Man muss sich Menschen suchen, die Ahnung von der Materie haben und auch bereit sind ihr Wissen weiter zu geben. Das ist nicht oft so.
Müssen muss man nur sterben.
Ich denke mal, Autos und Motorräder ist eine ganz andere Kiste. Als ich von meinem 89er TD den Zylinderkopf gewechselt habe, habe ich auch ein mehrfaches der Zeit in Recherche gesteckt, als ich tatsächlich geschraubt habe, weil hier Fehlschläge schlicht teuer sind. Mal eben ein Ersatzteil für über 300 Euronen zu kaputten, um 'was dabei zu lernen, ist natürlich Quatsch. Ich habe mir aber nicht direkt helfen lassen, und habe dann später von dem, der mir geholfen hätte erfahren, dass ich es viel zu gründlich gemacht habe.- Darum tat es mir aber keineswegs leid. Die überflüssig investierte Zeit hatte ich ja mit etwas verbracht, das Spaß macht.
Bei der Edelmetallverarbeitung kann man keine teuren Teile kaputten, weil man alles wieder trennen und einschmelzen kann, wenn man mal wieder auf dem harten Wege dazugelernt hat. Die Zeit ist halt Lehrgeld, ebenso wie die minimalen Verluste, die bei diversen Prozessen entstehen. Minimal, solange man erst mal eine Weile mit Silber übt, und nicht gleich Gold in den Tiegel schickt.
Im Normalfall gieße ich jeden Tag 2 bis 3 Mal Gold, Silber und auch Stahl (Chrom/Kobalt/Molybdän) ..
Ich gieße keinen Stahl. Dafür fehlt mir die nötige Temperatur und der Bedarf. Ich wüsste schlicht nicht, was ich in Stahl gießen könnte, was nicht auch durch Schmieden und Schweißen (dafür reicht die Temperatur immerhin) herstellbar ist.
und ich weiß, das es nicht ganz einfach ist mit primitiven Mitteln ein halbwegs akzeptables Ergebnis zu erhalten. Deshalb mein Rat, frag in einem Dentallabor in deiner Nähe (durch den vielen Auslandszahnersatz haben die Dentallabore manchmal nicht ganz soviel zu tun) ob du nicht einfach mal ein Praktikum (Freitag ab 12.00 Uhr) machen könntest. Du schaust den Technikern über die Schulter, versteht was von positiv und negativ Form, verlorenen Kopf, Anstiften usw.
Dann modellierst du den Objekt und fragst ob es mit eingebettet und mit gegossen werden kann.
Ausarbeiten und so kannst ja dann selber machen.
Das ist ja der Punkt. Es soll gar nicht einfach sein. Wenn es einfach wäre, wollte man es gar nicht machen! Außerdem passt sich die eigene Fertigkeit schnell den gegebenen Möglichkeiten an. Die ersten, die vor 6000 Jahren Gold bearbeitet haben, haben auch nicht aufgegeben, obwohl sie kein Dentallabor in der Nähe und nur Hämmer aus Stein hatten. Und ihre Hinterlassenschaften versetzen heute noch Museumsbesucher in Staunen. Es ist etwa so, dass es kaum möglich ist, bei archäologischen Goldfunden vom Handwerklichen Niveau Rückschlüsse auf das zivilisatorisch-technische Niveau zu schließen, da die Goldverarbeitung von Anfang an auf mehr oder weniger gleichem (nahezu höchstem) Niveau stattfindet.
Ich würde sogar sagen, dass mit steigendem technischen Niveau die Anforderungen an den Handwerker sinken, und dass so Werke, die unter primitiveren technischen Bedingungen entstanden sind, von höherer Kunstfertigkeit zeugen, als modernere. (Und ihnen, auch objektiv betrachtet, oft mindestens ebenbürtig sind, was Ausführung und Schönheit angeht.)
Mittlerweile, mit modernen Mitteln, können Lieschen Müller und ihr Männe in Spe unter Anleitung ihre Eheringe "selber" machen, selbst wenn sie sich dabei selten dämlich anstellen, wie im Fernsehen beobachtet.
Ansporn hierbei: Null. - Dann lieber die Ringe kaufen oder bei Donk bestellen.
