    Es kann nicht überall ständig wachsen, aber irgendwo wächst es immer, das ist der Unterschied, und da wo es gewachsen ist, stehen die Leute wenn der Boom abgeklungen ist insgesamt besser da als vorher -> wenn sie mit dem Geld umzugehen wussten während es in Strömen reinkam.


    Wer alles sinnlos verballert hat, bei dem ist der Kornspeicher für die nächsten Jahre leer.


    Nach dem alten Karl Marx unterliegt der Kapitalismus einem Zwang zum Dauerwachstum und ohne ständiges Wachstum kommt es zu "Wirtschaftskrisen". Es kommt aber nicht zu Wirtschaftskrisen, sondern nur - wenn schon - zu regionalen und/oder Branchenkrisen - der "Kapitalismus" implodiert deswegen aber noch lange nicht - noch wären seine Gesetzmäßigkeiten aufgehoben. Gehandelt wird immer.


    Die Menschen wollen mehr Wohlstand und nicht auf der Stelle trampeln. Deswegen werden Dinge produziert und Dinge gekauft.


    Dem "System" ist es egal. Die Menschen sind nie mit dem zufrieden, was sie haben und nur aus dem Wunsch nach mehr ergibt sich der Zwang zum Wachstum.


    Zitat


    zu 1.) Was ist denn Gewinn?


    Geld für sich übrig haben.


    Zitat

    Was bedeutet denn Schulden zurückzahlen? Wie willst Du Gewinn machen, wenn das Geld vernichtet wird ? Durch Zurückzahlen von Schulden wird Geld vernichtet.


    Geld das man sich erst geliehen hat. - Man macht Gewinn durch Arbeit/Produktion/Handel etc. nicht durch Kredite aufnehmen. Aber das verstehen heute ja viele nicht mehr. Die Fragen sich wie werde ich durch Schulden reich? Ich brauche Firmenkredite zum investieren! Deswegen sperren die meisten Firmen die aufmachen im nächsten Jahr auch wieder zu.


    Zitat

    Das ist das Problem am Kreislauf, es hilft nichts hier zu sagen "ich habe ja keinen Kredit" oder "ich bin mit meinem Status Quo und Gewinn zufrieden und zahle brav meine Schulden".


    Für den einzelenen kann das durchaus eine Lösung sein, das was der einzelene für sich macht, und das was die Banken und der Staat machen sind andere Sachen.
    Das Problem ist nur wenn irgendwelche Leute kommen und das Geld wertlos machen, und die Arbeit wertlos machen. Das macht es schwierig reich zu werden ohne Steuerhinterziehung und Drogenhandel.


    Zitat

    Außerdem übersiehst Du, dass Du ja mehr zurückzahlen musst, als Du geliehen hast - wo soll das "mehr" herkommen


    Na von anderen Leuten. Das funktioniert eigentlich auch ganz gut, hat es auch schon zu Goldstandard Zeiten oder vor 3000 Jahren.


    Zitat


    zu 2.) Ohne Zins hätte Geld keine kapitalbildene Eigenschaft. Soll heissen: Der gehortete Berg auf dem "der dicke Otto" sitzt wird wieder kleiner, weil er Geld davon zum Leben ausgeben muss


    Muss gar nicht sein, es gibt auch andere Formen des passiven Einkommens, die paar Zinsen auf Bankguthaben bringen nicht die meiste Rendite. - Die Reichen die daran gearbeitet haben reicher zu werden, die werden immer reicher solange keine Naturkatastrophen oder sonstwas sie treffen. Da führt kein Weg dran vorbei.
    Ob nun im Altertum oder heute.


    Die Reichen werden Immer reicher und die Armen bleiben immer arm - wenn das anders wäre würde es weder das Wort "Arm" noch "reich" geben..
    Würden die Armen sich entschließen reicher zu werden wären sie nicht mehr arm. - Würden alle gleichviel daran arbeiten reicher zu werden, nur dann wären alle gleich reich. Aber es gibt immer Leute die mehr Glück haben als andere, oder mehr tun wollen als andere, oder schlauer sind als andere. - Und solange gibts auch Arm und Reich.


