Ich nehme an, dass noch nicht allzu viele von Euch die besagte Region im Ost-Kongo (DRC) besucht haben oder dort gearbeitet haben. Vor fast genau 6 Jahren – sozusagen zwischen 2 Bürgerkriegen – habe ich in den Provinzen Nord / Süd Kivu und Orientale gearbeitet. Auf den ersten Blick ist der Osten des Kongos das Paradies auf Erden: traumhafte Landschaft, alles wächst und gedeiht, nie zu heiß oder zu kalt. Die Realität sieht allerdings anders aus. Nach 20 Jahren in Afrika bin ich zum ersten Mal in eine Region gekommen, in der keiner mehr lacht. Egal ob im übelsten nigerianischen Slum, dem abgelegensten tschadischen Dorf in der Wüste oder in einem korrupten Moloch wie Conakry/Guinea (auch genannt „Gonna cry“), überall bin ich auf Leute getroffen die optimistisch in den Tag hinein gelebt haben und sagen irgendwann wird alles besser.
Im Ost-Kongo ist das anders, dort sind seit den 1990ern über 5 Millionen Menschen umgebracht worden und viele mehr gequält, vertrieben und verstümmelt worden. Bis zum heutigen Tage hält dies an. Die Bauern bestellen ihre Felder nur noch selten, weil sie wissen dass sie die Ernte sowieso nicht mehr sehen werden. Die zahllosen Flüchtlingslager – „bewacht“ von teils recht dubiosen Blauhelmsoldaten – haben Ausmaße von größeren Kleinstädten. Bewaffnete Gruppen aller Couleur aus DR Kongo, Uganda, Ruanda marodieren durch die Gegend.
Angetrieben und finanziert wird das Ganze von den Bodenschätzen, allen voran Gold, Tantal („Coltan“), Zinn und Wolfram, die in der Region zahlreich auftreten. Die Goldvorkommen sind teils aberwitzig reich: Nachdem wir in den 90ern die ersten Bohrkern-Analysen vom Labor bekamen waren wir der Überzeugung dass das Labor geschlampt hat, weil keine Goldgehalte von unter 2 g/t auftraten. Das Labor hat übrigens nicht geschlampt, heute wird das Vorkommen auf 25 Millionen Unzen geschätzt.
Die Berichterstattung ist sicherlich reißerisch und oft wiederholen diverse Journalisten nur was sie vom Hörensagen kennen. So sehr ich auch Pro-Bergbau bin, aber hier ist der Begriff „Blut-Gold“ angebracht. Die Arbeiter in den artisanalen Abbauen sind de facto Sklaven von diversen Warlords. Fast alle Leute mit denen ich in der Zeit gesprochen habe, würden lieber auf ihre Felder zurückkehren als weiter in den Drecklöchern nach Gold, Tantalit, etc. zu buddeln. Reich werden damit andere.
Anbei noch ein paar Eindrücke aus Goma und Iga Barrière nahe Bunia.
Gruß,
louisdor