Beiträge von Dr_Meyer

    Da ich davon ausgehe, dass sich Zwangsmaßnahmen gegen Personen und Institutionen richten, von denen der Staat „nichts mehr will“, sind reiche Rentner besonders gefährdet.
    Eher ungefährdet sind Firmen: Wie schnell man Firmen vertreiben kann, haben die Staaten schon gelernt.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass das Privateigentum von Firmen angetastet wird, halte ich für weit geringer, als der Griff nach dem Privateigentum von Privatpersonen.
    Während Firmeninhaber sonst eher versuchen, jeden Cent aus der Firma rauszuholen, sehe ich es derzeit als durchaus klug an, meine Firma nicht auszupressen, sondern etwas Stammkapital aufzubauen.


    Außerdem wird es auch nie Enteignungen von klassischen Waren geben.
    Ein Motorradhändler kann mit 10 zeitlosen Harley Davidsson Motorrädern im Lager kann damit 200.000€ durch die Inflationszeit bringen, eine Währungsreform überstehen und müsste wahrscheinlich noch nichtmal bei einem Finanzminister Lafontaine eine Enteignung fürchten. Leider sind nicht alle Waren so zeitlos wie Motorräder von Harley Davidsson. Vielleicht ist eine Garage voller Kupfer eine gute Idee...


    Letztlich muß man wahrscheinlich total diversifizieren: Platin, Silber, Kupfer, Wald, wer richtig Ahnung hat, kann auch Oldtimer, Antiquitäten oder Kunst vor 1920 kaufen.
    (Die Kunst nach 1920 ist de facto Papiergeld: zur Zeit hat man sich darauf geeinigt, dass das was wert ist, aber das kann irgendwann anders sein. )


    Ich weis, dass einige hier auf Goldbarren im eigenen Tresor schwören: (ich ja auch), ich glaube aber, dass man auch mit Zertifikaten, ETFs und ETCs auf Rohstoffe diversifizieren muß.


    Was passiert, wenn Gold bei 2500€ steht? Dann redet Herr Trichet von Marktkräften, die die Stabilität des Euro in Gefahr bringen. Und so wie im Herbst 2008 Leerverkaufsgeschäfte mit Bankaktien verboten waren, könnte auch der Goldhandel für eine Weile ausgesetzt werden. Sowas gab es Ende der 60er schon mal.


    Was passiert, wenn Öl bei 300 Dollar steht? Dann wird unterstellt, dass die Scheichs zu gierig sind. Und in Spiegel TV werden uns Putin und die Lukoil-Chefs mit einem breiten Lächeln erzählen, dass alle Preise unter 300 Dollar pro Barrel zu billig sind.


    Der Haß und der Ärger derjenigen, die die Zeche zahlen – und die wahren Hintergründe nicht kennen, wird sich gegen Putin und die Scheichs richten.


    Da es keinen öffentlichen Druck auf die Spekulanten von Öl, Zinn und Kupfer geben wird, ist auch die Wahrscheinlichkeit von Zwangsmaßnahmen gegen Spekulanten gering. Ein


    Aussetzen des Handels mit Gold gab es schon öfter. Ein Aussetzen des Spot-Handels mit Öl und ein Glattstellen der Kontrakte, Calls und Futures auf Öl kann ich mir selbst in einem Extrem-Szenario nicht wirklich vorstellen.


    Je nachdem ob Inflation, Hyperinflation, Währungsreform oder ein quasi-System-Crash kommt, werden unterschiedliche Anlagestrategien funktionieren.
    Sobald ein Szenario erkennbar ist, ist es zu spät, die Strategie zu ändern.
    Also muß man schon vorher extrem diversifiziert aufgestellt sein.
    Bei der letzten Inflation in den 70ern haben viele Deutsche mit Oldtimern und Perser-Teppischen viel Geld verloren, von daher eignen sich viele Sachwerte nur für Kenner.


    Die einzige universelle Strategie ist wohl, in die eigene Bildung und in die Bildung seiner Kinder zu investieren.

