"folgerichtig fällt also das Kartenhaus irgendwann zusammen - und alle virtuellen Werte gehen flöten -> klassische Deflation
bei jeder Deflation verschwinden virtuelle Werte"
Mal offen gesprochen: Von "klassischer Deflation" hast Du keine Ahnung?
Sei entschuldigt: Die Sache ist ziemlich komplex und überfordert viele.
Um es so einfach wie möglich zu formulieren fangen wir von der anderen Seite an, der Inflation:
Inflation entsteht, wenn die monetäre Kaufkraft innerhalb eines Währungsraums stärker steigt als das reale Angebot an Gütern und Assets auf sie trifft.
Die monetäre Kaufkraft wiederum ergibt sich aus der umlaufenden Geldmenge multipliziert mit Geldumlaufgeschwindigkeit.
Erhöht sich umlaufende Geldmenge oder die Geldumlaufgeschwindigkeit bei gleichbleibenden realen Angebot (von Gütern und Assets) entsteht Inflation.
Wobei Inflation auf den Assetmärkten häufig wohlwollend als Kurssteigerung umschrieben wird.
"Klassische Deflation" entsteht somit wenn entweder die umlaufende Geldmenge reduziert wird oder die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt (cp, d.h. gleichbleibendes Güter und Assetangebot).
Insofern hat ein reduziertes Assetangebot ("virtuelle Werte gehen flöten" hattest Du geschrieben) mit klassischer Deflation genau so viel zu tun, wie Deine Vorstellung von dem Begriff der klassischen Deflation mit der Wirklichkeit.
Für mehr Erklärungen fehlt mir an dieser Stelle die Zeit.
Was das Thema so komplex macht und wann "Assetvernichtung" Inflation auf den Gütermärkten zur Folge hat (dieses Mal!) kurz in Stichpunkten:
1. Es ist eine riesige umlaufende Geldmenge vorhanden, die sich bislang noch vorwiegend auf den Assetmärkten austobt
2. IdR tritt die Inflation auf den Gütermärkten (hier auch tatsächlich als als Inflation bezeichnet) mit deutlicher Verzögerung zu der Assetmarketinflation (haussierende Börsen auf).
3. Zuerst wird dies idR sichtbar an Gütern mit "Zwitterfunktion" als Assets (Rohstoffe und eben auch Edelmetalle oder Ackerland, auch Mietshäuser)
4. Je mehr Finanzassets diskreditiert werden und somit die umalufende Kaufkraft nicht mehr absorbieren, desto mehr entfaltet die umalufende Geldmenge ihre Wirkung auf den Gütermärkten
(Auf die Idee der Deflation können nur diejenigen kommen, die behaupten, es werde mehr monetäre Kaufkraft zerstört als geldmengenabsorbierende Assets (das ist Quatsch, wenn man mal von bankeraffinen Gütern wie green fees oder Statusgütern absieht ).
5. Beschleunigt werden inflationäre Tendenzen auf den Gütermärkten natürlich noch, wenn die Staatsquote am BSP (den konsumierbaren Gütern) kreditfinanziert steigt.
6. Haben wir gegenwärtig die reale Gefahr, dass das Vertrauen in die (Fiat-)Währungen selbst schwindet.
Die übliche Reaktion darauf ist eine Erhöhung der Geldumlaufgeschwindigkeit (schnell umtauschen das "fiat" in was Handfestes).
Erhöhung der Geldumalufgeschwindigkeit und Inflation haben einander selbst verstärkende Wirkungen, münden somit nur allzu häufig in einem akzelerierenden Prozess (vulgo "Teufelskreis")
Gäbe noch einiges mehr dazu zu sagen, aber das solls erst mal sein.
So komplex das Ganze ist, eine einfache Wahrheit kann man auch jenseits von Simbabwe im Hinterkopf behalten.
Ein Vertrauensverlust der Bevölkerung in die eigene Währung führt immer zu Inflation!