Die Vorstellung, dass man in der Krise im Supermarkt mit Bullion Coins bezahlen wird, erscheint mir absurd. Zu unflexibel sind solche bürokratischen Konzerne. Sie werden eher wie die Supermärkte in Brasilien in den 80ern dreimal täglich alle Waren neu etikettieren... bzw. heute einfach die Preise im Scannersystem anpassen.
Ich würde aber sowieso allen, die im Ernstfall noch Papiergeld nehmen, auch solches geben.
Ganz sicher wird sich aber ein reger Handel unter der Hand bzw. ein Schwarzmarkt für Gold- und Silbermünzen entwickeln. Das schöne ist ja, je restriktiver der offizielle Wechselkurs zum Gold oder einer ausländischen Fluchtwährung festgesetzt wird, desto grösser die monetären Anreize für die Schwarzhändler.
Um zu sehen, wie das alles im Krisenfall funktioniert, muss man also gar nicht gross in die Geschichte zurück gehen, sondern es reicht ein Blick in hyperinflationsgeplagte Entwicklungsländer oder Südamerika in den 80ern (oder Venezuela heute...).
Wer sich für die Hyperinflation in Deutschland interessiert, dem kann ich das Buch "The Economics of Inflation" von Bresciani-Turroni wärmstens empfehlen. Er hat darin ganz akribisch die Entwicklung von Löhnen, Konsum-, Grosshandels- und Aktienpreisen, Wechselkursen und Schuldverschreibungen dokumentiert und geht auch auf die sozialen Probleme der Hyperinflation sowie die nachfolgende Stabilisierungskrise ein.
Das längst vergriffene Buch ist manchmal schwer zu bekommen. Nach einigem vergeblichen Suchen auf Antiquariatsseiten fand ich auf amazon.com (nicht .de) noch ein gut erhaltenes Exemplar zu einem vernünftigen Preis.
Wer zum Theme Hyperinflation auch noch etwas Unterhaltung will, dem empfehle ich das Buch "Der Schwarze Obelisk" von Rainer Maria Remarque (Autor von "Im Westen Nichts Neues"). Der Roman handelt in einer deutschen Kleinstadt auf dem Höhepunkt der Inflation und von den zahlreichen Verwerfungen, die sich daraus ergeben.
Auch dort übrigens die Lektion: In der Hyperinflation geht die Welt nicht unter, sondern das Leben geht erstaunlich "normal" weiter, mit gewissen Vorteilen natürlich für alle, die sich der Inflationsgefahren bewusst sind.
Apokalyptische Szenarien erscheinen mir unrealistisch, der Mensch bleibt ein soziales Wesen, dem wird man sich in Mitteleuropa kaum entziehen können. Es gilt daher eher, sich durch Horten von Gold etc. gewisse Tauschvorteile im sozialen Gefüge zu schaffen anstatt mit Generator, Gemüsegarten und Munitionsvorräten die völlige Autarkie anzustreben.
Trotzdem gehören natürlich Schusswaffen, Munition und Nahrungsmittel für ein paar Tage in jeden vernünftigen Haushalt... siehe Desaster in New Orleans.