Was man im Dentallabor durch zuschauen lernt, kann man mit Hausmitteln nur schwer umsetzen. Was eine Negativ- und Positivform ist, weiß man auch so. Es gibt viele richtige Antworten, woraus und wie man eine Form macht. Von den gängigen Alternativen Abguss oder Abdruck mit oder ohne Silikon, Gips, Formsand, Ton, Lehm, Graphit, modellieren in Wachs etc.. hat man auch schon mal gehört, und jeder kann für sich auswählen, was er am liebsten zuerst probieren würde und sich per Internet-Suche informieren, wie was angewendet wird. Ich habe nur festgestellt, dass es umso mehr Spass macht und befriedigender ist, je weniger modernes Zeugs (wie z.B. Silikon) dabei ist.
Es ist ein Messen. Man wägt seine eigenen Fähigkeiten gegen die der Schmiede der Vergangenheit. Das ist zwar hoch gegriffen, aber auch ein besonderer Ansporn. Eigentlich ist es ein unfairer Wettbewerb, weil heute im technisierten Zeitalter selbst untere Bildungsschichten mit einer ganz anderen technischen Grundbildung heranwachsen, und Dinge wie Kraft, Druck, Wärmeausdehnung und Aggregatzustände selbst Grundschülern Begriffe sind. Es ist in etwa vergleichbar damit, dass es heute selbst mit Hanfseilen und Barfuß oder mit Trikuni-Nägeln unter den Schuhen die alpinistischen Pioniertaten nicht wiederholt werden könnten, weil z.B. die kleine Eiszeit von Damals längst vorbei ist, und die Wetterbedingungen, die in den Alpen den wichtigsten Faktor überhaupt ausmachen, mit den damaligen Bedingungen nicht vergleichbar sind.
So haben wir heute sauber und funkenfrei brennende Holzkohle zur Verfügung, die wir trocken lagern können. Wir haben 999er Silber, was wir nicht erst selbst mit Blei austreiben müssen. Und wir haben jeden Rohstoff ausschließlich in vergleichbar bester Qualität zur Verfügung. Wenn ich mir ein Werkzeug aus einem alten Moniereisen schmiede, benutze ich ungewollt das, was bestem Raffinierstahl des Mittelalters entspricht. Wollte ich Eisen in früherer Grobwerkzeug-Qualität nehmen, müsste ich den Stahl mit mindestens 2 Rennöfen und sehr anstrengender Arbeit unter extrem heißen Bedingungen selbst herstellen (ein Projekt, das auf meiner will-machen-Liste steht) oder den Stahl, durch Feuerverschweißen vieler Kleinteile zu einem Klumpen, "fälschen". Es sind viele Faktoren, die dem Handwerker von Heute, der die Erfahrung von damals sucht, ungewollte Vorteile verschaffen, aber dieses Messen gibt trotzdem immer noch mehr Gefühl von technischer Emanzipation, als etwas machen zu lassen. (Ich freue mich schon darauf, irgendwann vom Formsand weg zu kommen, und Erfahrungen mit Westerwälder Ton zu sammeln.)
Beste Grüße
PS: Ich versteh wie Stolz man ist, wenn man´s selber gemacht hat.
Nur wenn jemand anderes seine Finger drin gehabt hat, hat man es eben nicht selbst gemacht. Für machen lassen und hübsch gefeilt und blank poliert gibt es keine Anerkennung, weder von einem selbst, noch von anderen.
Nicht für ungut, ich verstehe Deinen Standpunkt sehr gut. Du willst Hilfe anbieten. Das ehrt Dich.
Dir auch beste Grüße!
caromuller:
Muss es unbedingt Gießen sein?
Ein Plättchen mit einem Zeichen darauf würde ich machen, indem ich eine Schmezperle mit einem polierten Hammer platt haue und das Zeichen mit einem Gefeilten und polierten Nagel auf einer Bleiunterlage punziere wenn die Rückseite egal ist, ansonsten mit einem schräg angeschliffenen alten Metall-Stichsägeblatt ziseliere.
Das ist glatter, härter und sieht schon ohne Polieren feiner aus als gegossen, und man poduziert weniger Feilstaub.