Sondengänger in Deutschland?

  • Lieber Faber,


    mein Freund der Archi, hat mir z.B. folgendes erklärt:


    Ein Bagger- oder Schubraupenfahrer, Bauleiter, Architekt das sind für ihn die eigentlichen Kulturschänder. Im Gegensatz zu den freundlichen- und hilfsbereiten Sonderngehern, kommt von denen NIE UND NIMMER eine Meldung über einen wertvollen Fund. Warum wohl? Bei der Bauindustrie, die Löcher ausheben, alte vielleicht historische Flächen zu betonieren, Strassen- und Gebäude bauen, wäre durch einen Gräberfund aus der alten Zeit, ein denkbare AMTLICHE BAUSTOP-VERFÜGUNG ein enormes Risiko.... mit Gewinnausfall die Folge. Solche graben und bauen meistens weiter - und verheimlichen der Behörde solche Fundvorkommnisse. Aber der Sondergänger kommt ins Amt. Das sei ja das Gute.


    Der Archi sagte mir ferner, dass seine Ämter sogar Sondengeher extra in Kursen ausbilden, damit eben nicht unwiderbringliche Schäden an den Fundorten angerichtet werden.


    Aber bereichern tut sich von den Sondengänger so gut wie keiner. Es ist ja sogar so, dass 90% aller Neu-Funde der letzten 5 Jahren, die wir heute in den Museen bewundern können, von Leuten mit Metall-Detektor gefunden wurden. "...Dank e-bay sind wir bei eventuellen krummen Machenschaften von nationalen Kulturdenkmälern Venezuelas schnell auf der Spur - und greifen rasch ein; die so erwischten, sind ausnahmlos gewerbliche Antiquitätenhändler!!! aber bisher kein einziger Sondengeher..." sagte mir der Archi.


    Bergmann

    Das Gold erfreut die Menschen. Im Bergbau kommt das Gold in der Praxis selten alleine vor, fast immer in Begleitung anderer Mineralien und Elementen.

  • Lieber Faber,


    Ein Bagger- oder Schubraupenfahrer, Bauleiter, Architekt das sind für ihn die eigentlichen Kulturschänder. Im Gegensatz zu den freundlichen- und hilfsbereiten Sonderngehern, kommt von denen NIE UND NIMMER eine Meldung über einen wertvollen Fund. Warum wohl? Bei der Bauindustrie, die Löcher ausheben, alte vielleicht historische Flächen zu betonieren, Strassen- und Gebäude bauen, wäre durch einen Gräberfund aus der alten Zeit, ein denkbare AMTLICHE BAUSTOP-VERFÜGUNG ein enormes Risiko.... mit Gewinnausfall die Folge. Solche graben und bauen meistens weiter - und verheimlichen der Behörde solche Fundvorkommnisse. Aber der Sondergänger kommt ins Amt. Das sei ja das Gute.


    Sorry, aber das ist Mumpitz. In jeder Region (z.B. Köln) ist eine entsprechende Klausel im Bauvertrag, die die Meldepflicht und die Ausfallvergütung regelt. Größere Vorhaben werden IMMER von einem staatlichen Archäologen begleitet. Der Baufirma kann nix besseres als ein Baustopp passieren, der Bauherr bezahlt die Ausfallzeiten, je länger, desto mehr (bezahlte) Zeit ist für Planung und Organisation des späteren Bauablaufes. Der Baggerfahrer kann sich in seiner Wartezeit bezahlt in der Sonne ausruhen. Aus meiner eigenen Erfahrung: der Baggerfahrer kommt wegen jedem Hähnchenknochen angerannt.

  • Goldling


    Mumpitz: Der Bauherr ist ja nicht so blöde, der macht nämlich Verträge mit Liefer- und Fertigstellungszeit.., meistens macht man den Subunternehmer haftbar... Ihr da drüben habt doch ebenso keine ausreichende Besetzung mit Archäologen. Es kann ja gar nicht sein, dass hinter jedem grösseren Bauprojekt, gerade einer verfügbar ist.


    Hier sehe ich nur bei manchen die Tendenz, dass der Metalldetektoranwender wie eine Sau durchs Dorf getrieben werden soll.


    Bergmann

    Das Gold erfreut die Menschen. Im Bergbau kommt das Gold in der Praxis selten alleine vor, fast immer in Begleitung anderer Mineralien und Elementen.

  • ...
    Hier sehe ich nur bei manchen die Tendenz, dass der Metalldetektoranwender wie eine Sau durchs Dorf getrieben werden soll.


    Bergmann

    Na ja, keine Verteidigung ohne Anklage. Vielleicht ist das ja eine geeignete Gelegenheit, zu differenzieren und darzulegen, welche Typen von Sondengehern es gibt, vom Raubgräber bis zum "Archäologenhelfer". Ich kannte bisher nur die eine Seite, bin aber immer offen für neuen Input.