    Vom Saulus zum Paulus: wie ich gelesen habe, wurde in Deutschland noch nie soviel Gold gebunkert wie in Q1 2009:
    Ich war dabei, eigentlich mache ich sowas nicht, aber ich mußte beim Preis von 680€ pro Unze ein paar Barren und Münzen bunkern: seit dem kann ich wieder ruhig schlafen.


    Ich war bisher strikt gegen Gold und habe es für ein Relikt aus der Vorzeit gehalten. Und ich habe mich bei meinen Börsenspekulationen und Geldanlagen immer sehr an Kostolany gehalten - und bin damit nicht schlecht gefahren - und habe über Goldmünzensammler gelacht.


    Bisher war ich mit meinen Börsenspekulationen sehr erfolgreich - innerhalb der Keplerschen Physik eines halbwegs funktionierenden Währungssystems.
    Aber derzeit wird die Wirtschaft gerrettet - und die Währungs ruiniert. Ob es andersrum besser sei, ist dahingestellt. Und dass die Wirtschaft mit Geld drucken gerettet wird, ist auch noch nicht erwiesen.
    In jedem Fall schein aber klar, dass das System des Fiat Money aus dem letzten Loch pfeift und man klug daran tut, Papier - und Buchgeld in Edelmetalle umzutauschen,



    Ich glaube, dass es hier im Forum viele gibt, die sich beizeiten zu niedrigen Unzenpreisen eingedeckt haben.
    Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich derzeit etwa 40% meiner Spekulationsgewinne aus Aktiengeschäften in Gold angelegt habt, de facto habe ich es also trotz des hohen Preisen umsonst bekommen. Uff. Geschafft. Die beruhigende Wirkung, die von Gold ausgeht, ist enorm.



    Was mich dann doch manchmal grübeln lässt, sind die verschiedenen möglichen Gold-Szenarien.


    Dass Euro und Dollar crashen und Goldbesitzer mit non-chalantem Lächeln problemlos ihre Krügerrands in die neue Währung umtauschen, mag ich mit meinem Wissen über Staaten und Notenbanken nicht glauben.


    In den 70ern und 80ern war der Verkauf von Krügerrands ein glänzendes Geschäft und ich vermute, dass bestimmt auch ein paar der Gold-Gurus, die heute noch Börsenbriefe schreiben, damals bei Goldminenfirmen auf der Gehaltsliste standen.
    So lange die jährliche Goldproduktion an den Hälsen indischer Schönheiten und in den Safes ein paar notorischer Goldmünzensammler landete, war der Goldmarkt für Staaten und Notenbanken eine Lachnummer.


    Doch jetzt ist Gold ist wieder da, wo es mal war: es ist kein Rohstoff mit einer mythologischen Vergangenheit, sondern es ist wieder eine Währung. Die einzige harte Währung.


    Und wenn dass so langsam wieder klar wird.... was dann?



    Der Staat hat das Gewaltmonopol. Und er glaubt, das Monopol über die Geldschöpfung zu haben.
    Und wenn Gold wieder echtes Geld ist und von einer zunehmenden Menge von Marktteilnehmern als Währung behandelt wird, dann ist das ein Angriff auf das Gelschöpfungsmonopol des Staats. Ein Angriff gegen den 9/11 ein Klacks war.


    Ich mache mir da keine Illusionen: jeder, der angegriffen wird, schlägt zurück.
    Wer ernsthaft glaubt, dass uns die amerikanische Regierung oder die europäische Notenbank oder wer auch immer irgendwann mal unsere Goldunzen für 3000-5000 Dollar abkauft, der täuscht sich.


    Als Kostolany im Vorfeld des zweiten Weltkriegs hoffnungsvoll Warentermingeschäfte mit strategischen Rohstoffen machte, kaufte er massenhaft Calls auf Kautschuk, denn er ging davon aus, dass der Preis steigen würde.
    Lange vor Kriegsausbruch requirierte die amerikanische Regierung jedoch alle Kautschuk-Vorräte, stellte Optionsgeschäfte glatt und zahlte eine miese Entschädigung.
    Beschlagnahme in Friedenszeiten: das hatte es in der gesamten amerikanischen Geschichte noch nie gegeben.
    Das Goldverbot der US Regierung zwischen den 30ern und 70ern ist gut bekannt. Auch in Frankreich war nach dem Krieg der Besitz von Gold verboten.
    Trotz des Verbots hamsterten die Franzosen Gold, da sie (zu Recht), nicht an den weichen französischen Franc glaubten.



