Vom Saulus zum Paulus: wie ich gelesen habe, wurde in Deutschland noch nie soviel Gold gebunkert wie in Q1 2009:
Ich war dabei, eigentlich mache ich sowas nicht, aber ich mußte beim Preis von 680€ pro Unze ein paar Barren und Münzen bunkern: seit dem kann ich wieder ruhig schlafen.
Ich war bisher strikt gegen Gold und habe es für ein Relikt aus der Vorzeit gehalten. Und ich habe mich bei meinen Börsenspekulationen und Geldanlagen immer sehr an Kostolany gehalten - und bin damit nicht schlecht gefahren - und habe über Goldmünzensammler gelacht.
Bisher war ich mit meinen Börsenspekulationen sehr erfolgreich - innerhalb der Keplerschen Physik eines halbwegs funktionierenden Währungssystems.
Aber derzeit wird die Wirtschaft gerrettet - und die Währungs ruiniert. Ob es andersrum besser sei, ist dahingestellt. Und dass die Wirtschaft mit Geld drucken gerettet wird, ist auch noch nicht erwiesen.
In jedem Fall schein aber klar, dass das System des Fiat Money aus dem letzten Loch pfeift und man klug daran tut, Papier - und Buchgeld in Edelmetalle umzutauschen,
Ich glaube, dass es hier im Forum viele gibt, die sich beizeiten zu niedrigen Unzenpreisen eingedeckt haben.
Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich derzeit etwa 40% meiner Spekulationsgewinne aus Aktiengeschäften in Gold angelegt habt, de facto habe ich es also trotz des hohen Preisen umsonst bekommen. Uff. Geschafft. Die beruhigende Wirkung, die von Gold ausgeht, ist enorm.
Was mich dann doch manchmal grübeln lässt, sind die verschiedenen möglichen Gold-Szenarien.
Dass Euro und Dollar crashen und Goldbesitzer mit non-chalantem Lächeln problemlos ihre Krügerrands in die neue Währung umtauschen, mag ich mit meinem Wissen über Staaten und Notenbanken nicht glauben.
In den 70ern und 80ern war der Verkauf von Krügerrands ein glänzendes Geschäft und ich vermute, dass bestimmt auch ein paar der Gold-Gurus, die heute noch Börsenbriefe schreiben, damals bei Goldminenfirmen auf der Gehaltsliste standen.
So lange die jährliche Goldproduktion an den Hälsen indischer Schönheiten und in den Safes ein paar notorischer Goldmünzensammler landete, war der Goldmarkt für Staaten und Notenbanken eine Lachnummer.
Doch jetzt ist Gold ist wieder da, wo es mal war: es ist kein Rohstoff mit einer mythologischen Vergangenheit, sondern es ist wieder eine Währung. Die einzige harte Währung.
Und wenn dass so langsam wieder klar wird.... was dann?
Der Staat hat das Gewaltmonopol. Und er glaubt, das Monopol über die Geldschöpfung zu haben.
Und wenn Gold wieder echtes Geld ist und von einer zunehmenden Menge von Marktteilnehmern als Währung behandelt wird, dann ist das ein Angriff auf das Gelschöpfungsmonopol des Staats. Ein Angriff gegen den 9/11 ein Klacks war.
Ich mache mir da keine Illusionen: jeder, der angegriffen wird, schlägt zurück.
Wer ernsthaft glaubt, dass uns die amerikanische Regierung oder die europäische Notenbank oder wer auch immer irgendwann mal unsere Goldunzen für 3000-5000 Dollar abkauft, der täuscht sich.
Als Kostolany im Vorfeld des zweiten Weltkriegs hoffnungsvoll Warentermingeschäfte mit strategischen Rohstoffen machte, kaufte er massenhaft Calls auf Kautschuk, denn er ging davon aus, dass der Preis steigen würde.
Lange vor Kriegsausbruch requirierte die amerikanische Regierung jedoch alle Kautschuk-Vorräte, stellte Optionsgeschäfte glatt und zahlte eine miese Entschädigung.
Beschlagnahme in Friedenszeiten: das hatte es in der gesamten amerikanischen Geschichte noch nie gegeben.
