Eine Krise kann sehr unterschiedlich ausfallen, und keiner kann mit Bestimmtheit sagen, ob und wann sie passieren wird, wo es hingehen wird und was so alles passieren und nicht passieren wird. Etwas, was Krisen in 2 völlig unterschiedliche Ligen spaltet, ist meiner Auffassung nach die Frage nach der Grundversorgung mit Strom. Wasser kann man sich in Mitteleuropa irgendwie besorgen und abkochen. Gas kann man durch einen improvisierten Ofen soweit ersetzen, dass es bei Eisblumen an den Fenstern bleibt und keiner erfrieren muss. Wenn öffentliche Verkehrsmittel ausfallen kommt man trotzdem irgendwie von der Stelle. Eines aber betrifft alle Lebensbereiche, und das ist Strom. Unsere heutige Ernährung besteht aus frischen Waren, die fertig fabriziert gekauft werden, entsprechend ist die gesamte für die Ernährung der Nation vorhandene Infrastruktur darauf ausgerichtet. Diese Form von Ernährung ist 100%ig abhängig von Strom, denn sie muss von der Ernte/Schlachtung bis zum Kochtopf gekühlt werden. Etliche werden an Fleischvergiftung verrecken oder verhungern, bis die Versorgung auf traditionelle Konservierungsmethoden umimprovisiert wurde. Die gesamte medizinische Nofall- und Intensivversorgung ist abhängig von Strom. Am engsten mit der Verfügbarkeit von Strom verflochten ist heute jedoch die Kommunikation.
Ob eine Krise in der einen oder anderen Liga spielt, hängt nicht nur von wirtschaftlichen oder politischen Faktoren ab, sondern auch von technischen Einflüssen, die unglücklicherweise zeitgleich zu einer Krise auftreten können oder sie eventuell sogar auslösen können. Wenn ein ausnahmsweise mal von Weltzerstörungsphantasien anstatt der üblichen Profitgier motivierter Programmierer einen neuen von tausenden entdeckten Windows-Exploits findet und ein Ding codet, das richtig üble Sachen macht anstatt nur ein paar Spams zu verschicken, könnten wir recht schnell im Dunklen sitzen. Als 1859 ein ungewöhnlich starker Sonnensturm das frisch installierte weltweite Telegrafennetz lahmlegte, betraf das deutlich robustere Technik als die heutige, und heute betrifft es sowohl die Kommunikationsinfrastruktur als auch die Steuerungs- und Kommunikationselektronik in Kraftwerken, Umspannwerken etc.. Für 2012 ist ein ungewöhnlich starker Sonnensturm prognostiziert. All die kaputte zu ersetzende Elektronik wird sicher einen Aufschwung produzieren - wenn man in der Lage sein wird, Massenelektronik zu produzieren.
Was ich damit sagen will, ist dass eine Krise aus der Oberliga, also ohne Strom und Kommunikation eine Möglichkeit ist, die bei Überlegungen betrachtet werden sollte. Und das man grundlegend zwischen zwei Arten von Krisen (oder Stadien einer Krise, wenn diese in die Oberliga wechselt) unterscheiden muss.
Als Basis für Überlegungen, bei welcher jeweiligen Art von Krise Edelmetall als Zahlungsmittel Akzeptanz findet kann nur die Beobachtung der Gegenwart dienen, denn es fehlt ein Präzedenzfall, der vom ausgehenden 20 Jahrhundert geprägte Mitteleuropäer in einer Krise der Oberliga zeigt. Nur die ältesten von uns erinnern sich an eine Hyperinflation. Was in den Köpfen herumgeistert, sind bräunliche monochrome Bilder von Kindern in kurzen Hosen mit Schiebermützen auf den Köpfen, Menschenschlangen vor Läden und allerlei Vorstellungen, wie so ein Schwarzmarkt denn aussehen könnte. - Irgendwie heimelig, ja ja damals.. Die Millionen von Hungertoten konnten ihren Enkeln nicht davon erzählen, und die Überlebenden haben im Alter wahrscheinlich - nur menschlich, denn man erinnert sich lieber an die guten Dinge - ein verklärtes Bild hinterlassen.
In der Gegenwart leben hautsächlich Mugs, deren Courage und Hilfsbereitschaft in den seltensten Fällen und dann meist mit besorgniserregendem Ergebnis getestet ist. Es gibt immer wieder Lichtblicke, aber die repräsentieren nicht das Gros der Menschen. Auch ist immer wieder erschreckend, wie viele Menschen völlig unflexibel sind und wie oft einem bei den einfachsten Gelegenheiten zur Improvisation völlige Hilflosigkeit entgegenkommt.
