André Kostolany

  • André Kostolany gilt ja als der größte Investor aller Zeiten.


    Wie kommt es dann, daß er in einem Interview am 02.08.1999 folgendes sagte (Ich bin erst darauf gestoßen.):


    ---


    Boersenreport.de:
    Herr Kostolany, Gold ist zuletzt auf ein Zwanzigjahrestief gefallen. Sollte man jetzt einsteigen?


    Kostolany:
    Das glaube ich nicht. Nennen Sie mir einen Grund, warum Gold in Zukunft eine gute Kapitalanlage sein soll. Nur weil es stark gefallen ist, muß man es noch nicht kaufen. Es gibt keine Inflation und durch die Verkäufe der Notenbanken eher ein Überangebot des gelben Edelmetalls. Die industrielle Nachfrage stagniert auf gleichem Niveau.


    Boersenreport.de:
    Sie waren ja schon immer ein Gegner des Goldes. Warum?


    Kostolany:
    Gold ist das Symbol für Deflation und alles Negative, das mit der Deflation kommt: Rezession, Massenarbeitslosigkeit, politische Unruhen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, daß die Goldanbindung der Reichsmark in der Weimarer Republik zu Adolf Hitler geführt hat. Damals gab es noch das sogenannte Goldstandardsystem, in dem alle Währungen zu einem festen Kurs in Gold umtauschbar waren. Neigte die Währung eines Landes wegen einer Wirtschaftskrise zur Schwäche wie damals in der Weimarer Republik, mußte die Notenbank mit ihren Goldreserven die Währung stützen, indem sie Gold gegen die eigene Währung verkaufte. Das hatte zur Folge, daß die Wirtschaftskrise aufgrund des fehlenden Geldes noch schlimmer wurde; denn Sie kennen ja meinen Leitsatz, den ich von einem ungarischen Zigeunermusiker habe: Ka Geld, ka Musik!
    Seit 1974 das Goldstandardsystem endgültig abgeschafft wurde, ist Gold eine banale Ware geworden, ein Rohstoff wie jeder anders. Profitieren konnte es noch kurz vor der Inflationshysterie Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Danach begann der seit jetzt schon fast zwei Jahrzehnte dauernde Niedergang - zu meiner Freude und der Trauer der Goldfetischisten.


    Boersenreport.de:
    Soll man Gold also nur bei Inflation kaufen?


    Kostolany:
    Eigentlich taugt es gar nicht als Anlage. Es wirft im Gegensatz zu Anleihen oder Aktien keinerlei Rendite ab. Der Kapitalanleger profitiert allein von den Wertsteigerungen, die a la long nie so stark sein werden, daß sie mit Aktien konkurrieren können. Wenn man sich vor Inflation schützen will, sollte man lieber in Immobilien investieren. Hier bekommt man wenigstens die Miete. Aber ich frage nochmal: Wo ist die Inflation?


    ---


    Das soll der größte Investor aller Zeiten gewesen sein?


    Das was er sagt ist IMHO völlig unglaublich!


    "Wo ist die Inflation?"
    "taugt es gar nicht als Anlage."


    Als Investor müßte er doch einen Blick in die Zukunft wagen? Oder bin ich auf dem völlig falschen Dampfer? Kann ja sein, wenn ich mir so den DAX-Anstieg anschaue...


    R2D2

  • Schein und Sein. Was er nach außen hin sagt, dann aber tatsächlich tut, sind wahrscheinlich zwei paar Schuhe.


    Wenn ich von einem Investment überzeugt bin, versuche ich möglichst günstig ran zu kommen und würde mich genauso negativ äußern, bis ich meine Position aufgebaut habe...


    Zum Zeitpunkt des Interviews lief der "Neue Markt" ja noch ganz passabel, von daher mag vielleicht auch ein Kostolany nicht vor der damals grassierenden Gier gefeit gewesen sein.


    Marty

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von R2D2
    André Kostolany gilt ja als der größte Investor aller Zeiten.
    (.....)


    Aber aber, wer behauptet dies??


    K .war Jahrgang 1908, also mind.90 Jahre alt zu diesem Zeitpunkt! ;)


    Seine Ausführungen widerlegen allein bereits die Eingangsbehauptung.


    Da waren (wir) alte Goldbugs schon überzeugte Goldbugs!! :]


    Ja, er war auf seine Art einzigartig,witzig und erfahren.
    Besonders seine treffenden Zitate sind bemerkenswert.


    Da fällt mir ein, daß er sich berühmte, mit alten deutschen goldgedeckten Anleihen das Geschäft seines Lebens gemacht zu haben.
    Ach so!



