Zitat
Original von coolhand
hätte man die DDR einfach bestehen lassen und zusammen mit dem allgemeinen Zerfall des Ostens und Aufnahme der Polen und Tschechen in die EU dann erst wiedervereint hätten wir die für lau bekommen:D
Aber die Leute drüben könne ja nix für wenn ein Hr. Kohl mal eben Milliarden über´s Land gießt und verspricht das dies bald blühen wird.....
Die Übernahme der DDR war ein Riesenmist der überstürzt und zu völlig absurden Konditionen durchgeführt wurde.
Daß die DDR Wirtschaft zu völlig anderen Bedingungen und unter anderen Voraussetzungen als die BRD Wirtschaft arbeitete, war jedem klar. Vollbeschäftigung war ein Planziel. Dementsprechend waren für viele Aufgaben Leute angestellt, die man mehr oder weniger eigentlich so nicht brauchte. Auch Rohstoff und Energiemangel waren nicht ausschließlich der Planwirtschaft, sondern der Versorgungslage aus dem befreundeten soz. Ausland geschuldet. Daß man viele Produkte zu irrwitzigen Kosten Herstellte und zu Schnäppchenpreisen entweder an die Bevölkerung abgab oder exportierte um an Devisen zu kommen war selbstverständlich wirtschaftlicher Unsinn.
Daß jedoch bei der Einheit nur Geld aus dem Westen in den Osten geschossen wurde und dieses dann plan und wirkungslos versickerte und immer noch versickert ist Blödsinn hoch 10.
1) Nach der Öffnung der Mauer hätte es die selbe Situation wie vor dem Bau der Mauer gegeben. Massive Migrationsbewegungen, die man nur über eine massive Wirtschaftshilfe für den Osten einigermaßen eindämmen oder aber durch eine neue Mauer verhindern konnte.
2) Die Ostdeutschen Betriebe, die vor der Wende zumindest im Innland und im sozialistischen Ausland profitabel arbeiteten mußten nun Löhne in D-Mark bezahlen und Ihren Kunden entweder D-Mark in Rechnugn stellen oder aber massive Preiseinbrüche verkraften. Wenn man heute über Nacht China den Euro überstülpen würde, wären die Folgen für das Land ähnlich desaströs.
3) Die Folge des sofortigen freien Warenverkehrs bei gleicher Währung war nicht nur daß die ostdeutschen Unternehmen plötzlich mit der wesentlich höheren Produktivität der westlichen Unternehmen konkurrieren mußten. Sie mußten auch (gemessen am Wert der neuen Währung) völlig überzogene Löhne zahlen. Obendrein kauften die Bürger die eigenen produkte nicht mehr sondern das was sie so lange nur in der Werbung gesehen haben. All die Fördergelder und Stützen, die in die Ostdeutschen Löhne und Später Sozialhilfe flossen waren lange Zeit und sind zum Teil immer noch eine indirekte Nachfragestimulierung für die westdeutsche Konsumgüterindustrie. Um die Nachfrage der neuen Länder zu befriedigen mußten nicht mal viele neue Produktionskapazitäten geschaffen werden da man vorher nicht wirklich ausgelastet war. Das heißt die Ostdeutschen hatten über Nacht kaum noch konkurrenzfähige Produkte. Die Folgen mit Unternehmenspleiten und rasant steigende Arbeitslosenzahlen konnte man vorher an einer Hand abzählen. Hätte man auch auf eine Finanzierung von Arbeitslosen und die künstliche Stimmulierung und Ansiedlung neuer Unternehmen verzichtet, wäre der Osten weitestgehend in den Westen gezogen. Die Abwanderungsbewegungen sind ja schon jetzt noch immer ein Problem für die Ostkommunen. Ohne Transfers könnten die weder Sozialhilfe noch sonstwas zahlen. Es ist doch Wurscht ob die Westländer die arbeitslosen Ostdeutschen im Westen oder im Osten durchfüttern.
Man hätte damals den Hype beiseite lassen und nüchtern Schritt für Schritt gehen sollen. Genau so wie man das jetzt mit den Osteuropäern macht. Daß auch die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks arg gebeutelt wurden - nur ohne Transferzahlungen und Stütze ist mir klar.
Ich findes es ja schön, daß der Osten so tolle Autobahnen, Infrastruktur und rennovierte Häuser hat, aber das wäre nicht das wichtigste gewesen. Ein gesitteter Übergang in die Marktwirtschaft wäre zig mal mehr wert gewesen.
Den Ostdeutschen kann man im Grunde gutgläubigkeit im Bezug auf den Dicken vorwerfen aber man sollte auch nicht vergessen, daß es damals viele Leute gab, die vor der überstürtzen Einheit gewarnt haben. Wollte aber keiner hören. Waren alles vaterlandslose Gesellen. Es gab auch Leute die nicht einfach den Anschluß wollten. Die Leute der Bürgerbewegungen und runden Tische. Da haben sich viele Leute Gedanken gemacht und die hätten vielleicht schon damals viele Probleme angegangen die der Westen erstmal mit dem neuen System dem Osten aufgebrummt hatte. Da kann man den Leuten um Kohl ruhig mal den Vorwurf machen, daß sie das entweder nicht weit genug gedacht haben oder aber andere Motive dafür gesorgt haben das Ding trotzdem durchzuziehen.
Übrigens: Einer der damals im Finanzministerium unter Waigel Staatssekretär und maßgeblich für die massive Ausweitung der Staatsschulden und Löcher in den Sozial und Rentenkassen verantwortlich war, die er heute öffentlichkeitswirksam anprangert ist der supertolle Bundeshorst.