Das Goldverbot der US Regierung zwischen den 30ern und 70ern ist gut bekannt. Auch in Frankreich war nach dem Krieg der Besitz von Gold verboten.
Trotz des Verbots hamsterten die Franzosen Gold, da sie (zu Recht), nicht an den weichen französischen Franc glaubten.
Während in Frankreich der Schwarzmarkt mit Gold blühte (für Gold-Napoleons wurde 100% Aufpreis gegenüber dem Züricher Spot preis gezahlt), kam in Amerika wegen der drakonischen Strafe (10 Jahre Gefängnis für Gold-Besitz) alles zum erliegen.
Ich weis nicht, wie viele Amis tatsächlich wegen Goldbesitzes in den Bau gegangen sind.
Während der französischen Revolution wurde die Nicht-Annahme von Papiergeld mit dem Tode bestraft. Und da rollten einige Köpfe.
Immobilien sind keine echte Alternative zu Gold:
In den 20er Jahren wurden Immobilienbesitzer mit einer Zwangsanleihe belegt: manche mußten darauffhin überhaupt erst verkaufen.
Und wer mal googelt, der sieht, dass selbst die Regierung Kohl in den 80ern von der Zwangsanleihe nur abließ, weil sie nicht verfassungskonform war.
Jedes Versprechen wird irgendwann gebrochen. Deswegen ist es gut, Gold im Tresor zu haben, da es keinen Anspruch auf irgendetwas darstellt, sondern geronnene Arbeit ist.
Und so lange unsere Kinder noch Märchen lesen und Filme sehen, in denen es Piratenschätze gibt, wird Gold seinen Mythos als universeller Tauschgegenstand behalten.
Jedes Versprechen wird irgendwann gebrochen. Das Versprechen wird aufrecht erhalten, so lange man von der anderen Seite noch etwas will.
In meiner Branche sehe ich gerade, wie sehr große Firmen aus Polen und Rußland ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen (bzw. Rabatte um die 50% verlangen !) – wenn sie von einem nichts mehr wollen –oder die Ware schon erhalten haben.
Falls man zu einer Bevölkerungsgruppe gehört, die klein genug ist, um bei Wahlen keine Rolle zu spielen, (ha! Zum Beispiel diese ekligen Goldbesitzer, die heil durch Hyperinflation und Währungsreform gekommen sind), dann gehe ich davon aus, dass ohne mit der Wimper zu zucken, Gesetze erlassen werden könnten, die unsere schöne Gold-Anlagestrategie durchkreuzen.
Ich bin im Februar mit einer riskanten Spekulation bei zwei irischen Banken eingestiegen: Bank of Ireland und Anglo-Irish Bank.
Bank of Ireland hat sich inzwischen verfünffacht. Anglo-Irish bank wurde entschädigungslos verstaatlicht. Ich wußte ja, dass sowas passieren kann.
Das war keine Anlage, sondern eine Spekulation. Mit der Performance meiner irischen Spekulation bin ich mehr als zufrieden – wenn ich beide Spekulationen zusammen sehe, war es sehr erfolgreich.
Aber es zeigt, wie schnöde so eine Enteignung vor sich gehen kann: Die irische Regierung hat im Februar eine Pressemitteilung herausgegeben, dass die Bank verstaatlich ist und der Aktienhandel verboten ist. Und dass ein Gutachter den Wert der Bank bestimmen soll. Falls der Wert der Bank über Null ist, sollen die Shareholders entschädigt werden.
Ich habe heute mal in Dublin bei der Konzernzentrale von AngloIrish Banks angerufen: bis jetzt hat noch nie ein Gutachter das Bankgebäude auch nur betreten. Es gibt auch kein Update von seiten der Regierung, was nun passieren wird.
Da war der Informationsfluß bei der Lehman-Pleite und den isländischen Banken fast schon königlich.
Wenn ich es richtig gesehen habe, gibt es hier einige Goldbugs, die von einem Extrem-Scenario ausgehen.
Wenn man von einem Extrem-Scenario ausgeht, sollte man sich Gedanken über mögliche Zwangsmaßnahmen des Staates machen.
Was denkt Ihr?