    Grüsse
    Edel Man


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16

  • Er war ein Börsianer und mit dem Wert-PAPIER Handel ein Herz und eine Seele. :D


    Den weit überwiegenden Gewinn in seinem Leben hat er wohl eher an den Papiermärkten .... und zuletzt mit der Eigenvermarktung gemacht. Das brachte sicherlich mehr als Gold ein. =)


    Zuletzt sagte er wiederholt "ich sehe ein riesiges Blutbad kommen".
    Ob es auch das Gold betrifft hat er nicht verraten.

  • Ich erinnere mich an die Antwort von Kostolany auf die Bemerkung, Gold sei ewig: “Das mag sein, aber wie viel ist die Eigenschaft “Ewig” denn Wert? Gold ist bei 100 Dollar die Unze genauso ewig wie bei 1000.”


    1999 war die eigenschaft "ewig" nicht viel wert. Da hatte ich noch massenhaft aktien, zu über 50% schrott ohne jeglichen inneren wert. Aber sie stiegen, und die fat lady war noch ausser sichtweite.


    Jetzt aber haben wir 2008 und "ewig" ist von unschätzbarem wert geworden. Mit jeder nachricht die ich derzeit lese scheint dieser wert weiter zu steigen. Game over.

  • In einem Buch von Kostolany, ich weiß gerade leider nicht mehr welches, äußert er sich zwar ablehnend einem Goldstandard gegenüber, schreibt aber, dass es sich doch zur Spekulation eignet.


    Welche Gründe er hatte, in dem Interview, gegen Gold als Spekulationsobjekt zu argumentieren kann man nur erahnen.

  • @ skydiver: ist wohl so, ja. In letzer Zeit wohl eher der Umschwung vom Wohlstandsmaterial (Schmuck) zur Versicherung vor Zukünftigen, von dem man eine mehr oder weniger genaue Vorstellung hat. Und zur Zeit steigt eben die Versicherungsprämie, nur wenns sie wieder irgendwannmal geringer wird, ist das Material noch da.


    und zum Altmeister: Sicher ist es so dass man mit Spekulation abseits des Goldes größere Gewinne erreichen kann, auch gegen Gold gemessen. So verstehe ich siene Aussage. Dass Gold prinzipiell steigt bei Inflation und Unsicherheit hat er ja in dem Interview nicht bezweifelt.


    Aber was solls, warum muß ich jemand verteidigen der es gar nicht mehr gebrauchen kann, nach vorn gehts für jeden, ob er will oder ned.



    Gruß


    La

  • Kosto war ein Spekulant und long in Aktien war der nur wenn die Rahmenbedingungen langfristig gestimmt haben. Und die Rahmenbedingungen haben damals verdammt lange gestimmt. Für Kosto stand und fiel die Weltwirtschaft mit dem Vertrauen in den Dollar. Ich glaube der Kosto würde heute genauso mit Gold spekulieren wie wir auch denn das Vertrauen ist grad etwas "subprime" geworden. Schade, daß man die Meinung des Altmeisters zur Lage der USA nicht mehr einholen kann.

  • Von Kostolany stammt der Spruch: "Glaub' dem Guru nicht, egal, was er verspricht!"
    Habe mich seit 1999 dran gehalten... ;)


    Aber ernsthaft, Kostolany hat in seinen 70 Börsenjahren immer wieder die Erfahrung gemacht, daß sich die Wirtschaft nach katastrophalen Krisen relativ schnell wieder erholt hat. Er ist daher einer der "Wachstumsgläubigen" geworden, was mir an seiner Stelle wohl auch passiert wäre.
    Ist bzw. war übrigens bei W. Buffet oder den LTCM-Initiatoren ähnlich.


    Time will tell. :rolleyes:

    "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" W. Ulbricht
    "... gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit, mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“ U. Barschel
    "Es gibt kein Treffen in Luxemburg", sagte Guy Schuller, Sprecher des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Freitag der dpa. "Das sind Gerüchte ohne Substanz."

    Einmal editiert, zuletzt von tenntWände ()

  • Kosto hat viele Sprüche gebracht, die immer noch gelten, und an die sich zu erinnern bei allen Investments gelten sollte.


    1998 war die Inflationsrate fast Null, und konsequenterweise Gold auch kein besonders attraktives Investment.


    Es kommt immer aufs Timing an (hat Kosto auch gesagt)


    Zum Goldstandard, das bin ich voll Kostos Meinung: wenn ich ganze Volkswirtschaften von einem willkürlich gewählten Muschelgeld abhängig mache, verzichtet man auch auf alle Möglichkeiten zur Krisenverhinderung .. (aber offenbar sehnen manche ja die Krise geradezu herbei) .. Fatal wurde es, als der Staat sich unrückzahlbar in der Gold-Währung verschuldet hatte ... DAS war doch der Grund für die Hyperinflation und den Zusammenbruch der Reichsmark. Die schleichende Inflation ist imho eindeutig das geringere Übel. (ein Übel trotzdem, klar ... )

  • Alles Scheiße.


