Ausschnitte aus einem aktuellen Gold- und Rohstoffinterview.
DER BÖRSIANER: Obwohl - oder gerade weil - der Goldpreis ein neues Rekordhoch erreicht hat, mehren sich die Stimmen, die vor einem Platzen der Gold-Blase warnen. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Michael Blumenroth: Im Gegensatz zu den beiden ersten Anläufen auf die Marke von 1.000 US-Dollar pro Unze im Jahr 2008 und im März 2009 findet die jetzige Aufwärtsbewegung sehr geordnet und ohne heftige Kursausschläge statt. Bemerkenswert ist auch, dass die auf dem Optionsmarkt gehandelten Volatilitäten eher sinken, was zeigt, dass der Markt sich an dauerhafte Preise über 1.000 US-Dollar pro Unze gewöhnt hat. Weitere Pro-Gold Argumente sind, dass Zentralbanken - ganz im Gegensatz zu den vergangenen Jahren - jetzt eher Käufer von Gold sind, um ihre Währungsreserven vom US-Dollar weg zu diversifizieren: Indien hat größere Mengen Gold gekauft, China, Russland und Argentinien sind ebenfalls als Käufer auf dem Goldmarkt aufgetreten. Produzenten sind sehr zurückhaltend auf der Verkaufsseite, da sie auf höhere Preise spekulieren, und über ETFs, Zertifikate und Commodity Baskets fließt beständig neues Geld auf der Nachfrageseite in den Goldmarkt.
Eine große Rolle wird weiterhin die Furcht vor einer Inflation spielen. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, dass generell das derzeitige Umfeld besonders geeignet ist für Anlagen in Gold: niedrige Zinsen, sodass dem Investor keine festen Zinsen "entgehen", wenn er in Gold investiert, er hat also niedrige Opportunitätskosten. Außerdem könnte das Gold erst dann eine starke Korrektur nach unten sehen, wenn die US-Notenbank beginnt, die Zinssätze wieder zu erhöhen.
DER BÖRSIANER: Zu guter Letzt würde uns interessieren wo Sie den Goldpreis kurz-, mittel- und langfristig sehen?
Michael Blumenroth: Kurzfristig ist die Goldrallye intakt, und es könnte zu sehr kurzfristigen, limitierten Korrekturen kommen. Sofern aber die Investoren weiter ruhig und geduldig wie bisher an ihren bestehenden Positionen festhalten, dürfte Gold durchaus bei 1.200 US-Dollar oder höher aus dem Jahr gehen. Mittelfristig erwarte ich persönlich weiterhin steigende Kurse, da die Nachfrage beständig höher sein dürfte als das Angebot und da Gold als Inflationsschutz weiterhin nachgefragt sein sollte, ebenso als Vehikel, um US-Dollar-Positionen gegen Wertverlust abzusichern. Fällt der Dollar, steigt Gold gewöhnlich - und umgekehrt. Außerdem ist Gold nicht wie Geld beliebig vermehrbar.
Auf längere Sicht, insbesondere dann, wenn wir uns in einem Umfeld hoher Inflationsraten bewegen sollten, sind durchaus heftige Korrekturen zu erwarten. Dies könnte dann aber auch bedeuten, dass Gold gegen den US-Dollar fällt, aber gegen den Euro steigt. Auf lange Sicht könnte es sich meiner Meinung nach also lohnen, zu überlegen, gegen welche oder in welcher Währung man Gold besitzen möchte.
Das ganze Interview: http://www.derboersianer.com/m…ael-blumenroth116012.html