    Es gibt Leute die haben jeden Monat mehr Geld, und es gibt welche die haben jeden Monat kein Geld übrig. Deswegen werden die Reichen reicher, und die Armen bleiben arm.


    Ganz ganz einfaches Beispiel: Klaus hat jede Woche 30 Euro übrig, Erwin verdient zwar weniger hat abr auch jede Woche 30 Euro übrig. Erwin legt sein Geld an und schaut das es mehr wird. Nach 3 Monaten hat Erwin 360 Euro und bekommt dafür im Jahr 4% Zinsen. Klaus kauft sich jede Woche für 30 Euro Zigaretten nach 3 Monaten wird die Tabaksteuer wieder mal erhöht. Klaus gibt jetzt jede Woche 35 Euro aus.
    Erwin ist zwar noch lange nicht reich aber er hat immerhin etwas Kohle. :D - Ob nun Klohfrau oder Zahnarzt. Es spielt dafür nicht unbedingt die große Rolle wieviel Geld man verdient sondern wieviel man behält.


    Zitat

    Mit Umverteilung wollte ich die Pyramide verdeutlichen, dass das Geld immer von der Breite zur Spitze fliesst.


    Die Lösung wäre ja ganz einfach - Gib nix der Spitze.

  • Anzugpunk: Deine Ideale basieren auf einem völlig anderen System als wir es heute haben. Etwas unübersichtlch finde ich, dass Du über beide gleichzeitig sprichst und Themen durcheinanderwürfelst. Das macht es schwierig die Fakten zum "heutigen System" von dem "Idealsystem" zu trennen.


    Mich interessiert eben konkret: a) Beschreibung des Problems / Nachteils im heutigen System und b) einen Vorschlag durch welche Maßnahme oder welches System sich dieses/r beseitigen liesse.


    Ich entnehme Deinen Worten Du bist ein Freund des "Freigeldes", das auf Geldschöpfung durch Arbeitsleistung anstelle Kredit beruht.

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  • Ich bin überhaupt kein Freund von Freigeld, denn Freigeld ist genauso Betrug und nur ne anders verpackte Form von sozialistischem Geld.


    Geld muss Kaufkraft haben, stabil und sicher sein, und als Wertaufbewahrungsmittel taugen. Alles andere ist schlechtes Geld.



    Zitat

    Deine Ideale basieren auf einem völlig anderen System als wir es heute haben.


    Tun sie das?


    Wir haben ein Grundsystem, das in allen Ländern und Orten der Welt gilt, und wir haben zig politische Systeme und Finanzsystem die darin auf Kosten der Bürger zu überleben versuchen


    Zitat

    veinen Vorschlag durch welche Maßnahme oder welches System sich dieses/r beseitigen liesse.


    Der Welt den Stecker rausziehen und wieder von unten von vorne anfangen.

  • Anzugpunk:


    Wie willst Du die Kaufkraft garantieren - durch staatlichen Annahmezwang?
    Wie willst Du eine Währung denn stabil und sicher machen?
    Als Wertaufbewahrungsmittel kann es ja nur dienen, wenn es gedeckt ist, oder?


    Das Ziel ist klar, nur der Weg ist noch unklar.


    Glaubst Du wirklich es ist möglich den Stecker rauszuziehen ohne dass Kriege, Unruhen und Revolten losbrechen? Glaub ich nicht. :rolleyes:


    Diejenigen, welche die Finanzmacht inne haben - die internationale Hochfinanz wird ALLES daran setzen, dass es kein neues Geldsystem geben wird. :(

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    Der Staat beseitigt nicht die Mißstände, er erzeugt und vergrößert sie. :whistling:
    "Gold ist der Ausstieg aus dem Hamsterrad." :thumbup:
    Es gibt nur einen aufrichtigen Gold-Bug: Der, welcher sein Vermögen NICHT in Fiat-Monopoly-Währung bemißt. :evil:

  • Zum Threaderöffner habe ich eine ganze einfache Antwort (Allerdings ist das für mich auch eine Antwort mit der ich gerne solche Diskussionen sofort beende).
    Geldscheine brennen - Gold nicht!

  • @Donk: Stimmt ned. Das Gold im WTC ist auch verbrannt ;) Anmelden oder registrieren

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