Mal ne knifflige Frage...

  • Hi,


    ich hab zwar jetzt irgendwie das Gefühl, hier falsch zu sein, aber nach meiner Anmeldung kann es ja nicht schaden, einfach mal meine Frage hier in den Raum zu schmeißen:


    Was bedeutet der Ausdruck "rändige Dukaten"?


    Zum Hintergrund dieser Frage: Ich lese gerade E.T.A. Hoffmanns "Die Brautwahl" von 1818 - 1819. Dort ist die Rede von rändigen Dukaten, welche mit einer Feile bearbeitet werden. Das Ganze klingt so, als ob man sich mit der Feile sich einen finanziellen Vorteil (auf vermutlich illegale Weise) verschafft. Vielleicht hab ich ja doch Glück und einer hier weiß eine Antwort auf meine Frage...


    lg, Danni

  • es war früher nicht unüblich, dass goldmünzen abgefeilt wurden. auf diese weise konnte man von vielen münzen eine menge goldstaub gewinnen, den man dann natürlich anderweitig verwenden konnte. das wird wohl gemeint sein: an den rändern abgefeilte goldmünzen.

  • Hallo Danni,


    Willkommen im Forum !


    in England war das sog."Coin clipping" z.B. im 13.Jhr. ein größeres Problem.
    Die Münzen hatten keinen richtigen Rand,wie man es heute kennt.Wurde nun ein kleines Stück abgezwackt,fiel das nicht so auf.
    Folglich waren mit der Zeit leichte und schwere Silbermünzen im Umlauf...
    Um ca.1650 rum kamen Münzen mit gerändeltem Rand auf,bei denen das "Abzwacken " nicht mehr so unauffällig möglich war.


    Hier steht noch was zum Thema "clipping":


    http://en.wikipedia.org/wiki/Coin_clipping


    Gruß
    Golden Mask

  • Der rändige (= mit definiertem Rand, z.b. gerändelte Zahnung) Dukaten kam in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auf. Siehe hierzu auch das Thema 1696 recoinage in England.
    Vorher war es (besonders bei Banken, Steuereintreibern und Geldverleihern) eine gängige Praxis, von Umlaufmünzen aus Edelmetall etwas abzufeilen oder abzuschneiden, um sich daran zu bereichern. Daher stammen auch so schöne Redewendungen wie "etwas abzwacken", "Zinsschneiderei" usw.

  • Hi, danke erstmal für die rege Anteilnahme :rolleyes:


    Es gibt zwei verschiedene Kontexte dieses Begriffes in den Erzählungen:


    Einmal den "blanken, schön geränderten holländischen Dukaten" - d.h. mit Riffelung, intakt ohne Mängel oder Verluste


    und im speziellen Fall kann man mit einer besonderen Feile nachhelfen:


    Ein Mann, dem sein Vermögen über alles geht, bekommt eine besondere (vielleicht magische etc.) Feile geschenkt. Der Schenker fragt ihn: "Haben Sie einen schönen rändigen Dukaten in der Tasche? ... Nehmen Sie einen solchen Dukaten aus der Tasche und feilen Sie den Rand ab." Der Beschenkte "tat es mit einer Geschicklichkeit, die von langer Übung zeugte. Und siehe - noch schöner kam der Rand des Dukatens zum Vorschein, und so ging es mit dem zweiten, dritten Dukaten, je mehr Bensch feilte, desto rändiger wurden sie."


    Also vermute ich mal, dass beide Male mit "rändig" gemeint ist, dass sie eine schöne Riffelung aufweisen, d.h. intakt und vollständig sind bzw. so aussehen. Denn wenn der reiche Sack (sorry - kein Sympathieträger der Geschichte) Übung darin hat, Goldstück abzufeilen, dann ist er also ein geübter Betrüger. Durch das Abfeilen müsste ja der geriffelte Rand Schaden nehmen. Wenn nun aber die Feile eine ganz besondere ist (sie wird entsprechend behandelt und es gibt auch gleich Zank, wem sie gehört), dann funktioniert sie wohl so, dass sie den Rand abfeilt ohne ihn zu beschädigen, sondern die Riffelung noch besser erscheinen lässt.


    DANKE!!! Ich glaub, ich hab es kapiert ^^


    Dann wäre aber gleich auch noch ein unstimmiges Detail entlarvt:
    Wenn es geränderte Goldstücke erst ab ca. 1650 gab, dann passt es nicht, was einer der Personen der Geschichte über die Feile erzählt: "Es ist das Zauberstück, für das ich meine Seele verkauft vor mehr als dreihundert Jahren.". Denn die Geschichte spielt im Jahr 1818, dreihundert Jahre vorher (um 1500) gab es scheinbar noch gar nicht die Notwendigkeit einer Feile, welche die Riffelung trotz Befeilens unbeschadet lässt, weil es noch gar keine Riffelungen gab... Richtig?


    lg, Danni

  • Hat E.T.A. Hoffmann Tatsachenberichte geschrieben? 8|

    Joh. 19, 22
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    "Als der Teufel das Geld erfunden hatte, konnte er sich getrost zur Ruhe setzen."


