US-Industrie zu Jahresanfang am Rande der Rezession
Do Feb 1, 2007 7:47 MEZ
New York/Berlin (Reuters) - Die US-Industrie ist zu Jahresanfang überraschend geschrumpft und steht damit am Rande einer Rezession.
Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager rutschte im Januar auf 49,3 von 51,4 Punkten und fiel damit auf den tiefsten Stand seit knapp vier Jahren, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Donnerstag mitteilte. Experten hatten im Schnitt mit einem leichten Anstieg auf 51,9 Punkte gerechnet. Im Gegensatz dazu startete die deutsche Industrie mit Volldampf ins neue Jahr.
Volkswirt Richard Iley von BNP Paribas in New York kommentierte mit Blick auf das schwache Abschneiden in den USA: "Die Industrie ist wirklich sehr schwach und befindet sich am Rande einer Rezession." Das Barometer für die Produktion fiel auf 49,6 von 52,4 Punkten im Dezember und rutschte damit wie der Gesamt-Index unter die kritische Expansionsschwelle von 50 Zählern. Der Auftragseingang - ein Indikator für zukünftiges Wachstum - verlangsamte sich der Umfrage zufolge ebenfalls deutlich: Der entsprechende Index sank auf 50,3 von 51,9 Zählern. Die US-Betriebe setzten zudem ihren leichten Arbeitsplatzabbau fort.
Damit wächst der Druck auf die US-Notenbank Fed, die Konjunktur mit einer Zinssenkung anzukurbeln. Die Fed hatte erst am Mittwochabend beschlossen, ihren Schlüsselzins zunächst unverändert zu lassen. Dank der Ausgabenfreude der US-Verbraucher hat die Wirtschaft zum Jahresende 2006 kräftig Fahrt aufgenommen und war mit einer Jahresrate von 3,5 Prozent gewachsen.
Die deutsche Industrie steckte dagegen die Mehrwertsteuererhöhung offenbar locker weg. Der RBS/BME-Einkaufsmanagerindex (EMI) - das Pendant zur US-Umfrage - sank zwar im Januar auf 58,5 Punkte von seinem Sieben-Monatshoch im Dezember bei 59,4 Punkten, wie das britische Forschungsinstitut NTC am Donnerstag mitteilte. Damit schwächte sich das Wachstum aber nur geringfügig ab. "Die Industrie steht noch immer unter Volldampf", sagte Bernd Weidensteiner von der DZ Bank. Dabei geht es der deutschen Industrie weiter besser als ihren ausländischen Konkurrenten in Europa: In der Euro-Zone sank der EMI um einen Zähler auf 55,5 Punkte.