    Was Köln angeht: In Köln interessieren sich die Offiziellen nur für die Römers. Wenn zufällig etwas aus dem Mittelalter ausgebuddelt wird, wird es schon mal dezent entsorgt, und zwar auf Müllkippen, wo schon zufällig gut erhaltene mittelalterliche Metallarbeiten gefunden wurden. :cursing: Die Touris kommen halt nach Kölle für um Römerkram zu gucken. :wall: Da würde man eine mittelalterliche Kirche abreißen, um die Grundmauern von einem römischen Scheißhaus darunter zu freizulegen! ;)

    Die beste Ausgangsposition für ein freundliches Nicken ist ein aufrechter Kopf.


    Rassistische Witze sind für nicht-Rassisten Witze über Rassisten.


    Solange so viele Menschen glauben, die Welt dadurch verbessern zu können, dass sie sich neue Namen für Menschen und Dinge ausdenken, wird es die Welt schwer haben, besser zu werden.


    Fahren mit Servolenkung ist wie Tanzen mit Skistiefeln.

  • Goldling


    Mumpitz: Der Bauherr ist ja nicht so blöde, der macht nämlich Verträge mit Liefer- und Fertigstellungszeit.., meistens macht man den Subunternehmer haftbar... Ihr da drüben habt doch ebenso keine ausreichende Besetzung mit Archäologen. Es kann ja gar nicht sein, dass hinter jedem grösseren Bauprojekt, gerade einer verfügbar ist.

    Bei allem Respekt vor Deinen stets interessanten Posts, aber Dein Archi erzählt (wahrscheinlich unwissentlich) Unfug. Historische Funde während der Bauarbeiten fallen stets unter VOB/B §6.2 a) und c) (womit nun mein Berufsstand geklärt wäre :) ). Das Baugrundrisiko liegt beim Auftraggeber und nicht beim Bauunternehmer.
    Verträge, die derartige Ereignisse ausschließen und an den vertraglichen Fristen dennoch festhalten, sind sittenwidrig und damit nichtig! Der Bauunternehmer, der sich trotzdem darauf einläßt, kennt seine Rechte nicht und es geschieht ihm recht, wenn er Verluste fährt.


    Beim Bau der Außenanlagen der SAP Arena in Mannheim wurden historische Funde gemacht.


    Die Funde bescherten unserem Unternehmen ca. 1/2 Jahr Bauzeitunterbrechung und die Stadt Mannheim hatte für den Stillstand wöchentlich zu Bluten :thumbup: . Während die Archäo-Studies mit Zahnstocher und Zahnbürste ihren Ausgrabungen nachgingen, halfen unsere ach so bösen Raupen- und Baggerfahrer unentgeltlich bei anfallenden Quertransporten bzw. saßen in der Sonne und haben zugeschaut. Die Fertigstellungstermine waren ausgehebelt und mußten neu vereinbart werden.


    Das ist Tatsache!



    Das gleiche Problem hatten wir auch bei der Entdeckung von Feldhamsterkolonien, aber das ist ein anderes Thema... :)
    Schönen Gruß

  • Ein guter Bekannter von mir ging regelmässig in den Wald.
    Er hat unter anderem den grössten historischen Metallbarren Süddeutschlands gefunden.
    Den hat er dann wie vorgeschrieben dem Landesamt für Ärchologie übergeben.
    Die Genossen dort wollten ihn in einem Museum ausstellen.
    Dies ist bis heute (ca.4 Jahre her)nicht geschehen.
    Eine Vergütung oder Ähnliches gab es auch nicht.
    Penner?
    Auf jeden Fall bin ich sicher, ohne ihn wäre das Ding immer noch unter der Erde.
    Da sieht man mal, das Sondengänger vieles zutage fördern, wozu die öffentliche Ärchologie nie in der Lage wäre

  • Nun ja Beowulf, wir sind ja auch nicht in Deutschland, sondern Venezuela; da haben es offenbar die Bauherren besser. Bauherren haben auch in der Natur der Sache, meist vom Tiefbau samt der Vorkommnisse des Untergrundes keine Ahnung, wären auch wegen der Komplexität überfordert..... Bei Tiefbauunternehmern, Architekten, Bauleitern müsste man dies aber doch voraussetzen können. Das ist so ungefähr wie beim Autofahren, der Fahrer ist verantwortlich, nicht der KFZ-Besitzer. Andere Länder, andere Sitten.


    Bergmann

    Das Gold erfreut die Menschen. Im Bergbau kommt das Gold in der Praxis selten alleine vor, fast immer in Begleitung anderer Mineralien und Elementen.

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