Alles anzeigenSiehst Du, das ist meiner Meinung nach der wichtige Unterschied, den die Agenda 2010 gebracht hat. Früher bekam der Herr Ingenieur länger ALGI und dann einkommensabhängiges ALG2, konnte sich gegenüber "weniger qualifizierten" Arbeitslosen als etwas besseres fühlen und bei Jobangeboten "unter seinem Niveau" erstmal gelassen absagen. Das führte dann dazu, dass die Herren Diplomingenieure erst nach drei bis fünf Jahren begriffen haben, was eigentllich wirklich los ist. Qualifikation in der Zeit natürlich weiter veraltet, und nach langer Zeit raus aus dem Arbeitsleben wird es ohnehin richtig schwierig wieder einzusteigen.
=> Wenn er nach einem Jahr (ALG1) keinen Job gefunden hat, dann ist seine Ausbildung nicht sooo wertvoll wie er sich das einbildet. Auf die formale Qualifikationshöhe kommt es doch ohnehin nicht an, sondern darauf ob seine Fähigkeiten am Markt gefragt sind. Ein promovierter Dampfmaschineningenieur steht also zurecht nicht besser da, als ein Ägyptologe, oder eben als ein Dampfmaschinenheizer.
=> Wenn er geistig halbwegs so flexibel ist, wie man es von einem Ingenieur erwartet, dann hat er trotzdem gute Jobchancen. Nur halt nicht mehr zu den bisherigen Expertenkonditionen. je früher einer das begreift, umso besser.
Und was irgendwie völlig in Vergessenheit geraten ist:
=> man kann einen "miesen" Job annehmen, und während man in diesem Job arbeitet, seinen Lebensunterhalt verdient und neue Erfahrungen macht, sich auf "bessere" Jobs bewerben.
Das mag alles so sein, ich beschäftige mich ehrlich gesagt auch gar nicht damit. Ich gehe jetzt aber von mir aus. Als ich '96 von der Uni kam, da war ich einer von ca. 100 Menschen, die ein bestimmtes Computerprogramm (Transys) in D. bedienen konnten. Das war seiner Entwicklung so weit voraus, dass damit ein normales Planungsbüro (150 Ingenieure) nichts anfangen konnte. Ich hätte weiter an der Uni promovieren können, hatte das aber abgelehnt, da noch mal mind. 3 bis 5 Jahre ins Land gegangen wären und ich noch höher Qualifiziert wäre. Damals wollte niemand etwas von diesen Computersimulationen wissen. Dann kam diese ganze Umwelt und Klimahysterie und alle wollten auf einmal einen auf CO² und so machen. Doch was man jetzt als Lösung anbietet, dass habe ich vor 10 Jahren alles an der Uni schon gelernt. Aus Frust und in sinnloser Planung (z.B. eine autarke Energie und Wärme Versorgung für halb Luxenburg (ohne an den so angeblich wichtigen Umweltschutz zu achten), schmiss ich hin. Auch an Überlastung, Lustlosigkeit, Sklaverei usw. Bei den nachfolgenden Bewerbungen war ich immer überqualifiziert bzw. sollte ich bis 40% Gehaltseinbußen hinnehmen. Blos gut bin ich dann 2004 aus D. weg.
Aber jetzt einem Dipl.Ing. einen 1 Euro Job als Bauchtänzer anzubieten, damit er neue Erfahrungen macht, dass erschließt sich auch mir nicht.
Ich habe berufl. viel in Slowenien, Italien, natürlich Ungarn/Österreich zu tun. Aber der Zug, dass angeblich in D. alles so super toll und so sein soll, der ist schon lange abgefahren, denke ich. Ich weiß natürlich nicht, wie D. nach der Krise da stehen wird.