Es kracht auch an der Ostfront -Österreichs Banken unter Beschuss:
Budapest (Reuters) - Die umstrittene Wirtschafts- und Haushaltspolitik der ungarischen Regierung schwächt die Kreditwürdigkeit des Landes.
Die Ratingagentur Moody's verpasste dem osteuropäischen Staat am Montag eine schlechtere Bonitätsnote: Mit "Baa3" liegt das Land nur noch knapp über dem "Ramsch-Status". "Die Herabstufung hat vor allem mit dem zwar langsamen, aber deutlichen Verlust an Finanzkraft der ungarischen Regierung zu tun", erklärte die Agentur. Auch sei Ungarn in mehrfacher Hinsicht anfällig für Risiken. Sollte die Regierung es versäumen, ihre Finanzkraft wiederherzustellen, könnten weitere Herabstufungen folgen.
Die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban reagierte gelassen und erwartet langfristig wieder eine bessere Bonitätsnote. Orbans Sprecher sagte, der Regierungschef selbst habe ein schlechteres Rating bereits vor einem halben Jahr vorhergesagt. "Es kam zur Herabstufung wegen Maßnahmen, die die Interessen von internationalem Kapital kurzfristig schädigen", ergänzte der Sprecher.
Allerdings zeigt die Herabstufung, dass die Finanzmärkte mit der zum Teil als unorthodox wahrgenommenen Wirtschaftspolitik der Regierung nicht zufrieden sind. Mit diesem Denkzettel verteuert sich die Refinanzierung des Landes an den Kapitalmärkten weiter. Auch Standard & Poor's hatte vor kurzem sein vergleichsweise schlechtes Rating für Ungarn bestätigt, Rivale Fitch hat einen negativen Ausblick in Aussicht gestellt.
UMSTRITTENE PLÄNE
Analysten zeigten sich deshalb wenig überrascht von der Herabstufung durch Moody's. "Dies stimmt mit unserem Bild überein, dass die jüngsten wirtschaftspolitischen Entscheidungen in Ungarn zu einer Verschlechterung des mittelfristigen fiskalischen Ausblicks und einem weniger vorhersehbaren Geschäftsumfeld geführt haben", sagte Citigroup-Experte Piotr Kalisz. Die Mischung aus Rating-Herabstufungen, einer enttäuschenden Steuerpolitik und einer hohen Anfälligkeit für externe Risiken könnten in den nächsten Wochen zu mehr Schwankungen am Devisenmarkt führen - "vor allem, wenn sich die Krise der europäischen Staatsanleihen ausweitet".
Ungarn hat zuletzt mit seiner geplanten Rentenreform die EU und die privaten Pensionsfonds gegen sich aufgebracht. Für heftigen Protest sorgt insbesondere das Vorhaben, mit Vermögenswerten aus der privaten Altersvorsorge die staatliche Schuldenlast zu drücken.