Die Akzeptanz von Silberzehnern ist, zumindest hier in der Gegend (Land), meiner Erfahrung nach null. Ich habe mal bei unserem Griechen mit einem Zwanziger und einem Silberzehner bezahlt und ihm die Gültigkeit als gesetzliches Zahlungsmittel erklärt, aber ich hatte den starken Eindruck, dass er das nur angenommen hat, weil ich Stammkunde und ihm gegenüber immer aufrichtig freundlich bin. In Supermärken, Tankstellen und anderen Restaurants spreche ich das Thema hin und wieder an, aber es läuft oft darauf hinaus, dass ich Bekanntschaft mit dem Geschäftsführer machen müsste, würde ich auf eine Bezahlung in Silberzehnern bestehen. Hier würde nur eine Art Promotion-Aktion, vielleicht mit mannshohen Silberzehnern auf Plakatwänden und Sprüchen für verschiede Zielgruppen darunter und darüber. "10 Euro für's Münzfach" oder "Legal German Tender" oder "Schön, daß es wieder einen Taler gibt" oder "Glänzende 10 Euro für den Enkel".. Dafür ist das eigentlich der falsche Thread. - Sorry. Zurück zum Thema, ich schweife eh' viel zu weit aus:
Wenn die Akzeptanz als Bargeld in der Gegenwart schlechter ist, als man denken sollte, wie verhält es sich dann im Krisenfall? Solange es Bargeld gibt, ist es einziges gültiges Zahlungsmittel und ein Ladenbesitzer wird wenig Interesse haben, sich unter Notstandsgesetzen mit den Behörden anzulegen, indem er über seine Ladentheke Schwarzhandel betreibt und ungesetzliche Zahlungsmittel in Form von Edelmetall (und nicht mehr sind die Silberzehner, wenn ein Filetsteak 1.000.000 Euro kostet) annimmt.
Es bleibt die Verwendung als Währung auf dem Schwarzmarkt, der übrigens ein sehr gefährliches Pflaster sein wird, aber da sehe ich ebenfalls ein Akzeptanzproblem, was auch einer Legalen Verwendung von Edelmetall als Notgeld im Wege steht, und damit komme ich zu dem Dilemma, das ich im Titel benenne.
Abseits aller Fragen die die Legalität betreffen, oder ob und welche Geschäfte überhaupt öffnen oder ob man einen Bauern persönlich kennt, der als Empfänger für die Silberzehner in Frage kommt, stellt sich mir erst mal die Frage:
Woher weiß der Mug auf der Straße oder hinter der Ladentheke oder auf dem Bauernhof, was Silber eigentlich wert ist? Dass es etwas wert ist, wird er wissen, nur wie viel, da werden die Vorstellungen weit auseinander gehen, befürchte ich.
Bei einer Krise der Unterliga kann er im Internet nachschauen oder bei der Bank nachfragen, wenn dort kein Aushang mit den Noten- und Edelmetallkursen im Fenster zu finden ist. Dann aber dürfte Bargeld noch eine so hohe Akzeptanz haben, dass die Silberzehner als Zahlungsmittel kaum über ihrem (dann eventuell verschwindend geringen) Nominalwert bewertet würden, bzw. man nach einiger Überzeugungsarbeit einen schlechten Deal machen müsste, um das Silber überhaupt loszuwerden.
Bei einer Krise der Oberliga wird es kein Internet geben, und selbst wenn die Banken noch Kurse herausgeben, so werden diese Zahlen (zumindest im Falle einer Hyperinflation) wenig hilfreich sein, einen Bezug zum Silbers als Handelswert zu finden. Der Silberanteil in den Zehnern wird nicht als Zahlungsmittel geeignet sein, weil die wenigsten wissen werden, wie viel das Silber überhaupt wert ist. Ein Ausdruck von http://www.goldseiten.de/conte…se/edelmetalle_silber.php mit der Bemerkung "das habe ich noch kurz vor dem großen Ausfall ausgedruckt, da war das Silber schon mehr als 10 Euro wert" zu überreichen, wird allerhöchstens gute Freunde überzeugen.
Ich habe selbst ein paar hundert Euro in Zehnern zu Hause gebunkert und bin schon überzeugt, dass es als hübsch anzusehende Bargeldreserve taugt und ich das Silber im Falle einer Inflation in handelsfähiges Bargeld oder in Einzelfällen in andere Schwarzmarktwährungen getauscht bekomme.
Ich wollte mit diesen Gedanken eher den Advocatus Diaboli spielen und die Diskussion anregen.
Wer löst mein Dilemma?