    Kosto hat das verdammte Glück gehabt, eine Nase zu haben und in der richtigen Ära gelebt zu haben.
    Mut gehört dazu.
    Verwegenheit.


    Wir haben es schwerer.


    Mut haben wir, verwegen sind alle, sonst wären sie nicht hier.


    Wir brauchen noch eine Nase, wer opfert sich??
    Die muß aber 70 oder so Jahre lang sein:D :D :D


    NA??

    Fehler sind klasse wenn sie benutzt werden.


    Sie sind das einzig wahre Grundmotiv des Lernens.


    oder etwas anders formuliert:


    Nichts ist wirklich so schlecht, als daß es nicht wenigstens als schlechtes Beispiel dienen kann!


    J.M.

    Einmal editiert, zuletzt von Prophet ()

  • Zitat

    Original von Rhöngold
    Kosto war ein Spekulant und long in Aktien war der nur wenn die Rahmenbedingungen langfristig gestimmt haben. Und die Rahmenbedingungen haben damals verdammt lange gestimmt. Für Kosto stand und fiel die Weltwirtschaft mit dem Vertrauen in den Dollar. Ich glaube der Kosto würde heute genauso mit Gold spekulieren wie wir auch denn das Vertrauen ist grad etwas "subprime" geworden. Schade, daß man die Meinung des Altmeisters zur Lage der USA nicht mehr einholen kann.


    Rhöngold
    Es gibt doch noch so viele Gnurus wie.....Eichelberg :D
    oder
    beruf mal ne Seance ein....vielleicht hat ein Medium nen Draht zum alten Kosto...... :D


    Sanfte Grüße
    Der Misanthrop

  • Zitat

    Original von PatroneLupo
    Kosto tat doch nur so...er verkaufte dumme Sprüche...und sonst nichts....sein Adlatus Gotti ...was ist er denn....lauter Mohrenköpfe.


    cu DL


    Wenigstens konnte Kosto sehr gut leben von seinen Spekulationen, also objektiv ein Parasit.
    Aber G. Heller ist tatsächlich ein gaaanz schwacher Aufguß...
    Hatte mir wg. des Lobes aus Kostos Mund mehr von diesem Menschen erhofft (nicht für mich, wohlgemerkt).

    "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" W. Ulbricht
    "... gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit, mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“ U. Barschel
    "Es gibt kein Treffen in Luxemburg", sagte Guy Schuller, Sprecher des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Freitag der dpa. "Das sind Gerüchte ohne Substanz."

  • Zitat

    Original von R2D2
    Das was er sagt ist IMHO völlig unglaublich!


    "Wo ist die Inflation?"


    R2D2


    Ich erninnere mich, dass Ende der 90er im gesamten Mainstream kolportiert wurde, dass mit den "modernen Steuerungsinstrumenten" die Inflation endgültig unter Kontrolle und besiegt sei.


    Und naja: Kostolany ist zu seinen Lebzeiten mit seinen Strategien gut gefahren. Heißt ja nicht, dass er immer und mit allem Recht hatte. ;)

  • @Röhngold
    Naja,zu den Zeiter der Wikinger war "Stockfisch" auch eine gute Investition.
    Ob gewässert oder noch trocken,der sieht den alten André sehr ähnlich (für "Biometrische Peronenerkennung" geeignet)!
    Servus aus Österreich
    Dis Pater

  • Kostolany war vor allem ein eitler Schwätzer und ein brillanter Selbstdarsteller. Dass er nicht immer unrecht hatte, stimmt natürlich. Er lag aber eben auch genauso oft falsch. Irren ist menschlich. Aber am Ende ist das egal, denn er hatte offensichtlich ein unterhaltsames und nicht gerade armseliges Leben. Und das ist alles, was zählt.


    Meint zumindest
    Itaker

  • Zitat

    Original von Itaker
    Kostolany war vor allem ein eitler Schwätzer und ein brillanter Selbstdarsteller. Dass er nicht immer unrecht hatte, stimmt natürlich. Er lag aber eben auch genauso oft falsch. Irren ist menschlich. Aber am Ende ist das egal, denn er hatte offensichtlich ein unterhaltsames und nicht gerade armseliges Leben. Und das ist alles, was zählt.


    Meint zumindest
    Itaker


    Besser kann man es nicht sagen. 8) ;)

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