    Während in Frankreich der Schwarzmarkt mit Gold blühte (für Gold-Napoleons wurde 100% Aufpreis gegenüber dem Züricher Spot preis gezahlt), kam in Amerika wegen der drakonischen Strafe (10 Jahre Gefängnis für Gold-Besitz) alles zum erliegen.
    Ich weis nicht, wie viele Amis tatsächlich wegen Goldbesitzes in den Bau gegangen sind.
    Während der französischen Revolution wurde die Nicht-Annahme von Papiergeld mit dem Tode bestraft. Und da rollten einige Köpfe.


    Immobilien sind keine echte Alternative zu Gold:
    In den 20er Jahren wurden Immobilienbesitzer mit einer Zwangsanleihe belegt: manche mußten darauffhin überhaupt erst verkaufen.
    Und wer mal googelt, der sieht, dass selbst die Regierung Kohl in den 80ern von der Zwangsanleihe nur abließ, weil sie nicht verfassungskonform war.


    Jedes Versprechen wird irgendwann gebrochen. Deswegen ist es gut, Gold im Tresor zu haben, da es keinen Anspruch auf irgendetwas darstellt, sondern geronnene Arbeit ist.
    Und so lange unsere Kinder noch Märchen lesen und Filme sehen, in denen es Piratenschätze gibt, wird Gold seinen Mythos als universeller Tauschgegenstand behalten.


    Jedes Versprechen wird irgendwann gebrochen. Das Versprechen wird aufrecht erhalten, so lange man von der anderen Seite noch etwas will.


    In meiner Branche sehe ich gerade, wie sehr große Firmen aus Polen und Rußland ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen (bzw. Rabatte um die 50% verlangen !) – wenn sie von einem nichts mehr wollen –oder die Ware schon erhalten haben.


    Falls man zu einer Bevölkerungsgruppe gehört, die klein genug ist, um bei Wahlen keine Rolle zu spielen, (ha! Zum Beispiel diese ekligen Goldbesitzer, die heil durch Hyperinflation und Währungsreform gekommen sind), dann gehe ich davon aus, dass ohne mit der Wimper zu zucken, Gesetze erlassen werden könnten, die unsere schöne Gold-Anlagestrategie durchkreuzen.


    Ich bin im Februar mit einer riskanten Spekulation bei zwei irischen Banken eingestiegen: Bank of Ireland und Anglo-Irish Bank.
    Bank of Ireland hat sich inzwischen verfünffacht. Anglo-Irish bank wurde entschädigungslos verstaatlicht. Ich wußte ja, dass sowas passieren kann.
    Das war keine Anlage, sondern eine Spekulation. Mit der Performance meiner irischen Spekulation bin ich mehr als zufrieden – wenn ich beide Spekulationen zusammen sehe, war es sehr erfolgreich.


    Aber es zeigt, wie schnöde so eine Enteignung vor sich gehen kann: Die irische Regierung hat im Februar eine Pressemitteilung herausgegeben, dass die Bank verstaatlich ist und der Aktienhandel verboten ist. Und dass ein Gutachter den Wert der Bank bestimmen soll. Falls der Wert der Bank über Null ist, sollen die Shareholders entschädigt werden.


    Ich habe heute mal in Dublin bei der Konzernzentrale von AngloIrish Banks angerufen: bis jetzt hat noch nie ein Gutachter das Bankgebäude auch nur betreten. Es gibt auch kein Update von seiten der Regierung, was nun passieren wird.
    Da war der Informationsfluß bei der Lehman-Pleite und den isländischen Banken fast schon königlich.


    Wenn ich es richtig gesehen habe, gibt es hier einige Goldbugs, die von einem Extrem-Scenario ausgehen.
    Wenn man von einem Extrem-Scenario ausgeht, sollte man sich Gedanken über mögliche Zwangsmaßnahmen des Staates machen.


    Was denkt Ihr?