  • Einmal den "blanken, schön geränderten holländischen Dukaten" - d.h. mit Riffelung, intakt ohne Mängel oder Verluste

    Hier hast Du einen holländischen Handelsdukaten - der hatte immer einen glatten Rand auch die Nachahmungen aus Russland und Finnland.
    http://www.coinarchives.com/w/…10540&AucID=514&Lot=22136

    [smilie_happy] Humor ist, wenn man's trotzdem macht - sagte der Eunuch! [smilie_happy]


    :D :thumbup: :D Wer anderen eine Grube gräbt ist entweder Totengräber oder baut eine Künette :!: :D :thumbup: :D

  • Rostu:
    Natürlich hat Hoffmann keine Tatsachenberichte geschrieben. Aber gerade in der Geschichte geht es ihm darum, sie so realistisch wie möglich seiner damaligen Zeit und Umgebung anzupassen. Dass mit der Zauberfeile und den 300 Jahren sagt eine Person, die er einer Legende entnommen hat und um 1550 wohl lebte. Mein Hinweis auf den Fehler sollte nicht sagen, dass die Geschichte nicht o.k. ist, sondern einfach zeigen, dass Hoffmann wahrscheinlich nicht das Wissen heutiger Numismatiker hatte...


    Warum ich hier nachfrage: Wenn einer in der Geschichte ein besonderes Buch geschenkt bekommt, das sich in jedes beliebige Buch verwandeln kann, dann kann ich mir was drunter vorstellen. Wenn aber jemand eine besondere Feile erhält, die rändige Dukaten durch's Feilen noch rändiger erscheinen lässt, dann weiß bzw. wusste ich damit überhaupt nichts anzufangen...


    Der rändige holländische Dukaten wird in einer anderen Geschichte erwähnt. Vielleicht ist in der Geschichte mit der Feile ein anderer Dukaten mit geriffeltem Rand gemeint...


    Oder aber - und dann wär auch die Geschichte mit den 300 Jahren stimmig - es geht hier nicht um einen dezidiert geriffelten Rand, sondern allgemein um einen runden unversehrten Dukaten. Und mit der Feile kann man das Gold abfeilen, ohne dass der Rand der Münze davon Spuren zeigt.

  • "druckfrische Geldscheine" - oder?

    Hallo Danni!
    >>rostu<< hat Dich ja schon auf den Unterschied zwischen literarischer Freiheit und Tatsachen hingewiesen. Ich kenne viele Dukaten, aber keinen mit geriffelten Rand - das ist eben auch eines der Merkmale die einen Dukaten ausmachen.
    Falls es Dich interessiert habe ich Dir hier noch einen Link zu diversen Dukaten eingestellt:
    http://www.coinarchives.com/w/…h=Dukaten&s=0&results=100
    Es freut mich aber trotzdem daß Du angefragt hast weil lesen bildet und es gibt genug Verblödete des Prekariatsfernsehen.


    LG
    BUNDSCHUH

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  • Es ist ja beim rändigen Geldstück nicht zwingend eine Riffelung gemeint. Vielmehr bezieht sich dies auf einen definierten Rand, im Unterschied zur frühen geschlagenen Münze deren Rand oft halt unregelmäßig war und über die Prägung hinausstand.

  • Es ist ja beim rändigen Geldstück nicht zwingend eine Riffelung gemeint. Vielmehr bezieht sich dies auf einen definierten Rand, im Unterschied zur frühen geschlagenen Münze deren Rand oft halt unregelmäßig war und über die Prägung hinausstand.

    :thumbup: Absolut korrekt: rändig (-randig) = mit einem definierten Rand versehen, es ist nicht zwingend eine Riffelung gemeint...

  • Hm, also mich freuts erstmal ungemein, daß noch andere den guten "ETA" lesen :)


    Schließe mich übrigens Fish an. Je besser der Rand, desto dukatiker die Münze.


    Die Feile tut ja genau das, sie bessert die Ränder aus.


    LG
    Sheqalim

  • Mal noch `ne andere knifflige Frage: Warum nehmen die Goldverkäufer und Online- Shops das Fiat- Geld an; müßten sie doch daran interessiert sein, Goldbestände zu haben oder gar weiter aufzustocken ?

    :thumbup: Vielleicht liegt es daran, daß sie vom Aufschlag ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen?
    Warum nehmen in Simbabwe Bäcker Gold an in der Hyperinflation, obwohl man es nicht essen kann? :thumbup:

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  • Mal noch `ne andere knifflige Frage: Warum nehmen die Goldverkäufer und Online- Shops das Fiat- Geld an; müßten sie doch daran interessiert sein, Goldbestände zu haben oder gar weiter aufzustocken ?


    das ist so: die goldverkäufer stehen alle bei goldman sachs auf der payroll und versuchen schnell noch das völlig wertlose gold loszuwerden, was goldman gehortet hatte, bevor alle hirnis dieser welt merken, dass man auf dem klo papier braucht. aber pssst.... ich muss meinen scheiß auch noch loswerden.


    hey, willste was kaufen? 8)

  • Mal noch `ne andere knifflige Frage: Warum nehmen die Goldverkäufer und Online- Shops das Fiat- Geld an; müßten sie doch daran interessiert sein, Goldbestände zu haben oder gar weiter aufzustocken?

    Von irgendwas muß der Mensch doch leben; ein Goldbug wird selten Goldhändler.
    Wenn Händler anfangen zu spekulieren, kommt meist Murks bzw. ganz großer Murks heraus.

    "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" W. Ulbricht
    "... gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit, mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“ U. Barschel
    "Es gibt kein Treffen in Luxemburg", sagte Guy Schuller, Sprecher des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Freitag der dpa. "Das sind Gerüchte ohne Substanz."

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