Hallo,
wollte mal folgenden Sachverhalt zur Diskussion stellen:
Brief an die Mitarbeiter:
[...]
auf Grund der zunehmend schwierigen Lage innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung kommt der betrieblichen Altersversorgung eine wesentliche Bedeutung zur Absicherung im Alter zu. Aus diesem Grund war es der Geschaeftsleitung wichtig, einerseits die Kostenentwicklung durch die betriebliche Altersversorgung fuer (Firma) berechenbarer und damit kalkulierbarer zu machen und andererseits auch weiterhin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine attraktive und moderne Altersversorgung anzubieten.
[...] haben Geschaeftsfuehrung, Betriebsrat und Sprecherausschuss rueckwirkend zum 1.1.2006 mit der Versorgungsverordnung 2006 ein neues betriebliches Altersvorsorgesystem beschlossen.
Es wurde zum 31.12. 2005 aus den bisherigen Pensionsanwartschaften ein Rentenbaustein errechnet, aus dem eine Rentenzahlung erfolgt. Alles was seit dem 1.1.2006 eingezahlt wurde/wird, wird spaeter als Einmalzahlung ausgezahlt.
Die Broschuere enthaelt erstmal tolle Formulierungen wie "langfristig finanzierbar", "sicher", "Alterskapital statt Rente", "Beitrage und Leistungen sind transparent".
Dann die Details:
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[*]Es erfolgt eine Kapitalauszahlung statt einer Rente => die Kosten des Systems sind dann trotz steigender Lebenserwartung fuer die Firma kalkulierbar.
[*]Bis 2010 zahlt die Firma bis zur Beitragsbemessungsgrenze 3% des beitragsfaehigen Entgeltes in die Altersversorgung (scheinbar so, wie bisher)
[*]Ab 2011 zahlt die Firma nur noch 1% und weitere 1.5% nur dann, wenn der Mitarbeiter zusaetzlich von seinem Bruttogehalt noch 1.5% dazulegt.
Zitat: "Ab 2011 koennen sich die Mitarbeiter zusaetzlich zum Grundbeitrag von ... selbst an der Altersversorgung beteiligen." (puh, Glueck gehabt!!! Man kann sich wieder irgendwo beteiligen!)
[*]Leistung erfolgt bei erstmaligem Erhalt der gesetzlichen Rente (also nie??? ?(): 5 Jahresraten oder Einmalzahlung oder Verrentung durch Ueberfuehrung in den Chemie-Pensionsfonds.
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Und jetzt die Verzinsung:
Es wird unterschieden zwischen interner und externer Vermoegensanlage:
Intern:
Die Firma verzinst bis Ende 2010 mit 6%, danach Kopplung an 10-jaehrige deutsche Staatsanleihen: Immer 0.5% darueber aber bei einem Minimum von 2% und einem Maximum von 6%.
Extern:
Zitat:
"Alternativ kann (Firma) die Kapitalbausteine und Zinsanteile in ein so genanntes "Contractual Trust Arrangement" (CTA) uebertragen. Hierbei handelt es sich um eine von (Firma) unabhaengige Organisation mit der Funktion eines Treuhaenders. In diesem Fall werden die Kapitalbausteine und die bis dahin erworbenen Zinsanteile nicht verzinst, sondern bis zum Eintritt des Versorgungsfalls am Kapitalmarkt angelegt. Bei dieser Alternative verpflichtet sich (Firma), dem Mitarbeiter im Versorgungsfall ein Kapital zur Verfuegung zu stellen, das mindestens der Summe der eingezahlten Beitraege entspricht."
Dann erfolgen noch viele Balkendiagramme mit Wertentwicklungsprognosen usw.. Versteuerung bei Leistung nach Einkommensteuergesetz.
Wenn ich das betrachte, ist das ein Ausstieg auf Raten und nur Dumme durchschauen das nicht. Scheinbar sind das aber die meisten in der Firma, da trotz schon gelaufener Infoveranstaltungen (ich war nicht dabei) keine Diskussionen stattfinden, weder im Forum noch auf den Fluren...
Die senken ihre Beitraege in 2011 von 3% auf 1%, wenn der Mitarbeiter nicht selber gutes Geld nachwirft. Dann die Deckelung auf 6%, was passiert also bei steigender Inflation / stark steigenden Zinsen? Pech gehabt...
Und diese CTA-Geschichte ist doch der Hammer: Wenn wir wollen, geben wir das Geld mal woanders hin, dann brauchen wir auch keine Zinsen mehr zahlen. Am Kapitalmarkt gibt's ja eh mehr... sehr solide alles...
Und die Garantie der eingezahlten Beitraege wuerde ich auch schaffen, wenn ich 10€-Muenzen im Garten vergraben wuerde.
Hintergrund: Der Laden wurde 1998 von Henkel abgestossen und von Permira und einigen anderen uebernommen. Die haben mittlerweile ueber 800Mio. € aus dem Unternehmen genommen (=Schulden). In 2004 hatte der Laden 1,3 Mrd Umsatz und 169,2 Mio. betriebliches Ergebnis vor Abschreibungen, Sondereinfluessen, Zentralkosten und Gruppenlizenzen (Recurring EBITDA VU). Ein Boersengang wurde 2006 gestrichen und Verhandlungen mit strategischen -, wie auch Finanzinvestoren ergab folgendes Ergebnis: Permira und Co. bleiben weiterhin investiert, weil sie ja noch gute Entwicklungschancen sehen usw... blabla... (Habe den genauen Wortlaut jetzt nicht vorliegen), sprich: "Keiner will den von uns finanziell ausgebluteten Laden zum Wucherpreis kaufen.".
Man ist mir schlecht.... am 7.9. ist wieder eine der Infoveranstaltungen... ob ich mich da zurueckhalten kann???